Wahlsystem in USA

Hallo Freunde,

Jetzt ist es Mittwoch Mittag, und wir wissen immer noch nicht, wer President der USA wird.
Mich würden historische Gründe für das Wahlsystem in den USA interessieren. Wozu die Wahlmänner? Sind sie real? Haben die noch eine (theoretische) Entscheidungsmöglichkeit? Gibt es auch Wahlfrauen? Was sind die historischen Hintergründe der ähnlichen Wahlsysteme in GB und US?

Servus
Herbert

Hallo Freunde,

Jetzt ist es Mittwoch Mittag, und wir wissen immer noch nicht,
wer President der USA wird.
Mich würden historische Gründe für das Wahlsystem in den USA
interessieren. Wozu die Wahlmänner?

Das ist wirklich historisch begründet. Die Gründungsväter der USA trauten ihrem eigenen Volk nicht so ganz über den Weg. Und deshalb wurden eben Wahlmänner dazwischen geschaltet. Diese sind rein theorethisch in ihrer Entscheidung immer noch nicht an das Ergebnis in ihren Staaten gebunden. Aber da die meisten Wahlmänner von der Partei des Stimmensiegers nach Washington geschickt werden, ist es ziemlich unwahrscheinlich das sie für den Gegner stimmen.

Das das aber auch einen Hacken hat, haben die Amis schon gemerkt. Im letzten Jahrhundert hat ein Kandidat zwar die meisten Stimmen, aber eben nicht Wahlmänner bekommen. Wenn Gore Florida nicht bekommt, kann er in der Wählergunst landesweit knapp vornliegen, verlieren tut er trotzdem.

Haben die

noch eine (theoretische) Entscheidungsmöglichkeit? Gibt es
auch Wahlfrauen? Was sind die historischen Hintergründe der
ähnlichen Wahlsysteme in GB und US?

Das Wahlsystem in GB ist ähnlich alt wie in den USA. Deshalb ist es auch dort möglich, dass eine Partei die meisten Stimmen bekommt, aber weniger Sitze im Parlament. Und für die kleineren Parteien ist es ohnhin ungerecht. Die Liberalen bekommen bis zu 30 % der Stimmen, aber gut 10 % weniger Sitze im Parlament.

Aber eine Reform ist nicht in Sicht.

Hallo,

noch ein paar Ergänzungen dazu:

Das ist wirklich historisch begründet. Die Gründungsväter der
USA trauten ihrem eigenen Volk nicht so ganz über den Weg. Und
deshalb wurden eben Wahlmänner dazwischen geschaltet.

Dasm hat noch zwei andere Gründe: Die Delegierten der Constitutional Convention 1787 waren wohl zu Recht davon überzeugt, dass es kaum möglich sein dürfte, allein aufgrund der Grösse des Landes und der fehlenden Möglichkeiten der Nachrichtenübertragung die Präsidentschaftskandidaten landesweit bekannt zu machen. Die Wahlmänner kamen dagegen aus der näheren Umgebung und konnten in ihrem Wahbereich wirklich jeden erreichen. Ein weiterer Grund war, dass man einen Kompromiss suchte. Ein Teil der Delegierten wollte den Präsidenten selbst wählen, ein anderer Teil wollte ihn vom Volk wählen lassen.

sind rein theorethisch in ihrer Entscheidung immer noch nicht
an das Ergebnis in ihren Staaten gebunden. Aber da die meisten
Wahlmänner von der Partei des Stimmensiegers nach Washington
geschickt werden, ist es ziemlich unwahrscheinlich das sie für
den Gegner stimmen.

Seit Mitte des 19. Jh. sind die Wahlmänner parteigebunden und haben somit keine Entscheidungsfreiheit. Weiterhin gilt in allen Staaten ausser Maine das „The winner takes all“-Prinzip, d.h. der Kandidat mit Stimmenmehrheit erhält alle Stimmen, auch die Gegenstimmen.

Das das aber auch einen Hacken hat, haben die Amis schon
gemerkt. Im letzten Jahrhundert hat ein Kandidat zwar die
meisten Stimmen, aber eben nicht Wahlmänner bekommen. Wenn
Gore Florida nicht bekommt, kann er in der Wählergunst
landesweit knapp vornliegen, verlieren tut er trotzdem.

Kam sogar schon dreimal vor: Monroe 1824, Grant 1876 und Cleveland 1888.

Gruss
Peter

Aha, danke, interessant

Hallo Freunde,

Das das aber auch einen Hacken hat, haben die Amis schon
gemerkt. Im letzten Jahrhundert hat ein Kandidat zwar die
meisten Stimmen, aber eben nicht Wahlmänner bekommen. Wenn
Gore Florida nicht bekommt, kann er in der Wählergunst
landesweit knapp vornliegen, verlieren tut er trotzdem.

Ich kann mich erinnern, daß die Konservativen in GB 47% der Stimmen erhalten haben, aber dann eine 2/3Mehrheit im Parlament hatten. Trotz dieser satten Mehrheit hat Thatcher damals die Todesstrafe nicht wieder einführen können. Beides wäre bei uns nicht möglich. Vor- und Nachteile dieses Systems…

Ich glaube, Deutschland hat so ein Mittelding zwischen österreichischen und GB/US-Wahlsystem mit den Zweitstimmmen.

Wie funktioniert das genau?

Haben die

noch eine (theoretische) Entscheidungsmöglichkeit? Gibt es
auch Wahlfrauen? Was sind die historischen Hintergründe der
ähnlichen Wahlsysteme in GB und US?

Das Wahlsystem in GB ist ähnlich alt wie in den USA. Deshalb
ist es auch dort möglich, dass eine Partei die meisten Stimmen
bekommt, aber weniger Sitze im Parlament. Und für die
kleineren Parteien ist es ohnhin ungerecht. Die Liberalen
bekommen bis zu 30 % der Stimmen, aber gut 10 % weniger Sitze
im Parlament.

Aber eine Reform ist nicht in Sicht.

Aha, interessant,

Servus
Herbert

Bei uns wird die Hälfte des Bundestages über Landeslisten gewählt, die andere Hälfte „persönlich“, in Direktwahl.
Das heisst, ich habe 2 Stimmen in meinem Wahlkreis.
Eine für die Partei und deren Landesliste (wo also Bundestagsabgeordnete in spe aufgestellt werden) und eine für meinen persönlichen Favoriten meiner Stadt/meines Landkreises.
Ich könnte also z.b. FDP oder Grüne wählen und in der Direktwahl dann den SPD-Mann oder den CDU-Mann, weil die kleineren Parteien in der Direktwahl meistens leer ausgehen.
Der Wahlzettel sähe also so aus:

XYZ, SPD 0
ABC, CDU 0
ZUT, GRÜNE 0
SDG, FDP 0
BLA, PDS 0

SPD 0
CDU 0
DVU 0
GRÜNE 0
PBC 0
FDP 0
PDS 0
usw 0

und dann bitte ankreuzen.

Durch dieses System entstehen dann immer noch die sog. „Überhangmandate“, weswegen wir immer mehr Abgeordnete haben, als es die Verfassung eigentlich vorsieht. Genaueres dazu weiss ihc allerdings nicht.
Ich finde dieses System einen sehr gelungenen Kompromiss. Zum einen ist es ziemlich fair, weil eben prozentual abgerechnet wird und zum andern kann man durch die direkte Wahl seines „BEzirksvertreters“ sicherstellen, dass die Interessen der eigenen Stadt ebenfalls vertreten werden.
Das Mehrheitswahlrecht finde ich zutiefst undemokratisch.
(In GB wurde auch mal ein Konservativer MoP, der nur knapp über ein Drittel der Stimmen hatte…)

bis dann

Bei uns wird die Hälfte des Bundestages über Landeslisten
gewählt, die andere Hälfte „persönlich“, in Direktwahl.
Das heisst, ich habe 2 Stimmen in meinem Wahlkreis.
Eine für die Partei und deren Landesliste (wo also
Bundestagsabgeordnete in spe aufgestellt werden) und eine für
meinen persönlichen Favoriten meiner Stadt/meines Landkreises.
Ich könnte also z.b. FDP oder Grüne wählen und in der
Direktwahl dann den SPD-Mann oder den CDU-Mann, weil die
kleineren Parteien in der Direktwahl meistens leer ausgehen.
Der Wahlzettel sähe also so aus:

XYZ, SPD 0
ABC, CDU 0
ZUT, GRÜNE 0
SDG, FDP 0
BLA, PDS 0

SPD 0
CDU 0
DVU 0
GRÜNE 0
PBC 0
FDP 0
PDS 0
usw 0

und dann bitte ankreuzen.

Durch dieses System entstehen dann immer noch die sog.
„Überhangmandate“, weswegen wir immer mehr Abgeordnete haben,
als es die Verfassung eigentlich vorsieht. Genaueres dazu
weiss ihc allerdings nicht.

Hi, das mit den Überhangmandaten funktioniert so:
Durch die Zweitstimme wird das Mehrheitsverhältnis im Parlament bestimmt. Bei 640 Abgeordneten erhält also z.B. die CDU 40% und damit 256 Abgeordnete. Nun gibt es aber mehr als 256 Wahlkreise, und vieleicht hat die CDU 260 Direktmandate. Um das Mehrheitsverhaltnis zu waren, dürfen dann die anderen Parteien anteilig mehr Abgeordnete über die Landeslisten ins Parlament schicken. Das sind die Überhangmandate.

Max

Korrektur

Hi, das mit den Überhangmandaten funktioniert so:
Durch die Zweitstimme wird das Mehrheitsverhältnis im
Parlament bestimmt. Bei 640 Abgeordneten erhält also z.B. die
CDU 40% und damit 256 Abgeordnete. Nun gibt es aber mehr als
256 Wahlkreise, und vieleicht hat die CDU 260 Direktmandate.
Um das Mehrheitsverhaltnis zu waren, dürfen dann die anderen
Parteien anteilig mehr Abgeordnete über die Landeslisten ins
Parlament schicken. Das sind die Überhangmandate.

Deine Ausführen sind leider nicht ganz richtig:
Bei 640 Abgeordnetenmandate werden je 320 von der ersten und zweiten Stimme bestimmt. Erhält die CDU 50% der Zweitstimmen in einem Bundesland, das bspw. 32 Abgeordnete im Bundestag stellt, stünden ihr eigentlich nur 16 Sitze zu. Hat sie aber 18 Direktmandate erreicht, behält sie diese 18 auch. Die anderen Parteien erhalten KEINEN Ausgleich. Traditionell erhält die CDU mehr Überhangmandate als die SPD, bei der Bundestagswahl 1994 waren es z.B. 12 CDU, nur 4 SPD.

Gruß
Christian

Eines wissen wir:
1+1 müssen die Amis noch lernen…:wink:)

Schönes WE (meines beginnt jetzt schon…*g*)

CIAo

HI,

alte Wahlsysteme in der neuen Welt bringen das Unmoegliche zustande: NICHT wer die meisten Stimmen hat ist gewaehlt , sondern die meisten Wahlmaenner auf sich vereint;

Das enstand nicht aus Misstrauen wie hier faelschlicherweise kolpoltiert wird , sondern damals - vor ueber 100 Jahren - die Amerikaner die Politiker ueberhaupt nicht kannten,daher wurden die Wahlmaenner zwischengeschaltet, was natuerlich damals richtig war aber heute nicht mehr stimmt : jeder kennt Clinton und CO.

Gerade laeuft ueber den Ticker, dass Bush 229 Stimmen mehr als Gore hat, von sage und schreibe rund 100.000.000 Waehlern !!!

Das Gesetz in Florida sagt exact dazu : Wenn die Unterschiede der Kandidaten unter 0,5 % liegen, MUSS zwingewnd neu gezaehlt werden…und da die Demokraten unter GORE mit Haenden und Klauen auf Teufel komm raus nicht verlieren wollen, findet sie halt immer irgendetwas an Maengeln: woo hats die nicht, oder ?

( aber dieser Zirkus, ja Blamage, hat die Amis derart aufgeschreckt,dass das Wahlsystem und auch die Techniken garantiert geaendert werden, soo wird sich die USA niemals mehr parenstieren )

Ich hoffe mal, das die grossen grauen Eminenzen - und bekannt als ueberaus gerissene Fuechse: Baker bei Bush und Chrisopher bei Gore, soo viel Einfluss haben, dass die sich noch friedlich einigen werden, aber das kann dauern.

ciao

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Gerade laeuft ueber den Ticker, dass Bush 229 Stimmen mehr als
Gore hat, von sage und schreibe rund 100.000.000 Waehlern !!!

Dies ist inkorrekt. Bush fuehrte zu dem Zeitpunkt mit 229 Stimmen in Florida, von ca. 6 oder 7 Millionen Waehlern. In den gesamten Vereinigten Staaten fuehrt Gore mit ca. 200.000 Stimmen.

( aber dieser Zirkus, ja Blamage, hat die Amis derart
aufgeschreckt,dass das Wahlsystem und auch die Techniken
garantiert geaendert werden, soo wird sich die USA niemals
mehr parenstieren )

Das Wahlsystem wird nach dieser Wahl garantiert geaendert, da hast Du recht. Ich fuerchte nur, dass auf Grund des Wahlergebnisses und der Art, wie es hoffentlich bald erreicht wird, die Vereinigten Staaten fuer einen Grossteil der Amtszeit des Praesidenten traumatisiert bleiben, da keiner der Kandidaten wirklich durch das Volk legitimert ist.

Mathias Ricken
Rice University
Houston, Texas

Gerade laeuft ueber den Ticker, dass Bush 229 Stimmen mehr als
Gore hat, von sage und schreibe rund 100.000.000 Waehlern !!!

Dies ist inkorrekt. Bush fuehrte zu dem Zeitpunkt mit 229
Stimmen in Florida, von ca. 6 oder 7 Millionen Waehlern. In
den gesamten Vereinigten Staaten fuehrt Gore mit ca. 200.000
Stimmen.

Richtig: DAS ist genauer !

( aber dieser Zirkus, ja Blamage, hat die Amis derart
aufgeschreckt,dass das Wahlsystem und auch die Techniken
garantiert geaendert werden, soo wird sich die USA niemals
mehr parenstieren )

Das Wahlsystem wird nach dieser Wahl garantiert geaendert, da
hast Du recht. Ich fuerchte nur, dass auf Grund des
Wahlergebnisses und der Art, wie es hoffentlich bald erreicht
wird, die Vereinigten Staaten fuer einen Grossteil der
Amtszeit des Praesidenten traumatisiert bleiben, da keiner der
Kandidaten wirklich durch das Volk legitimert ist.

Mag sein, denke jedoch dass Baker unf Christopher soo viel Einfluss haben, das es noch korrekt und sauber ablaeuft…obwohl ja grad bei cnn.com, abcnews, fox, zdfmsnbc und spiegel.de Korresponden aus den USA berichten , das BUSH gegen die Handauszaehlung klagen will…ggf. dto, in IOWA die Ueberpruefung einleiten will will ,ggf. sogar noch Wisconsin.

Und denke so: Wenn der Praesident mal gewaehlt ist und ER wirklich beide Seiten vereinen kann - so wie Kennedy damals dto. - DANN hats kein Trauma, auch nicht das von deutschen Journalisten in den USA fuer denkbar gehaltene Depression.

ciao

Mathias Ricken
Rice University
Houston, Texas

Mag sein, denke jedoch dass Baker unf Christopher soo viel
Einfluss haben, das es noch korrekt und sauber
ablaeuft…

Das Problem ist nur, dass James Baker III. fuer Bush und Warren Christopher fuer Gore arbeitet und beide natuerlich den Auftrag haben, das Ergebnis fuer ihren Kandidaten im Positiven zu beeinflussen.

das BUSH
gegen die Handauszaehlung klagen will…ggf. dto, in IOWA die
Ueberpruefung einleiten will will ,ggf. sogar noch Wisconsin.

Meines Erachtens nach chancenlos, da Bush vor kurzem hier in Texas selber ein Gesetz unterschrieben hat, das Handauszaehlung als die genaueste Methode bezeichnet.

Mathias Ricken
Rice University
Houston, Texas

Mag sein, denke jedoch dass Baker unf Christopher soo viel
Einfluss haben, das es noch korrekt und sauber
ablaeuft…

Das Problem ist nur, dass James Baker III. fuer Bush und
Warren Christopher fuer Gore arbeitet und beide natuerlich den
Auftrag haben, das Ergebnis fuer ihren Kandidaten im Positiven
zu beeinflussen.

Ja, OK, weiss ich ja:ABER die alten Fuechse werden glaetten, trotz anderem Lager …

das BUSH
gegen die Handauszaehlung klagen will…ggf. dto, in IOWA die
Ueberpruefung einleiten will will ,ggf. sogar noch Wisconsin.

Meines Erachtens nach chancenlos, da Bush vor kurzem hier in
Texas selber ein Gesetz unterschrieben hat, das
Handauszaehlung als die genaueste Methode bezeichnet.

AHA, DAS verschweigt ja Baker und ER …Stopp, bekomme grade ein E-mail von Baker 3…die wollen von Gore nichts anerkennen, und er sagt, er wolle im Falle einer Niederlage nebem IOWA und Wisconsin auch in NMex klagen. PENG !

Das macht Aerger !

ciao

Mathias Ricken
Rice University
Houston, Texas