Hallo Carsten,
Ich habe, um mein medizinisches Laientum zu verbessern
gegoogelt und gewikipediat, bin aber genauso schlau (oder
dumm) wie vorher. Beides, in den passenden Wirt eingedrungen,
vermehrt sich. Also sind doch beides Lebewesen.
Das kommt etwas darauf an, wie man Leben definiert.
Nimmt man nur die Eigenschaft der Vermehrung, dann ist ein Virus auch ein Lebewesen. Definiert man aber Vermehrung und Stoffwechsel als Parameter, ist ein Virus kein Lebewesen mehr.
Bakterien sind Einzeller. Bestehen also aus einem Steuerprogramm (DNA) und Mechanismen welche die Programme abarbeiten. Dazu wird Nahrung in irgendeiner Form aufgenommen, verarbeitet um Energie und Bausteine zu erhalten und es werden Stoffwechselprodukte ausgeschieden. Krankheiterregende Bakterien schaden uns meistens durch ihre Stoffwechselprodukte, welche teilweise sehr giftig sind. Botulinumtoxin (Botox), eines der stärksten Gifte, ist z.B. so ein Abfallprodukt von Bakterien. Andere Bakterien schaden in dem sie sich von unseren Körperzellen ernähren.
Allerdings gibt es auch Bakterien ohne die wir schlicht verhungern würden! Im Darm befinden sich etwa 2Kg Bakterien, welche z.B. aus für uns unverdaulicher Stärke Zucker fabrizieren. Mit diesen Arten leben wir in Symbiose. Wir kümmern uns aktiv um die Ernährung unserer Viren, in dem wir essen und sie liefern uns z.B. den Zucker, welcher wir zu unserer Ernährung benötigen.
Und wenn in diese Idylle fremde Bakterien reinschneien, kann es ein rechtes durcheinander geben, dann weiss jeder ganz genau wo der Spülknopf am WC ist und wieso man immer genügend WC-Papier an Lager haben sollte…
Ein Virus besteht nur aus DNA, welche meistens in einer Hülle verpackt ist. Die Hülle hat die Aufgabe die DNA vor Umwelteinflüssen zu schützen und die DNA in die Zelle einzuschleusen. Die DNA wiederum modifiziert die DNA der Zelle so, dass diese Zelle anschliessend Kopien des Virus erstellt. Meistens erzeugt die Zelle dann nur noch Viren bis sie platzt und die Kopien so frei lässt. Ein Virus kann sich also nicht wirklich selbständig vermehren, sondern benötigt dazu eine gekaperte Zelle.
Allerdings hat sich das Ganze so fein eingespielt, dass viele Viren sich nur mit bestimmten Zellen zusammen vermehren können. Deshalb gibt es Virenkrankheiten, welche nur bei bestimmten Tieren eine Krankheit erzeugen und nicht auf andere Tierarten ausweichen können.
Neuere Erkenntnisse belegen, dass Viren sogar die Denkart ihrer Wirte beeinflussen können um sich besser zu Verbreiten. z.B. werden bei der Tollwut scheue und einzelgängerische Wildtiere plötzlich zutraulich und suchen den Kontakt zu anderen, dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für das Virus sich durch einen Biss zu verbreiten. Andernfalls würde sich das angesteckte Tier irgendwo verkriechen und fernab anderer Tiere verenden, was für das Virus auch das Ende seines Zykluses bedeuten würde. Auch bei anderen Viren konnten solche Verhaltensänderungen am Wirt schon nachgewiesen werden.
Auch bei Viren gibt es durch Kopierfehler der DNA Mutationen. Dadurch kann dann ein bekanntes Virus die Eigenschaft erhalten, auch auf andere Tierarten überzuspringen. Das kennt man mittlerweile von der Vogelgrippe, welche normal auf Vögel begrenzt ist. Aber eine kleine Änderung an der DNA genügt und es ist auch für den Menschen ansteckend.
Da ein Virus auf ein anderes Lebewesen angewiesen ist, sin die Interaktionen auch recht komplex.
Ein Virus welches hochansteckend ist und in 1 Stunde in 100% der Fälle zum Tode führt, würde recht schnell aussterben. Nach dem Tot des Wirts stirbt auch das Virus innerhalb kurzer Zeit. Zudem kann sich das Virus auch nur mit Hilfe des Wirts ausbreiten, spätestens wenn dieser tot umgefallen ist, bewegt sich dieser nicht mehr weiter und das Virus wird auch nicht weiter transportiert.
Ist das Virus zu wenig aggressiv hat das Immunsystem meistens genug Zeit es zu bekämpfen.
Eine sehr gute Mischung hat das Schnupfenvirus gefunden. Das Immunsystem kann es nicht wirklich schnell unterdrücken und es bringt kaum seine Wirte um, ist eigentlich nur lästig. Allerdings starben viele Inuit an Schnupfen, als diese engeren Kontakt zu uns bekamen. In der Polarkälte gab es bis dahin keine Schnupfenviren und das Immunsystem der Inuit kannte den Gegner damals noch nicht.
BTW: Der Mensch ist biologisch auch nur ein Tier.
MfG Peter(TOO)