Verstehe Schiller's 'Teilung der Erde' nicht!

Hallo an alle,

kann mir jemand nur kurz schildern was uns Schiller mit seinem Gedicht „Teilung der Erde“ sagen möchte? Bin eben auf das Gedicht gestossen und komme damit nicht zurecht. Vielleicht auch einen Link nennen wo es erklärt/interpretiert wird? Vielleicht verstehe ich den Hintergrund des Gedichtes nach eurer Hilfe!
Hier das Gedicht:

DIE TEILUNG DER ERDE {1795}

Nehmt hin die Welt! rief Zeus von seinen Höhen
Den Menschen zu, nehmt, sie soll euer sein.
Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Lehen,
Doch teilt euch brüderlich darein.

Da eilt was Hände hat, sich einzurichten,
Es regte sich geschäftig jung und alt.
Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten,
Der Junker birschte durch den Wald.

Der Kaufmann nimmt, was seine Speicher fassen,
Der Abt wählt sich den edeln Firnewein,
Der König sperrt die Brücken und die Straßen,
Und sprach, der Zehente ist mein.

Ganz spät, nachdem die Teilung Iängst geschehen,
Naht der Poet, er kam aus weiter Fern.
Ach! da war überall nichts mehr zu sehen,
Und alles hatte seinen Herrn!

Weh mir! So soll ich denn allein von allen
Vergessen sein, ich, dein getreuster Sohn?
So ließ er laut der Klage Ruf erschallen,
Und warf sich hin vor Jovis Thron.

Wenn du im Land der Träume dich verweilet,
Versetzt der Gott, so hadre nicht mit mir.
Wo warst du denn, als man die Welt geteilet?
Ich war, sprach der Poet, bei dir.

Mein Auge hing an deinem Angesichte,
An deines Himmels Harmonie mein Ohr.
Verzeih dem Geiste, der, von deinem Lichte
Berauscht, das Irdische verlor!

Was tun! spricht Zeus, die Welt ist weggegeben,
Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
Willst du in meinem Himmel mit mir leben,
Sooft du kommst, er soll dir offen sein.

Vielen Dank im Vorraus

Benjamin

Was tun! spricht Zeus, die Welt ist weggegeben,
Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
Willst du in meinem Himmel mit mir leben,
Sooft du kommst, er soll dir offen sein.

Hallo, Benjamin,
lies einfach die letzte Strophe noch einmal. Zeus richtet diese Worte an den Dichter.
Gruß
Eckard.

Hallo Benjamin,

Schiller meint: Der Dichter hat keinen Anteil an den materiellen Dingen der Erde (ein echter Dichter muss also arm sein - nichts für Goethe :wink: Dafür lebt er in unmittelbarer Schau der Gottheit (Zeus / Genitiv: Jovis), und die geistige Welt („Himmel“) gehört ihm.

Gruß,
Peter

Ironie?
Hallo auch,

ich denke, was uns Schiller sagen will, wurde schon geklärt, ich möcht nur noch drauf hinweisen, dass das Ganze wahrscheinlich nicht ohne einen Schuss Ironie zu lesen ist, zumal sich Schiller 1795 ja schon in Weimar befand, wie auch seine dichterische Erlaucht Goethe, und Goethe hatte nun in Weimar wahrhaft reichlich Anteil an materiellen Dingen.
Goethe wurde übrigens in Texten seiner Zeitgenossen immer wieder mit Zeus gleichgesetzt (so z.B. in Heines „Die romantische Schule“) bzw. wurde tatsächlich vergöttert (von den Romantikern z.B.). Das hat jetzt mit dem von Dir vorgelegten Text nichts zu tun, aber auch vor diesem Hintergrund kommt mir die „Teilung der Erde“ durchaus ironisch vor.

Keine Gewähr für diese Angaben, sind nur so Ideen.
Grüße,
Elisabeth

Ironie? - Korrektur
1795 lebte Schiller noch nicht in Weimar (erst ab 1799), aber ab 1794 war er mit Goethe in Kontakt (die Freundschaft, die die „Klassik“ begründete *g*), was meinem vorhergehenden Posting inhaltlich nicht widerspricht.

Grüße in die Runde,
Elisabeth