Vom Sklaven zum Kaiser - theoretisch möglich?

Hi zusammen.

Aus Gründen, die über bloße Neugier hinausgehen, interessieren mich Antworten auf die Frage, ob es einem Sklaven im Rom des 1. Jhd. u.Z. theoretisch möglich gewesen wäre, Kaiser zu werden.

Natürlich wäre zunächst eine Freilassung und damit der Erhalt des Bürgerrechts Voraussetzung, das aber immer noch verbunden war mit einer Bindung an den ehemaligen Besitzer (Patron) durch den Status eines Klienten. Wäre dieser Status ein unüberwindliches Hindernis für die Adoption des Freigelassenen durch einen Kaiser zum Zwecke der Amtsnachfolge? Wenn ja, gab es Möglichkeiten, auch von diesem Status loszukommen?

Bekanntlich waren mehrere römische Kaiser durch Adoption in ihr Amt gelangt (anstelle eines nichtvorhandenen leiblichen Sohnes des amtierenden Kaisers), nämlich Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Mark Aurel und Lucius Verus. Als Kriterium der Wahl galt die optimale Eignung für das Amt. Was würde im Fall des Freigelassenen rechtlich dagegen stehen? Wäre ein Adelsstand (Nobilität) unbedingte Voraussetzung? Wenn ja, könnte dieser nachträglich arrangiert werden? Wäre eine ausgedehnte politische oder militärische Laufbahn unbedingte Voraussetzung? Oder konnte der amtierende Kaiser ohne solche Voraussetzungen jemand adoptieren, rein unter dem Aspekt der Eignung? Hätte ihm der Senat möglicherweise die Suppe versalzen können (auf legale Weise)?

Das Gedankenspiel impliziert natürlich auch Protektion durch einflussreiche Personen wie z.B. die Kaisergattin. Im ganzen zielt die Frage aber auf eine legale Karriere, also in keinster Weise auf eine Art Putsch.

Danke im voraus.

Chan

Hallo!
Im ersten Jahrhundert war derlei sicher noch undenkbar, aber im dritten Jahrhundert gab es durchaus einige Herrscher, die aus undurchsichtigen Verhältnissen stammten, etwa Maximinus Thrax:
http://de.wikipedia.org/wiki/Maximinus_Thrax
oder Philippus Arabs
http://de.wikipedia.org/wiki/Philippus_Arabs
Sie hatten sich in der Armee hochgedient und gelangten durch Putsch oder in einer akuten Krise auf dem Thron.

Hallo Chan,

Aus Gründen, die über bloße Neugier hinausgehen, interessieren
mich Antworten auf die Frage, ob es einem Sklaven im Rom des

  1. Jhd. u.Z. theoretisch möglich gewesen wäre, Kaiser zu
    werden.

Zu den Detailfragen von dir kann ich nichts fundiertes beitragen, aber zumindest ein Beispiel, wo ein ehemaliger Sklave beinahe Kaiser geworden wäre.
Der römische Geschichtsschreiber Dio Cassius berichtet in seiner römischen Geschichte (Ῥωμαϊκὴ ἱστορία), Bd. 79, 15-21, daß Hierocles (Ἱεροκλῆς), ein Sklave und Wagenlenker zum Favoriten und Geliebten des Kaisers Elagabal (204-222) wurde
http://www.roman-emperors.org/elagabal.htm
http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Hi…
und dieser ihn zum Cäsar ernennen wollte.
Hier gibt es die ganze Geschichte in griechisch-französischer Parallelfassung
http://remacle.org/bloodwolf/historiens/Dion/livre79…
und wer es lieber auf englisch hat:
http://penelope.uchicago.edu/Thayer/E/Roman/Texts/Ca…

Viele Grüße
Marvin

Weitere Fragen zum Thema
Danke für die bisherige Hinweise auf alternative Möglichkeiten. Mir geht es aber in erster Linie um die Möglichkeit der Adoption eines Exsklaven durch einen amtierenden Kaiser. Nach meinen neueren Recherchen waren einem Freigelassenen alle politischen Ämter verwehrt, erst seine Nachkommen waren im Besitz des vollen Bürgerrechts, das ihnen solche Ämter ermöglichte. Weitere Fragen also:

  1. Konnte/durfte ein Kaiser im 1. Jhd. einen Freigelassenen adoptieren?

  2. Hatte er die Möglichkeit, einem Freigelassenen a) nach eventueller Adoption oder b) auch ohne vorherige Adoption das volle Bürgerrecht zuzusprechen, konnte er also in einem Ausnahmefall das Recht außer Kraft setzten bzw. eine Ausnahmeregelung erwirken?

Chan