Vorarlberg: Bödele, rätoromanisch/wallisisch?

Servus, Freunde/Freundinnen aus dem Ländle.

Ich stamme aus Oberschwaben, und da ist das Bödele ja fast der Skifahrerhausberg. Eine Frage zur Herkunft des Namens: Ist „Bödele“ - wie ich meine, mal gelernt zu haben - die Eindeutschung eines ursprünglich rätoromanischen Begriffs? In der Gegend sind ja mal Walliser zugewandert, so in Dornbirn-Ebnit wie im Montafon und in den beiden Walsertälern.

Danke!
Ludwig

Weder noch…
Hallo Ludwig

Die Rätoromanen sind keine Walser sondern, wie schon der Name sagt, Romanen. Das „Räto“ stammt von Räthien. Dies ist die Bezeichnung für einen Teil des Kantons Graubünden. Und hier sind die Rätoromanen heimisch. Romanisch sprechende Bevölkerung gibt es meines Wissens auch noch in Norditalien und Rumänien.
Hast du Lateinkenntnisse, kannst du auch die romanisch sprechenden Leute in etwa verstehen.
Walliser heissen die Einwohner des Kantons Wallis und sind ebenfalls keine Walser. Ihre Sprache ist halbhalb deutsch und französisch.
Alle Walser sprechen deutsch, auch in anderen Sprachgebieten.
Bosco Gurin ist z.B. eine Walsersiedlung im italienschsprachigen Kanton Tessin. Auch in Norditalien gibt es noch Walsersiedlungen.

Bödele ist ein Dimunitiv von Boden. Also kleiner Boden, kleine ebene Fläche. In der Schweiz heisst dies „Bödeli“.

Hoffentlich hilft dir diese Kürzestaufklärung, auch wenn sie nicht von einem Vorarlberger stammt.

Gruss
Mäni

Grüezi, Mäni,

Merci vielmool für deine freundliche Antwort.

Die Rätoromanen sind keine Walser sondern, wie schon der Name
sagt, Romanen. Das „Räto“ stammt von Räthien. Dies ist die
Bezeichnung für einen Teil des Kantons Graubünden. Und hier
sind die Rätoromanen heimisch. Romanisch sprechende
Bevölkerung gibt es meines Wissens auch noch in Norditalien
und Rumänien.

… und bis vor 100 oder 150 Jahren auch im Bregenzer Wald und im vorarlbergischen Montafon. Das Grafengeschlecht der Montfort (NICHT französisch auszusprechen!) in Feldkirch (?), Bregenz und Tettnang kam auch daher.

So weit ich weiß, gibt/gab es auch „Räto-“ oder sonstwie „-Romanisch-sprachige“ („Welschsprachige“), die „irgendwann“, darunter auch nach dem 30-j. Krieg, aus dem armen Gebirgsgegenden Richtung Norden zogen.

Hast du Lateinkenntnisse, kannst du auch die romanisch
sprechenden Leute in etwa verstehen.

Dies war mir bekannt. Siehe z. B. TV-DRS „Il balcun tort“.

Bödele ist ein Diminutiv von Boden. Also kleiner Boden, kleine
ebene Fläche. In der Schweiz heisst dies „Bödeli“.

Ich weiß schon, dass dieser Schluss nahe liegt. Der schwyzertütsche Begriff Boden (z. B. „Urnerboden“) ist mir bekannt.

Nur, und das war der Grund meiner Frage, meine ich irgendwann gehört zu haben, dass „Bödele“ die volksetymologische Umdeutung des romanischen Begriffs „monte pedele“ sei und eben nicht wirklich von „Boden“ usw. abzuleiten sei, auch wenn es noch so plausibel erscheint. Eben dies wüsste ich gerne.

Hoffentlich hilft dir diese Kürzestaufklärung, auch wenn sie
nicht von einem Vorarlberger stammt.

Das macht „nüt“, wir sind ja alle rund um den See Alemannisch geprägt.

Vielleicht kann doch noch jemand das Rätsel lösen.

Tschau
Ludwig

Grüezi Ludwig

… und bis vor 100 oder 150 Jahren auch im Bregenzer Wald und
im vorarlbergischen Montafon. Das Grafengeschlecht der
Montfort (NICHT französisch auszusprechen!) in Feldkirch (?),
Bregenz und Tettnang kam auch daher.

Bregenzerwald: Da habe ich schwerste Zweifel…(Quelle?) Montafon: Klassisches Walsergebiet. Kein romanisch sprechender Volksteil.
Die Montfort waren mit Sicherheit keine Rätoromanen. Diese brachten keinen eigenen Adel oder Elite hervor und begnügten sich mit der Rolle von braven Untertanen der Bischöfe von Chur und des Klosters Disentis.

So weit ich weiß, gibt/gab es auch „Räto-“ oder sonstwie
„-Romanisch-sprachige“ („Welschsprachige“), die „irgendwann“,
darunter auch nach dem 30-j. Krieg, aus dem armen
Gebirgsgegenden Richtung Norden zogen.

Auch der 30-jährige Krieg hat die Schweiz nicht erreicht. Vor und nach diesem gab es keine Auswanderungswellen, von den Söldnern abgesehen. Die Rätoromanen würde ich als ausgesprochen standorttreu bezeichen, die bekommen schon in Zürich Heimweh…
Nenne einen Rätoromanen einen Welschen, du wirst es nie wieder tun…
In Chur gibt es ein Welschendörfli. Hier wohnen Fahrende oder deren Nachkommen. Rotwelsch!!! (Aber auch Rätoromanen wohnen in Chur, deshalb die Unterscheidung!)
Welsch wird auch im Zusammenhang mit der französischsprachigen Schweiz gebraucht: Ich reise z.B. ins Welschland um welsche Kollegen zu besuchen…
Da musst du schon Eingeborener sein, um die Uebersicht nicht zu verlieren! *g*

Bödele ist ein Diminutiv von Boden. Also kleiner Boden, kleine
ebene Fläche. In der Schweiz heisst dies „Bödeli“.

Ohne Besserwisserei: Daran halte ich fest.

Nur, und das war der Grund meiner Frage, meine ich irgendwann
gehört zu haben, dass „Bödele“ die volksetymologische
Umdeutung des romanischen Begriffs „monte pedele“ sei und eben
nicht wirklich von „Boden“ usw. abzuleiten sei, auch wenn es
noch so plausibel erscheint. Eben dies wüsste ich gerne.

Monte bringe ich, im Gegensatz zu pedele, unter. Wie wär’s mit dieser „wilden“ Variante: Monte pedalis = Berg, der einen Fuss lang/breit ist. An Fantasie hat’s mir noch nie gefehlt!

Vielleicht kann doch noch jemand das Rätsel lösen.

Im Netz findest du sicher die Lia rumantscha in Chur. Als weiterer Notnagel kann ich die Unis in Freiburg (CH) und Zürich empfehlen. Hier befinden sich die mir bekannten Lehrstühle für Romanisch.

Gruss + schönen Tag
Mäni

Hallo Mäni

So weit ich weiß, gibt/gab es auch „Räto-“ oder sonstwie
„-Romanisch-sprachige“ („Welschsprachige“), die „irgendwann“,
darunter auch nach dem 30-j. Krieg, aus dem armen
Gebirgsgegenden Richtung Norden zogen.

Die Rätoromanen würde ich als
ausgesprochen standorttreu bezeichen, die bekommen schon in
Zürich Heimweh…

Zumindest dem Rhein bleiben sie treu. Du findest fast alle alten Bündner Geschlechter entlang des Rheins, seit Jahrhunderten ansässig (zumindest bis Basel).

Nenne einen Rätoromanen einen Welschen, du wirst es nie wieder
tun…
In Chur gibt es ein Welschendörfli. Hier wohnen Fahrende oder
deren Nachkommen. Rotwelsch!!! (Aber auch Rätoromanen wohnen
in Chur, deshalb die Unterscheidung!)
Welsch wird auch im Zusammenhang mit der französischsprachigen
Schweiz gebraucht: Ich reise z.B. ins Welschland um welsche
Kollegen zu besuchen…

Welsch bedeutet Fremd, Ausländisch und hat eigentlich nichts mit Französchisch zu tun, ausser das die Welschen, aus Deutschschweizer sicht, halt eine fremde Sprachen sprechen.
Früher warst du schon ein „Welscher“ wenn du aus einem anderen Tal kamst.

MfG Peter(TOO)

Guten Abend Peter

Zumindest dem Rhein bleiben sie treu. Du findest fast alle
alten Bündner Geschlechter entlang des Rheins, seit
Jahrhunderten ansässig (zumindest bis Basel).

Meinst du etwa Vico Torriani?*g* Wo gehen sie aber auf ihre geliebte Jagd? Die Rätoromanen, die ich kenne, verschwinden während der Jagdsaison in ihre Berge und sind zwei Wochen vorher nicht mehr ansprechbar…

Welsch bedeutet Fremd, Ausländisch und hat eigentlich nichts
mit Französchisch zu tun, ausser das die Welschen, aus
Deutschschweizer sicht, halt eine fremde Sprachen sprechen.

Welsch = aus Welschland (Italien, Frankreich) stammend.
In der Schweiz bezieht sich das auf die französisch u n d italienisch sprechenden Landesteile. (Sammelbegriff = welsche Schweiz) Eigentlich würden die Rätoromanen, Bergeller, Poschiaver und Misoxer die „Aufnahmebedingungen“ auch erfüllen, aber wegen ihrer Zugehörigkeit zum Kanton Graubünden wird hier ein Extrazüglein mehr gefahren.
Mit Rotwelsch hat dies gar nichts zu tun, dies ist eine Gauner-/Vagantensprache.

Früher warst du schon ein „Welscher“ wenn du aus einem anderen
Tal kamst.

Hier kommt der verächtliche Teil des Begriffes „welsch“ zum Tragen. Da musst du aber in einer ganz eigenartigen Ecke aufgewachsen sein…NW/OW?
Ich stamme aus einer etwas exotischen Ecke, Welscher hat mich deshalb noch nie jemand genannt. Ob mein grimmiges Aussehen daran schuld ist?

Das wäre der zweite Stein über den Greifensee.
TOO ist erklärungsbedürftig…

Gruss
Mäni

eigentlich ging es mir …
Hallo, leute,

jetzt hab ich doch - ungewollt - beinahe eine innerschwyzerische Expertendiskussion ausgelöst. Liest sich spannend. Mit all meinen bescheidenen Kenntnissen der Region Oberschwaben wage ich allerdings eine Feststellung:

  1. Schruns, Tschaggungs usw. sind romanische Namen (jetzt mal egal, ob räto- oder sonstwie -romanisch)

  2. die Montfort kamen aus dem romanisch-sprachigen Wallis

  3. nach dem 30-j. Krieg waren in Oberschwaben und der anschließenden Schwäbischen Alb ganze Scharen von Dörfern menschenleer, und so wanderten Gebirgler in diese Orte zu! Ob die jetzt immer „welsche Schweizer“, also romanisch-sprachige, waren, wüsste ich nicht auf Anhieb zu sagen.

Und zuletzt, zu Ausgangsfrage zurück: Nicht dass ich uneinsichtig wäre, aber ich halte die Vermutung, dass „Bödele“ umgedeutetes Romanisch wäre, weiter für denkbar.

Hallo, Freunde rund um Dornbirn: Weiß denn niemand Näheres?

Ludwig

Hallo Mäni

Zumindest dem Rhein bleiben sie treu. Du findest fast alle
alten Bündner Geschlechter entlang des Rheins, seit
Jahrhunderten ansässig (zumindest bis Basel).

Meinst du etwa Vico Torriani?*g* Wo gehen sie aber auf ihre
geliebte Jagd? Die Rätoromanen, die ich kenne, verschwinden
während der Jagdsaison in ihre Berge und sind zwei Wochen
vorher nicht mehr ansprechbar…

Diese Sorte kenne ich auch, aber Graubünden ist ein grosser Kanton mit mehreren Sprachen. Welche Ecke meinst du genau ??
Vergleiche mal das Basler-Telefonbuch mit dem Bündner.

Früher warst du schon ein „Welscher“ wenn du aus einem anderen
Tal kamst.

Hier kommt der verächtliche Teil des Begriffes „welsch“ zum
Tragen. Da musst du aber in einer ganz eigenartigen Ecke
aufgewachsen sein…NW/OW?

Nein, BS.

Ich stamme aus einer etwas exotischen Ecke, Welscher hat mich
deshalb noch nie jemand genannt. Ob mein grimmiges Aussehen
daran schuld ist?

Der Begriff „welsch“ ist heute nicht mehr gebräuchlich, aber vor 100 Jahren hatte er noch diesen Sinn.

Das wäre der zweite Stein über den Greifensee.

Ätsch, nicht getroffen !!! :wink:)
(Wenn ich dann genug Steine habe, kann ich mir dann ein eigenes Haus daraus bauen.)

TOO ist erklärungsbedürftig…

Ist schon einige Jahre her. Wenn im Internet einer den Namem „Peter“ gelesen hatte, kamm immer die Frage: „Bist du der und der Peter?“. Daraufhin kam’s dann das ich mich „Peter TheOhterOne“ genannt habe, und das wurde dann zu halt zu „Peter(TOO)“ (zudem kann das Ganze, im englischen, von der Aussprache her, nicht von „Peter2“ unterschieden werden).

MfG Peter(TOO)

Geschlecht der Montfort
Hallo Ludwig

Das Grafengeschlecht der
Montfort (NICHT französisch auszusprechen!) in Feldkirch (?),
Bregenz und Tettnang kam auch daher.

Da Historiker meist ein „langes“ Gedächnis haben:

Bei der Lektüre über die Enstehungsgeschichte der Magna charta und des Parlamentarismus bin ich auf die Montfort gestossen:

„Eine kurze Zeit über regierte dieser Rat, der von Simon de Montfort angeführt und gelenkt wurde, dieses Land“ (England)

Damit dürfte deine These von einer rätoromanischen Abstammung vom Tisch sein. (Normandie? Bretagne?) Daher wohl als welsches Geschlecht in die Geschichte eingegangen.

Betr. „Bödele“: Im Schweizerischen Idiotikon keinen Hinweis auf eine rätormanische Abstammung gefunden. Dessen Aussage deckt sich mit meinen Vermutungen.
(Da du noch einen zweiten Anlauf zur Klärung dieses Namens unternommen hast, habe ich mich bei Gelegenheit schlau gemacht…)

Gruss + schönes Wochenende
Mäni