Hallo Udo,
Deine Wortwahl „Prozentzahl der Wärmeabgabe“ suggeriert mir, dass Du
der Meinung bist, die Zelle könnte den Wärmeanteil bei einer
biochemischen Reaktion steuern. Das ist aber nicht der Fall,
doch. 
da jede chemische Reaktion mit einer definierten unveränderbaren
Wärmemenge abläuft.
Die Energiebilanz bei einer chemischen Reaktion ist zwar konstant (das hast du sicher damit gemeint), nicht jedoch die freigesetzte Wärme. Das ist ja nur eine von mehreren möglichen Energieformen. Ein variabler Teil der freiwerdenden Energie wird in vielen Organismen zur oxidativen Phosphorylierung verwendet (bleibt also im Endeffekt „chemisch“), der ebenso variable Rest wird tatsächlich als Wärme frei. Warum variabel?
Es sind sowohl bei Tieren als auch Pflanzen Proteine bekannt, sog. UCP (uncoupling proteins) bzw. Thermogenine, die einen Kurzschluss des Protonengradienten an der Atmungskette bewirken und somit den Anteil der freigesetzten thermischen Energie beachtlich steigern und im Gegenzug den Anteil der ATP-Produktion entsprechend drosseln können. Die Wärmeproduktion unterliegt also oft durchaus einer Regulation. Viele Organismen können quasi in einem gewissen Rahmen entscheiden, in welche Form die freiwerdende Energie der energieleifernden Reaktion tendenziell vermehrt umgewandelt werden soll.
Das ist beispielsweise bei Winterschläfern so, wo von ATP-Produktion auf Wärmeproduktion umgeschaltet wird. Das ist freilich kein ON/OFF-Prozess, sondern wird fein reguliert. So etwas gibt es aber auch beim Menschen, wo bei Säuglingen durch die UCP im braunen Fettgewebe die zitterfreie Wärmeproduktion reguliert wird. Ich will auch die thermogenen Pflanzen nicht vergessen, welche die Temperatur einzelner Pflanzenorgane ganz gezielt hochregulieren können, wie beispielsweise einige Aronstab-Arten. Auch hier spielen neben alternativen Oxidasen UCP eine Rolle.
Die gemeinhin zum besseren Verständnis der Abläufe in den Schulen gelehrte Annahme, dass eine biochemische Reaktion wie beispielsweise die vollständige Glucoseoxidation am Ende ganz statisch immer soundsoviel Reduktionsäquivalente und soundsoviel ATP (und soundsoviel Wärme) bringt, stimmt also nicht ohne Weiteres. Das fällt selbst an vielen Universitäten leider irgendwie gerne mal unter den Tisch, trägt aber auch nicht wirklich zum Verständnis der zu vermittelnden Grundlagen bei.
LG
Huttatta