Wagenpferde ausschirren

Hallo!
Ich habe schon herumgegoogelt, aber möchte es ganz gern vom Praktiker noch mal erklärt bekommen :smile:

Wie geht es vor sich, wenn man ein Vierergespann für die Nacht nicht ganz ausschirrt, sondern am Wagen lässt und den Tieren nur etwas Erleichterung verschafft, dass sie ausschnaufen können, trinken und fressen? Man lockert den Bauchgurt, das Kummet, nimmt ihnen die Trense aus dem Maul?

Es handelt sich um Pferde und Wagen im 14. Jhdt., aber die „basics“ waren, glaube ich herausgefunden zu haben, die gleichen wie heute.

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

ich kann mir keine Situation vorstellen, in denen ein Gespann über Nacht nicht ausgeschirrt werden sollte. Irgendwie scheint mir das auch wenig Sinn zu machen, da die Pferde sich nicht wirklich ausruhen können und zudem das Risiko des Durchgehens besteht.

Mit gelockerten Gurten wäre das für die Pferde lebensgefährlich. Für einige Stunden könnte ich mir das eher vorstellen. Dann etwa nach deiner Vorgabe. Dennoch müsste jemand ständig bei den Pferden stehen und das Gespann sichern.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo

Mit gelockerten Gurten wäre das für die Pferde lebensgefährlich. Für einige Stunden könnte ich mir das eher vorstellen. Dann etwa nach deiner Vorgabe. Dennoch müsste jemand ständig bei den Pferden stehen und das Gespann sichern.

Da es sich um das 14. Jahrhundert handelt:
Wäre es dann denkbar, dass der Pferdeknecht im Stall schläft und auf diese Weise das Gespann sichert?

Viele Grüße

wie sollte der das denn sichern wenn der schläft?

Hallo,

das Gespann kann man nur sichern, indem man vor den Pferden steht. Und selbst dann gibt es keine Garantie, dass man sie - vor allem vierspännig - halten kann, wenn sie tatsächlich durchgehen wollen.

Ich hoffe ja noch auf Hexerl, die kann da bestimmt mehr dazu sagen.

Schöne Grüße,
Jule

Danke @ alle & Näheres
Hallo!
Nein, da ist niemand bei den Pferden im Stall. Die Leut’ fahren mit dem Vierergespann samt Wagen hintendran in eine Scheune und später heißt es dann, grob übersetzt, dass die Pferde nicht „ganz ausgeschirrt“ waren. Genaueres steht nicht da. Es kommt einer, der nur irgendwelche Gurte strammziehen muss und kann das Gespann samt Wagen hinausführen (die sind voran hineingefahren, müssten also eigentlich rückwärts raus, denn sooooo riesig wird die Scheune nicht gewesen sein, dass man einen Wagen samt Gespann wenden kann, davon steht auch nix da).

Er findet auch noch einen Haufen Lederzeug und Metallteile auf dem Boden, von denen er nicht gleich weiß, wie sie in das Geschirr zu integrieren sind (er hat keine Ahnung von der Fuhrwerkerei)und lädt sie vorsichtshalber auf den Wagen. Da es sich um einen ganz einfachen Wagen handelt, also kein fürstliches Gespann o.ä., wundere ich mich, woher das ganze Zeug kommt, denn um die Zeit - heute wohl auch noch - war das Zuggeschirr doch nicht unnötig üppig, sondern rein aufs Zweckmäßige beschränkt. Hm. Ersatzteile, vielleicht.

Einfach nur zu schreiben, dass die Pferde noch im Geschirr standen oder nicht „ganz ausgeschirrt“ waren, klingt so nach Verlegenheitslösung, deshalb wollte ich ein wenig genauer ausführen, dass man ihnen die und die Gurte gelockert und die Trense herausgenommen hatte (obwohl Pferde auch mit der Trense im Maul fressen können).

Vielen Dank jedenfalls für eure Beiträge.

Grüße,
Eva

wie sollte der das denn sichern wenn der schläft?

Indem er ganz schnell aufwacht und aufspringt, sobald irgendetwas Ungewöhnliches passiert! - Oder vielleicht soll er ja auch die ganze Nacht wach bleiben, und schläft nur aus Versehen vor lauter Müdigkeit ein. Oder er schläft gar nicht ein, könnte ja auch möglich sein!

Auf jeden Fall handelt es sich nicht um eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit, insofern ist der Arbeitgeber vielleicht sehr großzügig mit den Arbeitszeiten.

Viele Grüße

Hallo!

Nein, da ist niemand bei den Pferden im Stall.

Ach so!

Handelt es sich um eine Übersetzung? Willst du einen mittelalterlichen Text in moderne Prosa setzen?

Viele Grüße

ot
Servus, Eva,

(die sind
voran hineingefahren, müssten also eigentlich rückwärts raus,
denn sooooo riesig wird die Scheune nicht gewesen sein, dass
man einen Wagen samt Gespann wenden kann, davon steht auch nix
da).

Nicht riesig, aber möglicherweise mit einem zweiten Tor vis-à-vis.
Dann fährt man auf der einen Seite vorwärts rein und auf der gegenüberliegenden Seite vorwärts wieder raus.

Wird übrigens bei uns am Land noch heute so gemacht - wenn die Scheunen für Landwirtschaftsmaschinen gebaut werden, und „hintaus“ genügend Platz ist.

Auch in alten kleinen Häusern (oder aber auch Palais etc.), in alten, in Einzellage stehenden Theatern u.s.w. findet man heute oft noch zwei gegenüberliegende Ein/Ausfahrten.

Lieben Gruß, jenny

1 Like

Hallo!

Handelt es sich um eine Übersetzung? Willst du einen
mittelalterlichen Text in moderne Prosa setzen?

Nein, es ist kein mittelalterlicher Text, sondern ein Fantasy-Roman, der im deutschen Spätmittelalter angesiedelt ist, aber einen recht modern-flotten Ton pflegt. Ist schwierig, da die Balance zu halten ;-9

Vom Tonfall abgesehen, die Fakten sollten stimmen, da ein ganz präzises Jahr angegeben ist: 1364 AD.

Gruß,
Eva

Hallo, Jenny!
Ja, das mit dem zweiten Tor kenne ich auch und es war nach anfänglichem Stutzen meine Vermutung. Die Schilderung der Abläufe legt das Vorhandensein einer zweiten Ausfahrt nicht nahe, aber da die Möglichkeit gegeben ist, kann man’s auf sich beruhen lassen :smile:

Gruß,
Eva