Versuch einer Definition des Intellektuellen

Hallo Branden und Josephin
Wortgebrauch und Wertung dieser Begriffe kann man nicht unbedingt gleichsetzen:
Begriffe wie: verschlagen, klug, weise, intelligent und am Ende intellektuell gehören nicht zur gleichen Wertskala. Letzteres, wonach gefragt wurde, hat nun mal den Geruch des Modischen und Gekonnten im gesellschaftlichen Umgang, mehr als Sprach- und Umgangsverhalten. Man erwartet vielleicht kluge Sprüche und Reaktionen aber keine Klugheit.

Oft genug ist ein Intellektueller ein regelrechter Dummkopf - auch wenn er oft genug ein willkommener Gesprächspartner ist.

Friedhelm

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Huhu!

Nicht ganz ernst:
Ein Intelektueller ist jemand, der einige Klassiker gelesen hat, und ein schlechtes Gewissen wegen all der Klassiker hat, die er noch nicht gelesen hat.

Ein Nichtintelektueller hat vielleicht ein paar Klassiker gelesen, hat aber kein keinesfalls ein schlechtes Gewissen wegen denen, die er noch nicht gelesen hat.

Viele Grüße!
Ph. aka aka.

Zugegeben, das ist lustig, Philipp.
Trifft aber wohl eher auf den Bildungsbürger zu als den Intellektuellen.
Zugespitzt formuliert würde ich sogar meinen, dass dieser Bildungsbürger das Gegenteil des Intellektuellen ist.
Mit anderen Worten: Du hast nicht nur das Zerrbild, sondern genau genommen den Gegenentwurf zum Intellektuellen dargestellt.
Gruß,
Branden

Hallo Jesephine

Ganz gewiss würde mich aber der Ausspruch „ich bin
intellektuell“ z.B. in einem Singleforum ganz entschieden
davon abhalten, dem Profil nur eines weiteren Blickes zu
würdigen. Wer dies so von sich sagt, ist über die einfache
kaum erträgliche Art nicht hinaus gekommen.

Glücklicherweise hat das (außer Dir, aber ist ja nur ein „…“) niemand hier im Thread von sich selbst gesagt.
Aber selbst in diesem Punkit möchte ich Dir widersprechen. Ich meine, schon von (durchaus respektablen) Menschen diese Wendung gehört zu haben, etwa in dem Sinne „Wir I. sollten …“ . Es gibt Intellektuelle, denen ich das auf sich selbst bezogene Wort durchaus zugestehen kann. (Es sind oftmals Philosophen und/oder Schriftsteller.) Sie kokettieren dann nicht damit, sondern nennen letztlich gesellschaftspolitische Zusammenhänge beim Namen. Pseudo-Bescheidenheit hilft hier nicht, sondern würtde nur reaktionären Mystizismus (den ich nicht mit echter Mystik verwechsle!) unterstützen.
Mir sind die Anti-Intellektuellen (politisch) im Grunde verdächtiger als die Intellektuellen. Von debnen ging oftmals die größte Gefahr aus. Es sind fast immer erzkonservative Menschen, die (an Paranoia grenzende) Ängste haben. Hitler war da ein „wunderbares“ Beispiel.
Er und iele seiner näheren Gefolgsmänner hatten Angst vor den (meist jüdischen) Intellektuellen. Sie haben auch Kunst abgelehnt, die intellektuelle Momente hatte.
Gruß,
Branden

Hallo Friedhelm

Oft genug ist ein Intellektueller ein regelrechter Dummkopf -
auch wenn er oft genug ein willkommener Gesprächspartner ist.

Dann haben wir unterschiedliche Definitionen des Intellektuellen. Der Intellektuelle ist nach meiner Auffassung ja eben weit mehr als ein Dummschwätzer und/oder Bildungsbürger.
Mit dem gleichen Recht könntest Du einen „weisen Menschen“ als „Dummkopf“ bezeichnen.
Gruß,
Branden

Zuviel Denken wirkt sich kontraproduktiv auf mein Sexleben aus.

Das genau würde einen Intellektuellen nie interessieren, im Gegenteil (siehe Gottfried Benn)!

Intellektuelle sind so gut wie nie Manager, Politiker, Bischöfe, Ärzte, Anwälte.

Da wäre ich mir nicht so sicher! Insbesondere Ärzte und Anwälte, die mit den Verwerfungen bzw. den Folgerscheinungen des Rechts- bzw. Gesundheitssystems (sprich: Ungerechtigekit und Tod)zu tun haben, können durchaus intellektuelle Fähigkeiten besitzen. Auch würde ich unseren Kardinal Ratzinger (der ja gloob ick früher auch mal Bischoff war) als einen der möglichen Prototypen des Intellektuellen bezeichnen.

Worauf ich hinaus möchte: Intellektuelle haben einen FETT:KÖRPERLICHEN:FETT Bezug zu ihren geistigen Objekten. Es ist, im Gegensatz zu den o.g. genanten „intellektuellen Fähigkeiten“, ein „Wesenszug“ von ihnen.
Sie nehmen das Alltagsleben in allen seinen Nuancen durchaus wahr, der FETT:KICK:FETT besteht jedoch in „Erkenntnissen“, so banal sie auch sein mögen.
Da diese Erkenntnisse im Laufe eines Lebens jedoch immer weniger werden, lebt der Intellektuelle im Alter verschroben, allein und nicht sehr gesellschaftsfähig, es ei denn, er ist, wie es so häufig üblich ist, in einer kommunikativen Rückkopplungsschleife mit anderen seines Kalibers. Doch weiß er um diese Tatsache! Das ist sein Vorteil gegenüber allen anderen bzgl. der einzigen Herausforderung, die der Geist zu bewältigen hat: Der/den Tod!
Das sei mal so kurz in die Diskussion hineingeworfen und hat keinen Ansptuch auf höhere Wahrheit.

Hallo Branden,
Ein interessanter Aspekt!
Daß seit dem Fernsehen, sagen wir seit den 60er Jahren, die Intellektuellen z.B. eines Landes mit der Intelligenz des Landes gleichgesetzt werden :wink:, wobei allerdings seitdem auch der Wortgebrauch weitgehend durch diese Medien bestimmt wird, war mir bei meiner Behauptung nicht im Bewusstsein, - weswegen ich auch mehr das modisch stutzerhafte des „Intellektuellen“ – immer auf den Geleisen der neuesten Sprüche und Trends – also einer Zeit betonte, als der „Mann ohne Eigenschaften“ in Düsseldorf, München und Berlin noch unsere Bibel war. Damals gab’s auch noch den Begriff des Fachidioten.
Aber – zu meiner Rechtfertigung - , selbst der mit der Zeit gehende Duden beschreibt noch die kritische Bedeutung, wenn auch erst unter 2. „übermäßige Betonung des Verstandes, einseitig verstandesmäßiges Denken“ (wie auch immer ein andersartiges als verstandesmäßiges Denken vor sich gehen soll?) - . Gemeint ist da womöglich ebenfalls das stutzerhaft übermäßige Betonen des eigenen Verstandes des „Intellektuellen“ – oder die Art des Argumentierens.
Der Duden beschreibt unter 1. den Intellektuellen allerdings ganz in Deinem Sinne. Ich gebe mich geschlagen.
Ob es den Weisen gibt, der zugleich ein Dummkopf ist? Natürlich. Kommt darauf an, wer das sagt. Jesus oder Mohammed inkognito aber höchstpersönlich heute bei Peter Sloterdijk in der Talkshow oder hier im Thread würden kaum Eindruck machen.

ganz herzlich
Friedhelm

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Hallo Friedhelm

… wobei allerdings seitdem auch
der Wortgebrauch weitgehend durch diese Medien bestimmt wird,
war mir bei meiner Behauptung nicht im Bewusstsein, - weswegen
ich auch mehr das modisch stutzerhafte des „Intellektuellen“ –
immer auf den Geleisen der neuesten Sprüche und Trends – also
einer Zeit betonte, als der „Mann ohne Eigenschaften“ in
Düsseldorf, München und Berlin noch unsere Bibel war.

Ich seh schon, es gibt in der Tiefe keinen Dissenz zwischen uns diesbezüglich. Was mich freut.
Ich lese übrigens gerade wieder Drewermanns Märchen-Deutungen. Da haben wir beides: Den Intellekt und das „Herz“; oder auch „Hermeneutik mit der ganzen Seele“.
Es grüßt Dich herzlich
Branden