Hallo zusammen,
ich muss mal einen lauten Schrei tun. Im Internet gibt es eine aktuelle Stellenanzeige als Mitarbeiter für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Neben allerlei Aufgaben besteht die Forderung nach einem erfolgreichen Uni-Abschluss im Bereich Journalistik oder Kommunikationswissenschaften, aber da gibt man ja nicht so viel drauf, wenn man soweit alles kann, was da steht. Also rief ich die zuständige Ansprechpartnerin bei der Arbeitsagentur an. Sie ruft meinen völlig veralteten CV auf. Es entspinnt sich folgender Dialog, den ich aus dem Gedächtnis wiedergebe.
Sie: „Neee, das passt nicht. Sie haben ja nur ein 1/2 Jahr Volontariat.“
Ich: „Naja, der CV ist über ein Jahr alt. Mittlerweile bin ich Beraterin.“
„Ja, aber Sie haben ein Studium in Literaturwissenschaften.“
„Ja, aber mein Studium war umfangreicher als nur Literatur, es gab ja auch Praxisteile. Außerdem habe ich eine Menge Praxiserfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit.“
„Hmmm, ich weiß nicht.“
„Wissen Sie, ich habe im letzten Jahr ausschließlich Öffentlichkeitsarbeit gemacht. So, wie es in der Anzeige steht.“
„Naja, gut, wir können ja mal andersherum herangehen. Kennen Sie sich aus mit Redaktion?“
„Ja.“
„Der Konzeption und Realisierung von Printerzeugnissen?“
„Ja.“
„Der Erstellung und Herausgabe von Presseinformationen?“
„Ja, das hab ich massenhaft gemacht.“ *gewinnendes Lächeln*
„Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen und PR-Terminen?“
„Buchung von Locations nicht, aber ich habe eine Medizinmesse mit vorbereitet. Und als … habe ich auch allerhand gebucht.“
„Aufbau und Pflege von Medienkontakten?“
„Ja.“
„Führung des Pressespiegels?“
„Ja.“
„Naja, das ist ja ganz schön, aber Sie haben nur ein Volontariat gemacht.“
„Entschuldigung, nein, ich bin Beraterin.“
„Naja, aber Sie lesen ja, da ist Journalistik oder Kommunikationswissenschaften gefragt.“
„Ich mache seit meinem Studium Journalistik. Und ich bringe die entsprechenden Praxiserfahrungen mit. Entscheidet nicht letztendlich die Praxiserfahrung?“
„Nein, Sie müssen schon dem Arbeitgeber die Entscheidung überlassen. Wenn der einen Abschluss in … wünscht, dann werd ich Sie ihm nicht anbieten.“
*Waaaaaaaahnsinn!!!*
Da bringt man nahezu alle geforderten Praxiserfahrungen mit, und man kommt nicht mal in die engere Auswahl, weil das Studienfach Literatur und nicht Journalistik heißt??? Warum studieren Massen von jungen Leuten Germanistik (Was nichts anderes als das Fach Literaturwissenschaft ist)? Weil sie Journalisten werden wollen, genau! Und wieso ist man mit umfangreichen Praxiserfahrungen in der ÖA weniger Wert als jemand, der Kommunikationswissenschaften studiert hat? Schließlich beschäftige ich mich seit Jahren mit nichts anderem als Kommunikation.
Ich setz mich gleich hin und fang an zu brüten…
Danke fürs Zuhören,
sgw