Wahrscheinlichkeit Arbeitsweg mit Auto oder ÖV

Hallo miteinander

Ich bin blutiger Anfänger in der Wahrscheinlichkeitsrechnung und muss folgende Aufgabe lösen:

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person den Arbeitsweg mit dem öffentlichen Verkehr zurücklegt, ist 80%. Die Wsk, dass eine Person, die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegt UND ein Auto besitzt, ist 50%. Wie gross ist die Wsk, dass eine Person ein Auto besitzt und trotzdem den Arbeitsweg mit den ÖV zurücklegt?

Ich weiss nicht recht wo anfangen. Sind diese Wsk’s abhängig oder unabhängig? Sind es bedingte Wsk’s? Ich wäre dankbar, für einen Ansatz, wo ich die Lösung selber erarbeiten muss. Vielleicht kann mir ja jemand beim Start helfen?

Vielen Dank!

Hallo,

also erstmal stimmt was mit der Aufgabenstellung nicht:

Die Wsk, dass
eine Person, die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegt UND ein
Auto besitzt, ist 50%. Wie gross ist die Wsk, dass eine Person
ein Auto besitzt und trotzdem den Arbeitsweg mit den ÖV
zurücklegt?

Diese beiden Sätze beinhalten doch dieselbe Aussage, oder?
Lautet vielleicht die Frage „Wie groß ist die W., dass jemand ein Auto besitzt?“

Kläre das mal, dann wird Dir auch geholfen.

Gruss
Olaf

Hallo Giani,

Meiner Meinung nach ist dies eine bedingt Wahrscheinlichkeit. Das Baumdiagramm müsste so aussehen:

…O
…/.\
…(4/5)/…(1/5)
…/…\
…—
…ÖV…ÖV
…/…\
…(1/2)/…(1/2)
…/…\
…------
…Auto…Auto

Ich hoffe, du siehst da durch.

Viel Erfolg

Carl

Hallo Olav, vielen Dank für die sehr schnelle Antwort. Die Aufgabenstellung ist wirklich genauso, wie ich sie ins Forum gestellt habe. Also ich habe mir folgendes überlegt:

Die Wsk, dass eine Person mit den ÖV fährt, ist 80%, also ist die Wsk, dass sie mit dem Auto fährt, 20%.

Von den Personen, die mit den ÖV fahren, besitzen 50% ein Auto, fahren aber trotzdem mit den ÖV. Also besitzen 50%, die mit den ÖV fahren, ein Auto.

Wenn ich von 100 Personen ausgehe, dann fahren 80 Pers. mit den ÖV und 20 Personen mit dem Auto. Von den 80 Pers., die mit den ÖV fahren, besitzen 40 Pers. ein Auto. Also müssen total schon 60 Personen ein Auto besitzen (20+40). Weil diejenigen, die mit dem Auto fahren, ja bereits eines besitzen…

Nun muss ich wahrscheinlich die Gesamt-Wsk berechnen, also inkl. den 20% die ja bereits mit dem Auto fahren.

Oder überlege ich hier irgend etwas falsch?

Danke.

Hallo Olaf,

Die Wsk, dass

eine Person, die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegt UND ein
Auto besitzt, ist 50%. Wie gross ist die Wsk, dass eine Person
ein Auto besitzt und trotzdem den Arbeitsweg mit den ÖV
zurücklegt?

Diese beiden Sätze beinhalten doch dieselbe Aussage, oder?

Nicht ganz. In der Aussage wir nur von Autobesitzern gesprochen. In der Frage sind aber auch die Nicht-Autobesitzer gemeint.

Meine Rechnung: 4/5 * 1/2 = 2/5 = 40%

Ich hoffe, ich konnte helfen.

Carl

Hallo Carl

Vielen Dank für deinen aufwändigen Baum. Ich habe diesen auch mal gemacht und komme auch auf dein Resultat. Aber wenn ich in meinen Studiumsunterlagen schaue, lese ich, dass die Ereignisse sich immer wechselseitig ausschliessen und es gibt immer 2 „Äste“, die bis zuunterst weitergehen. So befürchte ich, dass ich die 20%, die ja mit dem Auto fahren, auch einrechnen muss in die Gesamtrechnung. Denn diese 20% besitzen ja auch ein Auto?!

Kann es sein, dass das Resultat so einfach zu errechnen ist?

Das wäre theoretisch auch richtig. Diesen 2. Ast können wir aber vernachlässigen. Den dort sind zwar, wie du schon richtig erkannt hast, Autofahrer. Diese benutzen aber in keinster Weise die ÖV, wie es in der Frage gefordert ist.

Wie gross ist die Wsk, dass eine Person ein Auto besitzt !und trotzdem den Arbeitsweg mit den ÖV! zurücklegt?

Und genau darum ignorieren wir diesen „Baumteil“.

Ja da hast Du auch wieder recht. Ich dachte nur, dass könne ja nicht so einfach sein? Ich war schon beim Satz von Bayes, wurde aber auch nicht richtig schlau aus dem… Aber wenn es so einfach geht, warum dann kompliziert?

Vielen herzlichen Dank für die Hilfe!

Hallo,

Die
Aufgabenstellung ist wirklich genauso, wie ich sie ins Forum
gestellt habe.

das spricht nicht für den Verfasser der Aufgabe.
Der Satz
„Die Wsk, dass eine Person, die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegt UND ein Auto besitzt, ist 50%.“
ist nämlich grammatikalisch falsch und damit eigentlich nicht zu verstehen. Es müsste wohl heißen
„Die Wsk, dass eine Person, die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegt, ein Auto besitzt, ist 50%.“
Das auch noch großgeschriebene UND ist fehl am Platze.

OK, dann ist es jedenfalls eine bedingte W. und Eure Lösung stimmt.

Olaf

Hallo Giani,

Sammeln wir mal Informationen: Sei A die Ereignismenge „Personen, die den Arbeitsweg mit den ÖV zurücklegen“, und B sei die Menge der „Personen, die ein Auto besitzen“.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person den Arbeitsweg mit
dem öffentlichen Verkehr zurücklegt, ist 80%.

In Symbolen: P(A) = 80% = 0,8 = 4/5.
(Je nachdem, ob Du lieber mit Prozenten, mit Dezimalbrüchen oder mit „richtigen“ Brüchen rechnest.)

Die Wsk, dass eine Person, die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegt UND ein
Auto besitzt, ist 50%.

Dieser Satz ergibt so leider keinen Sinn. Gemeint ist entweder:

a) Die Wsk, dass eine Person, die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegt , und ein Auto besitzt, ist 50%.

Das hieße, wir sehen uns nur die Personen an, die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegen (also ohnehin nur Menge A) und sagen: Von denen hat die Hälfte ein Auto.
Anders Formuliert: Wenn wir die Bedingung stellen, dass die Person der Menge A angehört, gilt B; oder in Symbolen:

P(B|A) = 50% = 0,5 = 1/2.

Es kann aber auch gemeint sein:

b) Die Wsk, dass eine Person , die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegt und ein Auto besitzt, ist 50%.

Das hieße, wir sehen uns alle Menschen an und suchen uns daraus diejenigen raus, die zu A und zu B (also zu A∩B) gehören. Das würde sich schreiben als

P(A∩B) = 50%.

Dass das einen Unterschied macht, kannst Du Dir leicht an Deinem Beispiel mit 100 Personen vorstellen: In Variante a) nutzen 80 den ÖV, davon hat die Hälfte – also 40 – ein Auto. 40 Menschen haben also ein Auto und benutzen den ÖV. In Variante b) haben aber die Hälfte aller, also 50 Menschen ein Auto und benutzen den ÖV.

Wie gross ist die Wsk, dass eine Person
ein Auto besitzt und trotzdem den Arbeitsweg mit den ÖV
zurücklegt?

Hiermit scheidet allerdings Variante b) aus*, denn hier ist ja gefragt, wie viele Personen zur Gruppe A∩B gehören. Dann kann das ja nicht gegeben sein.

Wir haben also P(A)=4/5, P(B|A)=1/2.

Jetzt lösen wir es einmal anschaulich: Wenn von 4/5 die Hälfte ein Auto hat, sind das wohl 2/5 = 40% = 0,4, die trotz Auto den ÖV benutzen. Fertig.

Als nächstes lösen wir es mit einem Baum:

 B P(A∩B) = 0,8\*0,5 = 0,4.
 /
 /0,5
 /
 A
 / \
0,8/ \0,5
 / \
 \ nicht B
0,2\
 \
 nicht A

– auch schon fertig. Und jetzt noch mit der Formel: P(A∩B) = P(A)*P(B|A) = 0,8*0,5 = 0,4. Auch schon fertig.

Ich glaube, Dein größtes Problem ist die „Übersetzung“ von Alltagssprache in mathematische Formeln – oder bereits das Textverständnis. Wenn’s letzteres ist, hilft nur zu versuchen, alles noch einmal in eigenen Worten auszudrücken. Ersteres muss man einfach nur oft genug üben (und das tut man i. Allg. in der Schule).

Liebe Grüße
Immo

*Es sei denn, Du hast die Frage falsch abgeschrieben und dort steht: Wie groß ist die Wk, dass eine Person , die ein Auto besitzt , und trotzdem den Arbeitsweg mit den ÖV zurücklegt? Das wäre dann die Frage nach P(A|B).

Hallo Immo

Genial, vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Du hast schon recht, mit dem Baum aufzeichnen und logisch denken konnte ich dies auch errechnen, aber mit dem Umschreiben in die mathematische Form habe ich noch grössere Probleme.

Ich denke, die Lösung 40% wird richtig sein, ansonsten werde ich dies schon erfahren :wink:

Vielen herzlichen Dank auch für deine Ausführungen!

Gruss Giani

Hallo miteinander

Ich bin blutiger Anfänger in der Wahrscheinlichkeitsrechnung
und muss folgende Aufgabe lösen:

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person den Arbeitsweg mit
dem öffentlichen Verkehr zurücklegt, ist 80%.

Von 100 also 80.

Die Wsk, dass
eine Person, die den Arbeitsweg mit dem ÖV zurücklegt, ein
Auto besitzt, ist 50%.

Also 40 Leute mit Auto und ÖPNV.

Wie gross ist die Wsk, dass eine Person
ein Auto besitzt und trotzdem den Arbeitsweg mit den ÖV
zurücklegt?

Man muss also wissen, wiviele Leute insgesamt von den 100 ein Auto haben. Von 40 ÖPNVlern wissen wir: Die haben ein Auto. Ebenso wissen wir, das auch genau 40 ÖPNVler kein Auto haben.
Von den 20 Leuten, die nicht den ÖPNV nutzen, wissen wir leider nichts.
Die Aufgabe ist nicht lösbar.
Würde man davon ausgehen, dass es keine Radfahrer und Fußgänger gibt, dann würde man nun sagen: Von den 20 Nicht-ÖPNVlern haben alle ein Auto.

Diese Annahme ergibt sich aber NICHT aus der Aufgabenstellung!

Macht also 60 Leute mit Auto, 40 davon fahren aber mit dem ÖPNV.