Verstrahlter Fisch

Hi,

da das Meer vor Fukushima radioaktiv verseucht ist, sind auch die Fische verstrahlt. Was wird unternommen, dass wir Menschen nicht verseucht werden? Schließlich bleibt das verseuchte Wasser nicht konstant vor Japan, sondern gelangt durch die Meeresströmungen auch in andere Regionen, wo dann ebenfalls Fische verseucht werden. Aber auch die verstrahlten Fische bleiben ja nicht vor Japan, sondern ziehen durch die Meere. Kann man trotzdem noch unbedenklich Seefisch essen? Weiß einer, ob und wie das kontrolliert wird?

Gruß B.

da das Meer vor Fukushima radioaktiv verseucht ist, sind auch
die Fische verstrahlt.

Der Begriff ‚verstrahlt‘ bedeutet zunächst lediglich, dass die Fische Strahlung ausgesetzt waren. Er bedeutet nicht , dass die Fische jetzt selbst strahlen würden.

Dass das Meer nahe Fukushima radioaktiv verseucht ist, bedeutet lediglich, dass dort radioaktive Partikel ins Meer gelangt sind. Das bedeutet nicht , dass das Wasser dort jetzt strahlen würde. Ganz im Gegenteil: Wasser bremst radioaktive Strahlung so effektiv aus, dass du wesentlich gefahrloser direkt vor der Atomruine tauchen kannst, als im Flugzeug von Europa nach Japan zu fliegen (radioaktive Höhenstrahlung!).

In Fukushima sind verschiedenste radioaktive Isotope ins Meer gelangt. Viele davon besitzen eine sehr kurze Halbwertszeit. Das bedeutet, dass sie schon längst zerfallen sind, bevor sie auf deinem Teller landen könnten.

Bei einem ganz erheblichem Teil dieser Isotope handelt es sich um Schwermetalle. Die sinken aufgrund ihres Gewichts im Schlick ein und landen so tief untem im Dreck, dass sie in den nächsten paar Milliarden Jahren keine Chance haben, in die Nahrungskette zu gelangen oder deinen Teller zu erreichen.

Das Problem ist, dass Wasserpflanzen einige dieser Metalle durchaus bevorzugt einlagern, und wenn diese Pflanzen von Fischen verzehrt werden, werden die Fische zu Strahlenquellen.

Allerdings gehören Fische selten dem Jetset an; sie leben vor der japanischen Küste, sie fressen vor der japanischen Küste, sie werden vor der japanischen Küste gefangen oder sie sterben vor der japanischen Küste.

Solange du also keinen japanischen Fisch kaufst, musst du dir keine Sorgen machen, dass du je im Leben auch nur im geringsten in irgendwie relevanter Weise mit der Fukushima-Strahlung in Berührung kommst.

Schlaf gut!

Danke! Ich habe übrigens – wie üblich – hervorragend geschlafen, ich bin nur deshalb sehr skeptisch, weil es damals bei der Tschernobyl-Katastrophe ja auch hieß, es hätte auf uns keinerlei Auswirkungen. Und dann auf einmal durften wir keine Erdbeeren, Wald- und Wiesenpilze mehr essen, und die Kinder sollten nicht mehr im Sandkasten spielen …

Moin,

Und dann auf einmal durften wir keine
Erdbeeren, Wald- und Wiesenpilze mehr essen, und die Kinder
sollten nicht mehr im Sandkasten spielen …

zum einen liegt das deutlich näher und zum anderen wurde damals sehr viel Staub aufgewirbelt. Der hat sich dann, weil der Wind ungünstig stand, auf große Gebiete in unserer Gegend verteilt.
Wenn der dann einmal lag, verschwand er nicht mehr so einfach.
In einigen Gegenden in Süddeutschland kann man heute noch erhöhte Werte für 137Cs messen.

Gandalf

Bei Tchernobyl war das Problem ganz anders gelagert. Durch die Explosion des Reaktors und durch den anschließenden Graphitbrand wurden erhebliche Mengen v. a. radioaktives Caesium 137 und Jod 131 in die Atmosphäre geblasen und durch den Wind großflächig verteilt.

Jod ist für den Menschen essentiell; v. a. in Jodmangelgebieten nimmt der Körper ein plötzliches Angebot an radioaktivem Jod daher gerne an. Allerdings ist dessen Halbwertszeit mit ca. 8 Tagen recht kurz. Dieses Problem ist also auch in Fukushima längst gegessen.

Caesium ist für Menschen nicht essentiell, jedoch lagert es sich in der Muskulatur ab. Die Halbwertszeit des Verbleibs im Körper beträgt 110 Tage, die radioaktive Halbwertszeit von Caesium knapp 30 Jahre. Die Gesamtstrahlendosis des in Tchernobyl freigesetzten Caesiums hat sich bis heute also gerade mal halbiert!

Das wäre an sich kein großes Problem, weil Caesium aufgrund seines hohen Gewichts im Boden immer tiefer sinkt und so aus der Nahrungskette verschwindet. Nicht jedoch im Wald. Pilze sind nämlich große Caesium-Fans: Die schmücken ihren Hut mit dem Zeug! Daher bleibt Caesium im Wald oberflächennah und sorgt dank Tchernobyl heute noch für eine hohe Strahlenbelastung bei Pilzgerichten.

In Fukushima ist das freigesetzte Caesium jedoch wesentlich ins Meer gelangt. Dort wird es sich mit Sicherheit noch lange Zeit in der Nahrungskette nachweisen lassen (ob es Algen oder andere Meereslebewesen gibt, die mit den Pilzen die Vorliebe für Caesium teilen, weiss ich nicht), aber es wird sich nur im geringen Maße über den Eintragungsort hinaus verbreiten.

Gruß

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Verstrahlter Camembert
Hi Gandalf,

In einigen Gegenden in Süddeutschland kann man heute noch
erhöhte Werte für 137Cs messen.

die hohen Werte im Südwesten hängen auch damit zusammen, dass damals die tapfere französische Grenzpolizei das Cäsium nicht ins Land ließ, so dass entlang des Rheins eine Art Rückstau mit höheren Konzentrationen entstand.

Zumindest der Teil davon ist wahr, dass es in Frankreich im Mai 1986 nach offiziellen Angaben nirgendwo ein Problem mit 137Cs gab.

Moral: Wenn man nicht über die technische Ausstattung verfügt, alles selber zu messen, ist man darauf angewiesen, dass veröffentlichte Sachverhalte wenigstens ungefähr mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Das ist in den gblühenden Landschaften zwischen Cattenom, Fessenheim, Pierrelatte und La Hague nicht immer der Fall.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Ich verstehe das alles nicht so recht…
Hallo,

weshalb machen alle ein so großes Faß auf anstelle den gesamten Mist einfach auf dem Meeresgrund zu versenken?

Weshalb denkt man an die mehr als kostenintensive Abschottung mittels Eiswall um das Gelände?

Gruß
nasziv

Weshalb denkt man an die mehr als kostenintensive Abschottung
mittels Eiswall um das Gelände?

Es gibt einen berühmten Präzedenzfall, nämlich die geplante Versenkung der Öllagerplattform Brent Spar in der Nordsee 1995. Diese künstliche Insel diente als Zwischenlager für in der Nordsee gefördertes Öl, von dem aus die Tankschiffe betankt wurden. Durch eine mittlerweile gebaute Pipeline zu einem Ölförderterminal auf den Shetlands war Brent Spar überflüssig geworden. Anstelle einer teuren Verschrottung und Entsorgung an Land hatte Shell als Betreiber der Anlage geplant, diese an Ort und Stelle zu versenken.

Heute besteht weitgehender Konsens, dass die Versenkung allenfalls minimalen Schaden verursacht hätte. Damals hat aber Greenpeace für den Fall der Versenkung den drohenden Untergang der Welt, mindestens aber eine weiträumige Verseuchung der Nordsee prophezeit und in einer medienwirksamen Aktion die Insel besetzt. Das große Medienecho und hat in weiten Teilen Westeuropas eine Empörung ausgelöst, die zu Boykotten (der Absatz von Shell ging in einigen Ländern um bis zu 50 % zurück) und sogar einem Brandanschlag auf eine Shell-Tankstelle geführt haben.

Der wirtschaftliche und vor allem der Imageschaden für Shell war enorm; im Vergleich dazu waren die Kosten der Entsorgung an Land (nach heutigem Wert etwa 35 Mio €) geradezu Peanuts. Deshalb hat Shell schließlich eingelenkt und die Versenkung abgeblasen.

Würden die Japaner im Fall von Fukushima pragmatisch vorgehen, und die ganze Brühe einfach ins Meer kippen und sich selbst überlassen, wären die diplomatischen und wirtschaftlichen Schäden und der weltweite Ansehensverlust für die Japaner voraussehbar gewaltig. Japan hat traditionell ein einigermaßen angespanntes Verhältnis zu seinen Nachbarstaaten (zu praktisch allen Staaten, die im frühen 20. Jhdt im Manövrierbereich der kaiserlichen Kriegsflotte lagen) und einige dieser Staaten würden einen solchen Vorfall nur zu gerne nutzen, ein riesiges Fass gegen Japan aufzumachen.

Ob gerechtfertigt oder nicht, würde der Verlust des Vertrauens in die Produkte der in Japan sehr bedeutenden Fischereiindustrie ebenfalls zu Schäden führen, neben denen die Kosten für die Vereisung relativ unbedeutend werden könnten. Zudem ist Japan nicht in der Lage seinen Nahrungsmittelbedarf auch nur annähernd selbst zu decken; derzeit müssen 60% aller Lebensmittel importiert werden. Würde die Fischerei als wichtige Proteinquelle dauerhaften Schaden nehmen, wäre die Abhängigkeit Japans von Importen und damit die Verletzlichkeit des Landes nochmals deutlich erhöht. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit einer weitflächigen Verseuchung der Fischbestände gering ist, ist die Schadenshöhe im Eintrittsfall doch sehr hoch. Das muss in eine Risikobewertung natürlich einbezogen werden.

Gruß

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Hallo,

nschen

nicht verseucht werden? Schließlich bleibt das verseuchte
Wasser nicht konstant vor Japan, sondern gelangt durch die
Meeresströmungen auch in andere Regionen,

Computersimulationen deutscher Wissenschaftler zufolge, wird Wasser aus Fukushima in etwa drei Jahren die Westküste der USA erreichen und dann etwas weniger stark strahlen als heute die Ostsee, die durch die Tchernobyl-Geschichte noch leicht erhöhte Werte aufweist.

Wir reden übrigens von 250.000 Kubikmetern, die gelagert werden und wohl um die 1000 Kubikmeter, die schon ins Meer gelangt sind. Die Weltmeere enthalten 1,4 Mrd. Kubik kilo meter Wasser - also etwa fünfbillionenmal so viel. Anders formuliert: auf einen Tropfen (1 Milliliter) Fukushimastrahlewasser kommen 5.000 Kubikmeter Meerwasser. Das wiederum entspricht dem Volumen von rd. 500 Wohnungen mit 50 m²; dies nur, um die Dimensionen mal zu verdeutlichen.

Gruß
C.