Versuch einer Definition des Intellektuellen

Guten Morgen, Philosophierende.
Mich würde interessieren, wie Ihr den Intellektuellen definiert und was Euch wichtig ist.
Ich fang mal an, was mir zum „Intellektuellen“ in den Sinn kommt und würde mich über Ergänzungen, Kritiken usw. freuen.
In früherer Zeit wurde (in Deutschland, Russland etc.) einfach zwischen Kopfarbeitern und Handarbeitern unterschieden. Ein Volksschullehrer galt als Intellektueller, ein Handwerker nicht.
Nach dieser Definition wäre jeder Student ein Intellektueller - wir wissen, dass das nicht zutrifft.
:wink:
Der Intellektuelle macht sich (wie ein Faust, vielleicht auch manchmal wie ein Hamlet) auf die Suche nach einer Wahrheit - egal, was dabei herauskommt. Er weiß noch nicht, ob ihm die Wahrheit nützt oder schadet.
Das unterscheidet ihn von der „Krämerseele“, die immer nur das gut findet, was sie gerade besitzt oder „an den Mann bringen“ will. (Der Ford-Verkäufer will dem Kunden vermitteln, das Ford das beste Auto ist.)
Außerdem sollte meiner Ansicht nach der Intellektuelle in der Lage sein, seine Identifikationen zu reflektieren und ggf. sich von denselben zu distanzieren, sie also ggf. auflösen.
Der Intellektuelle erkennt nicht nur die Welt, sondern sich als ein Teil von ihr und seine spezifische Beziehung zu ihr und in ihr.
Was meint Ihr?
Interessiert:
Branden

Moin nach Berlin,

Wiki fasst das angenehm knapp zusammen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Intellektuelle

Dies allerdings:

Außerdem sollte meiner Ansicht nach der Intellektuelle in der
Lage sein, seine Identifikationen zu reflektieren und ggf.
sich von denselben zu distanzieren, sie also ggf. auflösen.

vermisse ich dort auch.

Nur das „Auflösen“ - das sehe ich nicht. Für mich ist der Intellektuelle (im Idealfall) fähig, zwischen eigener und möglicherweise allgemeingültiger oder anders ausgerichteter Perspektive zu unterscheiden.

Wobei es gerade unter Intellektuellen wahre eitle Kotzbrocken gibt…

Sonntagsgruß,

Anja

Moin Anja

Wiki fasst das angenehm knapp zusammen

Ja, ist auch nicht schlecht. Halt ergänzenswert wie meine Definitionen auch. :wink:
Aber was mich interessiert, sind hierzu Deine / Eure eigenen Vorstellungen. Und Deine / Eure Empfindungen dazu.
Was interessiert Dich am Intellektuellen, was irritiert Dich, was stößt Dich ab, was gefällt Dir.
Gruß,
Branden

Mangel an Seele
Hallo Branden

Ich glaube man kann ihn von unten, so wie auch von oben sehen, denn er stellt eine gewisse Stufe in der Hierarchie des Geistes dar.

Vom rein menschlichen Standpunkt, ist er eine aus dem Dunkel aufsteigende Entwicklungsstufe zum Licht. Für ihn ist der Verstand das höchst mögliche Erreichbare, doch kann er nicht über ihn hinausschauen. Somit kann er das Leben auch nicht bemeistern, da er dessen Tiefen und Höhen nicht ausmessen kann.

Alle großen Ansätze zur bloßen intellektuellen Bemeisterung menschlichen Zusammenseins, wie Marx, Lenin usw. sind eben genau aus diesem Grund gescheitert. Wie wir wissen ist das Leben irrational und läßt sich nicht in einen Goldenen Käfig stecken.

Die Lösung wäre natürlich, wenn man ihn dazu bringen könnte, sich zu übersteigen, - nicht a la Nietzsche, sondern in der Kultivierung des Seelischen, das allein einer unendlichen Entwicklung fähig ist, - a la Sri Aurobindo.

siehe auch hier:http://www.odinring.de/ubermensch/trilogie.htm

Hier wäre das Leben ein Ausdruck seelischer Entwicklung und der Verstand (oder auch die Vernunft) ein Diener, kein arroganter Herrscher.

gruß
rolf

Versuch einer Definition des Intellektuellen
Hi Branden,

Der Intellektuelle macht sich (wie ein Faust, vielleicht auch
manchmal wie ein Hamlet) auf die Suche nach einer Wahrheit -
egal, was dabei herauskommt. Er weiß noch nicht, ob ihm die
Wahrheit nützt oder schadet.

Das allein ist für mich kein Intellektueller, sondern ein „bloßer Formen-Spieler“ (Bourdieu über Derrida), eine „asketische Priester-Figur“ (Nietzsche) oder ein „typischer Kleinbürger“ (Marxismus).

„Mein“ Intellektueller weiß darüberhinaus , warum er genau da nach einer Wahrheit sucht und nicht anderswo, er nimmt in sein Kalkül, wessen cui bono diese Wahrheit sein wird, und vor allem sieht er den Willen zur Wahrheit in der Wahrheit.

„Mein“ Intellektueller dient der Wahrheit solange er sie will, und er zerstört sie genau so leicht, sobald er sie nicht mehr will, oder sie ihn nicht mehr will.

„Mein“ Intellektueller ist zweifellos ein Praktiker, ein Theorie-Praktiker.

Insofern halte ich z.B. einen Marcuse, ja auch einen Lenin, für tausend Mal „intellektueller“ als etwa einen Adorno, einen Reich für „intellektueller“ als einen Freud, einen Foucault, oder sogar mehr noch einen Žižek, für „intellektueller“ als einen Habermas oder gar einen Apel.

Außerdem sollte meiner Ansicht nach der Intellektuelle in der
Lage sein, seine Identifikationen zu reflektieren und ggf.
sich von denselben zu distanzieren, sie also ggf. auflösen.

das trifft auf „meinen“ genauso zu, aber diese Auflösung darf keine bloße Ablösung-durch-irgendeine-Einsicht sein, sondern muss im Sinne Nietzsches ein Zugrunde-Gehen-durch-sich-selbst sein. Am Punkt der maximalen Identifikation erst darf diese sich auflösen - siegreich sich verlieren.

Der Intellektuelle erkennt nicht nur die Welt, sondern sich
als ein Teil von ihr und seine spezifische Beziehung zu ihr
und in ihr.

vor allem weiß er, wie er in und durch die Welt geworden ist, und er weiß wiederum seinen Ort im Prozess des Welt-Werdens.

Viele Grüße
Ben

Annabelle, du bist so herrlich intellektuell

Guten Morgen, Philosophierende

Intellektuell heisst aktuell eventuell rituell-spirituell und
unkonventionell graduell virtuell.

„Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell,
Du bist so wunderbar negativ,
Und so erfrischend destruktiv.
Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich unkonventionell,
Ich bitte dich, komm sei so gut,
Mach‘ meine heile Welt kaputt! …“

http://www.lesfillesaffranchies.com/songs/annabelle.txt

Gruss

Rolf

Hi Ben
vielleicht auch

„Mein“ Intellektueller weiß darüberhinaus , warum er
genau da nach einer Wahrheit sucht und nicht anderswo, er
nimmt in sein Kalkül, wessen cui bono diese Wahrheit sein
wird, und vor allem sieht er den Willen zur Wahrheit in
der Wahrheit.

Da sehe ich noch keine echte „Steigerung“, will sagen: Bis hierher läuft es für mich auf Dasselbe hinaus, nur etwas „gedreht“.

„Mein“ Intellektueller dient der Wahrheit solange er sie will,
und er zerstört sie genau so leicht, sobald er sie nicht mehr
will

Hier wird es jetzt problematisch mit der Übereinstimmung :wink:

oder sie ihn nicht mehr will.

Das ist wunderschön gesagt, ich fürcjte aber: letztlich leer…oder, angenehmer ausgedrückt: einfach sprachlich elegant, aber nah an Heideggers idealistischem Geraune -
mit Verlaub. :wink:

„Mein“ Intellektueller ist zweifellos ein Praktiker, ein
Theorie-Praktiker.

Das wiederum ist gut und da sind wir wieder nah beieinander.

Insofern halte ich z.B. einen Marcuse, ja auch einen Lenin,
für tausend Mal „intellektueller“ als etwa einen Adorno

Und schon sind wir wieder ein Stück auseinander

einen
Reich für „intellektueller“ als einen Freud

Da bist Du höchstens noch nah bei Nescio, wie Du weißt :wink:

das trifft auf „meinen“ genauso zu, aber diese Auflösung darf
keine bloße Ablösung-durch-irgendeine-Einsicht sein, sondern
muss im Sinne Nietzsches ein Zugrunde-Gehen-durch-sich-selbst
sein.

Ich ahne, was Du meinst, stimme Dir zu, würde es aber nicht „so hoch hängen“ (weniger Wagnersches Pathos) :wink:

vor allem weiß er, wie er in und durch die Welt geworden ist,
und er weiß wiederum seinen Ort im Prozess des Welt-Werdens.

Hier sind wir wieder dermaßen d’accord…hab das Gefühl: wieder nahe am Anfang
Es grüßt Dich
Branden

Hallo Rolf

Intellektuell heisst aktuell eventuell rituell-spirituell

Genau das heißt es ganz bestimmt nicht
und

unkonventionell graduell virtuell.

Hast Du gerade Seifenlauge geschluckt, Rolf?
Ich seh da soviele Seifenblasen :wink:

"Annabelle, ach Annabelle,
Du bist so herrlich intellektuell

Ja, der alte Reinhard Mai- Song klingt mir auch noch in den Ohren. Der hilft uns nur gerade nicht viel weiter.
Gruß,
Branden

Hallo Rolf

Alle großen Ansätze zur bloßen intellektuellen Bemeisterung
menschlichen Zusammenseins, wie Marx, Lenin usw. sind eben
genau aus diesem Grund gescheitert.

Es geht ja nicht um „bloße“ intellektuelle Bemeisterung. Die Intellektuellen, die ich schätze, aben ja keine Lücken im Gefühl oder ähnlichem. Die Vorstellung, ein Intellektueller müsse gleichsam als „Aushleich“ irgendwo ein menschliches Minus haben, ist ja eine fast paranoide Vorstellung der Anti-Intellektuellen.

Wie wir wissen ist das
Leben irrational und läßt sich nicht in einen Goldenen Käfig
stecken.

Das tut der Intelletuelle ja eben nicht. Der öffnet eher Käfige.
Gruß,
Branden

Hallo Branden,

ich bin spät dran, weiß deshalb nicht, ob Du dies überhaupt noch ließt. Trotzdem… auch gerade weil Du nicht nach der Definition, sondern nach der Empfindung fragst, möchte ich etwas dazu sagen.
Für mich gibt es angenehm Intellektuelle und „möchtegern“ Intellektuelle. Die letztere Gattung von beiden besticht durch ihr Wissen (Allgemein-, Kultur-, Fach-, Belesen), ist aber menschlich nur von Gleichgesinnten zu ertragen (Arroganz, Überheblichkeit, emotionale Krüppel).
Die wirklich Intellektuellen sind für mich die, die ihr Wissen auf das Leben an sich ausgeweitet haben, es übertragen konnten, sehr menschlich sind und den Sinn für das Wesentliche nicht verloren haben.
Intellektuelle sind Menschen, mit denen ich gerne vor dem Kamin sitzt und ein Glas Wein trinke, rede, zuhöre.
Ganz gewiss würde mich aber der Ausspruch „ich bin intellektuell“ z.B. in einem Singleforum ganz entschieden davon abhalten, dem Profil nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Wer dies so von sich sagt, ist über die einfache kaum erträgliche Art nicht hinaus gekommen.

Grüße, Jose

PS: Konkreter… das Wissen interessiert, der Mensch interessiert, die Art, wie er denkt, lebt interessiert, er ist spannend.
Anderseits kann er (der möchtegern) nerven, völlig uninteressant sein, Arroganz und Überheblichkeit stößt natürlich ab (obwohl… ich lege mich auch gerne mit ihnen an, um zu sehen, ob sie in 20 Jahren noch an meine Worte denken).
Was mich irritiert: Dass Intellektuelle den Sinn des Gesagten oder gelesenen oft weniger verstehen oder umsetzten können (trotz des Wissens), oder dass sie meinen es zu sein, obwohl ihnen eine ganz gehörige Portion dazu fehlt.

Noch was… Du hast geschrieben…
„irgendwo ein menschliches Minus haben, ist ja eine fast paranoide Vorstellung der Anti-Intellektuellen“
Du irrst. Es ist keine paranoide Vorstellung der Anti-Intellektuellen. Erstens ist es eine Tatsache, dass sich viele als Intellektuell bezeichnen, menschlich aber auf der Strecke geblieben sind, zweitens merken sie ihren Irrtum nicht, weil sie sich mit Ihresgleichen oder „Hochguckern“ umzingeln. Drittens… bedenke, dass Dein Satz an sich schon paranoid sein könnte…

Ich lese gerade ein Buch… Seelenruhe von Eva-Maria Altemöller. Auch wenn der Titel jetzt nicht gerade zum Thema passt, wird doch jeder Leser wissen, welcher Person ich die „Qualifikation“ Intellektueller zuerteilen würde.

Schweres Geschütz ?
Hallo, Branden,

Hi Ben

Insofern halte ich z.B. einen Marcuse, ja auch einen Lenin,
für tausend Mal „intellektueller“ als etwa einen Adorno

Und schon sind wir wieder ein Stück auseinander

einen Reich für „intellektueller“ als einen Freud

Da bist Du höchstens noch nah bei Nescio, wie Du weißt :wink:

Was hat dich denn so gereizt ?
(bei Ben, bei mir, bei Reich, bei allen dreien)

Gruss
Nescio

Leichtgewicht Reich

einen Reich für „intellektueller“ als einen Freud

Da bist Du höchstens noch nah bei Nescio, wie Du weißt :wink:

Was hat dich denn so gereizt ?
(bei Ben, bei mir, bei Reich, bei allen dreien)

Gereizt hat mich da nicht so arg viel, Bescio, aber Du weißt ja, dass ich Reich für „philosophisch weniger relevant als Freud“ halte, gut, das ist nix besonderes, aber ich halte ihn auch nicht für intellektueller als Freud. Ich bin ja mit Franz Ben über sehr vieles völlig gleicher Ansicht, aber hier eben nicht.
Reich hat nicht annähernd so bedeutende Zusammenhänge erkannt wie Freud und er hat darüberhinazus auch nicht so einen „intellektuellen Überblick“ gehabt.
Gruß,
Branden

Hallo,

Mich würde interessieren, wie Ihr den Intellektuellen
definiert und was Euch wichtig ist.
Was meint Ihr?

Intellektuelle sind Lehrer (Gymnasium), Professoren, Wissenschaftler bzw. generell (Vor)Denker (ohne Verpflichtung einer Arbeit zum Unterhalt nachzugehen).

Ich wäre gern letzteres, wobei ich zu meinem intellektuellen Ich immer noch einen Ausgleich brauche. Zuviel Denken wirkt sich kontraproduktiv auf mein Sexleben aus.

Sie sind das Salz in der Suppe der Gesellschaft, wobei mehr besser ist, als wenig.

Intellektuelle werden oft angefeindet.

Als es noch keine Laser-OP gab bzw. Kontaktlinsen, konnte man Intellektuelle gut an Ihren Brillen erkennen (Augen kaputt gemacht beim Lesen von tollen Büchern).

Intellektuelle sind so gut wie nie Manager, Politiker, Bischöfe, Ärzte, Anwälte.

So ist mein Verständnis. Deine Umschreibung hat bei mir lediglich für Kopfzerbrechen geführt. Wäre gut, wenn Du konkreter sein könntest (und ich theoretischer).

Eencockniedo

Hallo E

Intellektuelle sind Lehrer (Gymnasium), Professoren,
Wissenschaftler bzw. generell (Vor)Denker (ohne Verpflichtung
einer Arbeit zum Unterhalt nachzugehen).

Intellektuelle sind so gut wie nie Manager, Politiker,
Bischöfe, Ärzte, Anwälte.

Ich schrieb ja in meinem Ausgangsposting schon, dass FRÜHERE, also überholte, sehr vereinfachte Definitionen des I. schon Lehrer usw. dazu zählten. In dieses Vorstadium müssen wir jetzt aber nicht zurückfallen. :wink:
Lehrer rechnest Du zu den Intellektuellen, Ärzte hingegen nicht. Meiner Erfahrung nach ist es eher umgekehrt: Es gab einige bedeutende Intellektuelle unter den Ärzten (von Sigmund Freud bis Gottfried Benn, von Albert Schweitzer bis Che Guevara), ich kenne hingegen keinen Lehrer, der da Furore gemacht hat. :wink:
Gruß,
Branden

Lieber Branden,

einen Reich für „intellektueller“ als einen Freud

Da bist Du höchstens noch nah bei Nescio, wie Du weißt :wink:

Was hat dich denn so gereizt ?
(bei Ben, bei mir, bei Reich, bei allen dreien)

Gereizt hat mich da nicht so arg viel, Bescio, aber Du weißt
ja, dass ich Reich für „philosophisch weniger relevant als
Freud“ halte…

Ja, das weiss ich, und damit bist du auch gut aufgehoben. Selbst
härteste Freud bashers würden dir da noch zustimmen.

Aber dein: Da bist Du höchstens noch nah bei Nescio, wie Du
weißt

passt nicht zu deiner obigen verharmlosenden Erklärung.
Dafür klingt es zu gereizt, dazu wohlwollend-drohend ggü Ben:

In die Nähe von Nescio geraten... Wie kannst du nur, Ben ?!!
Hast du dir das mal vor Augen geführt ? Warst sicher nicht ganz bei 
der Sache. Du weisst doch Bescheid.
Also, Ben: zurück, Marsch, Marsch !
Denn Reich in irgendeiner Hinsicht über Freud zu stellen - das kannst 
du doch nicht ernsthaft wollen...

Gruss
Nescio

Guten Morgen, Philosophierende.
Mich würde interessieren, wie Ihr den Intellektuellen
definiert und was Euch wichtig ist.

hi
nachdem ich mir den Artikel mit allen Folgeartikeln und Antworten mit sehr viel Interesse (wir hatten das Thema unlängst im Bekanntenkreis) durchgelesen habe, drängt sich bei mir der Schluss auf, dass die meisten hier, genau wie mein Bekanntenkreis, die Eigenschaften und Fertigkeiten des Intelektuellen reinweg als jene tituliert, die ihr am meisten schätzt und achtet. Sei dies nun aus Respekt, einem möglichen eigenen „Nutzen“-Maßstab heraus oder aufgrund dessen, dass man diese Fertigkeiten selbst anstrebt oder besitzt.

Im Detail bei der Differenzierung der Randbedingungen bzw. des Rahmens eurer Definition habe ich allerdings zumindest bei Branden, Ben und Rolf. Eine erste sehr sinnvolle Unterscheidung, die einen Rahmen einer Definition sinnvoll macht, ist die Abgrenzung bei Jose.
Der Möchtegern- Intellektuelle, der einem zwar die Zeilen des Faust in unübertroffener Gestik darbietet aber weder den Sinn des Stückes noch die Schönheit Goethes Poesie erkennen kann, der Klugscheisser, der auf Ordnung, Gesetz und Regel pocht aber nie den Sinn von normativen Konstrukten hinterfragt hat oder der Fachidiot, der als seelischer Krüppel taktlos den Mitmenschen anwidert und ihn langweilt mit Phrasen und Regeln, die nur er in seiner Umgebung beherrscht.

So widerspreche ich Branden, denn mein Interlektueller ist nicht der „Weiterdenkende“ sondern der, der hinter sein Denken schauen kann. Wei Branden im letzten Artikel erklärt, sollte sich ein Intellektuellen zwar für etwas begeistern können und Schönheit im Geiste und an der Materie erkennen können aber auch seine Thesen -wenn nötig- widerrufen können und über sich selbst lachen bzw. sich selbst nicht zu ernst nehmen. Im Karate gibt es dafür schöne Beschreibungen, wenn man ausdrücken möchte, dass jemand über eine Situation oder über einen Kampf „erhaben“ ist. So in Etwa sehe ich den Intellektuellen weder hochnäsig, noch lapidar im Umgang mit Mitmenschen in seiner jeweiligen Situation als „erhaben“ an.

Hallo Branden,

Ich schrieb ja in meinem Ausgangsposting schon, dass FRÜHERE,
also überholte, sehr vereinfachte Definitionen des I. schon
Lehrer usw. dazu zählten. In dieses Vorstadium müssen wir
jetzt aber nicht zurückfallen. :wink:

Bin ich nicht progressiv genug? :wink:

Lehrer rechnest Du zu den Intellektuellen, Ärzte hingegen
nicht. Meiner Erfahrung nach ist es eher umgekehrt: Es gab
einige bedeutende Intellektuelle unter den Ärzten (von Sigmund
Freud bis Gottfried Benn, von Albert Schweitzer bis Che
Guevara), ich kenne hingegen keinen Lehrer, der da Furore
gemacht hat. :wink:

Ok, nach etwas Nachforschung meinerseits, sehe ich das auch so. In gewisser Weise ist da wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken, dass Oberstufenlehrer auch Intellektuelle sind. :wink: (Im Sinne von, „Wir zeigen es Pisa!“.

Sind alle Mensa-Mitglieder Intellelluelle? (ein schwieriges Wort!)

Vielleicht ist ja allein jemand der Hochintelligent ist (wie ich - Posaun!) ein Intellektueller (verkapter oder praktizierender)?

Oder IQ>130 + offensiver Brillenträger = Intellektueller?

Am Schluss hast Du hoffentlich eine klare und wohlklingende Definition.

Eencockniedo

Hallo Tobias

So widerspreche ich Branden, denn mein Interlektueller ist
nicht der „Weiterdenkende“ sondern der, der hinter sein Denken
schauen kann.

Kein Widerspruch - da sind wir d’accord.

So in Etwa sehe ich den
Intellektuellen weder hochnäsig, noch lapidar im Umgang mit
Mitmenschen in seiner jeweiligen Situation als „erhaben“ an.

Da sind wir schon wieder d’accord. Ich sehe diesbezüglich keinen Dissenz zwischen uns.
Gruß,
Branden

Hallo E

Ok, nach etwas Nachforschung meinerseits, sehe ich das auch
so. In gewisser Weise ist da wohl eher der Wunsch der Vater
des Gedanken, dass Oberstufenlehrer auch Intellektuelle sind.
:wink: (Im Sinne von, „Wir zeigen es Pisa!“.

Sympathisch.

Sind alle Mensa-Mitglieder Intellelluelle? (ein schwieriges
Wort!)

Du meinst also nicht die um den Mittagstisch herumsitzenden Studenten, sondern diesen Hochintelligenz-Verein, verstehe.

Vielleicht ist ja allein jemand der Hochintelligent ist (wie
ich - Posaun!) ein Intellektueller (verkapter oder
praktizierender)?

Nein, es gibt hochintelligente Menschen, die durchaus NICHT intellektuell sind. Darunter gibt es dann wiederum wirklich spannende Leutchen wie der Schamane Don Juan Matos in Castanedas Romanen, aber auch eng abgeriegelte Geistes-Kastraten, die paranoid gegenüber Intellektuellen sind.

Oder IQ>130 + offensiver Brillenträger = Intellektueller?

Wenn das reichen würde, wärs ne einfache Mimikry. :wink:

Am Schluss hast Du hoffentlich eine klare und wohlklingende
Definition.

Vielleicht wird sie sich immer feiner heraus sieben lassen…so ein bißchen im Sinne der „Negativen Dalektik“ von Adorno. :wink:
Gruß,
Branden

Lieber Nescio

Denn Reich in irgendeiner Hinsicht über Freud zu stellen - das
kannst
du doch nicht ernsthaft wollen…

Wenn du das „irgendeiner“ streichen würdest, wäen wir uns schneller einig. :wink:
Im Ernst: Ich schätze Wilhelm Reich als einen der Ersten, die Individuum UND Gesellschaft gleichzeitig diagnostisch im Auge behielten, weil er eben als einer der Ersten Freud UND Marx versucht hat, auf die bestehende Gesellschaft anzudenken.
Du weiß ja aus unseren Anfängen hier im www, dass wir das grundsätzlich ähnlich wertvoll finden.
Gruß,
Branden