Vom Kloster abgelehnt

Hallo,

ich kenn einen Freund der Schwierigkeiten hat im normalen Leben (Beruf, Partnerschaft, Freizeit etc) .Deswegen spielt er mit dem Gedanken ins Kloster zu gehen. Da hat man ihm dann gesagt, das es für Leute auch ihm Kloster schwierig wird, wenn man ihm normalen Leben scheitert.

Für was ist dann diese Einrichtung überhaupt ?
Mein Gedanke war zuerst was ist mit Barmherzigkeit und anderen scheinbar leeren Phrasen. Ist ein Kloster nicht gerade dazu da, Leute in schwierigen Situationen aufzunehmen.

Gruß

Mit „ins Kloster gehen“ verbinde ich zwei Varianten:

  1. Dort um Beistand bitten, ohne ins Konvent einzutreten. So etwas bieten manche Klöster an. Es ist eine Art Auszeit.
  2. Der Eintritt ins Kloster, um Pater oder Nonne zu werden. Das ist ein mehrjähriger Prozess, den man nicht als Phase seines Lebens angeht.
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Hi,

nein, ein Kloster ist ein Ort, in den man geht, um sein Leben Gott zu widmen. Und es erfordert viel innere Stärke, sich den Regeln, der Besonderheit des Lebens dort und den vielfach vorhandenen Einschränkungen unterzuordnen. Ein Kloster ist kein Hafen für gestrandete Persönlichkeiten. Im optimalen Fall helfen Brüder/Schwestern einem Mitmenschen, unterstützen ihn - aber in die Gemeinschaft als gleichwertiges Mitglied aufgenommen werden, erfordert lange Zeit, eingehende Prüfung und ist wirklich kein Schnellschuss.

Viele Grüße
Karin

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Seid mir nicht böse aber das
hort sich auf den ersten blick egoistisch an. War nicht jesus jmd der sich um" gestrandete personen" besonderst bemüht hat? Aber vielleicht kenn ich mich da zu wenig aus. Vielleicht ist ja eher die psychatrie dann der richtige Ort für ihn…

Jesus hat Jünger um sich gesammelt, Menschen mit gleichen Zielen, Idealen. Menschen, die in ihrem Glauben und ihrer Persönlichkeit stark sein sollten. Das war seine „Wahlfamilie“. Jesus und seine Jünger haben ganz vielen Menschen geholfen - aber diese Menschen wurden dann nicht zu weiteren Jüngern von ihm.
In den heutigen Klöstern wird sicher nach Möglichkeit auch Menschen geholfen, aber deswegen werden diese nicht von heute auf morgen in die Familie aufgenommen. Das würde die Klöster auch überfordern, wenn sie jeden aufnehmen würden, der an die Türe klopft (aber ein warmes Essen gibt es bestimmt). Die meisten Klöster sind vom Alter der Mönche, Brüder, Schwestern überaltert und sehr ausgedünnt und hätten gar nicht die Kraft und Möglichkeit, mehrere psychisch angeschlagene Personen dauerhaft aufzunehmen.

Vielleicht liest du mal z. B. hier ein bisschen nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Ordensgemeinschaft

Sinnvoll wäre eine Klinik. Geht zusammen zu seinem Hausarzt.
Gute Besserung.

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Nein, unter dieser Prämisse könntest Du es auch als egoistisch ansehen, dass z. B. ein Tennisverein sich nicht um „gestrandete Personen“ kümmert.
Es ist einfach nicht der Sinn eines Klosters.

Wobei man aus protestantischer Sicht so oder so den Sinn von Klostern kritisch hinterfragen könnte. :wink:

Nur um das klar zu stellen: Jesus ist jemand, der sich um alle(!) Personen besonderst bemüht.
Welche Menschen seinem Ruf folgen ist natürlich eine ganz andere Geschichte.

Was Du suchst wirst Du eher bei Caritas, der Diakonie oder der AWO finden, wenn es kirchlichen Charakter haben soll.

Jesus war damals noch alleine mit einigen Jüngern unterwegs. Inzwischen hat sich die Kirche doch ein wenig vergrößert und ausdifferenziert. D.h. es macht längst nicht mehr jeder alles in der Kirche, sondern es gibt ganz unterschiedliche Angebote zu ganz unterschiedlichen Zwecken. Es hat also nichts mit „egoistisch“ zu tun, wenn ein konkretes Kloster oder mehrere Klöster kein passendes Angebot für genau diesen Fall bieten. Klöster sind allerdings ohnehin grundsätzlich in ihrer inneren Struktur und ihrer ggf. nach außen wirksam werdenden Tätigkeit.

Die interne Struktur ist eine hierarchische Struktur von Menschen, die besonders fest im Glauben stehen, und im Leben im Kloster ein alternatives Lebensmodell zu z.B. Ehe und Familie sehen. Hieran kann man nicht „einfach so“ teilnehmen, sondern da geht es um ganz grundsätzliche Lebensentscheidungen, einen langwierigen Prozess, Gelübde, … Das ist schlicht und ergreifend nichts für Leute, die in einer „schwierigen Situation“ sind, sondern ganz im Gegenteil! Und der lange Weg ins Kloster ist genau dafür da, sich selbst diesbezüglich immer wieder zu prüfen, ob man dafür der Richtige ist.

Zudem bedeutet Kloster dann nicht einfach nur, dass man ein warmes Plätzchen hat, und regelmäßig betet, sondern in ganz vielen Orden geht es darum, dass die Brüder und Schwestern auch noch im Kloster oder außerhalb einer Berufstätigkeit nachgehen, und so das Kloster mit unterhalten. Also auch insoweit nichts für Leute „in einer schwierigen Situation“.

Auf der anderen Seite steht dann das Wirken des Klosters/des Ordens nach außen hin. Es gibt durchaus Orden, die sich um Menschen in „schwierigen Situationen“ kümmern, Beratung und Unterstützung durch entsprechend geschulte Brüder und Schwestern anbieten, ganz praktisch mit Speis und Trank oder Unterkünften helfen, Zeit und Gelegenheit bieten, im Kloster einige Wochen zur Ruhe zu kommen, und Auswege aus belastenden Situationen zu finden, … Aber dies bedeutet eben nicht, dass man ein vollwertiges Teil der Ordensgemeinschaft wird, sondern lediglich, dass man auf Zeit am klösterlichen Leben teilnimmt, und (üblicherweise gegen Geld, da das eben Dinge sind, die ein Kloster mit finanzieren) die Angebote nutzt, die da gemacht werden. Danach zieht man dann wieder seiner Wege, und führt wieder sein eigenes Leben. Ich weiß von diversen Menschen, die - teilweise durchaus auch in Ehe/Partnerschaft/Familie lebend - solche Angebote einmalig oder auch regelmäßig gerne annehmen.

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Was die evangelischen Klöster allerdings nicht juckt.

Hier sind mal die 63 evangelischen Klöster in Deutschland, die Gäste auf Zeit aufnehmen:

Wie viele es unabhängig davon gibt, die sich in anderer Weise der Seelsorge widmen oder stärker kontemplativ orientiert sind, kann ich nicht gut schätzen - es kann gut nochmal die selbe Anzahl sein.

Schöne Grüße

MM

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Soll ich jetzt das Fass aufmachen, dass „Evangelisch“ und „Protestantismus“ verschiedenen Dinge sind? :smirk:

Auja. Ich bitte darum! popkorn knabber

Servus,

ich glaub, dafür kommst Du bei mir bissle zu spät. Ich war früher Mitglied der evangelischen Landeskirche Württembergs, d.h. Ambrosius Blarer und Johannes Brenz und auch ihre Leistung sind mir ein Begriff. Wer diese Leistung negiert, legt sich mit zwei nicht ganz oberflächlichen Theologen an.

Im übrigen halte ich es da mit Philipp Melanchthon, der in Richtung Calvin & Konsorten den gar hübschen Begriff „friedhässige Clamantes“ geprägt hat…

Schöne Grüße

MM

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Hallo Leute,

bevor Ihr eine Diskussion hier weiterführt . Möchte ich doch nochmal kurz eine Frage einbringen zu meinem Ausgangsthema.
Und zwar . Wohin dann mit Leuten die einfach schwierigkeiten haben im Leben. Ich seh da doch nur drei Möglichkeiten

  1. Knast
    2.Psychatrie
    3.Nachwievor Kloster

fällt euch noch was ein ?

vg

In den Knast kommt mal nur aufgrund einer Verurteilung zu einer Haftstrafe, die nicht zur Bewehrung ausgesetzt wurde. Ist es schon soweit, dass dies zu Erwarten steht? Wenn nein, ist dieser Ansatz - sorry für das deutliche Wort - Schwachsinn!

Eine stationäre Aufnahme in der Psychiatrie würde eine entsprechend schwerwiegende Diagnose durch einen Psychiater voraussetzen. Steht dies zu Erwarten? Ansonsten s.o.

Was das Kloster in diesem Zusammenhang soll, ist mir ein Rätsel. Da könntest Du auch ein Hotel, ein Krankenhaus, eine Kaserne, … benennen. Alles Örtlichkeiten, in denen man eine mehr oder weniger fremdbestimmte/fremdstrukturierte Unterbringung bekommen kann.

Wenn Du konkrete Hilfsangebote suchst, müsstest Du zunächst einmal damit hinter dem Baum vorkommen, was das überhaupt für „Schwierigkeiten“ sind, von denen Du da immer so globalgalaktisch sprichst. Sind das praktische Probleme im Alltag, Minderbegabungen, psychische Störungen, schon manifeste Erkrankungen, Ärger mit Behörden, Straftaten, Drogenmissbrauch, …? Außerdem müsste man auch mal wissen, von welcher Altersklasse wir hier reden.

Es gibt für unterschiedliche Problemstellungen unterschiedliche Angebote. Aber ohne Arme keine Kekse.

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So ziemlich alles was du benannt hast außer Ärger mit Behörden, Straftaten und Minderbegabung (allerdings Intelligenzminderung durch psychische Erkrankung) Es liegt / lag auch eine psychische Erkrankung vor aus dem Schizophrenen Formenkreis, die sich etwas gebessert hat. Hinzu kommen noch diverse Ausbildungabbrüche, Arbeitsabbrüche aufgrund von Schwierigkeiten im kollegialem Verhalten, wie auch nicht befriedigendes Arbeiten von Arbeitgeber seite aus. Deswegen hat er nachwievor Probleme mit Antrieb und Motivation und ist immer an der Grenze zu psychischen Problemen.

Aus meiner Sich kann sich ein Mensch kaum Entwickeln unter einer anhaltenden psychischen Erkrankung und schlechten Arbeitsverhälltnissen sowei mangelndem sozialen Umfeld. Deswegen bräuchte er sicherlich ein Umfeld, das struktuiert und lern Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Deswegen die Idee mit dem Kloster , da wird doch immer von Menschwerdung, persönlicher Entwicklung etc geredet. Ich habs im groben aber jetzt verstanden, dass es dort schon etwas verlangt wird was er sicher nicht mitbringt.
Man hat Ihm auch schon die Herzogsägmühle vorgeschlagen. GGf. wäre das doch eine sinnvolle Einrichtung.

https://www.herzogsaegmuehle.de/

VG

Servus,

interessant wäre hier wohl auch eine Kontaktaufnahme mit einem oder mehreren Camphill-Dörfern:

Auf den ersten Blick wirkt es nicht so, als würde die harmonieselige Welt der Anthroposophen zu jemandem passen, der in Richtung Schizophrenie oder Psychose unterwegs ist - wenn man aber mal Rudolf Steiner im Originaltext liest, entdeckt man bei ihm manches, was eigentlich auch bloß ein Sparren aus diesem Formenkreis sein kann, und vor allem: So krude die Theorie dazu auch sein mag, so erfolgreich sind die Anthros in der Praxis, wenn es darum geht, in Respekt und Würde mit Leuten zu leben, denen Respekt und Würde üblicherweise aberkannt werden. Kleiner Pferdefuß: In der Anthroposophie ist sehr, sehr viel Geld zu Hause; es kann unter Umständen schwierig sein, in so einem System, das auf freiwilligen Spenden basiert, als Habenichts ein Bein auf die Erde zu kriegen. Aber warum spekulieren? Einfach mal Kontakt aufnehmen, es wird sich schon zeigen, ob man sich riechen kann oder nicht.

Schöne Grüße

MM

Es gibt jede Menge Wohnprojekte für Menschen, die nach entsprechender Therapie ihrer Erkrankung (noch) nicht alleine leben können. Das sind dann mehr oder weniger große Einrichtungen, die teilweise nur aus einer kleinen Wohngemeinschaft mit recht wenigen Bewohnern bestehen, die mitten in der Stadt liegen. Teilweise auch größere Einrichtungen mit diversen Wohngemeinschaften auf einer gemeinsamen Fläche mit zentraler Infrastruktur. Gerne auch mal in der Kombination mit Einrichtungen für Menschen mit Behinderung.

D.h. man sollte zunächst mal den Weg über angemessene Therapien gehen, und hierüber dann ein Profil entwickeln, was für Einrichtungen hier geeignet wären (Typ der Einrichtung, noch nicht konkrete Einrichtung), Und mit diesem Profil muss man sich dann umschauen, welche Einrichtungen diesem Profil entsprechen, wie man da rein kommt, wer die Kosten trägt, ob und wann es freie Plätze gibt, …

Weitere Ansprechpartner könnten die Wohlfahrtsverbände, die Lebens- und/oder Sozialberatung der Kommune, ggf. der zuständige Sozialpsychiatrische Dienst, … sein. Bei den Wohlfahrtsverbänden hast Du dann auch die Kirchen mit deren Einrichtungen mit im Boot.

BTW: Ich habe damals meine Zivildienst in einer recht kuriosen Einrichtung abgeleistet, die aus einem von einem Orden betriebenen Arbeiterwohnheim entstanden war, von dem einige Leute „übrig geblieben“ waren. Das waren Leute mit ähnlichen Geschichten, wie der von Dir hier beschriebene. Die wollten/konnten dann auch nicht so einfach ausziehen, nachdem sie dort Jahr und Tag versorgt waren. Damit sie unter dem neuen Regime eines Wohnheims für junge geistig behinderte Erwachsene dort verbleiben konnten, bekamen einige dieser Bewohner dann auch nachträglich den Aufkleber einer geistigen Behinderung verpasst, damit dann auch die Kosten von den entsprechenden Kostenträgern übernommen wurden. Parallel wurde dann eine „Auswilderungsgruppe“ gegründet, in die die fittesten Leute gesteckt wurden, um zunächst in einer möglichst autarken Wohngruppe mit möglichst wenig Eingriff des Personals an ein Leben in freier Wildbahn gewöhnt zu werden. Nächster Schritt war dann eine Wohnung außerhalb der Einrichtung mit nur noch sehr sporadischer Betreuung.

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