Wahnvorstellungen nach Sturz (Gehirnstörung)

Hallo,

mir ist leider kein anderer Titel in den Sinn gekommen.
Also, folgender Fall: Ein Mann (80), knapp 1,70 groß, 75kg, stürzt und ist für einige Zeit bewusstlos. Ob die Bewusstlosigkeit Ursache oder Folge des Sturzes ist, ist unklar. Im Krankenhaus treten leichte Wahnvorstellungen ein (Mäuse am Fußboden). Nach zwei bis drei Tagen verbessert sich der Zustand erheblich (beinahe normal, nur leicht ungeordnete Erzählungen). Am folgenden Tag erhebliche Verschlechterung des Zustandes: Aufstehen mitten in der Nacht und der Wille barfuß aus dem KH zu flüchten, Erzählen von Kriegserlebnissen an wildfremde Personen, etc.

Man hat mir diesen Link hier gegeben:
http://brain.exp.univie.ac.at/23_vorlesung_ss04/bild…

Einen Grund für diese Wahnvostellungen konnte bei einer Untersuchung nicht festgestellt werden, kein Tumor, keine Gehirnblutung, kein Gehirnschlag, „lediglich“ eine mittlere bis schwere Funktionsstörung des Gehirns.

Nun meine Fragen:
1.) Was ist das nun genau, und wie kann es sein, dass sich der Zustand auf einmal besserte und dann wieder verschlechterte?
2.) Wie kommt es zu diesem Zustand=
3.) Wie bekommt man diese Wahnvorstellung/Symptome weg? Durch „einfache“ Gabe von Medikamenten? Muss man diese Wahnvorstellungen nicht möglichst schnell wegbekommen, damit sich diese nicht festsetzen?

Viele Grüße und Danke für jede Antwort.
Andreas

Hallo.

Erzählungen). Am folgenden Tag erhebliche Verschlechterung des
Zustandes: Aufstehen mitten in der Nacht und der Wille barfuß
aus dem KH zu flüchten, Erzählen von Kriegserlebnissen an
wildfremde Personen, etc.

Bitte nachprüfen, welche Medikation, speziell für die Nacht, erfolgte. "Beruhigungs"medikamente können halluzinogen sein …

Gruß kw

Hi Pedro,

ich kann mir vorstellen dass bei einem 80jährigen das doppelte Trauma Sturz und Krankenhausaufenthalt einen dementen Schub ausgelöst hat.
Dafür spricht die verbalisierung von Erlebnissen die schon lange zurückliegt.
Könnte es auch sein dass die Symptome durch Alkohol oder Beruhigungsmittelentzug verstärkt werden (weisse Mäuse)?
Der Link stellt eine gute Übersicht dar - aber wirklich weiterhelfen kann er auch nicht.

Was vielleicht hilft: So schnell wie möglich zurück in die gewohnte Umgebung damit wenigstens die „Umgebungsverwirrung“ nachlässt.

wenn Du mehr Infos zum Thema „Demenz“ möchtest mail mich einfach an.

Viele Grüße
Sue

Hallo,

ich vermute, daß es sich um ein Schädel-Hirn-Trauma handeln könnte. Die Symptome, die Du beschreibst, fallen unter die Begriffe Bewußtseinsstörung, Halluzinationen, Gedächtnis- und formale Denkstörungen. Das, was Du als „Wahnvorstellungen“ bezeichnest, sind optische Halluzinationen. Sie sind bei den sogenannten organischen psychischen Störungen, die durch ein Schädel-Hirn-Trauma oder andere Gehirnverletzungen ausgelöst werden können, viel häufiger als z.B. bei der Schizophrenie, bei der die akustischen Halluzinationen häufiger sind.

Was derjenige sich gedacht hat, der Dir den Link gegeben hat, weiß ich nicht. Die dort beschriebenen Inhalte gehen von psychischen Störungen aus, die nicht durch Gehirnverletzungen zustande gekommen sind.

Hier ein Link zu einer Seite, auf der mehr Informationen zum Schädel-Hirn-Trauma, seinen Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten gegeben werden:

http://www.gesundheitpro.de/partner/surfmed/krankhei…

Wie schwer das Trauma ist, kann ich nicht einschätzen.

Grüße,

Oliver Walter

Hallo,
ganz spontan fällt mir eine Entzugsdelir ein. Alkohol, Benzos.
War die Bewußtlosigkeit ein Krampfanfall? Könnte er einen Entzugskrampf gehabt haben? Z.B. durch Weglassen der oben genannten?
Anderes: Wie stehts um seinen Flüssigkeitshaushalt: Exsikkiert? - Macht auch Verwirrtheit! Infekt? Hatte er z.B. mal einen SChlaganfall - war das ein Krampf das Umfallen? Bestimmte Epilepsieformen können sich auch als Verwirrtheit darstellen (Temporallappen).Zu den Genannten gibt es noch jede Menge Möglichkeiten.
Zu deinen anderen Fragen: Zunächst die Ursache finden, warum er verwirrt ist, dann theraüieren.
Klar sollte er wenn er versorgt ist bald wieder heim - wäre er denn so verwirrt zuhause versorgbar?
mfg Rico

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Hallo,

erstmal danke ich Dir für Deine Antwort. :wink:

Könnte es auch sein dass die Symptome durch Alkohol oder
Beruhigungsmittelentzug verstärkt werden (weisse Mäuse)?

Kurz und knapp: Nein.

Der Link stellt eine gute Übersicht dar - aber wirklich
weiterhelfen kann er auch nicht.

Das hab ich mir auch gedacht…

Was vielleicht hilft: So schnell wie möglich zurück in die
gewohnte Umgebung damit wenigstens die „Umgebungsverwirrung“
nachlässt.

Sicher, das könnte helfen. Wenn viele Menschen bei ihm sind, die er kennt, dann ist er auch vollkommend normal. Seltsamerweise…

Vielen Dank
Andreas

Hallo,

ein Schädel-Hirn-Trauma ist auch für mich das Einleuchtendste.
ABER: Es wurde beim Computertomographen und bei sämtlichen Untersuchungen keine Verletzung des Gehirns festgestellt. Er ist in dieser Hinsicht vollkommend gesund. Und das ist mir unerklärlich.

Könnte es sein, dass zwar eine Verletzung bestand, diese sich aber zurückgebildet hat aber trotzdem die Verwirrtheit noch besteht? Oder dauert eine Schwellung/Gerinsel/Verletzung länger?

Viele Grüße
Andreas

Hallo,

er trinkt weder Alkohol noch nimmt er Benzodiazepine.
Ob das ein Krampfanfall war, lässt sich leider nicht mehr feststellen, er war alleine, als es passiert ist.

Könnte er einen
Entzugskrampf gehabt haben? Z.B. durch Weglassen der oben
genannten?

s.o.

Anderes: Wie stehts um seinen Flüssigkeitshaushalt:
Exsikkiert? - Macht auch Verwirrtheit!

Nein, da ist alles normal.

Infekt? Hatte er z.B.
mal einen SChlaganfall - war das ein Krampf das Umfallen?

Ein Schlaganfall konnte nicht festgestellt werden.

Bestimmte Epilepsieformen können sich auch als Verwirrtheit
darstellen (Temporallappen).Zu den Genannten gibt es noch jede
Menge Möglichkeiten.

Er hatte seit seiner Geburt keinen Epilepsie-Anfall. Nach 80 Jahren fände ich das ziemlich unwahrscheinlich. Außerdem dauert meines kleinen Wissens nach die Verwirrtheit nur einige Minuten bis max. Stunde(n), aber nie Tage an, oder?

Zu deinen anderen Fragen: Zunächst die Ursache finden, warum
er verwirrt ist, dann theraüieren.

Ich bin gerade dabei. Ich versuchs.

Klar sollte er wenn er versorgt ist bald wieder heim - wäre er
denn so verwirrt zuhause versorgbar?

Ich denke, dass das nicht möglich ist. Wenn er in der Nacht aufsteht und barfuß aus dem Haus geht, dann ist er im Krankenhaus (erstmal)besser aufgehoben. Erstaunlich ist, dass keinerlei Verletzungen des Gehirns etc festgestellt werden konnten.

Die einzige Verletzung, die er sich bei dem langen Aufenthalt auf dem kalten Boden geholt hat, war eine Lungenentzündung, die aber bereits fast vollständig abgeheilt ist. Aber keine Kopfverletzungen etc…

Hast Du noch weitere Vorschläge?

Grüße
Andreas

Hallo,

Medikation kann ich im Augenblick nicht nachprüfen.
Diesen Grund ausschließen würde aber die Tatsache, dass sich die Verwirrtheit teilweise stündlich verändert. ZB erst erhebliche Verwirrtheit, dann mit mehreren bekannten Personen fast vollständige geistige Normalität.

Vielen Dank und Grüße
Andreas

PS: Die Verwirrtheit bestand außerdem bereits vor Einlieferung ins Krankenhaus.

Er hatte seit seiner Geburt keinen Epilepsie-Anfall. Nach 80
Jahren fände ich das ziemlich unwahrscheinlich. Außerdem
dauert meines kleinen Wissens nach die Verwirrtheit nur einige
Minuten bis max. Stunde(n), aber nie Tage an, oder?

Komme mir ein bisschen blöd vor zu antworten, besonders da ich jetzt in deinen „re“ deine Zusatzangaben lese. Was jetzt?
Übrigens irrste gewaltig, wenn du glaubst, es gäbe keine Altersepilepsie. Gerade bei Demenz!!!
Schließe mich einem anderen Antworter an, dass Umgebungswechsel… eine bereits vorhandene Demenz verschlechtert. Da er wohl „vorher“ schon verwirrt war…

Klar sollte er wenn er versorgt ist bald wieder heim - wäre er
denn so verwirrt zuhause versorgbar?

Ich denke, dass das nicht möglich ist. Wenn er in der Nacht
aufsteht und barfuß aus dem Haus geht, dann ist er im
Krankenhaus (erstmal)besser aufgehoben.

Ja ja das Übliche… - sagst du nicht, dass es besser wird bei vertrauten Personen???

Erstaunlich ist, dass keinerlei Verletzungen des Gehirns etc :festgestellt werden
konnte

Wieso ist es ERSTAUNLICH, dass jemand keine Verletzung am Hirn hat - ich wär an deiner Stelle froh, DASS er keine hat!
Frag mal die Ärzte ob ein Aortenklappenfehler besteht oder Pausen im Langzeit-EKG zu erkennen sind, auch tagsüber.
rico

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Hallo,

Komme mir ein bisschen blöd vor zu antworten, besonders da ich
jetzt in deinen „re“ deine Zusatzangaben lese. Was jetzt?

Ich verstehe Deine Frage nicht.

Übrigens irrste gewaltig, wenn du glaubst, es gäbe keine
Altersepilepsie. Gerade bei Demenz!!!

Ok, deswegen habe ich ja gefragt. *g Deswegen war der Satz mit einem „oder?“ versehen. Altersepilepsie kannte ich noch nicht.

Schließe mich einem anderen Antworter an, dass
Umgebungswechsel… eine bereits vorhandene Demenz
verschlechtert. Da er wohl „vorher“ schon verwirrt war…

Ich frage mich, woher Du diese Information hast. Er war nicht vorher schon verwirrt. Er war nur VOR der Einlieferung ins Krankenhaus und damit vor der Gabe irgendwelche Medikamente schon in diesem Zustand.

Ja ja das Übliche… - sagst du nicht, dass es besser wird
bei vertrauten Personen???

Das habe ich gesagt. Allerdings bleibe ich auch bei der Meinung, dass es ihm wesentlich besser geht, wenn er nicht irgendwo barfuß im Wald wieder „aufwacht“ und er sich an nichts errinnert. Kannst Du das verstehen, dass beim Abwägen der Möglichkeiten diese Möglichkeit (erstmal) ausscheidet?

Erstaunlich ist, dass keinerlei Verletzungen des Gehirns etc :festgestellt werden
konnte

Wieso ist es ERSTAUNLICH, dass jemand keine Verletzung am Hirn
hat - ich wär an deiner Stelle froh, DASS er keine hat!

Und hier verstehe ich Dich auch überhaupt nicht. Ich kann doch erstaunt und gleichzeitig froh sein, das schließt sich doch nicht aus. Ich schrieb erstaunlich, weil ich mir eine derartige Verwirrtheit etc. nur als Folge eines Sturzes (mit Kopfverletzung) bzw. einer Gehirnverletzung vorstellen könnte. Deswegen erstaunlich, weil er aus medizin. Sicht vollkommend gesund scheint, es fehlt ihm nichts, was man durch CT o.a. feststellen kann.

Frag mal die Ärzte ob ein Aortenklappenfehler besteht oder
Pausen im Langzeit-EKG zu erkennen sind, auch tagsüber.

Das werde ich machen. Vielen Dank dafür.

Viele Grüße und danke für die Antwort
Andreas

Hallo Ihr Theoretiker,

das Ganze nennt man „Durchgangs-Syndrom“, d.h. wenn ein älterer Mensch, der sonst völlig unauffällig (im medizinischen Sinn) ist, in eine fremde Umgebung kommt unter für ihn dramatischen Umständen, reagiert er inadaequat, so wie es beschrieben wurde. Durch liebevolle Ansprache, bekannte Personen und möglichst schnelles Zurückbringen in die vertraute Umgebung gibt sich das alles schnell wieder (innerhalb von 2-3 Tagen). Hat mit „Altersdemenz“ nix zum Tun!
Gruß Synapse

Hallo,

ABER: Es wurde beim Computertomographen und bei sämtlichen
Untersuchungen keine Verletzung des Gehirns festgestellt. Er
ist in dieser Hinsicht vollkommend gesund. Und das ist mir
unerklärlich.

bei organischen psychischen Störungen kommt es manchmal vor, daß die körperliche Ursache nicht eindeutig feststellbar ist. Der Hinweis von synapse zum Durchgangssyndrom, die zu diesen Störungen zählt, geht in die gleiche Richtung. Hier ein Link:

http://www.lebertransplantation.de/durchgang.htm

Grüße,

Oliver Walter