Moin
Mich beschäftigt die Frage, ob man leichter aus Nazi-Deutschland fliehen konnte oder aus der DDR.
Mich interessieren dabei sowohl die legalen (Ausreiseantrag o.ä.) als auch die illegalen Ausreise/Fluchtversuche, z.B. in welchem Staat mehr Menschen beim Versuch, die Grenze zu überschreiten, erschossen wurden.
Falls ihr es zeitlich genauer eingrenzen wollt: Ich denke mehr an die „heißen“ Zeiten der jeweiligen Diktatur, also 1938 bis 1945 und eben 1961 bis 1989.
Gruß,
Branden
Moin, moin
Grundsätzlich muss es im tausendjährigen Reich leichter gewesen sein, weil es auf keinen Fall derartige Grenzbefestigungen wie in der DDR gegeben hat.
Nach der Besetzung der Nachbarländer war es noch relativ leicht, über deren Grenzen ins weitere Ausland zu flüchten.
Probleme gab es eigentlich nur in den ausgesuchten Gastländern, wie z.B. Schweiz, die keine Schwierigkeiten hatten, Flüchtlinge stante pede über die Grenze zurückzuschicken, in die Arme der Verfolger.
Das Problem lag eigentlich darin, dass die Flüchtlinge unter den Nazis die Situation selten richtig erfasst haben und sich dementsprechend verhielten. Das bedeutet, daß sie zu vertrauensselig im Wohnumfeld waren und auch ihre Reiseziele nicht verschleiert haben.
Es wurde oft zuviel Gepäck und Wertsachen mitgeschleppt, bzw. die Veräußerung der Dinge wurde zu öffentlich durchgeführt.
Gruß
Rochus
Hallo,
Probleme gab es eigentlich nur in den ausgesuchten
Gastländern, wie z.B. Schweiz, die keine Schwierigkeiten
hatten, Flüchtlinge stante pede über die Grenze
zurückzuschicken, in die Arme der Verfolger.
Das ist nicht richtig. Sowohl in England als auch in den USA wurden nach Kriegsbeginn auch deutsche Juden als „feindliche Ausländer“ betrachtet. In den USA wurden Deutsche - egal ob jüdisch oder nicht - in Lagern interniert, ebenso wie übrigens Japaner. Und in England durften Juden mit eben dieser Begründung, weil sie ja feindliche Deutsche waren, teilweise nicht einreisen. (Teilweise deshalb, weil es auch darauf ankam, wie der Zollbeamte tickte, an den sie da gerieten. Es war Glückssache.)
Ganz angesehen davon wurde es zunehmend schwieriger, ein Einreisevisum für ein anderes Land zu bekommen. Und man brauchte ja nicht nur das Einreisevisum, sondern auch das Ausreisevisum, und zwar beide gleichzeitig. Das war nicht einfach.
Schöne Grüße
Petra
Moin Rochus
Vielen Dank und * für deine ausführliche Antwort!
Bei der Schweiz gab es, soweit ich weiß, eine Ausnahme: den Kanton Tessin.
Leute wie z.B. Erich Maria Remarque („Im Westen nichts neues“) und einige andere konnten dort Asyl bzw. ein sehr schönes Exil finden. Vielleicht musste man über Italien, möglicherweise über die grüne Grenze (man kann sich z.B. leicht übers Centovalli zwischen Italien und Tessin durchschlagen, ich kenne die Ecken da seit über 50 Jahren), aber das Tessin, insbesondere Ascona, war jedenfalls ein Refugium für einige Künstler, die aus Nazideutschland geflüchtet sind.
Es grüßt dich
Branden
Moin,
Falls ihr es zeitlich genauer eingrenzen wollt: Ich denke mehr
an die „heißen“ Zeiten der jeweiligen Diktatur, also 1938 bis
1945 und eben 1961 bis 1989.
nach Kriegsbeginn war es ziemlich schwer bis unmöglich, feindliches Ausland zu erreichen. War man in wehrfähigem Alter, konnte schnell schon mal der Verdacht der Fahnenflucht aufkommen, was gar nicht lustig war.
Neutral waren die Schweiz und wenige andere Länder.
Aber auch dort wurde es zunehmend schwerer unter zu kommen.
Ein Vergleich zwischen den Systemen ist wohl kaum möglich zu ziehen.
Gandalf
Moin Gandalf
Neutral waren die Schweiz und wenige andere Länder.
Aber auch dort wurde es zunehmend schwerer unter zu kommen.
Stimmt. Wiegesagt, das Tessin war noch ein letztes Refugium für einige.
Ein Vergleich zwischen den Systemen ist wohl kaum möglich zu
ziehen.
Nun ja, es gibt schon verdammt viel Ähnlichkeiten zwischen beiden Systemen.
Gruß,
Branden
Hallo Petra
Seit wann benutzen Flüchtlinge Aus- und Einreise Visa ?
Flucht bedeutet doch unangemeldetes Verlassen von irgendwas.
Glaubst Du vielleicht, ich hätte ein Visum bekommen, als ich mich entschloss die DDR zu verlassen ?
Gruß
Rochus
Hallo Rochus,
Seit wann benutzen Flüchtlinge Aus- und Einreise Visa ?
zum Beispiel zahlreiche Juden, die während des Nationalsozialismus Deutschland verlassen haben und dieses Verlassen als Flucht sehen, denn ohne die Veränderung ihrer Lebensbedingungen hätten sie keinen Anlaß gesehen, ihren Lebensort zu wechseln.
Flucht bedeutet doch unangemeldetes Verlassen von irgendwas.
Flucht kann „unangemeldet“ sein, muß es jedoch nicht.
Glaubst Du vielleicht, ich hätte ein Visum bekommen, als ich
mich entschloss die DDR zu verlassen ?
Offensichtlich nicht. Was jedoch nicht heißt, daß das auf alle in jeder Fluchtsituation gilt.
Viele Grüße
Iris