Vom Vater angeschossen (Traumdtg.)

Hallo Lesende,
bitte steinigt mich nicht - ich weiss, wie es um die Traumdeutungsproblematik steht, dass man die Person kennen sollte, und man nur vage Hilfestellungen geben kann.

Genau so eine Hilfestellung, Anregung suche ich, vielleicht fällt euch was ein, ich kann mit dem Symbol nichts anfangen, und es macht mir zu schaffen.

Ich hatte neulich diesen Traum, von dem ich eine Szene nicht vergessen kann.
Vorab: ich war in meiner Jugend sehr aufmüpfig, besonders meinem (ruhigen) Vater gegenüber, ich habe das später oft bereut und tue es auch heute noch.
Ich habe fast ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber (er hatte auch gesundh. Probleme)
Ich lebe heute nicht mehr bei meinen Eltern, sehe sie nicht zu oft, und dann das:

„…ich befand mich Arbeitszimmer im Haus meiner Eltern. Meine Mutter war nicht da. Ich ging meinen Vater wieder mal auf den Geist.
Plötzlich übertrieb ich es (ich drehte die Musik lauter, obwohl er schon zornig war), er riss mit einenmale die Türe auf, zog eine Schrotflinte, sah mich total hasserfüllt an und …schoss.
Dieser Blick hat mich mehr schockiert als der brennende Schmerz in meiner Brust.
Danach bin ich aus dem Haus humpelnd geflohen.
Meine Eltern machten sich keine Sorgen mehr, ich hatte aber das Gefühl, sie kümmerte die Schusswunde nicht, das war traurig, aber noch trauriger war dieser Blick von meinem Vater.
Ich trieb mich die folgenden Tage im „Unterholz“ (Wald, Bauruinen) herum, sah zu, wie ich klar kam.“

Was bedeutet das???
Ich habe meinen Vater doch lieb (hm, fühle mich auch mehr als „Vatertochter“), und er mich auch, aber dieses Bild macht mich fertig! Dieser hasserfüllte Blick…

Danke für einen Hinweis!

Grüsse,
Nicole

Hallo,

ich denke, dass du deinen Traum nicht unbedingt in Bezug auf deine Eltern deuten müsstest. Das „Haus deiner Eltern“ könnte auch deinem „Gefühlsapparat“ entsprechen bzw. der „Instanz“, die dich kontrolliert.

Plötzlich übertrieb ich es …
Dieser Blick hat mich mehr schockiert als der brennende
Schmerz in meiner Brust.

Könnte es sein, dass du dich selbst zu sehr (unnötig) unter Kontrolle haben möchtest?

Ich trieb mich die folgenden Tage im „Unterholz“

Der Passus „die folgenden Tage“ muss nicht unbedingt zeitliche Bedeutung haben. Hast du möglicherweise eine einzige Sache derart überspitzt betrieben das es dir selbst (!) unheimlich war?

Was bedeutet das???

Das weiß ich auch nicht, aber ich würde an deiner Stelle die Bilder nicht „zu wörtlich“ nehmen, sondern eher danach fragen, was denn an diesen Bildern „ungewöhnlich“ oder „markant“ ist.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

darauffolgend…
Wenn sich jemand die Mühe gemacht hat und bis hierher durchgelesen hat (vielen Dank an Thomas!), so habe ich noch einen Traum mitzuteilen, der einige (so scheint mir) Parallelen enthält; er kam später als der vorher beschriebene, ich schreibe sowas immer auf, damit nichts dazu kommt.

Der Witz, obwohl ich in den Traum nicht ich selbst bin, fühle ich, dass die Eltern meine Eltern sind.
Überhaupt war das ganze sehr emotional.

"Ich war ein Mann, ein junger Mann, aber nicht mehr grün hinter den Ohren.
Ich hatte eine hübsche Freundin, sie war beliebt und gut behütet von ihrer Umgebung und den Eltern.
Sie hatte blondes, lockiges Haar.

Ich brachte sie aus Heimtücke um.

Alle wussten es, oder würden es wissen.
Ich wollte die Lynchjustiz, die mich erwarten würde, so weit wie möglich hinaus zögern.
Ich vermied den Blick ihres Vaters (!), der aber so aussah, als ob er es wüsste.
Aber, die Eltern brauchten einen ‚offiziellen‘ Beweis von mir, für ihre These.
Die Situation eskalierte zunehmend.
Am Schluss, als sie mich endlich entlarvt hatten, und ihrer Wut (!) freien Lauf lassen konnten, floh ich.
Ich bildete mir ein, scharfe Masser in meinen Rippen zu spüren.
Ich hatte eine gewisse Häme den Eltern meiner Freundin gegenüber.
Ich wusste, dass ich büssen musste, denn ich hatte das nette Gesicht meiner Freundin, ihrer Tochter zerstört.
Ich hätte es verdient.
Aber ich wollte keinen physischen Schmerz spüren.
Ihre Wut aber machte sie rasend. (!)
Das macht mir Angst. […und deshalb floh ich]"

Was spielt da bloss die Vaterrolle mit?
Ich hatte eher Probleme mit meiner Mutter.
Ich mag diese brutalen Träume nicht :confused:

Danke fürs Lesen!
-Nicole

Guten Morgen Nicole…

ich muss gestehen, ich hab so keine ahnung von traumdeutung.
daher einfach mal meine sicht zu den thematiken deiner träume.

wie du ja geschrieben hast, fühlst du „schuld“ gegenüber deinem vater, weil du dich ihm gegenüber nicht immer „angemessen“ verhalten hast.
meiner meinung nach liegt darin der schlüssel.
die menschen in deinen träumen rächen sich, verletzen dich.

vielleicht solltest du anfangen, dir zu vergeben und das vergangene loszulassen.
hast du mal mit deinem vater gesprochen, wie er die situation damals empfand, die zeit in der du so „aufmüpfig“ warst? und wie er heute empfindet?
ich bin sicher, er ist da weniger nachtragend wie du:smile:
schau dir doch mal an, warum gerade jetzt diese thematik wieder so aktuell ist. was hat für dich das vergangene mit dem jetzt zu tun?

wie ich schon sagte, ich kenn mich nicht aus in sachen traumdeutung. ich bin aber der meinung, daß ungelöste thematiken uns weiterhin beschäftigen, auch oder gerade in träumen.

liebe grüße

lunatics-wife

Hallo Nicole,

(vielen Dank an Thomas!)

bitte sehr!

ich schreibe sowas immer auf, damit nichts dazu kommt.

Das ist richtig und für Interpretationen sehr wichtig.

Der Witz, obwohl ich in den Traum nicht ich selbst bin, fühle
ich, dass die Eltern meine Eltern sind.

"Ich war ein Mann, ein junger Mann, aber nicht mehr grün
hinter den Ohren.

„Ich distanziere mich von mir.“ ?

Ich hatte eine hübsche Freundin, sie war beliebt und gut
behütet von ihrer Umgebung und den Eltern.
Sie hatte blondes, lockiges Haar.
Ich brachte sie aus Heimtücke um.

Vielleicht möchtest du irgendetwas hinter dir lassen. Fühlst du dich vielleicht „zu unschuldig“, möchtest du vielleicht mal
„einen drauf machen“ oder so?

Alle wussten es, oder würden es wissen.

Hast du möglicherweise Probleme damit, dass du zu angepasst lebst? Fehlt dir der Kick in deinem Leben? Möchtest du über dich hinauswachsen, fühlst dich aber verantwortlich für irgendetwas?

Ich wollte die Lynchjustiz, die mich erwarten würde, so weit
wie möglich hinaus zögern.

Am Schluss, als sie mich endlich entlarvt hatten, und ihrer
Wut (!) freien Lauf lassen konnten, floh ich.

Fürchtest du irgendwelche Konsequenzen, falls du irgendetwas tust oder verwirklichst?

Was spielt da bloss die Vaterrolle mit?

„Vater“ steht klassisch u. a. für „Gewissen“.

Wie du aus meinen fragenden Formulierungen lesen kannst, kann ich nicht sicher sagen, was dich bedrückt. Man muss die träumende Person näher kennen lernen, um wirklich stimmige Parallelen treffen zu können. Das ist ein Grund dafür, dass Traumdeutung prinzipiell nur in Eigenarbeit funktioniert. Aber vielleicht war unter meinen Fragen ja schon ein entscheidender Hinweis. Beurteilen kannst du das aber nur selbst.

Herzliche Grüße (und ruhige Nächte)

Thomas Miller

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Hallo Nicole,

ich kann an deinem Traum keinen Wiederspruch zur Liebe zu deinem Vater erkennen.

Genau so eine Hilfestellung, Anregung suche ich, vielleicht
fällt euch was ein, ich kann mit dem Symbol nichts anfangen,
und es macht mir zu schaffen.

Ich versuche mal meine Empfindung zu schreiben, wie du weisst - muss das nicht stimmen, also wirklich nur als kleine Hilfe sehen.

Dass dein Traum dich in deine Jugend zurückführt, kann bedeuten dass du vor Entscheidungen stehst die dich verunsichern…

Dass deine Mutter abwesend ist, kann bedeuten dass du dich in einer unbeständigen Situation befindest.

Dass du deinen Vater nervst, kann bedeuten dass du im Begriff bist für dich eine neue unkonvetionelle Ordnung für dein Leben zu suchen.

Der Hass in den Augen deines Vaters, sagt nichts anderes als dass
du auf Gegensätzliches in deinem Leben stosst.

Der Schuss sollte dir sagen, dass du eine Entscheidung rasch treffen solltest - die vielen Schrotkugeln deuten auf mehrere
kleine seelische Verletzungen hin oder können auch sagen dass
es keine große Entscheidung sondern mehrere kleine Entscheidungen sind.

Deine Flucht aus dem Haus, zeigt dir wieder dass du dich einem Problem nicht stellst, du also eine Situation nicht bestimmst sondern konfliktscheu bist.

Unterholz, Bauruinen - deuten auf nichtverarbeitete Gefühle hin,
du vermisst eine Person oder einen Zustand, du fühlst eine Traurigkeit. Du kannst es als positive Warnung vor falschen Idealen und Überzeugungen verstehen, die dich im Leben nicht mehr weiterbringen.

Die Reaktion deiner Eltern im Traum, könnte dir sagen dass sie dir sehr viel im Leben zutrauen, der Schuss könnte dir zeigen dass du ihre Zustimmung und ihr Vertrauen hast, dich vom Elternhaus (den vergangenen Traditionen) zu lösen und eigene neue Wege zu suchen.

In einem Satz deinen Traum zusammengefasst, würde ich sagen du bist auf den Weg nun „richtig“ erwachsen zu werden, spürst eine natürliche Traurigkeit dem Vergangenen und eine verständliche Unsicherheit dem Zukünfigen gegenüber und bist noch etwas zaghaft in deinen Entscheidungen den Schutz alter Traditionen zu verlassen.

Ich kann natürlich auch danebengeschossen haben :wink:)

Liebe Grüße
Kerbi

Vielen Dank!
Ich danke Euch allen recht herzlich für die Hinweise und Anregungen!
Vieles trifft den Kern ziemlich genau, das wird mich zum Nachdenken anregen…Faszinierend, wie ‚wir‘ abends zu ‚uns‘ kommunizieren.

jetzt beruhigter -
Nicole