Virus oder Bakterie?

Hallo,

es gibt Krankheiten, die werden durch Viren ausgelöst, andere durch Bakterien. Und das, habe ich mehrfach gelesen, darf man nicht verwechseln, weil das eine etwas völlig anderes ist, als das andere. Wer behauptet, eine Krankheit würde durch einen Virus ausgelöst, es aber ein Bakterium ist, oder umgekehrt, hatte ich in Kommentaren nicht selten den Eindruck, disqualifiziert sich als Dummkopf.

Ich habe, um mein medizinisches Laientum zu verbessern gegoogelt und gewikipediat, bin aber genauso schlau (oder dumm) wie vorher. Beides, in den passenden Wirt eingedrungen, vermehrt sich. Also sind doch beides Lebewesen.

Was aber unterscheidet sie?

Warum ist das wichtig, den Unterschied zu kennen?

Grüße
Carsten

Hallo Carsten,

Die wichtigsten Dinge stehen auf Wikipedia.

Viren sind weniger autarke Lebewesen. Der fundamentale Unterschied ist meist der, dass Viren gar nicht auf Antibiotika reagieren.

Gruß
achim

Hallo!
Gegen Viren gibt es nicht wirklich Medikamente, aber sie belasten das Immunsystem, wodurch
Sekundärinfektionen entstehen können. Je nach dem, was die Primärinfektion ist werden
Sulfonamide oder Antibiotika eingesetzt.
Guten Rutsch
airblue21

Hallo,

Viren sind weniger autarke Lebewesen.

das sind sie nicht und genau das ist der entscheidende Unterschied zu Bakterien. http://de.wikipedia.org/wiki/Viren

Gruß
C.

Hallo Carsten,

Warum ist das wichtig, den Unterschied zu kennen?

Wenn eine Krankheit durch Bakterien verursacht wird, kann man sie mit einem Antibiotikum behandeln. Gegen Viren hilft das nicht.

Schöne Grüße

Petra

Beides, in den passenden Wirt eingedrungen,
vermehrt sich. Also sind doch beides Lebewesen.

Ein Virus hat keinen eigenen Stoffwechsel. Es gibt mit seinen wenigen Proteinen und seinem einfachen Erbmaterial alle nötigen Befehle an seinen Wirt (eine Tier oder Pflanzenzelle), also zum Beispiel „Mache Kopien von mir und schleuse die Kopien aus der Zelle heraus“.
Udo Becker

Hallo Carsten,

Ich habe, um mein medizinisches Laientum zu verbessern
gegoogelt und gewikipediat, bin aber genauso schlau (oder
dumm) wie vorher. Beides, in den passenden Wirt eingedrungen,
vermehrt sich. Also sind doch beides Lebewesen.

Das kommt etwas darauf an, wie man Leben definiert.
Nimmt man nur die Eigenschaft der Vermehrung, dann ist ein Virus auch ein Lebewesen. Definiert man aber Vermehrung und Stoffwechsel als Parameter, ist ein Virus kein Lebewesen mehr.

Bakterien sind Einzeller. Bestehen also aus einem Steuerprogramm (DNA) und Mechanismen welche die Programme abarbeiten. Dazu wird Nahrung in irgendeiner Form aufgenommen, verarbeitet um Energie und Bausteine zu erhalten und es werden Stoffwechselprodukte ausgeschieden. Krankheiterregende Bakterien schaden uns meistens durch ihre Stoffwechselprodukte, welche teilweise sehr giftig sind. Botulinumtoxin (Botox), eines der stärksten Gifte, ist z.B. so ein Abfallprodukt von Bakterien. Andere Bakterien schaden in dem sie sich von unseren Körperzellen ernähren.
Allerdings gibt es auch Bakterien ohne die wir schlicht verhungern würden! Im Darm befinden sich etwa 2Kg Bakterien, welche z.B. aus für uns unverdaulicher Stärke Zucker fabrizieren. Mit diesen Arten leben wir in Symbiose. Wir kümmern uns aktiv um die Ernährung unserer Viren, in dem wir essen und sie liefern uns z.B. den Zucker, welcher wir zu unserer Ernährung benötigen.
Und wenn in diese Idylle fremde Bakterien reinschneien, kann es ein rechtes durcheinander geben, dann weiss jeder ganz genau wo der Spülknopf am WC ist und wieso man immer genügend WC-Papier an Lager haben sollte…

Ein Virus besteht nur aus DNA, welche meistens in einer Hülle verpackt ist. Die Hülle hat die Aufgabe die DNA vor Umwelteinflüssen zu schützen und die DNA in die Zelle einzuschleusen. Die DNA wiederum modifiziert die DNA der Zelle so, dass diese Zelle anschliessend Kopien des Virus erstellt. Meistens erzeugt die Zelle dann nur noch Viren bis sie platzt und die Kopien so frei lässt. Ein Virus kann sich also nicht wirklich selbständig vermehren, sondern benötigt dazu eine gekaperte Zelle.
Allerdings hat sich das Ganze so fein eingespielt, dass viele Viren sich nur mit bestimmten Zellen zusammen vermehren können. Deshalb gibt es Virenkrankheiten, welche nur bei bestimmten Tieren eine Krankheit erzeugen und nicht auf andere Tierarten ausweichen können.
Neuere Erkenntnisse belegen, dass Viren sogar die Denkart ihrer Wirte beeinflussen können um sich besser zu Verbreiten. z.B. werden bei der Tollwut scheue und einzelgängerische Wildtiere plötzlich zutraulich und suchen den Kontakt zu anderen, dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für das Virus sich durch einen Biss zu verbreiten. Andernfalls würde sich das angesteckte Tier irgendwo verkriechen und fernab anderer Tiere verenden, was für das Virus auch das Ende seines Zykluses bedeuten würde. Auch bei anderen Viren konnten solche Verhaltensänderungen am Wirt schon nachgewiesen werden.

Auch bei Viren gibt es durch Kopierfehler der DNA Mutationen. Dadurch kann dann ein bekanntes Virus die Eigenschaft erhalten, auch auf andere Tierarten überzuspringen. Das kennt man mittlerweile von der Vogelgrippe, welche normal auf Vögel begrenzt ist. Aber eine kleine Änderung an der DNA genügt und es ist auch für den Menschen ansteckend.

Da ein Virus auf ein anderes Lebewesen angewiesen ist, sin die Interaktionen auch recht komplex.
Ein Virus welches hochansteckend ist und in 1 Stunde in 100% der Fälle zum Tode führt, würde recht schnell aussterben. Nach dem Tot des Wirts stirbt auch das Virus innerhalb kurzer Zeit. Zudem kann sich das Virus auch nur mit Hilfe des Wirts ausbreiten, spätestens wenn dieser tot umgefallen ist, bewegt sich dieser nicht mehr weiter und das Virus wird auch nicht weiter transportiert.
Ist das Virus zu wenig aggressiv hat das Immunsystem meistens genug Zeit es zu bekämpfen.
Eine sehr gute Mischung hat das Schnupfenvirus gefunden. Das Immunsystem kann es nicht wirklich schnell unterdrücken und es bringt kaum seine Wirte um, ist eigentlich nur lästig. Allerdings starben viele Inuit an Schnupfen, als diese engeren Kontakt zu uns bekamen. In der Polarkälte gab es bis dahin keine Schnupfenviren und das Immunsystem der Inuit kannte den Gegner damals noch nicht.

BTW: Der Mensch ist biologisch auch nur ein Tier.

MfG Peter(TOO)

Guten Neujahrsmorgen,

Das kommt etwas darauf an, wie man Leben definiert.

Ja. Derzeit wird in verschiedenen Wissenschaftszweigen diese eben verwendet:
https://de.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis#Konsequenz…

Franz

Hallo

Ich habe, um mein medizinisches Laientum zu verbessern
gegoogelt und gewikipediat, bin aber genauso schlau (oder
dumm) wie vorher. Beides, in den passenden Wirt eingedrungen,
vermehrt sich. Also sind doch beides Lebewesen.

Das ist arg kurz zusammengefasst, denn das tun auch manche Würmer, Amöben und Plasmodien - und doch verwechselt niemand einen Hakenwurm mit einem Virus.
oder:
Ein Rind und ein Baum stehen auch auf einer Wiese herum, sind beides Lebewesen und vermehren sich - und doch sind sie grundverschieden.

Viren und Bakterien unterscheiden sich mindesten genauso sehr.

Was aber unterscheidet sie?

Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie klein sind.

Nach der gängigen Lehre über die Definition des Lebens sind Viren nicht mal Lebewesen, sondern Nukleinsäuren, die Wirtszellen dazu bringen, sie zu klonen.

Bakterien können sich - wie bei Lebewesen üblich sich selber vermehren, haben einen eigenständigen Zellstoffwechsel und sind mit einer Membran allzeit klar von der Umwelt abgeschottet

Warum ist das wichtig, den Unterschied zu kennen?

Es ist für einen Arzt wichtig zu wissen, welche Erkrankung bakteriellen und welche viralen Ursprungs ist, wie sie zu behandeln und wie sie zu verhüten sind. Über den genauen Stoffwechsel des Erregers muss er so wenig wissen, wie ein Landwirt über die biologischen Vorgänge bei der Milchproduktion - es genügt zu wissen, das mehr Kraftfutter mehr Milch gibt, aber ein zuviel auch nicht gut tut

Für den medizinischen Laien ist selbst die Unterscheidung in Viren und Bakterien so wichtig, wie den Unterschied zwischen einem Spatz und einer Amsel zu kennen: Man kommt prima ohne durchs Leben, es gibt keinerlei praktischen Nutzen, wird aber von einem Teil der Mitmenschen als Grundwissen vorausgesetzt und man wird deshalb von diesen kopfschüttelnd angeguckt, wenn man es nicht weiss - wobei wiederum ein Grossteil dieser „Besserwisser“ den biologischen Unterschied zwischen Bakterium und Virus auch nicht kennen - womit du nun dank der Vorposter vermutlich mehr weisst, als diejenigen, die dich bisher ausgelacht haben…:wink:

Gruss und einen erkältungsfreien (-> mich haben die Viren voll im Griff *schnief*) Start ins 2015,
Sama

Hallo,

ein schwammiges Feld. Erstmal ist zu bemerken, dass Viren nicht eindeutig den Lebewesen zugeordnet werden können, Bakterien schon.

Nehme mal die gemeine Erkältung, den grippalen Effekt, verursacht durch Viren an einem nicht ganz betonfesten Immunsystem einer Person. Die üblichen fiesen Krankheitsgefühle wogegen man kaum etwas unternehmen kann als aushalten und den Körper durch Ruhe und Flüssigkeit unterstützen kann. Der Körper fühlt sich nach einiger Zeit 3-5 Tagen oder bei schwereren Formen auch erst nach 2-3 Wochen gesund an und der Mensch legt los mit Alltag, Job und Sport. Was sich gesund anfühlt ist aber noch geschwächt und bietet einen wunderbaren Nährboden für Bakterien, die schlimmstenfalls in einer Superinfektion zurückschlägt. Der Schleim ist nun nicht mehr klar / weiß, sondern gelblich und müffelt. Hier kommen dann Anibiotika zum Einsatz, die bei keiner oder unsachgemäßer Diagnose bereits erfolglos bei der vorangegangenen Viruserkrankung zum Einsatz kamen.

Das Gleiche gilt auch für andere Erkrankungen, z.B. Mittelohrenzündung. Die Viren hinterlasen sozusagen einen super Nährboden für die Bakterien. Dahingegen gibt es Krankheiten, die nur durch Bakterien verursacht werden.

Viele Grüße