Hallo,
im Spanischen bekommen viele Worte, die in allen anderen Sprachen mit Sp oder St anfangen, ein E vorgesetzt, z.B. Estation, Esport, Esteban usw.
Warum machen die Spanier das?
Gruß
Ernesto
Hallo,
im Spanischen bekommen viele Worte, die in allen anderen Sprachen mit Sp oder St anfangen, ein E vorgesetzt, z.B. Estation, Esport, Esteban usw.
Warum machen die Spanier das?
Gruß
Ernesto
Hallo Rnesto
Die Kurzfassung: das ist, weil im Spanischen kein Wort mit „st“ usw. anfangen darf. Das E wird davorgesetzt, um die Aussprache zu erleichtern.
Die Langfassung:
Dieses eingeschobene E nennt man „Prothese“ (wirklich!). Es dient im Spanischen der Erleichterung der Aussprache. Jede Sprache hat eine bestimmte Phonotaktik; das ist eine Art Regel, die besagt, welche Wörter möglich sind und welche nicht. Laut deutscher Phonotaktik können nur bestimmte Konsonantenverbindungen am Anfang und am Ende auftreten: „str“ ist im Deutschen am Silbenanfang möglich, am Silbenende jedoch nicht. Ein „h“ am Silbenende ist dafür im Deutschen unmöglich, es kann nur am Silbenanfang vorkommen. Die Phonotaktik besagt also grob, wie eine Silbe aussehen darf oder muss (in manchen Sprachen muss eine Silbe mindestens einen Konsonanten und einen Vokal besitzen usw.). Das ist sehr unterschiedlich in den Sprachen der Welt. Während es im Hawaiianischen nur die vier Silbentypen V, VV, CV und CVV gibt (V = Vokal, C = Konsonant; VV = hier: Diphthonge), erlaubt das Georgische Silben(!) wie CCCCCCCCVC.
Im Spanischen gibt es eben auch eine Phonotaktik, und die erlaubt am Wortanfang kein /st/, /sp/ und /sk/. Da viele Fremdwörter aus anderen Sprachen so beginnen, wird der Konsonantencluster aufgespalten, und zwar mit einem davorgesetzten Vokal („e“ ist quasi so etwas wie der Default-Vokal im Spanischen; andere Sprachen haben hier oft ein „i“ oder ein Schwa [ə]; Japanisch benutzt in ähnlichen Fällen z.B. meist „u“). So wird aus dem nicht erlaubten */ska.la/ (zwei Silben) das erlaubte /es.ka.la/ (drei Silben). Escala heißt auf Deutsch Skala.
Der vorangestellte Vokal holt sich also den 1. Konsonanten des unerlaubten Clusters in eine eigene Silbe, damit das Wort aussprechbar ist.
Was ähnliches passiert im Deutschen: Wir haben eigentlich auch keine Wörter, die mit /st/ und /sp/ anfangen, dafür aber mit /ʃt/ und /ʃp/. Deswegen sagen wir Schport, Schtadion usw.; für einige Sprecher des Deutschen ist auch /sk/ kein möglicher Anlaut, diese Leute sagen daher manchmal sogar „Schkala“ (mein Vater zum Beispiel).
In wieder anderen Sprache, z.B. dem Finnischen, verschwindet einfach das S vorne. So wurde aus dem lateinisch-griechischen „schola“ > „kuola“.
Andere Sprachen fügen dort einen Vokal in der Mitte ein… bestimmt heißt es in irgendeiner Sprache der Welt „Sikola“ oder bei der Skala dann „Sikala“.
Solche eingeschobenen Vokale, die die Aussprache erleichtern, nennt man übrigens auch „epenthetische Vokale“.
Viele Grüße,
Hallo Andre,
vielen Dank für diese komepetente Antwort.
Darf ich noch eine Nachfrage stellen?
Du schreibst mehrfach von nicht erlaubten Silben. Wer oder was verbietet diese Silben? Ist es z.B. die Zunge der Sprecher, die vom Kleinkindalter für eben diese Muttersprache so geformt wurde? Oder hängt es mit dem Alphabet zusammen, welches streng gemommen nur für das Latein richtig geeignet ist?
Liebe Grüße
ERnesto