Wahrnehmung von älteren Menschen

An den Tag meines 40. Geburtstages werde ich mich ein Leben lang
erinnern. Da eine meiner Schülerinnen (damals 12 Jahre alt) ihre
Hausaufgaben einfach gut gemacht hatte, zeichnete ich ihr ein Smilely
unter ihre Arbeit. Kommentar: Ach, Sie hätte ich gerne als Großvater!
Seit dieser Zeit, frage ich mich öfters, wie wird man überhaupt
wahrgenommen. Für mich sind 50 jährige eigentlich noch jung.
Frage: Ab wann wird jemand als alt empfunden?
Alexander

Hallo Alexander!

Ab wann Menschen einem alt erscheinen, kommt wahrscheinlich aufs eigene Alter an - logisch. Denn rein theoretisch könntest du mit 40 wirklich schon Opa sein, wenn auch nicht der eines Teenagers. :smile: Ich (24) finde auch 60jährige nicht so alt, obwohl dann tatsächlich schon viele ein Enkelkind haben.

Andererseits passiert es mir tatsächlich schnell, bei 50+jährigen seltsame Anwandlungen aufs Alter zu schieben. Das muss nichts mit Senilität zu tun haben, aber ältere Menschen neigen manchmal zu Unflexibilität und in schlimmeren Fällen zu Starrsinn. Bei jungen Menschen würde man so etwas ja eher auf den Charakter schieben, als aufs Alter. Trotzdem rede/ diskutiere ich sehr gerne mit älteren Menschen und bin immer wieder erstaunt, dass das Alter dabei oft völlig in den Hintergrund tritt.

Abgesehen davon wärst du an meiner Schule als 40jähriger noch als jung durchgegangen und wärst wahrscheinlich Opfer der kurzberockten Oberstüflerinnen gewesen. :wink: Und wenn du mir einen Smiley aufs Heft gemalt hättest, hätte ich gedacht, dass du für nen Erwachsenen und Lehrer super locker bist. Das Wort „Opa“ wäre wahrscheinlich nicht mal in meinem Kopf gefallen.

Also mach dir bitte keine Gedanken, dass du mit 50+ steinalt bist! Da fängt das Leben doch erst an! :smile:

Schönen Sonntag noch,
Juli

Hallo Julia, hallo Alexander!

Ab wann Menschen einem alt erscheinen, kommt wahrscheinlich
aufs eigene Alter an - logisch.

Das ist zweifellos ein wichtiger Aspekt, aber kurioserweise gibt es noch andere Sichtweisen. Eine Freundin von uns, die über 80 Jahre alt ist, hat uns schon nach Rückkehr von einer ihrer vielen Reisen sinngemäß gsagt: „Das war nichts. Zuviel alte Leute dort.“
Wenn wir sie mit Leuten in ihrem Alter eingeladen haben, war sie oft skeptisch bis verärgert, so nach dem Motto: Haltet ihr mich für alt oder warum habt ihr diese vielen alten Leute da eingeladen?"
Gruß, Branden

Hallo Branden!

Meine Omi war auch immer abgeneigt, in Seniorentreffs zu gehen. „Was soll ich denn mit anderen Älteren reden?“ Dafür war ich auch jeden Tag nach der Schule zum Mittagessen, reden und Kartenspielen bei ihr (sie wohnte um die Ecke).
Manchmal vermisse ich sie wahnsinnig. Es hat nämlich nicht nur mir viel Spaß gemacht, meine Zeit mit ihr zu verbringen, sondern auch ihre vielbeschäftigten Kinder mussten sich nie Sorgen machen, dass sie sich allein fühlt. Sie hat mir oft gesagt, dass sie oft erst Appetit bekommt, wenn sie sieht, wie ich an ihrem Tisch sitze und Spaghetti u.ä. leckere Sachen verdrücke. Quasi therapeutisches Vormampfen. :smile: Und ich fand es einfach nur schön, in ihrer Nähe zu sein. Schade, dass sowas immer irgendwann endet…

Schöne Grüße!
Juli

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Hallo Alexander!

Frage: Ab wann wird jemand als alt empfunden?

Eine Antwort auf diese Frage habe ich in einem wunderschönen Garten in Italien gefunden, im Parco Giardino Sigurtá, zu lesen auf dem „Stein der Jugend bei der großen Eiche“:

_Die Jugend ist nicht ein Abschnitt des Lebens,
sie ist ein Zustand der Seele,
der in einer bestimmten Form des Willens besteht,
in einer Bereitschaft zur Fantasie,
in einer Kraft der Gefühle,
im Überwiegen des Mutes über die Zaghaftigkeit
und der Abenteuerlust über die Bequemlichkeit.

Man wird nicht alt wegen der einfachen Tatsache,
dass man eine bestimmte Zahl von Jahren gelebt hat,
sondern nur, wenn man sein eigenes Ideal aufgibt.

Jung sein bedeutet,
mit sechzig oder siebzig Jahren
die Liebe zum Wunderbaren bewahren,
das Erstaunen für die leuchtenden Dinge
und die strahlenden Gedanken;
den kühnen Glauben, den man Ereignissen entgegenbringt,
den unstillbaren Wunsch des Kindes für alles, was neu ist;
den Sinn für die angenehme und fröhliche Seite des Daseins.

Ihr werdet so lange jung sein,
wie euer Herz
die Botschaft der Schönheit, der Kühnheit und des Mutes
aufnehmen wird,
die Botschaft der Größe und der Stärke,
die euch von der Welt,
von einem Menschen
oder von der Unendlichkeit
geschenkt wird.

Wenn alle Fasern eures Herzens zerrissen sein werden,
und wenn sich auf ihnen der Schnee des Pessimismus
und das Eis des Zynismus gehäuft haben werden,
erst dann werdet ihr alt sein.
Und dann möge Gott sich eurer Seele erbarmen…_

Bist du/sind wir alt? Nein!

Liebe Grüße!
Helene

Zuviel alte Leute dort
Das war nichts. Zuviel alte Leute dort."
Das könnte das Motto meiner Schwegermutter gewesen sein. In der
Nachbarschaft hatten wir einen etwas 70 jährigen Herrn. Niemand von
uns kam auf den Gedanken zu wissen, von wem unsere Großmutter sprach:
„Der alte Mann von gegenüber.“ „Mutti, da ist kein alter Mann
gegenüber.“ „Doch, er gießt doch immer die Blumen.“ „Das ist doch
Herr Meier.“ „Ja, den mein’ ich.“ „Herr Meier, Muutti, der könnte
dein Sohn sein.“ „Kinder, wie die Zeit doch schnell vergeht.“ Mutti
war damals 94, hatte mit 18 geheiratet. Ihr Ältester war damals 72
Jahre.
Alexander

Liebe Helene,
ich habe noch eine hübsche Geschichte: Um meine Schülern (5. Klasse)
ein Bild für Menschen zu geben, die man mag, erinnerte ich sie an die
eigenen Großeltern. Darauf Ute: „Ich mag meine Großeltern nicht.“ Ich
total verstört: Aber sie sind doch gut zu euch." „Nein, Opa und Oma
sind geizig. Die zahlen nicht mal ein Eis.“ Ich war sehr verlegen,
aber dann ritt mich doch der Schalk. „Da hast du aber Glück gehabt.
Geizige Leute sind zwar eine Pest für Andere, aber ein Segen für die
Erben.“ Ute wurde sehr nachdenklich. 14 Tage später kam sie strahlend
zu mir ans Pult. „Ich habe den besten Opa und die beste Oma.“ Mein
lockerer Spruch hatte sie nachdenklich gemacht. Ab da war sie ganz
lieb zu ihren Großeltern. Sie schluckte ab jetzt so Einiges und
reagierte einfach nur freundlich. Opa und Oma begannen nun ihr
Enkelkind mit anderen Augen zu sehen und sie entdeckten ein liebes
Kind. Auch sie wurden zugänglicher: „Gestern nachmittag waren wir in
der Eisdiele.“
Alexander

Schade, dass

sowas immer irgendwann endet…

Wohl wahr, Juli! Ich erinnere mich auch gern an meine Omma, die hatte auch so einen gewissen Schalk im Nacken. Ich habe sie oft als eine Art MGM-Löwe (Vorspann) für meine damaligen Super-8-Filme benutzt. Die war Klasse, die alte Dame.
Fährst Du eigentlich jeden Tag von Berlin aus nach Potsdam zur Uni ?
Gruß, Branden

Genau so, Alexander! owT
!

off topic
Hallo Branden!

Jaja, das mit der Berlin-Potsdam-Fahrerei ist so 'ne Sache… :smile:
Ich stehe ja kurz vorm Examen (Freitag ist 1. Prüfungstag in Potsdam), bin also das letzte Jahr nur noch 2x die Woche zum Repetitorium nach Babelsberg gefahren. Ab Oktober/ November werde ich aber wieder ein paar Vorlesungen in Griebnitzsee besuchen (da sind die Juristen), allerdings erst wenn ich aus dem wohlverdienten Urlaub zurück bin.
Warum fragst du? :smile:

Schönen Tag dir,
Juli