Vorschriften für Kindertagesstätten

Hallo,

weiß jemand, ob es Vorschriften bzw. Richtlinien für Kindertagesstätten gibt? Speziell für eine Kinderkrippe, also für unter 3-Jährige.
Und wer hat die Aufsicht?
Falls Ländersache, interessiert mich BW.

Der Hintergrund:

Irgendwie sind wir mit der Einrichtung, die unser Sohn besucht nicht so zufrieden, wie z.B.:

  • es gibt sehr wenig Angebote im musischen Bereich, keine im Bewegungsbereich, die Kinder gehen selten raus, …
  • die Kommunikation ist haarstreubend, wir bekommen nichts mit. Von anderen Kitas haben wir gehört, dass es da sowas wie Elterngespräche gibt, bzw. regelmäßige Entwicklungsgespräche. In unserer Einrichtung gar nichts, zumindest im letzten Jahr.
  • es gibt keine Elternvertreter - wird nicht benötigt, sagt die Leiterin,
  • Es gibt keine „Sonderräume“, wie Matsch-, Musik-, Mal- oder Bewegungsraum.
  • Die Kinder sind im Prinzip den ganzen Tag in einem Raum mit recht wenig Spielsachen. Und diese sind meist sehr alt und ausgelutscht, sowas wie ne Kugelbahn, Legos oder so findet man nicht.
  • Essen gibt es nur Tiefgefrorenes!

Der Träger ist ein eingetragener Verein (eine Elterninitiative), alle Eltern sind quasi gleichzeitig Vereinsmitglieder. Allerdings habe ich bisher weder eine Satzung gesehen noch was von einer Mitgliederversammlung gehört, geschweige denn ein Protokoll von einer gelesen.

Unser Sohn ist nun genau ein Jahr dabei. Wir haben den Verdacht, dass der Verein nur aus fördertechnischen und steuerrechtlichen Gründen besteht.

LG
Stefan

Hi,

Fast schon was fürs Rechtsbrett, aber sehen wir mal davon ab.

Es gibt wirklich eine Art Vorschriften für Kindergärten in Baden Wüttenberg.

http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&q…

mfg,

Hanzo

Hallo,
so weit ich weiss, gibt es keine Vorschriften - frei nach dem Prinzip „what you see is what you get“ - das was Du schreibst ist haaresträubend! Da brauche ich keine Gesetze. Ich würde mein Kind keinen Tag dort lassen.

Was für eine Gesellschaftsform ist es denn (staatlich oder freier Träger)?
Elterninitiativer Kinderladen wird es wohl kaum sein, sonst hättet ihr als Arbeitgeber mehr Mitspracherecht.
Es besteht (falls vorhanden) die Möglichkeit auf die höhere Ebene zu gehen (Leitung, Träger).
Daran hängt es auch, ob ihr die „friss oder stirb“-Pädagogik ertragen müsst, oder ob es sich zu kämpfen lohnt.

Viele Grüße

Hallo,

eine gute Freundin von mir hat vor ein paar Wochen erst angefangen in einer Eltern Kind Inititive zu arbeiten. Sie ist auch Erzieherin.

War am Anfang wohl etwas ähnlich wie bei dir. Kaum Spielsachen, wenig Infos.
Ihr Meinung dazu war, dass es sehr viel an den Erzieherinnen läge.
Zwei wurden dann gekündigt und eben neue eingestellt. Klar fehlt dem Kindergarten, wie jedem Geld, aber da haben dann die Eltern verschiedene Spielsachen gekauft. Das würde wohl auch aus Födergeldern gehen, aber würde dann an anderer Stelle gekürzt.
Jedenfalls haben jetzt die Eltern schon sehr viel Mitspracherecht. Wenn da mal Eltern zu spät kommen, kann sie gar nichts sagen weil das ja praktisch der Chef ist.

Vielleicht solltest du dich mal mit den anderen Eltern unterhalten und aufschreiben was euch störrt. Und dann damit zur Leitung gehen. Weil bei einem Kinderladen haben die Eltern deutlich mehr Mitspracherecht als in einer z.b. kirchlichen Einrichtung.

Gruß Jenny

Hallo,

ich kann verstehen, wenn man sich über die Zustände in einer Einrichtung beschwert, die von anderen nicht nach den eigenen Vorstellungen betrieben wird. Sei es Stadt, Kirche, Verband der freien Wohlfahrtspflege, … Aber wenn man Mitglied in einem Verein ist, der die Einrichtung betreibt, dann muss man sich schon an die eigene Nase fassen! Dir reicht die Spielzeugausstattung nicht, dann besprich Dich mit anderen Eltern, wende Dich an den Vorstand, und klärt gemeinsam was zusätzlich angeschafft werden soll, und wo das Geld dafür herkommt - bevorzugt aus der Tasche der Eltern, deren Kinder davon etwas haben sollen.

Wenn die räumliche Situation nicht angemessen ist, dann sprich auch hierüber mit anderen Eltern, gehe an den Vorstand, überlegt gemeinsam, mit welchem finanziellen Aufwand man hieran was ändern kann, und organisiere die entsprechende Finanzierung.

Dito Personal, Essen, …

Wenn Ihr Vereinsmitglieder seid, dann liegen diese ganzen Themen in Eurer eigenen Hand! Notfalls sucht man sich ein paar Verbündete, zettelt eine Palastrevolte an, und ersetzt den bisherigen Vorstand. Und wenn sich keine Verbündeten finden lassen, dann sollte man sich eben überlegen, dass man in den Verein offenbar nicht rein passt, und seine Kinder anderweitig unterbringen.

Aber eins sollte Euch natürlich klar sein: Jede Verbesserung wird Geld und/oder persönlichen Einsatz kosten. Ich kenne so einige entsprechende Projekte die mit ganz großen Tönen gestartet sind, als Elternverein alles besser und schöner, … und insbesondere auch billiger machen zu können, als die ganzen bösen institutionellen Anbieter. Das Engagement der Gründungsphase war aber oft sehr schnell verflogen, als die Räume erstmals bunt bemalt waren, und die tollen selbstgebauten Holzspielzeuge im Garten standen. Als es dann um das langweilige Tagesgeschäft ging, fand sich schnell niemand mehr für das Kochen der täglich frischen Malzeiten aus Bioprodukten, und schon die zwei Samstagseinsätze pro Jahr sind dann vielen zu viel, … Dann wurden schnell ein paar billige Aushilfen eingestellt, das wenige Geld ging dann eher für die als für die angestrebten Bioprodukte raus, und selbstverständlich war niemand bereit zusätzlich zu zahlen, um den ursprünglichen Ansatz unter diesen geänderten Bedingungen weiter zu führen.

Und wenn es tatsächlich mal gut in solchen Vereinen läuft, ist die nächste riesige Bewährungsprobe der erste Generationswechsel, wenn die letzten Kinder der Gründer sich Richtung Schule verabschieden, und - nachdem sie bis zum letzten Tag auf ihren Posten und Pöstchen geklebt haben, damit ihnen ja niemand von den nachrückenden Eltern rein reden konnte - die Gründer dann von heute auf morgen raus sind.

Und klappt es mit dem ersten Generationswechsel, sieht es beim nächsten, übernächsten, … auch normalerweise nicht besser aus.

Entsprechende Initiativen, die längerfristig überleben (wollen), schaffen dies normalerweise nur, wenn da von vorne herein eine hohe Professionalisierung besteht, und man in der Gründungsphase weniger über die Wandbilder als über das Geld spricht.

Gruß vom Wiz

Hallo Wiz,
und wo ist da die Antwort auf meine Frage?

Es ist ja nicht alles schlecht in der Krippe, es gibt eben diese aufgezählten Dinge, die uns stören. Ich wollte das hier auch gar nicht bewerten lassen.
Was in erster Linie für uns zählt ist die Tatsache, dass unser Sohn verdammt gerne hingeht. Die persönliche Arbeit mit dem Kinde ist also so schon in Ordnung.

Aber eben vieles andere nicht und da ist eben die Frage nach irgendwelchen Richtlinien als Anhaltpunkt für ein Gespräch, das wir demnächst mit der Leitung haben.
Elternvertreter gibt es nicht und der Vereinsvorstand ist gleich die Leitung. Und Versammlungen gibt es eben auch nicht.

LG
Stefan

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Hallo,

Richtlinien, Gesetze, Verordnungen, … kannst Du auf dieser Ebene vergessen. Davon gibt es zwar einen ganzen Sack voll, aber die beantworten nicht deine Fragestellungen. Wenn TK-Essen hygienisch zubereitet wird, dann ist dem Gesetz genüge getan. Wenn die Fluchtwege breit genug sind, die Zahl der Toiletten stimmt, … dito.

Was Du hier ansprichst sind Dinge die auf einer ganz anderen Ebene liegen, aus der sich der Gesetzgeber weitestgehend raus hält, was auch richtig ist. Wir wollen ja keine uniformen Standardkindergärten, sondern die einzelnen Anbieter sollen oberhalb des oben angesprochenen „technischen“ Mindeststandards eigene Schwerpunkte setzen können. Der eine eben möglichst billig, der andere mit Bioessen, der dritte mit riesigem Waldgrundstück, …

Bei letzterem dürfte klar sein, dass die Kinder viel draußen sein werden, bei ersterem in ehemaligem Supermarkt mitten in der Hochhaussiedlung steht das nicht zu erwarten, und es gibt auch kein Gesetz, dass x Stunden pro Woche draußen vorschreibt, Microwellenessen verbietet, einen Theatersaal, gesonderten Malraum oder was auch immer über die absoluten technischen Grundanforderungen hinaus geht vorschreibt. Da findest Du maximal hehre Ziel im Sinne von „Die Einrichtung soll … fördern/anbieten/…“ aber das war es dann auch. Damit kannst Du aber niemand zu etwas zwingen.

Wenn Du in einem Verein bist, hast Du aber persönlich ganz andere Möglichkeiten im Interesse deines Kindes und seiner Betreuung im Kindergarten tätig zu werden, als bei einem anderen Anbieter. Du bist selbst der Anbieter, und Dir steht das ganze Vereinsrecht offen, um den von Dir gewünschten Dingen Geltung zu verschaffen. Das ist aber nun mal ein demokratischer Prozess, und Du kannst nicht alleine hingehen, und sagen, dass Du anderes Essen willst (und da hilft Dir kein Gesetz), sondern musst eben dafür sorgen, dass Du hierfür eine Mehrheit findest, dann ggf. eine Sitzung des zuständigen Gremiums mit dem nötigen Quorum einforderst, und darin dann das Thema in deinem Sinne beschließen lässt, wobei Dir aber eben auch klar sein sollte, dass Verbesserungen normalerweise Geld oder Aufwand kosten, und das Interesse an Verbesserungen zwar immer groß ist, die Begeisterung für höhere Kosten/eigenen Aufwand regelmäßig aber eher gering ist.

Und dann musst Du eben - wenn Dir diese Dinge wichtig und entscheidend sind - notfalls eben überlegen, den Anbieter zu wechseln, wenn Du mit deinen Wünschen und Forderungen nicht durchdringst.

Gruß vom Wiz

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Hallo Stefan,

jedes Bundesland hat ein Kindergartengesetz. Dies enthält allerdings lediglich die Rahmenbedingungen, das grobe Raster, unter dem Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern im Vorschulalter geregelt ist. Die unter 3-Jährigen werden aktuell in dieses Gesetz aufgenommen.

Interessanter, da konkreter, ist der Bildungs- und Erziehungsplan. Er ist allerdings nicht verpflichtend, sondern lediglich als Orientierungshilfe für die KiTa-Arbeit gedacht.
http://www.kultusportal-bw.de/servlet/PB/show/125070…

Für Bayern gibt es aktuell eine Ergänzung speziell für unter 3-Jährigen, für BW habe ich auf die Schnelle nichts gefunden (was nicht heißt, dass es eine solche nicht dennoch bereits gibt). Insgesamt gilt aber, dass Kinderkrippen und Kindergärten in ihrer pädagogischen Gestaltung weitestgehend frei sind.

Zur Elterniniative: Der Trägerverein unterliegt zunächst mal den normalen Vereinsrichtlinien. Diese liefern Vorgaben für die Art und Anzahl von Versammlungen, Buchführung, Wahlen und Mitgliederinformationen. Darüber hinaus leben solche Einrichtungen in aller Regel von der aktiven Mitarbeit der Eltern. Ich würde dir in diesem Zusammenhang raten, dich einfach mal bei anderen Elterninitative-KiTas umzuhören und dich dann an die Vorstandschaft zu wenden.

Die Fachaufsicht liegt auch für Elterninitiativen beim Jugendamt. Dieses ist auch für die Genehmigung der Räume zuständig.

Und zu deinen anderen Fragen:

  • Bewegung ist elementar für die Entwicklung (insbesondere auch für die Sprachentwicklung) von Kleinkindern. Und der Aufenthalt an frischer Luft bei jedem Wetter ist extrem wichtig. Voraussetzung ist natürlich entsprechende Kleidung, für die die Eltern zuständig sind (und woran es leider öfter mangelt).
  • Musische Angebote wie Kinderlieder, Geräuscherfahrungen, Erfahrung mit Farben (insbesondere auch mit verschiedenen Arten von Malgeräten) gehören zu den selbstverständlichen Aufgaben einer frühkindlichen Förderung.
  • Regelmäßige Kontakte mit Eltern - und dazu gehören Elterngespräche - sind selbstverständlicher Bestandteil der Arbeit in Kindertagesstätten.

Aber:

  • Ein umfangreiches Raumangebot ist schön, unbedingt notwendig ist es nicht. Gerade im Krippenalter ist für Kinder das tägliche Erleben so unglaublich spannend, dass sie im Prinzip keine besonderen zusätzlichen Reize brauchen.

Im Gegenteil: Gerade in Bezug auf Spielsachen ist weniger mehr. Kleinkinder sind damit überfordert, aus einer größeren Anzahl von Dingen auszuwählen. Ein Überangebot führt schnell zur Reizüberflutung und diese in der Folge dazu, dass es dem Kind schwer fällt, sich länger mit einer Sache zu beschäftigen.

Gerade das Fokussieren auf eine Tätigkeit/ einen Gegenstand trägt aber ungemein zur Förderung von Konzentrationsfähigkeit bei. Das gelingt Kindern deutlich besser, wenn sie nur eine beschränkte Auswahl haben.

Wichtig: Die Art und Weise, wie Erzieherinnen den Alltag mit den Kindern gestalten, wie sie die kleinen und größeren Selbstverständlichkeiten aufgreifen und mit den Kindern erleben, spielt eine ganz entscheidende Rolle. Ein gemeinsames Frühstück z.B., bei dem die Kinder ALLE selbst ausprobieren dürfen, alleine zu essen, zu trinken und mit Besteck umzugehen, ist der Entwicklung ungemein förderlich, auch wenn es eine Menge Zeit in Anspruch nimmt, die den Kindern SCHEINBAR für andere Dinge verloren geht.

Die Frage nach „schönem“ oder „wertvollem“ Spielzeug stellen Kinder in diesem Alter nicht. Für sie ist eine Kiste mit Kastanien oft 1000 Mal interessanter als das neueste Baukastensystem zur Motorikförderung. Im Gegensatz zur Meinung vieler Erwachsener brauchen Kinder es auch nicht möglichst bunt. Auch hier besteht vielmehr die Gefahr der Reizüberflutung.

Das Gleiche gilt für die Dekoration des Gruppenraums: Räume, die Eltern gerne mal für ansprechend und kindgerecht halten, sind für die Kinder wiederum eher eine Reizüberflutung. Ihr Gehirn kann Reize nicht filtern oder ausblenden und alles, was sich in ihrer Umgebung befindet, strömt in ungebremstem und gleich starken Maß auf sie ein.

Übermüdete, weinende Kinder sind nicht selten eine Folge von einer zu hohen Reizlage der Umgebung. Auch Fenster sollten so gestaltet sein, dass die Kinder ungehindert durch sie in den Garten schauen können, anstatt auf kitschige (meist von unterbeschäftigten Erziehern gestaltete) Bemalungen schauen zu müssen.

  • Tiefgefrorenes Essen ist nicht unbedingt gleichwertig mit minderwertigem Essen. Je nach Hersteller sind durchaus hochwertige, ausgewogene Mahlzeiten möglich, die - speziell für Kleinkinder - nur sparsam gewürzt sind. Idealerweise ergänzt man das durch frische Dinge wie Obst. Nach meiner Erfahrung sind manche Sorten von Tiefkühlkost wesentlich hochwertiger als das frisch gekochte Essen aus der Großküche des Altenheims, mit dem KiTas auch gerne mal beliefert werden, wenn es dem selben Träger gehört.

Fazit: Ich würde anhand deiner Schilderung nicht alles negativ bewerten wollen. In Sachen Elternarbeit, Mitbestimmung und Bewegungsförderung scheint mir aber dringender Handlungsbedarf zu bestehen.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo!

Ich denke, du machst es dir hier etwas zu leicht. Es handelt sich laut UP um eine Einrichtung, die gefördert wird, also ist das ein anerkannter Träger, dementsprechend gilt das vom ersten Antworter verlinkte KiTa-Gesetz. In diesem steht z.B. ganz klar festgeschrieben, dass ein Elternbeirat zu gründen ist. Damit wäre dieser Punkt erledigt und der UP das das Recht, eben diesen Elternbeirat zu gründen, ihm auch anzugehören und bei Entscheidungen mitzubestimmen. Es geht nicht, dass die Kita-Leitung sagt: „So etwas brauchen wir nicht.“ Das haben die nicht zu bestimmen!
Dieser Link verweist auf genauere Richtlinien bezüglich Elternbeirat: http://www.waldkindergarten-pforzheim.de/pdf/elternb…)

Genauso gibt es einen Förderplan. Ich kenne ihn nicht, man müsste ihn sich mal anschauen (http://www.kultusportal-bw.de/servlet/PB/-s/bo3r7b16…), dann kann man daraus schließen, ob es nicht doch in irgendeiner Form ein Recht auf Elterngespräche gibt. Und selbst wenn es dieses Recht nicht gibt, so kann der Elternbeirat, der zu gründen ist, sich für so etwas einsetzen.

Natürlich geht bei einem von einer Elterninitiative betriebenen Kindergarten nichts ohne eigenes Engagement - nichtsdestotrotz gibt es verbindliche Regelungen und niemand darf nur aufgrund der akuten Mangelsituation an Plätzen machen, was er will!

Grüße,
sonne

Hallo,

mal ganz ehrlich: Ich glaube, Du hast die Situation nicht ganz verstanden: Elternbeirat ist ja eine tolle Sache, wenn es darum geht, dass die Eltern eine Vertretung gegenüber der vom Träger eingesetzten Leitung brauchen. Also überall da, wo der Träger gerade nicht identisch mit den Eltern ist, und das die einzige Möglichkeit ist, auf den Träger und die vom ihm eingesetzte Leitung einzuwirken. Genau das ist aber in einem Elternverein der Fall. Die Eltern sind der Träger, und gesetzliche Pflicht für einen Elternbeirat hin oder her, ist es schon etwas putzig sich als Träger gegen sich selbst zu vertreten oder auf die von einem selbst eingesetzte Leitung einzuwirken.

Das Vereinsrecht hat doch eigene Gremien, Organe, Instrumente, die die demokratische Struktur und Beteiligung der Mitglieder an den Entscheidungen sicherstellen. D.h. die Mitglieder geben sich eine Satzung, wählen danach einen Vorstand, und bestimmen, dass der oder ein anderes Gremium das Personal einstellt, Räume anmietet, … und genau auf diesem Wege müssen dann auch Beschwerden, Anregungen, … sinnvollerweise laufen. Am besten lässt man sich selbst in die interessanten Gremien wählen, wenn man etwas zu sagen haben will.

Den Elternbeirat finde ich da am unspannendsten, denn er hat keine Entscheidungskompetenz. Warum also über den Elternbeirat anregen, dieses oder jenes zu tun, wenn man über das Vereinsrecht die Möglichkeit hat, eine Sitzung des zuständigen Gremiums zu erreichen, und da die Sache dann gleich zu entscheiden bzw. so voran zu bringen, dass sie konkret entscheiden werden kann? Da würde ich doch den Blick in die Satzung vorschlagen, schauen, wer was zu sagen hat, unter welchen Voraussetzungen wer tagen muss, wann die nächsten Wahlen sind, … und wenn da etwas nicht ordentlich nach Satzung läuft, hat man damit ein wunderbares Instrument in der Hand die Dinge wieder aufs Gleis zu bekommen.

Gruß vom Wiz

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Hallo Wiz,

Die Eltern sind der Träger, und
gesetzliche Pflicht für einen Elternbeirat hin oder her, ist
es schon etwas putzig sich als Träger gegen sich selbst zu
vertreten oder auf die von einem selbst eingesetzte Leitung
einzuwirken.

Du hast schon gelesen, dass wohl auch in Sachen Mitgliederversammlung usw. die Kommunikation nicht so läuft, dass Deine Argumentation stichhaltig wäre?

Das Vereinsrecht hat doch eigene Gremien, Organe, Instrumente,
die die demokratische Struktur und Beteiligung der Mitglieder
an den Entscheidungen sicherstellen. D.h. die Mitglieder geben
sich eine Satzung, wählen danach einen Vorstand, und
bestimmen, dass der oder ein anderes Gremium das Personal
einstellt, Räume anmietet, …

und genau damit scheint es in diesem ominösen Verein auch nicht so recht zu funktionieren.

Gruß, Karin

Hallo,

sorry, aber ich glaube, ihr kapiert es einfach nicht. Das Schöne am Vereinsrecht ist doch, dass man dessen Einhaltung sowie die Einhaltung der Satzung notfalls auch gerichtlich durchsetzen bzw. zumindest hiermit drohen kann.

Und wie scharf ist dem gegenüber das Schwert in einer solchen Situation einen Elternbeirat zu gründen, der nicht viel mehr als „wir fänden es toll wenn …“ sagen kann, aber keinerlei echte Macht hat?

Gerade wenn und weil da offenbar die Vorschriften des Vereinsrechts und die Satzung nicht befolgt werden, sollte es doch nicht so schwer sein, eine ausreichendes Quorum zu finden, um ggf. den Vorstand abzuwählen, oder zumindest eine Mitgliederversammlung einberufen zu lassen, entsprechende Beschlüsse mit ausreichender Mehrheit herbei zu führen, … Und wenn Du dafür die Leute nicht zusammenbekommst/dafür motivieren kannst, glaubst Du ernsthaft, dass sich aus genau dem Kreis dieser Leute (einen anderen gibt es ja nicht) dann eine Truppe zusammenfinden würde, die statt dessen einen knallharten Elternbeirat abgeben würde?

Und wie schon geschrieben: Der kann dann so knallhart sein wie er will, er bleibt ein vorschlagendes Kaffeekränzchen. Denn alles was er vorschlagen kann, muss dann ohnehin in den gesetzlich und satzungsgemäß vorgesehenen Vereinsgremien beschlossen werden. Also warum sollte ich diesen zusätzlichen Umweg über den Elternbeirat machen, wenn ich auch gleich den Weg in die zuständigen Gremien einschlagen kann, wo ich auch gleich die entsprechenden Beschlüsse herbeiführen kann?

Gruß vom Wiz

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Hallo Wiz,

ich kenne mich im Vereinsrecht nicht aus, so dass ich den von dir vorgeschlagenen Weg rechtlich nicht beurteilen kann. Mag ja auch sein, dass die Eltern automatisch dadurch, dass sie Mitglied im Verein sind, auch Träger sind, aber der Elternbeirat hat eben auch ein Mitspracherecht bei pädagogischen Entscheidungen. Sicherlich gibt es sehr engagierte Eltern (die gibt es immer), die in jedem möglichen Gremium sitzen, aber nur, weil man einige Punkte hat, über die man gern sprechen möchte (der UP klang jetzt für mich nicht so, als wolle er sofort rechtlichen Streit - er sieht Verbesserungsbedarf und hat versucht, diesen anzusprechen und wurde sozusagen abgebügelt), muss man ja nicht gleich in den Vorstand gehen. Jedes Vereinsmitglied sollte doch das Recht haben, seine Meinung zu äußern, auch wenn es nicht dem Vorstand als solchem angehört. Und auch wenn hier das Vereinsrecht greifen sollte, so greift doch sicherlich zusätzlich auch das KiTaG, und damit ist es Pflicht, einen Beirat zu wählen, der dann eben etwas anderes ist als der Vorstand und als Sprachrohr zwischen den Einheiten agieren soll, womit dem UP möglicherweise neue Kommunikationskanäle offen stehen würden.

Klar kann man immer gleich mit der rechtlichen Keule kommen, aber man kann ja auch erst einmal höflich darauf verweisen, dass es diese Regeln gibt. Und so steht beispielsweise auch im Förderplan des Landes BW drin, dass mindestens einmal jährlich ein strukturiertes Elterngespräch stattzufinden hat, was ja der Wunsch des UP ist (und das ist ja nun wirklich kein Wunsch, der irgendwie verwerflich wäre). Daran muss sich eben gehalten werden, auch wenn es sich um einen Verein handelt, und wenn die Leiterin das nicht so sieht, dann ist es doch gut, wenn es ein Gremium gibt, das sich für diese Belange einsetzt, oder!?

Am Ende kann man immer noch klagen. Die Frage ist nur, ob sich das Kind dann noch sooo wohl fühlen wird in seiner Kita…!?

Grüße!

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Hallo,

100 Eltern gründen einen Verein, wählen aus ihrem Kreis einen Vorstand, mit dem/dessen Arbeit sie nicht zufrieden sind.

Möglichkeit a) Die selben 100 Eltern lassen diesen Vorstand weiter gewähren, wählen sich (übrigens inkl. der Vorstandsmitglieder) zusätzlich einen Elternbeirat, der gegenüber dem (aus ihrem eigenen Kreis gewählten Vorstand) „Du, Du“, und „Bitte, Bitte“ macht. Der Vorstand hört sich dies an, ist aber vollkommen frei darin, was er daraus macht.

Möglichkeit b) Die selben 100 Eltern wählen sich schlimmstenfalls einen neuen Vorstand, oder beantragen besserenfalls die ein oder andere Mitgliederversammlung, bringen die kritischen Punkte auf die Tagesordnung und lassen darüber abstimmen. Mit den passenden Mehrheiten sind die Dinge beschlossen, und müssen umgesetzt werden. Wenn nicht, gibt es rechtliche Mittel.

Mit den 100 Mitgliedern ist jetzt grob vereinfacht, weil es innerhalb dieser Gruppe natürlich Lager und Mehrheiten gibt. Aber das ändert nichts am Ergebnis, denn wenn von den 100 70 dem Vorstand die Treue halten, und mit dessen Arbeit zufrieden sind, dann ist es egal ob die 30 unzufriedenen erfolglos versuchen den Vorstand abzuwählen, erfolglos Dinge auf die Tagesordnung einer eingeforderten Mitgliederversammlung bringen, oder einen Elternbeirat wählen lassen, in dem die Mehrheitsverhältnisse auch nicht anders sind, sprich diejenigen landen werden, die aus dem Kreis der 70 zufriedenen Eltern stammen.

Wo ist also der Gewinn der Elternbeiratslösung?

Elternbeiräte machen dann Sinn, wenn den Eltern keine anderen Beteiligungsmöglichkeiten offen stehen, also die Einrichtung von der Stadt, der Kirche, … getragen wird. Auch dann, wenn der Träger ein als Verein organisierter Träger der freien Wohlfahrtspflege ist, bei dem eben nicht die Eltern die alleinigen Mitglieder sind. Aber wenn wir einen Elternverein haben, dann sind nun mal die Eltern alleine dafür verantwortlich wer sie auf Vorstandsebene vertritt, und wie er das tut. Der Vorstand ist kein gottähnliches auf Wolken schwebendes Wesen da ganz oben, dass von höherer Macht berufen wurde, sondern das sind Leute aus ihrem eigenen Kreis, die sie selbst dahin gewählt haben. Da ist die Nähe und die Einflussmöglichkeit direkt gegeben, ohne dass es da - ohnehin in solchen Konstellationen witzlose (s.o.) - zusätzliche Gremien braucht.

In der Satzung wird drin stehen, wieviel Mitglieder notwendig sind, eine Mitgliederversammlung einzuberufen, Punkte auf die Tagesordnung zu setzen, ggf. Neuwahlen zu beantragen, … Da muss man nur rein schauen, sich die passende Zahl Verbündete suchen und gut ist. Und wenn man die nicht findet, dann wird man auch keine ausreichende Zahl Verbündete dafür finden, sich in einen Elternbeirat in Opposition zum Vorstand wählen zu lassen. Wenn man da jetzt beim Vorstand aufläuft, und sagt „wir brauchen nach Gesetz“ einen Elternbeirat, dann wird der sofort die Ohren spitzen, sich aus dem Kreis seiner Unterstützer die passenden Kandidaten organisieren, und die werden dann auch von der selben Mehrheit gewählt werden, die den Vorstand gewählt hat, und zu ihm hält. Ob da dann auch noch ein Unzufriedener mit drin sitzt, macht oder nicht - who cares.

Gruß vom Wiz

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