oder wie in dem Text unten, vor aller Augen (Genetiv)? Warum plötzlich Genetiv?
Danke schön
Nur unzulänglich können rationale Außensichten
das dunkle Gemisch aus Hoffnungen
und Trieben und Not erklären,
das den Charismatiker mit seinem Publikum
verbindet und vor aller Augen in
den Himmel schießen lässt.
Danke für die Antwort. Aber „vor“ ist eine Wechselpräposition, die entweder mit Dativ oder Akkusativ vorkommt, aber eben nicht mit Genetiv wie in den Fällen
Warum fragst Du eigentlich …
… wenn du sowieso meinst, es besser zu wissen?
Die Antwort war völlig korrekt. In den Augen von allen = in den Augen aller = in aller Augen. Also: in wessen Augen? Das ist und bleibt Genitiv, und wenn Du Dich auf den Kopf stellst …
Danke für die Antwort. Aber „vor“ ist eine Wechselpräposition,
die entweder mit Dativ oder Akkusativ vorkommt, aber eben
nicht mit Genetiv wie in den Fällen
vor aller Welt
und
in aller Munde
die präposition „vor“ bezieht sich auf das nomen „welt“, das ist im dativ. davor wird noch ein genitiv / genetiv eingeschoben, der vom nomen abhängt, nicht von der präposition. die form ist etwas archaisch und darum für viele nicht ganz nachvollziehbar. genitive stellt man heute in der regel nach.
„vor der position des genitivs“
„vor des genitivs position“
Es geht grammatikalisch beides; hermeneutisch nur eines:
„Vor aller Augen“ ist eine sogenannte Ellipse, also eine Redewendung, die Satzteile ausspart („vor aller Menschen Augen“). Es ist übrigens eine sehr geläufige Ellipse; vgl. Redewendungen wie „alle haben es gesehen“, „man kann es nie allen recht machen“, „das bedeutet für alle eine Mehrbelastung“. Gemeint sind natürlich nicht alle Meerschweinchen oder alle Himmelsphänomene, sondern alle Menschen. Mit anderen unbestimmten Zahlwörtern verhält es sich gleich: „wenige wissen, manche ahnen, einige fürchten, viele wähnen, etliche sprechen sich dafür aus, vereinzelte dagegen“.
„Vor allen Augen“ ist grammatikalisch richtiger, im Sinnkontext aber falsch (ein schönes Beispiel für die wunderbare Ungenauigkeit der Sprache). Wenn etwas „vor allen Augen“ so sein müßte, wie es denn sei, müßte es dies auch vor den Augen des Tintenfischs sein oder vor den Fettaugen auf der Suppe oder vor dem Auge der Kameralinse oder vor dem Auge des Hurrikans, nicht zu reden vom Auge des Gesetzes.
Ellipsen machen einen wesentlichen Teil unseres Sprachgebrauchs aus. „Und dies mir!“ Was bedeutet dieser Satz?
Also: „Vor aller Augen“ dürfte dem entsprechen, was gesagt werden soll.
Herzlicher Nachtgruß von Kalaf