Hallo!
Meine ganz persönliche, rechtlich und fachlich nicht zu belegende Meinung und Erfahrung ist: kleine Krankenhäuser von 300 bis 500 Betten machen die beste Routinemedizin. Gewinnoptimierung ist meist nicht so präsent, die Wege innerhalb des Hauses sind relativ kurz, das Personal kennt sich noch untereinander gut. Grössere Häuser haben manchmal organisatorische Probleme, kleinere Häuser und Niedergelassene haben manchmal personelle, technische oder durch übermäßige Gewinnoptimierung verursachte Unzulänglichkeiten. Wenn ich eine Stadt nicht kenne, dann wähle ich das Krankenhaus danach aus. Zumindest sollten gleichzeitig mehrere Anästhesisten im Haus sein, z.B. in einem Gesundheitszentrum mit mehreren OP-Sälen.
Von großen und kleinen Eingriffen und Narkosen kann man zwar theoretisieren. Dem gegenübergestellt ist ein alter Spruch der Anästhesisten: es gibt zwar große und kleine OPs aber es gibt keine kleine Narkosen. In der Praxis geht durch die Medien immer mal wieder so etwas wie das jetzt in Hamburg, was nach Meinung vieler Anästhesisten eigentlich nie passieren dürfte. Und ja, eine Brustvergrößerung bei einer jungen Frau müsste eine ganz einfache Narkose sein. Kaum Risiko auszumachen (außer das ästhetischer Natur). Diese Narkose wäre in den USA wahrscheinlich von einer Narkoseschwester durchgeführt worden, in Frankreich als Parallelnarkose (in D nicht zulässig). Und dann passiert es doch, und dass sogar auch noch bei einer Medienpersönlichkeit. Anästhesisten, die über diesen Fall diskutieren (fachliche Einzelheiten sind ja nicht genügend bekannt) vermuten die Ursachen in der Gewinnoptimierung.
Eine Station für Intensivmedizin ist nicht wirklich hilfreich in solchen Fällen, aber Häuser, die sie haben, sind grösser und meistens personell und technisch besser ausgerüstet und die Gewinnoptimierung ist nicht so „patientennah“ (d.h. die ökonomischen Aufpasser und Antreiber sind meist sind meist so weit weg, dass der behandelnde Arzt im Einzelfall eher nach Gewissen als nach Ökonomie entscheiden wird. Außerdem da er meistens nur sehr indirekt an Fallzahlen und Gewinn des Hauses beteiligt).
dux