Vielwisserei

Hi
Recht hat er, der Zen-Meister.
Man sollte seinen Satz nur nicht absolutistisch nehmen, sondern als Anregung zu enem dialektischen Prozess vielleicht.
Gruß,
Branden

Lebenskrise und Lebenssinn
Hi Sun Tsu.

Das Weglaufen besteht zudem gerade in Ersatzhandlungen.

da bin ich mir nun nicht ganz sicher!?
Sie werden getrieben und suchen ein Ventil…?

Wie gut, dass es Wiki gibt, da kann man schnell coole Zitate checken:

„Ersatzhandlung (engl. redirection activity) ist ein Begriff aus der Psychoanalyse und beschreibt eine Handlung, die an die Stelle der ursprünglich angestrebten tritt, wenn diese durch Verdrängung oder äußere Hemmung nicht ausgeführt werden kann. Der Trieb oder das Bedürfnis, das hinter der angestrebten Handlung steht, verschiebt sich in ein anderes, dem ursprünglichem Ziele oftmals grundverschiedenes Handlungsziel, auch Ersatzbefriedigung genannt.“

Ende Zitat.

Nehmen wir ein klassisches Beispiel: in ein Kissen schlagen statt auf gehasste Personen (psychoanalytisch gesehen in der Regel zunächst mal ne Elternfigur). Das ist Ersatzhandlung und Ventil zugleich. Ich denke, das gilt im Prinzip für alle Ersatzhandlungen, meistens natürlich sehr viel komplexer.

Eine gescheiterte Beziehung …Nicht mehr abschalten konnte, keine
Zeit für Privatleben mehr hatte, kein Urlaub,
kein Hobby…
Ein ehemals sehr erfolgreicher Geschäftspartner,
der sich erschossen hat, weil er sich verspekuliert
hat.

Typische Lebenskrisen, bei denen oft spirituelle Fragen aufkommen. Hier werden dir zehn Leute wahrscheinlich zehn unterschiedliche Ratschläge geben. Ich als bis in die Haarspitzen kreativer Typ kann dir nur raten, dein kreatives Potential zu entwickeln. Fast jeder Mensch hat eines. Dort liegt eine Energiequelle, aus der du Lebenssinn schöpfen kannst. Natürlich, wie ich früher schon schrieb: auch Kunst o.ä. ist eine Kompromissbildung. Problematisch werden Kompromisse bzw. Ersatzhandlungen nur, wenn man an ihnen, spirituell gesagt, „haftet“. Leidenschaft ja, aber nicht Besessenheit.

Parallel dazu ist die Beschäftigung mit Philosophie und Spiritualität „Pflicht“. Nur so kann man Licht ins Dunkel der Triebe und Bedürfnisse und sozialen Konditionierungen bringen, die uns vereinnahmen (wollen).

Gruß Horst

Zizek über die Weltfremdheit im Buddhismus
Hi Marion.

ich verwende den Begriff „Glück“ im buddhistischen Zusammenhang. Jeder, der sich ein wenig mit Buddhismus beschäftigt hat weiß, was hiermit gemeint ist.

Nun, dann lies das folgende Zitat, und du wirst sehen, dass der buddhistische Glücksbegriff (sukha) durchaus dem entspricht, was ICH meine und - wenn man diesen Begriff zum Ziel hochjubelt - auch kritisiere. Er entspricht keineswegs dem, was DU sagst.

http://www.rpi-virtuell.net/modul/rel

"Glück (Buddhismus)

(Sanskrit/Pâli: sukha). Positive oder günstige Fügung des Schicksals und emotionaler Zustand vollkommener Befriedigung und der Wunscherfüllung. Im Buddhismus werden Glücksgefühle als positive Erfahrungen keineswegs negiert, im Kontext universeller Vergänglichkeit dennoch aber als letztlich leidvoll beschrieben, da auch sie immer nur von begrenzter Dauer sind und bei ihrem Vergehen zu frustrierenden Erfahrungen führen."

Zitat Ende.

Ich fürchte, dass dein Ausweichen in diesem Punkt damit zusammenhängt, dass Glück im Buddhismus eben doch nur eine sehr relative Rolle spielt, also kein Lebensziel darstellt, wie du es behauptet hattest.

Denn du hattest von „dauerhaftem Glück“ gesprochen, was aber sehr unbuddhistisch ist.

Gerade solche Begriffsverirrung- äh, Verwendungen sind ein Teil der Ursache dafür, dass viele westliche Intellektuelle den Buddhismus als „falsche Ideologie“ ablehnen.

Es folgt das Beispiel SLAVOY ZIZEK, ein weltbekannter slowenischer Psychoanalytiker (eine Tante - mit 4 Doktortiteln - eines Freundes von mir kennt ihn übrigens gut).

Du wirst sehen, dass Zizek gerade die Tendenz im Buddhismus kritisiert, das persönliche Glück überzubewerten und die Probleme in der äußeren Welt zu verdrängen. Genau das hatte ich mit meiner Skepsis gegenüber dem Glücksbegriff, so wie du und andere ihn verwenden, zum Ausdruck bringen wollen.

http://www.buddhanetz.org/dharma/zize

Zitat:

"Im Oktober 2000 erschien im Feuilleton einer großen deutschen Tageszeitung ein Aufsatz unter dem Titel: „Westlicher Buddhismus? Nein danke!“. Autor des Beitrags war der international renommierte slovenische Philosoph und Psychoanalytiker Slavoj Zizek. Die scharfe Kritik, die er darin am westlichen Buddhismus übte, hat er seither in weiteren Veröffentlichungen und Vorträgen fortgesetzt.

(…)

Darum sollte einigermaßen ernsthafte Kritik am Buddhismus von ihm ebenso ernsthaft betrachtet werden. Und im betreffenden Falle hat das, was Zizek zu sagen hat, uns durchaus etwas zu sagen. Vor allem macht er uns deutlich, welchen Herausforderungen ein westlicher Buddhismus antworten und sich gewachsen zeigen muss. Diese zu missachten, hieße, zu einem westlichen Buddhismus selber „Nein danke“ zu sagen.

(…)

Auf dem Weg zum Wellness-Buddhismus?

Der westliche Buddhismus hat nunmehr das Image eines kurzfristigen exotischen Lifestyle-Trips erworben, so dass sich derzeit kein bekannter europäischer Denker oder Wissenschaftler mehr dazu veranlasst fühlt, sich tiefer mit ihm zu befassen oder sich gar zu ihm zu bekennen. Er wird unter diesen zumeist als harmlos, naiv und weltfremd bewertet…

… In Zeiten von zunehmendem beruflichem und gesellschaftlichem Stress und breiter wirtschaftlich-politischer Perspektivlosigkeit bietet der Buddhismus offensichtlich individuelle Fluchten des mystischen Vergessens, friedlicher Entspannung und sanfter Wellness-Verwöhnung. Gelegentlich auch geistiges und körperliches Fitness-Training für Manager und Erfolgswillige.

Das ist der Punkt, an dem die Kritik Zizeks ansetzt. Er fürchtet, dass ein solcher Buddhismus nichts dazu beiträgt, den heute immer deutlicheren, kulturellen, gesellschaftlichen, ökologischen Zerstörungsaspekten der westlichen Zivilisation eine heilsame Wendung und Orientierung zu geben, sondern im Gegenteil dazu verhilft, den herrschenden „Verblendungszusammenhang“ (Adorno) weiter zu stabilisieren, ja sogar zu vertiefen. Anders gesagt: Zizek wirft dem westlichen Buddhismus vor, dass er der globalisierten und hochtechnisierten Gierökonomie des Westens nun auch noch die fehlende spirituelle Metaphysik und leistungssteigernde, entspannte Gelassenheit liefere – auf dass der totale Zugriff auf die Welt und alles Leben noch effizienter zu Ende geführt werden kann."

Zitat Ende.

Gruß Horst

Hi

Recht hat er, der Zen-Meister.
Man sollte seinen Satz nur nicht absolutistisch nehmen,
sondern als Anregung zu enem dialektischen Prozess vielleicht.

womit nun du wieder recht hast.

Wenn ich am grübeln bin, dann nehme ich manchmal
ein Buch und schlage es einfach auf.
Diesmal Laotse, Tao te king.

Der Zufall will es:

Wenn der SINN herrscht auf Erden,
so tut man die Rennpferde ab zum Dungführen.
Wenn der SINN abhanden ist auf Erden,
so werden Kriegsrosse gezüchtet auf dem Anger.
Es gibt kein größeres Übel als kein Genüge kennen.
Es gibt keinen größeren Fehler als haben wollen.

Darum:
Das Genügen der Genügsamkeit ist dauerndes Genügen.

Und jetzt schlagen meine Neuronen Saltos!
Die östliche Philosophie ist für mich ebenso
faszinierend, wie unbegreiflich.
Mein westliches Gehirn interpretiert,
meine Sehnsucht jauchzt
und mein kritisches Ich lacht mich aus! :wink:)

Gruß
Sun Tsu

@alle
Hallo,

weil ich noch keine *** vergeben darf
und weil ich das ehrlich gesagt auch ein
wenig albern finde, möchte ich euch direkt
danken!
Ich hätte nicht gedacht, dass auf meine Frage
ein solch fruchtbarer thread entsteht!

Mit herzlichen Grüßen
Sun Tsu

Hi
Ich mag den auch, den Laotse.
Und schließlich hat sich der Zen-Buddhismus ja auch aus dem Wissen von Buddha und dem von Laotse gebildet.
Gruß,
BRanden

Naja schwierige Frage, grundsätzlich bin ich eher der ein Wahrheit denker, aber, dem einen Leid dem ander’n Freud!

Von was reden wir überhaupt?
Von Wissen im Sinne von wieviel ist 3 mal 3, wie heisst die Hauptstatt von, od. Wissen im Sinne von Philosophie, Glaube, Medidation.

Würdest du annehmen der Dalai Lama wüsste nichts? Oder er muss ja dumm sein sonst könnte er nicht ausgeglichen sein?

Ich denke es ist die Motivation die definiert ob Wissen Heilbringend ist oder nicht.

Voraussetzungen
Hallo!

Beide müssen scheitern, weil der eigentliche Wunsch
dahinter oder besser gesagt, die Sehnsucht eine ganz andere
ist, die durch beides nicht befriedigt werden kann.
Und deshalb wollen sie immer mehr…

Was ist denn die Sehnsucht, die dahinter steckt? Laut deiner Quelle?

Wenn aber Intention und Intension zielgerichtet
„wären“ (beabsichtigter Konjunktiv).
Könnte Wissen Mittel zum Zweck sein?

Ich weiß nicht so recht. Muss alles einen Zweck haben? Vielleicht ist jemand einfach neugierig? Warum auch nicht.

Die ganze Sache ist abhängig von den Voraussetzungen: Ein intelligenter Mensch wird mehr Wissen und Erkenntnis anhäufen können als ein weniger intelligenter. Und er wird auch mehr damit anfangen können, weiterdenken, weitergeben. Da ist das doch nicht sinnlos.

immer neugierige Grüße
kernig

Hallo!

Was ist denn die Sehnsucht, die dahinter steckt? Laut deiner
Quelle?

Erlangung der Allweisheit, Erleuchtung…
oder zumindest ein besseres Karma, aber ich bin da
kein wirklicher Experte, da sollten vielleicht
besser diese antworten, bevor ich
Unsinn erzähle.
Ich habe mich eher ein wenig in westlicher
Philosophie belesen.

Gruß
Sun Tsu