Verzinktes Blech + Salzwasser

Hallo,
zur Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit werden Stahlbleche gerne verzinkt, zB Dachrinnen. Oder etwa auch verzinnt ?
Nimmt ein verzinktes/verzinntes Blech Schaden, wenn es stark salzhaltigem Wasser ausgesetzt ist ?
Gruß
Karl

Hallo,

In der Schiffahrt zur See werden auf den Stahlrümpfen extra Zink-
Elektroden angebracht, die der korrosiven Wirkung des Salzwassers
auf den Stahl entgegenwirken. Zink ist unedler als Eisen / Stahl und
löst sich daher nach und nach auf.
Solange also Zinkbeschichtung vorhanden ist, sollte dem Stahlblech wenig passieren.
Verzinnung wird im Karosseriebau angewendet, z.B. um nachträgliche
Schweißungen unter dem Lack zu schützen. Vom Prinzip her erzielt man damit eine ähnliche Schutzwirkung gegen Korrosion. Zusätzlich hätte man einen leicht schleifbaren Füllgrund.

mfg

nutzlos

Hallo Karl

Gute Dachrinnen werden nicht verzinkt, sondern sind aus Reinzink.
Mieses Material ist aus verzinktem Blech, was man nach einiger Zeit an Rostfahnen sieht, da die Schnittstellen des Bleches das nackte Eisen freilegen und das rostet. Die Feuerverzinkung auf Blechen ist meist recht dünn. Bei Rohren ist sie wesentlich dicker.
Feuerverzinkung und galvanische Verzinkung kann man an der Oberflächenstruktur unterscheiden. Galv. Verzinkung hat keine großen Kristalle und ist meist mittelgrau matt und von ganz glatter Oberfläche, während Feuerverzinktes eine etwas rauhere Oberfläche aufweist.

Da Zink in der elektrochemischen Spannungsreihe unedler als Eisen ist, wirkt das Zink bei einer Verletzung der Oberfläche als Opferanode, die Eisen-Unterkonstruktion wird gegen Korrosion geschützt.
Zink bildet mit Atmosphärilien (CO2, O2) recht schnell einen gegen Wasser sehr reststenten Belag aus basischem Zinkkarbonat (ritzhärter als Reinzink), der es gegen weiteren Angriff schützt. Wenn die Schutzschicht allerdings mehrfach an der gleichen Stelle abgeschabt wird, frisst sich das durch und das Zink bekommt Löcher. Gegen stärkere organische Säuren (Essigsäure und Zitronensäure) ist diese Karbonatschicht allerdings nicht sehr beständig; deshalb wird Zink nicht oder nur sehr selten als Behälter für Lebensmittel eingesetzt.
Zink kann zur Erhöhung der mechanischen Festigkeit mit geringen Anteilen anderer Metalle (Cd, Cu, Al, Mg etc) legiert.

Demgegenüber steht Zinn in der elektrochemischen Spannungsreihe auf der anderen Seite von Eisen, also dichter am Wasserstoff. Verzinnte und gelötete Eisenbleche sind nur so lange gegen Korrosion geschützt, wie die Oberfläche nicht geritzt wird. Verzinnen kann man auch elektrolytisch (wird z. T. immer noch bei Konservendosen gemacht.
Die Lebensmittelechten Verlötungen von Konservendosen dürfen als Legierungselemente nur gesundheitlich Unbedenkliches (Bi u. Ä.) enthalten.

Beim Verlöten von Zink mit Zinn-Blei-Loten wird zur Entfernung der Oxid-Carbonatschicht Zink-Chloridlösung eingesetzt, die die Schicht einfach gesagt- wegätzt und blankes Zink zum Löten freilegt. Nach dem Löten muß die Lötnaht intensiv mit Wasser gespült und abgebürstet werden, sonst ist innerhalb der Gewährleistungszeit des Dachdeckers die Regenrinne durchgefressen.
Aus diesem Grunde wird wohl die Salzwasserbeständigkeit von verzinkten Eisenblechen nicht langzeitbeständig sein; zumal sich bei Anwesenheit von Cl-Ionen kaum noch ein Carbonation in der Brühe aufhalten wird.

Übrigens: Strom über Dachfreileitungen werden aus Alu hergestellt, weil Kupfer aus den Freileitungen die Zinkdachrinnen aufgefressen hat.

Gruß vom KS

Hallo KS ,
vielen Dank für deine fundierte Antwort.

Gute Dachrinnen werden nicht verzinkt, sondern sind aus Reinzink.
Zink bildet mit Atmosphärilien (CO2, O2) recht schnell einen
gegen Wasser sehr reststenten Belag aus basischem Zinkkarbonat
(ritzhärter als Reinzink), der es gegen weiteren Angriff
schützt.

Und wie sieht es mit der Beständigkeit von Reinzink gegen Salzwasser aus ?
Gruß
Karl

Moin,

Und wie sieht es mit der Beständigkeit von Reinzink gegen
Salzwasser aus ?

in etwas so, wie die einer Flasche Prosecco in Gegenwart einer kichernden Horde Mittdreißigerinnen :wink:

Gandalf

Hi,
Mitdreißigerinnen = Milf
lg O

http://de.wikipedia.org/wiki/Mom_I%E2%80%99d_Like_to…

Hallo KS ,

Zink bildet mit Atmosphärilien (CO2, O2) recht schnell einen gegen Wasser sehr reststenten Belag aus basischem Zinkkarbonat (ritzhärter als Reinzink), der es gegen weiteren Angriff schützt.

Und wie sieht es mit der Beständigkeit des Zinkkarbonats gegen Salzwasser aus ?
Gruß
Karl

Hallo Olschi,

schöne und umfangreiche Erklärung!

Eine Kleinigkeit allerdings:

Übrigens: Strom über Dachfreileitungen werden aus Alu hergestellt, weil Kupfer aus den Freileitungen die Zinkdachrinnen aufgefressen hat.

Das ist vieleicht ein angenehmer Nebeneffekt - aber hauptsächlich verwendet man für Freilandleitungen Aluminium, weil das die höchste Leitfähigkeit bezogen auf’s Gewicht hat. Kupfer ist nämlich nur in der Kategorie Leitfähigkeit pro Querschnitt besser, nicht aber beim Gewicht - und das ist bei Freilandleitungen nun mal nicht ganz unwichtig.

Nur der Vollständigkeit halber . . .

Schönes neues Jahr euch allen!
mabuse

Dito,

aber mit Kupfer und Alu wären wir am Thema vorbei…
Selber war ich auch nicht so nah dabei…also nebenbei:frowning:
…oder vorbei…

mfg

nutzlos