Vorziehen / bevorzugen

Hallo!

seht ihr einen Unterschied in der Verwendung von den Wörtern „bevorzugen“ und „vorziehen“? Wenn ich im Duden nachsehe, sehe ich keine Unterschiede.

vorziehen

eine größere Vorliebe für jemanden, etwas haben als für eine andere Person oder Sache; lieber mögen
Beispiele
ziehen Sie Kaffee oder Tee vor?
ich ziehe ihn seinem Bruder vor
ein gutes Buch ziehe ich jedem Film vor
lieber mögen, besser behandeln als andere (und diese dadurch zurücksetzen)
Beispiele
das jüngste Kind wird [von den Eltern] oft vorgezogen
keinen Schüler [den anderen] vorziehen
jemanden, etwas wählen, sich aussuchen; sich für jemanden, etwas entscheiden
Beispiele
wir sollten die sicherere Methode [der kostengünstigeren] vorziehen
ich hätte sie [den anderen Bewerberinnen] vorgezogen
er zog es vor zu schweigen

bevorzugen

 den Vorzug geben
Beispiele
    Rotwein, Kaffee bevorzugen
    sie bevorzugt coole Typen mit knackigen Hintern
    der Lastentransport soll bevorzugt (vorzugsweise) mit der Bahn erfolgen
besser als andere behandeln, begünstigen, bevorrechtigen
Beispiele
    der Lehrer bevorzugte diesen Schüler [vor den anderen]
    eine bevorzugte Stellung
    Frauen sind bevorzugt (vorrangig) zu bedienen

Na dann ist es doch priiima :innocent: ! Sei froh.

Aber gibt es vielleicht in der Anwendung Unterschiede, ich meine kontexuell? Was man eigentlich im Duden nicht herausfinden kann?

Grüße

Eigentlich nicht, außer vielleicht das "vorziehen auch folgendes bedeuten kann:

Einen Termin vorziehen, also im Sinne von verschieben/verlegen. Geplant war Donnerstag, aber es wird schon auf Mittwoch vorgezogen.

Hier kann auch ein „bevorzugen“ dahinterstecken, von wem auch immer. Es kann aber auch praktische Gründe geben die dann keine echte Wahl mehr lassen wie bei „Passt Ihnen Donnerstag oder Freitag besser“.

MfG
duck313

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Hallo

Wenn man ausdrücken will, dass eine Person jemanden besser behandelt als andere, dann nimmt man das Wort ‚bevorzugen‘, also wenn z. B. ein Lehrer einen Schüler bevorzugt. In dem Zusammenhang würde das Wort ‚vorziehen‘ miss- bis unverständlich klingen: Wenn der Lehrer einen Schüler den anderen vorzieht, dann findet er ihn entweder sympathischer als andere, oder er nimmt ihn zuerst dran, also das würde man deswegen gar nicht so sagen.

Ob es noch mehr Unterschiede gibt, fällt mir im Moment nicht ein, will ich aber nicht ausschließen.

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Und so willst Du einer Nicht-Muttersprachlerin Deutsch erklären, das sie bald besser beherrscht als Du?

Da hat man wohl den Bock zum Gärtner gemacht, scheint mir.

MM

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Danke Aprilfisch für das Kompliment.

Und so willst Du einer Nicht-Muttersprachlerin Deutsch erklären, das sie bald besser beherrscht als Du?

Aber das ist viel zu viel vom Kompliment. Muttersprachliche Kompetenz kann man in seinem zweiten Leben nach dem Tod und Wiedergeburt erlangen :wink: Ich bin froh, wenn ich irgendwann das Wörtchen „es“ und alle seine Einsatzmöglichkeiten lernen könnte.

Alles zum Guten

Es ist ja, wie es scheint, auch ein ganz besonderes Hobby, das du dir zugelegt hast, und es macht dir zunehmend Spaß :wink:

Tatsächlich sind dessen Funktionen im Satzgefüge und überhaupt seine Einsatznöglichkeiten ziemlich grenzenlos :slight_smile:

Es ist auch erstaunlich, dass Muttersprachler kaum Probleme damit haben, es korrekt zu benutzen. Es ist aber etwas ganz anderes, seine grammatische Funktion im Einzelnen zu erkennen und zu beschreiben. Es dann auch noch zu begründen, ist dann nochmal ein ganz anderes Kaliber.

Und seine jeweilige Stellung im Satzgefüge, wann es steht, wann es nicht stehen darf, und wo es steht und wo es nicht stehen darf, und es dann auch noch zu begründen, dazu bedarf es dann schon eines besonderen Interesses, zumal es ohne spezielle Kenntnis grammatischer Fachausdrücke gar nicht geht.

„Es ist halt nicht ohne“ :wink:

Jedenfalls ist es immer wieder spannend, wenn du durch deine diesbezüglichen Fragen dazu aufforderst, sich diesen Denksportaufgaben zu stellen.

Gruß
Metapher

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