Vorspeise gesucht

Hallo!

Suche eine Vorspeise zu Käsespätzle mit grünem Salat. Irgendwas exklusives, was aber auch passt.

Danke Coco

Hallo Coco,

wenn ich das mal unter dem Aspekt „Kultur“ angehen darf:

Kässpätzle haben im südschwäbischen Raum, zu dem sie gehören, zwei Funktionen: (1) ein Freitagsessen und (2) ein Vesper bei besonderen Anlässen wie z.B. Holzmachen, Eismachen, druchgegangene Rinder einfangen oder Bau eines neuen Hopfengartens.

Zu beiden Anlässen gibt es keine Vorspeisen. Das Freitagsessen ist nicht bloß fleischlos, sondern auch insgesamt einfacher. Ganz abgesehen davon, dass man bei heutiger Arbeits- und Lebensweise eigentlich schon an einer ordentlichen Pfanne Kässpätzle zu viel hat; es stellt sich eher die Frage, ob man hernach eher einen Obstler, ein Chriese- oder ein Zwetschgenwasser trinken sollte, um irgendwie damit klar zu kommen…

Dort, wo Kässpätzle daheim sind, nimmt man sich eigentlich bloß am Sonntag Zeit für mehr als einen Gang. Die Vorspeise ist dann immer eine Suppe, es gibt im schwäbischen Raum unzählige Möglichkeiten, wie man Suppen machen kann. Aber da sind dann wieder die Kässpätzle fehl am Platz.

Kurz: Ein im kulturellen Zusammenhang passende Vorspeise zu Kässpätzle wäre eine contradictio in adiectu.

Schöne Grüße

MM

Schwäbische Anitipasti?
Hiho,

natürlich hat MM vollumfänglich Recht.
Nichtsdestoweniger kann ich Deinen Drang nachvollziehen, die Gäste nicht einfach um den Tisch zu platzoren, den Löffel in die Hand zu drücken und den Startschuß zu geben (Großknecht - der Löffi - Hollereidulljö). Daher würde mich folgendes Szenarium nicht gänzlich abschrecken: Darreichung einer kleinen Platte fein aqufgeschnittener südschwäbischer Fleisch- und Wurstspezereien - Luftgetrochnete Schinken u.ä. zum Aperitiv, um sich kulturell in die südschwäbische Aura einzuschwingen. Dann mit gebührendem Abstand das eigentliche Mahl. Wobei ich peinlich genau ein echt südschwäbisches Rezept befülge, selbstverständlich die Spatzen sebsthändig dem Teigstatus entrösse sowie authentischen Bergkäse erstunden sehen möchte.

Hinterher geht übrichens auch Enzian - südschwäbischer latürnich.

Vielleicht kann hier mal ein Südschwabe die Grenzen des Käsespatzen- Einzugsgebietes (KSEG) darlegen?

en Guete!

Zaph

P.S. für jeden der es wissen möchte (aus Wiki): Die Schwaben stellen nach den Türken die zweitstärkste nicht-genuin-berlinerische Volksgruppe in Berlin.

P.P.S. zum Thema grüner Salat: Grüner Salat schmeckt generell besonders gut, wenn man ihn kurz vor dem Servieren durch ein Wiener Schnitzel ersetzt!

Servus zb,

Vielleicht kann hier mal ein Südschwabe die Grenzen des
Käsespatzen- Einzugsgebietes (KSEG) darlegen?

abgesehen natürlich von der bereits durch Dich erwähnten Exklave in Spandau (es freut mich zu hören, dass es die noch gibt!), kann man dieses Gebiet ungefähr so eingrenzen:

(1) wegen Freitagsessen geht es zunächst um das katholische Neuwürttemberg, früher Vorderösterreich, und katholische Teile der Ostalb (Ellwangen).
(2) sind auch die geschabten Spätzle im Gegensatz zu den im württembergischen Stammland eher verbreiteten runden Knöpfle ein Indiz für schwäbisch-Alabama.
(3) braucht man einen ordentlichen Käs dazu, d.h. wir geraten noch weiter südlich - etwa mit den Endmoränen der letzten Eiszeit Würm II wird der Ackerbau des nördlichen Oberlandes durch die Weidewirtschaft des Südens abgelöst.

In der Tendenz fangen also die Kässpätzle da an, wo der Knauzenweck aufhört und die Seelen weniger werden, etwa an einer Linie Saulgau-Waldsee-Kisslegg-Memmingen.

Ostgrenze ist etwa die Iller, wo bajuwarische Kartoffelwirtschaft sich schon weit ins Schwäbische hinein durchgesetzt hat.

Westgrenze täte ich (mit Überschneidungen im Badischen und Hohenzollerischen) etwa im Hegau ansetzen.

Lange Zeit war ein Zentrum der Kässpätzles-Kultur eine Wirtschaft in Straßburg bei Kisslegg, die von dem weiland hervorragenden Zaisenhofener Emmentaler profitiert hat: Es wurden nach Straßburg regelrechte Kässpätzleswanderungen unternommen, etwa wie die Grünkohltouren des Nordwestens.

Schöne Grüße

MM

2 Like