Vorteile von Königen bei der Gründung einer Stadt?

Nabend,

hab da mal ne frage und zwar welche Vorteile konnten Könige bei der Gründung einer Stadt erwarten??

Danke

Hallo !

Siedlungen (Städte wohl kaum) wurden gegründet zur Erweiterung und Sicherung des eigenen Einflußgebietes.
Siehe Ostelbien.

mfgConrad

Servus!

hab da mal ne frage und zwar welche Vorteile konnten Könige
bei der Gründung einer Stadt erwarten??

Nicht nur Könige: Jeglicher Adlige, der es sich leisten konnte, eine Stadt auf die Beine zu stellen.

  1. Da zu einer Stadt immer Mauern gehörten: Einen neuen, gegen militärische Überfälle gesicherten Stützpunkt bzw. Festung (im weitesten Sinn)
  2. Da zu einer Stadt immer Händler gehören: Eine Stärkung des Handels auf seinem Gebiet, dadurch mehr Kohle für seine Kasse.
  3. Da zu einer Stadt immer Bürger gehörten: Mehr Kohle, da Bürger ebenfalls Abgaben zahlten.
  4. Verschiedene Handwerke wurden nur in Städten ausgeübt. Wenn ein Fürst solche Handwerker (Goldschmiede, Färber und noch hunderte andere) haben wollte, brauchte er Städte.
  5. Zu einer Stadt gehören Kirchen und Klöster: Damit stärkte der Landesherr nicht nur die geistliche Kontrolle über sein Volk, sondern er gewann auch gebildete Männer und Frauen, die schreiben konnten, caritative Aufgaben übernahmen, usw.
  6. Es war teuer, eine Stadt zu gründen (Kosten für Mauern, Kosten für Infrastruktur. Wer Städte gründet, kann dadurch auch mit seinem Reichtum protzen.
  7. In der frühen Neuzeit kam der Gedanke auf, zu einem richtigen Land gehörte auch eine Universität. Auch die Gründung einer solchen ist nur in Städten möglich.
  8. Noch´n paar Gründe, die mir jetz noch nicht einfallen, aber bestimmt, sowie ich das Mail weggeschickt habe…

VG
Christian

hallo RH,
zu den von den Vorrednern genannten Gründen, eine Stadt zu gründen, kommt glaube ich noch dazu, daß man solchen Städten Marktrechte verleihen konnte. Das läßt sich zwar sinngemäß mit dem größeren Reichtum/ Einkommen/ Förderung von Handel und Wandel bei Städtegründung übereinbringen, die in einem der Vorbeiträge genannt wurden. Aber im Mittelalter wurde der „Erteilung von Marktrechten“ ganz besondere Bedeutung zugemessen, Rechte zur Abhaltung von Märkten zu bestimmten, festgelegten Zeitpunkten, verbunden mit Pflichten („Marktordnung“) und steuerlichen Forderungen der jeweiligen regionalen Herrschaft. Zudem fanden an Markttagen oft auch Gerichtsverhandlungen und Vollzug von Strafurteilen statt (Pranger, Hinrichtungen usw.). - Insgesamt erhöhte die Existenz von Städten, insbesondere solchen mit Marktrechten, in einem beliebigen Herrschaftsbereich dessen Ansehen und Bedeutung, meist auch Reichtum und Macht. I.

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Hallo !

Wo wurde früher denn gezielt eine „Stadt“ gegründet?
Doch nirgends. Es waren Siedlungen, die sich langsam nach Osten schoben und dann später zur Stadt wurden.

Wo wurde denn in Deutschland/Europa wirklich bewußt eine Stadt „gegründet“?
Mit Grundsteinlegung, Planung, Stadtmauern usw.

Alles kam nach und nach. Eine Stadtmauer wurde erst gebaut, wenn es zwingend notwendig wurde.
Usw

mfgConrad

Hallo !

Wo wurde früher denn gezielt eine „Stadt“ gegründet?
Doch nirgends. Es waren Siedlungen, die sich langsam nach
Osten schoben und dann später zur Stadt wurden.

Wieso Osten? Städte wurden doch nicht nur im Osten gegründet! Und es gab doch nicht nur eine Ostkolonisation, sondern auch eine Binnenkolonisation!

Wo wurde denn in Deutschland/Europa wirklich bewußt eine Stadt
„gegründet“?
Mit Grundsteinlegung, Planung, Stadtmauern usw.

Von Grundsteinlegungen hab ich noch nix gehört, das is wohl auch eine zu neuzeitliche Sicht, aber schau dir doch mal die Grundrisse von Altstädten (soweit erhalten) an!
Die Welfen waren die ersten, die im grossen Massstab Städte gegründet haben (Braunschweig, München, um nur die bekanntesten zu nennen), und in deren Gefolge haben sich dann auch andere Geschlechter (Zähringer, Württemberger, Wittelsbacher usw.) als Städtegründer betätigt. Wo immer du z.B. ein zentrales Strassenkreuz und/oder eine breite, als Strassenmarkt nutzbare Hauptstrasse findest, kannst du davon ausgehen, dass ein Gründer am Werk war.
In Süddeutschland gibt´s fast keine Stadt, die nicht irgendwann gezielt angelegt wurde! Meist wurden dafür mehrere Dörfer inkorporiert, aber eine allmähliche Weiterentwicklung gab´s doch fast nirgends!
Schon allein, weil der Stadtherr viel zuviel damit gewinnen konnte, wenn er Städte anlegte, wurde da wenig dem Zufall überlassen.
Wie hätte sich auch ein Dorf das alles leisten können? Eine Stadtmauer war teuer! Sogar eine reiche Handelsstadt wie Nördlingen hätte sich da fast mal übernommen - die war allerdings zu diesem Zeitpunkt schon jahrhundertelang Stadt…

VG
Christian

2 Like

Na gut, vielleicht auch mitten in Deutschland.
Aber, welche Stadt existierte nicht und wurde einesTages vom Landesherrn gegründet? Man ritt in die Gegend, stoppte, holte Band und Schere und einen Spaten und legte den Grundstein bzw machte den ersten Spatenstich. Vor dem Nichts!! Welche Stadt?

Selbst Berlin wurde nicht gegründet, sondern aus zwei winzigen Dörfern zusammengepackt. Dann wurde alles durchgeplant und die Stadt neu vermessen. Der alte Krempel abgerissen, warm oder auch kalt und dann wurde gebaut.

Eine Stadt aus dem „Planungsbüro“ gab es damals nicht.
Eine usnahme hat man hier : Wolfsburg.

mfgConrad

Ich bedanke mich für die reichlichen Infos!!!

Gruß
Ryo

Servus!

Eine Stadt aus dem „Planungsbüro“ gab es damals nicht.
Eine Ausnahme hat man hier : Wolfsburg.

Mir fällt noch Mannheim und Karlsruhe ein, aber alle drei sind nicht mittelalterlich, und ich habe die Frage so verstanden, dass es um mittelalterliche Stadtgründungen ging.
Auf der grünen Wiese wurde damals tatsächlich kaum gegründet, irgendwas war immer schon da, und wenn´s nur ein Kirchlein war (z.B.München war vor der Gründung eine kleine Einsiedelei oder maximal ein Klösterle).
Dennoch waren - wie du selber sagtest die neuen Städte was ganz anderes als die vorhergehenden Dörfer! In diesem Sinne also sehr wohl „aus dem Planungsbüro“. Dafür spricht auch die von mir schon angesprochene Ähnlichkeit der Stadtgrundrisse. Da ging man scheinbar nach „Schema F“ vor.

Dafür wurden die Vorgängersiedlungen - i.e. Dörfer - sehr oft auf der grünen Wiese gegründet…aber das führt jetz weg von der Frage.

VG
Christian

1 Like

Na gut, vielleicht auch mitten in Deutschland.
Aber, welche Stadt existierte nicht und wurde einesTages vom
Landesherrn gegründet? Man ritt in die Gegend, stoppte, holte
Band und Schere und einen Spaten und legte den Grundstein bzw
machte den ersten Spatenstich. Vor dem Nichts!! Welche Stadt?

Solche Fälle gab es durchaus, wenn auch eher selten. Freiburg im Breisgau wurde zum Beispiel 1120 „aus dem Boden gestampft“. Es gab lediglich eine nicht mehr genutzte Burgruine in der Nähe und keine echte Vorgängersiedlung. In Lübeck war die slawische Vorgängersiedlung einige Jahre erloschen, als zudem in einiger Entfernung von ihrem standort die heutige Stadt angelegt wurde.

Ich meine mich auch düster erinnern zu können, in einer Mittelalter-Vorlesung gehört zu haben, dass es in Zeiten eifriger Stadtgründungen auch regelrechte „Gründungs-Ingenieure“ gegeben hat. Sie bekamen vom Landesherren einen entsprechenden Auftrag und legten dann die Stadt-Infrastruktur am gewünschten Punkt an. Die Details habe ich aber leider nicht mehr parat.

Planvolle Gründungsakte waren wohl eher die Ausnahme, aber sie kamen dennoch vor. Natürlich wadie Verleihung von Stadtprivilegien an bereits bestehende Siedlungen häufiger.

Hallo !

Wo wurde früher denn gezielt eine „Stadt“ gegründet?
Doch nirgends. Es waren Siedlungen, die sich langsam nach
Osten schoben und dann später zur Stadt wurden.

Die Bergstädte in Sachsen sind da Kanditaten. Wenn irgendwo Silber & Co gefunden wurde, wurde da eine Stadt gegründet. Als beispiel will ich mal Marienberg (quadratischer Marktplatz mit genau 1 ha) und Johanneorgenstadt.
Das Stratut Berstadt war ein Mittel der Wirtschaftsförderung, da die Zölle auf Getreide reduziert etc. waren und die Bergleute lehnsfrei waren.

Ciao maxet.