Waffenstillstand in Syrien

Servus,

wie man den Medien entnehmen kann, haben die USA und die Türkei einen fünftägigen Waffenstillstand vereinbart. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht verstehe, wieso die USA hier überhaupt am Verhandlungstisch sitzen, ist die Übereinkunft für mich nicht ganz schlüssig. So wie ich das verstehe, ist doch folgendes passiert:

  • Zwischen den Kurden und der Türkei gab es ein Abkommen, wonach an der Grenze ein Puffer (bis zu 18 km) errichtet werden soll. Dafür mussten die Kurden alle Verteidigungsanlagen demontieren und die USA würden die Einhaltung überwachen.
  • Nachdem die Kurden ihren Teil eingehalten haben, ziehen die Amerikaner ab und zwei Tage später greift die Türkei an und will einen ca. doppelt so großen Puffer (30 km) gewaltsam einrichten. Die USA reagieren mit Sanktionen.
  • Nach einer Woche Kampf und hunderten Toten haben wir nun also den neuen Deal zwischen den USA und der Türkei. Dieser besagt, dass die Türkei den vergrößerten Puffer bekommen, die Kurden abziehen müssen und die USA ihre Sanktionen aufheben.

Bin ich zu doof oder sieht das wirklich so aus, als würde Erdogan einfach alles bekommen, was er will und es keinerlei negative Auswirkungen gibt?

LG

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Hatten die USA und die Türkei denn bisher gegeneinander gekämpft?

Interessanter als der Umstand, dass die USA am Verhandlungstisch war (natürlich sind die ein Machtfaktor), ist doch, wer nicht am Verhandlungstisch saß, nämlich der „Kampfgegner“.
Mindestens die Kurden, letztlich aber wohl auch Assad und Russland.
Oder dürfen die weiterhin gerne in die 30km-Zone rein?

Ich sehe es so:
Natürlich ist dieses Abkommen eine Farce, eine Abkommensparodie.
Natürlich hat der türkische Außenminister recht, wenn er nicht von Waffenstillstand, sondern von Operationspause spricht. Das triffts doch gleich viel besser.
Natürlich haben die Kurden sowieso keine Chance, egal, was geschieht. Die sollen die Pause nutzen, sich geordnet zurückziehen und bestmöglich untertauchen, um möglichst viele ihrer Leben zu retten.

Gruß
F.

Nun ja, gerüchtehalber will die YPG die Twitternahkampfspange in Orange verleihen. Zählt das?

Du siehst also auch nichts, was hier in irgendeiner Form den Begriff ‚Abkommen‘ rechtfertigen würde?

Wenn das so einfach wäre, hätten die Kurden sich von Anfang an zurückgezogen. In dem Puffer wären große Städte wie Quamischli oder Kobane, bei dessen Eroberung alleine mindestens 2000 Menschen gestorben sind. Die Kurden werden die Bevölkerung dort sicher nicht einfach so der Gnade der Türkei ausliefern und wer sagt denn bitte, dass in ein paar Monaten nicht eine noch größere Pufferzone verlangt wird? Wenn wir eines aus der Sache gelernt haben, dann erstens, dass ein Abkommen mit der Türkei nichts wert ist und sie zweitens auch keinerlei Konsequenzen befürchten müssen. Was das für die Region (und damit uns) bedeutet, wird sich zeigen.

LG

Ich sehe halt eine Vereinbarung zwischen der Türkei und den USA.
Das ist natürlich auch irgendwie eine Form von „Abkommen“, aber mit Sicherheit hat das nichts mit einem „Waffenstillstandsabkommen“ zu tun.

Keiner, gut möglich, dass es so kommt.

Welches Abkommen meinst du damit?

Gruß
F.

Dieses:

Und auch dieses ‚Abkommen‘ ist eine Farce:

Trotz Feuerpause: Sieben Tote in Nordsyrien

Trotz der vereinbarten Feuerpause für Nordsyrien hat die türkische Luftwaffe laut Aktivisten dort erneut Luftangriffe geflogen. Bei dem Angriff auf das syrische Dorf Bab al-Chair östlich der Grenzstadt Ras al-Ain seien heute mindestens sieben Zivilisten getötet worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien heute mit.

Das wurde jetzt halt quasi zwischen den USA und der Türkei „nachverhandelt“. :nauseated_face:
Es war ja immer klar, was die Türkei will, und wenn sich keiner findet, der sie hindert, kriegen sie es eben durch.
Der Hauptbuhmann ist für mich nicht Trump, und nicht mal Erdogan, sondern die europäischen Wegschau- und Wegduckländer. Und damit meine ich nicht nur den Syrien-Konflikt sondern seit Jahrzehnten die „Kurdenfrage“.

Gruß
F.

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