VPN-wie wichtig ist der Server Standort?

Liebes Forum, ich weiss, es wurde schon viel über VPN geschrieben.

Leider ist es mir immer noch nicht ganz verständlich.

Also, ich nutze Server eines VPN -Anbieter, der leitet unter einer anderen IP meine Eingaben verschlüsselt weiter, bzw schickt Daten zurück.

Muss der VPN- Anbieter für diesen Standort nicht auch einen Provider zur Weiterleitung in Anspruch nehmen, welcher dann nicht auch mehr oder weniger Verkehrsdaten sammelt als mein Anbieter, bzw. den nationalen Gesetzen folgeleisten muss?

Nun, die Antwort wird wohl " nein " lauten, sonst würde VPN in Bezug auf IP Verschleierung keinen Sinn ergeben. Verstehen tu ich es aber nicht.

Prinzipielle Frage: Wenn mein Rechner mit einem Server x kommuniziert (VPN unabhängig), sammelt mein Provider Verkehrsdaten, ist der Provider des Servers ( zB. in Deutschland) nicht auch dazu verpflichtet? Das Thema Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung klammer ich jetzt aus.

Sollte ich mir einen Serverstandort auszusuchen, in einem Land, wo es keine IP-Auskunft praktiziert wird. Das hat dann den Nachteil, dass der Server weit entfernt ist, und viele Seiten in exotischen Sprachen antworten, kann öffentlich rechtliches deutsche Fernsehen nicht in anspruch nehmen…

Da der Standort von Auslastung und Geotraking abgesehen kaum im Zusammenhang mit VPN diskutiert wird, ist es wohl unbedeutend, kurz:

Ich sollte der Einstellung "besten Standort"vertrauen, bisher ist es Deutschland. Richtig ???

Ich bedanke mich schon ein mal für die Antworten !

Hallo!

VPN bietet zwei Dinge:
Zum Einen sieht es für aufgerufene Webseiten etc. so aus, als stünde dein Rechner dort, wo der VPN Server steht. ZDF lässt sich nur innerhalb Deutschlands streamen, wenn du im Ausland bist, dann brauchst du einen VPN-Server in Deutschland, um ZDF gucken zu können.

Zum Anderen kommuniziert dein PC ausschließlich mit dem VPN-Server, und das auch noch gut verschlüsselt. Bist du im Iran, wird dein iranischer Provider nur eine einzige verschlüsselte Verbindung zu dem deutschen VPN-Server sehen, und keine Ahnung haben, welche Daten da durch rauschen. So kannst du dann auch Facebook aufrufen, obwohl das der iranische Provider eigentlich gesperrt hat.
(Weniger abwegiges Beispiel gefällig? Ein freies Kaufhaus-WLAN hat die Webseite meiner Baugenossenschaft wegen sexueller Inhalte gesperrt…)

In dem Zusammehang noch was: Ein VPN kann einen auch in ein geschossenes Netzwerk wie z.B. ein Firmennetzwerk rein bringen, auf das man aus dem Internet eigentlich keinen Zugriff hat. Oder ein privates Beispiel: Telefonieren mit dem Handy kostet auf Kuba 5€/min, Internet 1€/Stunde. Man hat auf der Fritzbox daheim VPN laufen, klingt sich mit dem Handy dort ein, und kann dann aus der Ferne Festnetztelefonie vom Anschluß zu Hause aus führen.

Natürlich ist der VPN-Server den Gesetzen des Landes unterworfen, in dem er steht. Damit kannst du dir ein Land aussuchen, mit dessen Gesetzen du am wenigsten Bauchschmerzen hast, bzw. wo es dir egal sein kann. Dabei hast du eben den Nachteil, daß die besuchten Webseiten auch denken, daß du in diesem Land bist. Und auf die generelle Datensammlung der Webseiten hat VPN eben gar keine Auswirkung.

Ob die automatische Wahl des besten VPN-Servers eine gute Wahl ist, sei dahin gestellt - das hängt auch davon ab, was du eigentlich bezweckst.

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Naja, eigentlich schickst erstmal nur Du Deine Daten verschlüsselt an den Server. Ob DER dann die Daten weiter verschlüsselt verarbeitet ist immer so eine Sache. Wenn der VPN Server mit dem Du kommunizierst das nicht vertrauenswürdig angibt oder Du den Server nicht unter Deiner Kontrolle hast und selbst betreibst kann das schwer sichergestellt werden.

MÜSSEN tut der Server bzw. Provider danach garnichts. Schön wäre das, aber in den meisten Fällen hat man darauf eben wenn man die Serverstruktur nicht selbst unter Kontrolle hat eher nicht. TOR ist das einzig mir bekannte Server-netzwerk wo ALLE Server untereinander verschlüsselt kommunizieren.

Solange der Server die Daten nicht offiziell speichert kann auch nichts gesammelt werden.

Wozu willst Du das? Weißt Du was derjenige denn dann mit Deinen Daten macht? Wäre ein eigener Server mit entsprechender VPN Software nicht besser wenn man so paranoid unterwegs ist?

Öhm, nein. man sollte NIEMALS etwas vertrauen.

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Bevor noch mehr geschrieben wird: Wozu machst du das?

Nein, dein Internetanbieter liest nicht alles mit, was du machst. Ja, der allermeiste Datenverkehr findet sowieso verschlüsselt statt. Ja, wenn du unverschlüsselte Seiten aufrufst, kann man mitlesen - aber warum solltest du z.B. Osnatel oder Netcologne (Datenschutz nach deutschem Recht) misstrauen, statt dessen aber z.B. NordVPN trauen (Datenschutz nach panamaischem Recht).

Wenn ich Werbung für VPN-Anbieter lese oder sehe, so ist diese stets gut gefüllt mit unhaltbaren Behauptungen und dem Aufbau eines Bedrohungsszenarios. das so nicht existiert. Das sieht natürlich anders aus, wenn du in Myanmar, Nordkorea oder der Türkei lebst.

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Nein. Der VPN-Anbieter IST der Provider.

Viel schlimmer: der VPN-Anbieter liest ALLES mit, was du über ihn weiterleitest. Google, FB etc. sind ein Dreck dagegen, was Daten-NICHT-schutz anlangt. Und: Google/FB und Konsorten bekommen über die Tracker und die Cookies auf deinem PC TROTZDEM immer noch mit, wer du bist und was du tust.

Die Fragen lauten also: wozu genau brauchst du VPN? Wann brauchst du VPN?

Die Antwort: in den meisten Fällen brauchst du KEIN VPN. Eine Ausnahme: offenes Wlan und unverschlüsselte Server (http, kein https), das gibt es aber praktisch gar nicht mehr. Und die zweite Ausnahme: Geoblocking - das heißt, eine Seite aufrufen, die nicht nutzbar ist in dem Land, in dem man sich aufhält (z.B. Fernsehprogramme). Und das war’s auch schon.

Lies:

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„Das Internet“ gibt es nicht in der Form eines großen Servers, zu dem man über einen Provider Zugang bekommt. „Das Internet“ ist die Summe aller miteinander verbundenen Server und den Verbindungsleitungen und Verbindungsknoten dazwischen.

Wenn du https://www.öckel.öck aufrufst, dann sind unzählige „Verbindungsknoten“ beteiligt, die zuerst deine Anfrage zu Öckel leiten und nachher die Antwort von Öckel an dich zurückschicken.

Die Verbindung ist verschlüsselt (auch ohne VPN).
Aber man muss ganz am Anfang die IP-Adresse („Telefonnummer“) von Öckel wissen, denn im Internet ist der Name einer Webseite vollkommen unnütz. Dafür gibt es DNS-Server - denen schickt dein Rechner eine Anfrage: „gib mir die IP-Adresse von Öckel“. Die Antwort könnte 79.140.188.130 lauten.
Der von dir genutzte DNS-Server weiß also, dass DEIN Router (Du? Dein Partner? Jemand in deinem Gäste-WLAN?) Informationen von Öckel haben will.
Dein Anbieter, sagen wir mal Ecotel, bekommt mit, dass er Daten von 79.140.188.130 zu deinem Router übermittelt.
Diese Metadaten könnte er speichern und auswerten.

Durch den VPN überlässt du diese Metadaten nicht mehr deinem Internetanschlussbetreiber, sondern dem VPN-Anbieter.

Gespeichert würden nicht sämtliche Verkehrsdaten, sondern:

  1. die dem Teilnehmer für eine Internetnutzung zugewiesene Internetprotokoll-Adresse,
  2. eine eindeutige Kennung des Anschlusses, über den die Internetnutzung erfolgt, sowie eine zugewiesene Benutzerkennung,
  3. Datum und Uhrzeit von Beginn und Ende der Internetnutzung unter der zugewiesenen Internetprotokoll-Adresse unter Angabe der zugrunde liegenden Zeitzone.

Der Inhalt der Kommunikation, Daten über aufgerufene Internetseiten und Daten von Diensten der elektronischen Post dürfen auf Grund des TKG nicht gespeichert werden.

Wenn der Server des VPN-Anbieters „Super-VPN GmbH“ über die Leitung des Netzbetreibers „Schnüffelnetz AG“ mit dem Internet verbunden ist, dann kann die Schnüffelnetz AG sehen, woher Daten zur Super-VPN GmbH gehen. Die Schnüffelnetz AG wüsste also ggf., dass Super-VPN GmbH Daten von der IP-Adresse von https://www.öckel.öck bekommt. Dass diese Daten an deinen Router weitergeleitet werden, dass diese Verbindungsanfrage von deinem Router ausging, dass kann die Schnüffelnetz AG nicht wissen.

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Danke, für die sehr ausfürlichen und gehaltvollen Antworten. Um sie mir zu verinnerlichen brauche ich noch etwas Zeit und ich werde bestimmt noch ein paar Fragen an euch haben…

Das dürfte daran liegen, dass Du ggf. falsche Vorstellungen davon hast, wofür ein VPN überhaupt da ist.
Ist auch logisch, da viele entweder meinen, sie würden ihre Sicherheit im Internet damit erhöhen (was Blödsinn ist!) oder es als Verschleierung von IP-Schranken bei Videostreaming nutzen (was praktisch ist und aktuell auch funktioniert aber nicht Sinn und Zweck des Ganzen!)
Bzw: Solche Techniken können auch Internet-Sperren in Ländern wie China umgehen. Nur ist dies auch sehr fragil und ist für uns in Europa kein Grund ein VPN zu nutzen. :man_shrugging:

Ein VPN hat den Zweck, dass Du von außerhalb eines LAN/Intranet gesichert und verschlüsselt darauf zugreifen kannst. Mehr in erster Linie erst mal nicht!

Der Nutzen dabei ist, dass - wenn Du Dich in öffentlichen (W)LANs befindest - niemand Deine Kommunikation und Datenübertragung ins LAN monitoren und mitschneiden kann.

Wenn Dein LAN/Intranet selbst einen Internetanschluss hast, dann kannst Du über eine solche Verbindung auch im Internet surfen.
Also: [Hotspot] =====VPN-Tunnel===>[LAN]=====>[Internet].
Es ist dann so, als ob Du von zu Hause aus surfen würdest.

Im Prinzip geht das auch über VPN-Anbieter.
Also: [Hotspot] =====VPN-Tunnel===>[LAN des VPN-Anbieters]=====>[Internet].

Dadurch, dass die „Internet-Austrittspunkte“ bei div. VPN-Anbietern in verschiedenen Ländern sein können, kann man z. B. Netflix & Co. vorgaukeln, man wäre in USA statt Deutschland, da es Listen gibt, die festhalten, in welchen Ländern welche IP-Adressen verwendet werden.

Nur: Mit Sicherheit hat das nichts zu tun - mit Schutz vor Tracking so oder so nicht - und ein Schutz vor Behörden bei illegalen Machenschaften ist es erst recht nicht.

Es ist halt die große Mär, dass eine Verschleierung der eigenen IP-Adresse via VPN irgendwelche Sicherheiten bringen würde - was nicht bzw. nur in ganz unbedeutenden Umfang der Fall ist.

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Danke für die Erklärung, Ich fange an „wirklich“ zu verstehen …

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