Andersrum wird ein Schuh draus
Hallo!
Stellt euch mal vor, 65 % (das ist geplant!) der Eltern werden
zu Doppelverdienern, haben also plötzlich viel mehr Geld zur
Verfügung.
So ist das leider nicht. Oder ist das eine Ausnahme? Wenn mir das Arbeitsamt einen Job über eine Leiharbeitsfirma vermittelt und mir dort gesagt wird, dass ich in guten Monaten auf 900 Euro Brutto kommen könnte, dann muß mir mal jemand erklären, wie die Familie davon leben soll, wenn es keine Kinderbetreuungsmöglichkeiten gibt um auch dem zweiten Elternteil die Berufstätigkeit zu ermöglichen.
Wir sind gerade in genau dieser Situation, das Beispiel ist also nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern schlicht die Realität.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass sich da eine Kluft auftut zwischen denen, die (noch) einen guten Job haben, der wirklich eine Familie unterhalten kann und denen, die leider aus dem System rausgefallen sind. Die Sicht der Dinge ist (ganz verständlicherweise) völlig unterschiedlich. Ich hätte mir vor ein paar Jahren nicht ausmalen können, dass wir quasi die Seiten wechseln. Das geht schneller als man denkt. Und auch unverschuldet im Übrigen. Es ist längst nicht mehr jeder seines eigenen Glückes Schmied, das haben nicht nur wir in den letzten Jahren lernen müssen.
Wenn unsere Beschäftigungslage und Einkommenslage eine andere wäre, hätten wir mit Sicherheit schon mehrere Kinder. Aber wir sehen einfach keine Perspektive dafür.
bis sich ein
Doppelverdienerhaushalt wieder gerade so durchschlagen kann,
wie heute eine Einzelverdienerfamilie.
Das ist heute schon so, dass ein Verdienst in vielen Fällen einfach nicht ausreicht. Ganz zu schweigen von Alleinerziehenden für die sich diese Frage ja gar nicht stellt.
Das kommt in unserer geldregierten Welt einem Ablieferzwang
der Kinder gleich.
Das Risiko sehe ich grundsätzlich auch, aber ich denke eben, da spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Auch meine ich, dass an mehreren Rädern gedreht werden müßte, um eine echte Wahlfreiheit für Eltern herzustellen.
z.B. das Kindergeld zu kürzen um diese Mittel dann in mehr Krippenplätze zu stecken ist auf jeden Fall in meinen Augen der falsche Weg und wäre eine Bestätigung für Deine Befürchtungen.
Es ist wie so oft: Man müßte ein Ziel definieren. Z.B.: Wir halten es für richtig, dass Kinder in den ersten 3 Jahren zu Hause von einem Elternteil betreut werden. Oder eben anders: Wir finden es wichtig, dass Kinder früh in Krippen betreut werden und beide Elternteile arbeiten. Welches der richtige Weg ist, ist hier ja nicht Thema der Diskussion. Aber der Gesetzgeber müßte eben ein klares Ziel verfolgen und entsprechend handeln. Auch auf die Gefahr hin, dass es sich evtl. im Nachhinein unter Umständen als falsch herausstellt. Das nennt man dann „Verantwortung übernehmen“, dafür gibt es dann in ein paar Jahren wieder Wahlen, dort werden die Konsequenzen gezogen. Und genau daran hapert es zur Zeit. Blödes Rumgeeiere, faule Kompromisse, alles wird zerredet und am Schluß funktioniert gar nichts mehr. Ein bißchen hiervon und ein bißchen davon, aber wohin die Reise gehen soll, ist in keinem Bereich definiert.
Wenn ich also feststelle, dass die potentiellen Eltern in einen „Gebärstreik“ treten und ich auch die Ursachen dafür kenne (ich denke, die sind hinreichend erforscht), dann muß ich diese eben abstellen, wenn ich wieder höhere Geburtenzahlen erreichen möchte. Ansonsten brauche ich mich nicht wundern.
Und in dem Fall heißt das eben: Mehr Kinderbetreuung ermöglichen, damit Frauen auch einen ihrer Ausbildung gemäßen Job ausüben können, wenn sie Kinder haben. Möglichkeiten zu Teilzeitregelungen ausbauen, damit Eltern flexibler die Kinderbetreuung untereinander aufteilen können. Und, ja ich denke auch Mindestlöhne einführen, damit auch Teilzeitbeschäftigte Eltern den Familienunterhalt verdienen können oder auch der Verdienst eines Elternteils dafür ausreichen würde.
kernig
(hab die anderen Beiträge nur teilweise gelesen)