Visum Skandal ?

Guten Tag,
folgendes Problem: Ein guter Freund von mir, aus Tansania, ist hier in Deutschland aufgewachsen, hat Abitur gemacht und hat bis kurz vors Vordiplom Maschinenbau studiert. Dann wurde ihm kein weiteres Visum ausgestellt, so daß er nach Tansania zurückkehren mußte, wo er jetzt Tagelöhnerarbeiten annehmen muß. Da ich das einen Skandal finde, hätte ich gerne gewußt, ob man etwas unternehmen kann. Gibt es Stellen an die ich mich wenden kann ? Gibt es eine Chance ?

Gruß und Danke im Voraus,
Julian

Bigotterie der deutschen Einwanderungspolitik
Hi,

Dein Fall ist nichts neues. In manchen Fällen wartet man sogar mit der Ausweisung bis der ausländische Student seine Bildung auf Kosten der deutschen Gesellschaft beendet hat. Nur so kann vermieden werden, daß der böse Ausländer wertvolle Leistungen gegenüber der deutschen Gesellschaft erbringt.

Besser ist es hingegen, irgendwelchen Leuten „green cards“ in die Hand zu drücken, die zufälligerweise der von Onkel Schröder als richtig anerkannten Branche angehören. Nicht, daß es allzuviele ausländische EDV-Experten gäbe, die sich unseren verquasten Arbeitsmarkt antun wollen.

Ich habe heute einen schönen Artikel (FAZ) gelesen, in dem ein türkischer Unternehmer beklagte, daß er keine Deutschen findet, die ihn in seinem (europaweit größten) Dönerfleischherstellungsunternehmen helfen können oder wollen und andererseits aber keine türkischen Arbeitskräfte findet, weil die ja nicht einreisen bzw. in D arbeiten dürfen. (Die sprichwörtlich faulen Türken, die schon hier sind, haben ja meist schon ihre eigene Existenz aufgebaut.)

Um es kurz zu machen: Wie wir von staatswegen mit unseren ausländischen Gästen umgehen ist eine Sauerei und vor allem schlichtweg eine Dummheit. Es erschreckend, wenn man sich klar macht, welches Potential unserer Gesellschaft und unserem Arbeitsmarkt durch kurzsichtige Politik und bornierte Verwaltungsarbeit entzogen wird.

Gruß
Christian

Servus Julian,

ich hab schon beinahe gedacht, sowas gibts nur in Österreich.
Ich geb Christian recht, es ist eine Sauerei und eine Dummheit, wie unser(e) Rechtsstaat(en) mit unseren ausländischen Mitbürgern umgeht/en.
Wer von Bürgern Pflichten abverlangt (Steuern…) kann ihnen doch nicht ihre Rechte vorbehalten.

Wer helfen kann? Bei der Caritas oder dem Roten Kreuz gibt es meist engagierte Mitarbeiter, die zwar meist nicht direkt helfen können, aber meist Rat wissen.

Ich freue mich, daß es noch Menschen gibt, die sich für ihre Freunde einsetzen.

Servus
Herbert

Hi Julian!

Such dir Unterstützung aus der Öffentlichkeit:

  • schreib an Redaktionen aus dem Druck- und Fernsehbereich
  • nimm Kontakt auf mit der zuständigen Industrie- und Handelskammer, der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, diversen Arbeitgeberverbänden, Wirtschaftsverbänden
  • schreib den für deinen Wahlkreis verantwortlichen Politiker im Bundestag an (am besten von allen Parteien)
  • schreib die Kirchenleitungen an auf Landes- und Bundesebene
  • schreib an die Parteizentralen der im Bundestag vertretenen Parteien (alle!)
  • finde heraus, welcher Bundestagsausschuß sich mit dem Thema „Green Card“ bzw. „Einwanderungsregelungen“ befaßt und schreib diesen Ausschuß an
  • schreib an Bundesaußenministerium, Bundesarbeitsministerium, Bundeswirtschaftsministerium, Bundestagspräsident, Bundeskanzler

Vermutlich wirst du zumeist Absagen kassieren, weil sich niemand dafür verantwortlich fühlt, aber vielleicht gibt es einen oder zwei, die sich für dein Thema interessieren und es in die Öffentlichkeit tragen. Das kann vielleicht schon ausreichen.

Viel Glück!
Siegfried

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Tach Moriarty

Im Grunde genommen hast Du recht. Nur stellt sich mir die Frage, warum jemand, der lt. Deiner Beschreibung so ein As ist, in Tansania Tagelöhner sein soll. Bei dem Bildungsstand müsste der dort schon eher Regierungsmitglied sein.

Tschö ErBi, der sich jeglichen Beifall von Beobachterinnen und Konsorten verbittet

Tach Moriarty

Im Grunde genommen hast Du recht. Nur stellt sich mir die
Frage, warum jemand, der lt. Deiner Beschreibung so ein As
ist, in Tansania Tagelöhner sein soll. Bei dem Bildungsstand
müsste der dort schon eher Regierungsmitglied sein.

Hm, ob er so ein As ist, weiss ich auch nicht. Ich koennte mir vorstellen, dass man sogar in Tansania eine abgeschlossene Ausbildung braucht, wenn man was „Gescheites“ machen will. Ansonsten werden wohl nur seine Deutschkenntnisse von Vorteil sein - aber in welcher Firma ? Ich denke nicht, dass es dort einen so grossen Arbeitsmarkt fuer einigermassen gebildete Leute gibt. Weiss ich aber nicht.
Es waere jedenfalls gut, denke ich, wenn er seine Ausbildung hier beenden koennte. Meinetwegen sollen sie ihn dann heimschicken. Das waere dann wenigstens eine Art Entwicklungshilfe.

Gruss
Moriarty

Falsch!
Hi Erbi!

Nur stellt sich mir die
Frage, warum jemand, der lt. Deiner Beschreibung so ein As
ist, in Tansania Tagelöhner sein soll. Bei dem Bildungsstand
müsste der dort schon eher Regierungsmitglied sein.

Deine Annahme ist leider falsch. Ein Studienfreund von mir, ein As als Dipl. Ing. der Luft- und Raumfahrt (Konstruktion und Technik), mußte - wie üblich - nach seinem Studium Deutschland wieder verlassen und in seine Heimat Ghana (Westafrika) zurückkehren, obwohl er gute Berufsaussichten in Deutschland und Westeuropa gehabt hätte und hier auch gerne als Ingeneur gearbeitet hätte. Leider mußte er gehen.
Er und seine Familie nagen nun förmlich am Hungertuch und leben in einer schäbigen Hütte in Ghana. Die Aussichten zu arbeiten sind für ihn in Ghana äußerst schlecht. Es gibt kaum ein Flugzeug (bis auf die Präsidentenmaschine und einige wenige Privatmaschinen), geschweige denn Institute oder Konstruktionsbüros der Luft- und Raumfahrt. Hinzu kommen Vetternwirtschaft und Korruption. Als Dipl. Ingeneur ernährt er nun seine Familie vom illegalen Fischfang und als Tagelöhner im Hafen. Gruß, Andreas