Viertelnotenswing im 3/4 Takt?

Bei vielen Popmusik-Songs im 3/4 (oder im langsamen 12/8) Takt ist mir aufgefallen, dass innerhalb eines Taktes (oder einer ternären Einheit beim 12/8 Takt) oft ein Anapäst verwendet wird, das heisst, die letzte Zählzeit, also das dritte Viertel, ist betont.

Meine Frage: Kann man das als Swing interpretieren, da hier die im Takt/Metrum am wenigsten betonte Zählzeit hervorgehoben wird (z.B. durch Synkopation oder Tonhöhenakzent)? Oft wird auch die 2. Zählzeit akzentuiert.

Im 4/4 Takt „swingt“ die Melodie, weil dort im Viertelnotenswing ja auch die sonst unbetonten Zählzeiten (die 2 und die 4) betont sind.

Danke für’s Antworten!

Trigger

lieber trigger,
ich versuche, kurz (man könnte auch mind. eine abhandlung darüber schreiben) aus meiner sicht zu beantworten:
1.) es gibt k e i n e allgemeingültige definition des begriffes swing ( muss man klein schreiben, sonst wäre es die stilrichtung ), wenn 2 über einen begriff reden, sollten beide von derselben definition ausgehen.
2.) einig ist man sich darüber, dass, wenn es swingt, mehrere musikalische parameter dafür verantwortlich sind, nicht nur ein einzelner aspekt ( nimmt man nur einen aspekt heraus, findet man in der regel auch musikbeispiele, bei denen man nicht unbedingt den begriff „swing“ in vordergrund stellen würde).
2.) mein fazit: die genannten beispiele könnten durchaus „swingen“, es müßten aber noch andere merkmale hierfür auffällig sein.
danke auch für den begriff anapäst, den habe ich im jazz,pop noch nicht gehört…

Hallo Trigger,
man muss mit den Begriffen aufpassen: Swing bedeutet in der Praxis, dass Achtel ternär statt binär gespielt werden und zwar so, dass statt zwei gleichlangen Achteln eine Triole, bestehend aus einer Viertel und einer Achtel gespielt wird. Wenn man allgemein davon spricht, dass die Musik „swingt“, kann das sich auch einfach darauf beziehen, dass es flüssig, mitreißend und interessant gespielt wird (ähnlich wie man sagt: das „groovt“), ohne dass dabei konkret dieses ternäre Swing-Feeling gemeint ist oder vorhanden sein muss.
Popmusik im 3/4-Takt wird du kaum finden (vielleicht ein Song unter 1000), 12/8 dagegen schon, wobei sich dahinter nur ein ternär gespielter 4/4 versteckt und das auch meistens als 4/4 notiert ist mit der entsprechenden Swing-Angabe (Achtel+Achtel = Viertel + Achtel, triolisch).
Dass nun die unbetonten Zählzeiten meist betont werden, ist allgemein das als „off-beat“ (also nicht auf, sondern nebem dem Schlag betont) bekannt. Wie du richtig sagst, entsteht durch Synkopation (wie das „off-beat“-Phänomen in klassischer Musik heißt) eine musikalische Spannung, die als „swingend“ (im Sinne von „groovend“) empfunden wird.
Hoffe das hilft.
Gruß,
Erik