Vin d´Honneur

Hallo,

auf meinem Schreibtisch liegt eine Einladung zu einem „Vin d´Honneur“ in die Residenz eines Konsulats. Meine Französischkenntnisse reichen aus, um das in „Ehrenwein“ übersetzen zu können. Aber was wäre die eigentliche Entsprechung? Ein Umtrunk? Gibt es besondere Dinge die zu beachten sind? Welche Garderobe? Bringt man etwas mit? Das ganze dauert übrigens eine Stunde. Danach werde ich und Gäste meiner Kategorie offensichtlich wieder ausgeladen.

unsicherer Gruss,
Klaus

Hi Klaus,

auf meinem Schreibtisch liegt eine Einladung zu einem „Vin
d´Honneur“

wie schön!

in die Residenz eines Konsulats. Meine
Französischkenntnisse reichen aus, um das in „Ehrenwein“
übersetzen zu können. Aber was wäre die eigentliche
Entsprechung?

Man gibt Dir die Ehre zu diesem Besuch eingeladen zu sein.

Ein Umtrunk?

Naja, aber nicht so wie in einer Druckerei wo de Karl zum fertzischste aner ausgibt…

Gibt es besondere Dinge die zu
beachten sind?

Durchaus…

Welche Garderobe?

In dem Rahmen sind ein Anzug für den Herren und ein nettes Kleid für die Dame angebracht.

Bringt man etwas mit?

Nein - man bedankt sich beim Einladenden (falls Ehefrau vorhanden: die zuerst) ganz herzlich für die Ehre, dabei sein zu dürfen

Das ganze dauert übrigens eine Stunde. Danach werde ich und Gäste
meiner Kategorie offensichtlich wieder ausgeladen.

Nein, das gilt nicht nur für Dich, sondern für alle. Es soll sich nicht um ein Besäufnis handeln sondern darum, die dem Herrn Konsul wichtigen Menschen kennenzulernen, um Kontakte zu knüfen und ggf. kleine Geschäftchen anzuleiern…
Is alles halb so wild…
Viel Spaß,
Anja

Kleine Ergänzung…
In der franz. Provinz ist es üblich, dass der Bürgermeister einmal im Jahr seine ganze Gemeinde auf einen „Vin d’honneur“ einlädt (was dann aber durchaus in Gelage ausarten kann *g)

Hallo Klaus,

obwohl Anjas Erläuterung eigentlich nichts hinzuzufügen ist, trotzdem noch ein paar Krümelchen:

Aus der Zeit, als die frz. Revolution die Errungenschaft der unverletzlichen Wohnung gebracht hatte, unterscheiden unsre Nachbarn bis heute noch ziemlich subtil eine ganze Latte von Einladungsritualen:

Einladung zum Essen hat klassischerweise etwas mit dem heimischen Herd zu tun, ist also unter Anbetracht der selbst durch die Herren des Morgengrauens von 18 - 6 Uhr unverletzlichen Wohnung bereits etwas sehr Intimes (neinnein, die Gattin des Einladenden ist dennoch nicht inbegriffen!).

Die einfachste und am wenigsten intime Einladung ist der Apéro. Der findet in dem Land, welches wegen mangelhafter Organisation lange arbeitet und spät isst, quasi öffentlich unter Kollegen, Kumpels, Habitués statt. Ein Deutscher, der bei einer Einladung zum Apéritif dann auch gleich zum Essen bleibt, wird am Tisch zwar geduldet, aber man rechnet ob diesen indiskreten Vorstosses damit, dass er demnächst per StuKa oder Panzerspähwagen wiederkommt.

Wenn man zwischen diesen beiden Extremen jemandem mehr als die nicht sehr ausgeprägte Ehre des Apéro und weniger als die schon intime Annäherung des gemeinsamen Essens (vgl. Asterix, „Die Trabantenstadt“) antun will, kommt dabei der Vin d’Honneur heraus.

Also eine schon weit gehende Respektsbezeugung, die aber nicht in Mauschelei unter Kumpels hinausläuft. Fühle Dich geehrt durch den Sachverhalt, dass der Vin d’Honneur die einzige gesellschaftlich anerkannte Chance ist, an der Öffentlichkeit Wein zu trinken, ohne dabei zu essen. Auf die die romanisch/katholischen Spiegeltrinker alle scharf sind, aber sie dürfen halt nicht.

Die widersprüchliche Situation dürfte Dir aus dem Rheinischen Katholizismus bekannt sein: Also - Contenance bewahren, keine Intimitäten, aber im übrigen herzliche Freundschaft zeigen.

Wat eene Driss…!

Mach et jood

MM

Liebe Anja, lieber Martin,

vielen Dank für eure kompetenten Ausführungen!

Gruss,
Klaus