Nach dem Erdbeben in Haiti stellt sich mir die Frage welche Auswirkungen es sich auf das Nachbarland Dominikanische Republik hat.
Es bebt die Erde in Haiti, und in Punta Cana ca 418 km entfernt passiert nichts. Ist es wahrscheichlich das im selben Zeitraum in Haiti und der Dominikanischen Republik Erdbeben auftreten, oder beschränken sich Erdbeben im gleichen Zeitraum auf ein Gebiet und im Nachbarland passiert nichts?
Hallo,
selbstverständlich halten sich Erdbeben nicht an Ländergrenzen.
Erdbeben sind trotzdem in der Regel lokale Ereignisse.
Am stärksten ist das Beben im Epizentrum. Darum schwächt sich das Beben immer weiter ab.
Wenn nun in Haiti eine Stärke von 7.0 gemessen wurde, so kommt dieses Beben eventuell mit 4.0 in Punta Cana an. Das ist eine Stärke, die auch in Deutschland im Oberrheingraben, der Eifel oder auf der Schwäbischen Alb mal vorkommen kann.
Es gibt aber natürlich Orte, die weit näher an der haitianischen Grenze liegen als Punta Cana und dort muss das Beben auch noch eine enorme Stärke gehabt haben.
Hier spielen nun die Lebensumstände die wichtigste Rolle.
Haiti ist viel ärmer als die DomRep, weshalb auch die Bausubstanz, vor allem in Armenvierteln, viel schlechter ist.
Ziemlich sicher gibt es in Haiti kaum Häuser, die erdbebensicher sind bzw. es legt auch keine staatliche Stelle Wert darauf.
Die Häuser in der angrenzenden DomRep haben aber eine viel bessere Bausubstanz und halten deshalb stärkeren Beben stand.
Das Beben hatte eine Stärke von etwa 7.0, es gehört damit in der Geschichte wahrscheinlich nicht mnal zu den 1000 stärksten. In Kalifornien oder Japan hätte es vielleicht „nur“ 100 Menschenleben gekostet und größeren Sachschaden verursacht.
Nicht die Erdbeben sind unbedingt tödlich, sondern die einstürzenden Häuser.
Die Seebeben vor Sumatra, die zu den Tsunamis führten, hatten beispielsweise die Stärke 9.1 und gehört damit wirklich zu den stärksten je gemessenen Beben aller Zeiten.
Gruß
Lawrence
Moin,
entfernt passiert nichts. Ist es wahrscheichlich das im selben
Zeitraum in Haiti und der Dominikanischen Republik Erdbeben
auftreten, oder beschränken sich Erdbeben im gleichen Zeitraum
auf ein Gebiet und im Nachbarland passiert nichts?
An Ländergrenzen machen Erdbeben sicher nicht Halt. Gespürt hat man das Beben sicher teilweise auch noch in der Dominikanischen Republik - kommt aber darauf an, wo und wie stark: http://earthquake.usgs.gov/earthquakes/shakemap/glob…
Erdbeben sind von der Anlage her mehr oder minder punktförmig bis länglich entlang einer Verwerfungslinie. Von dort ausgehend nimmt einfach aus geometrischen Betrachtungen die Amplitude der seismischen Wellen quadratisch mit dem Abstand vom Beben ab - und entsprechend auch die Auswirkungen auf die Infrastruktur. Je größer ein Erdbeben auf der sogenannten Richterskala ist, desto eher ist es auch als nicht punktförmig anzusehen und es kann nicht von einem lokalisierten Erdbebenherd sondern eher von einem Beben mit mehreren Sub-Beben entlang der Verwerfungslinie gesprochen werden - auch wenn sie zeitlich so dicht aufeinander folgen (Bruchteile von Sekunden), dass es in der Außenwahrnehmung ohne Instrumente als ein einziges erfahrbar ist. Bsp. das große chilenische Beben (~9.6mag) von 1960 erstreckte sich entlang den Anden über ca. 2000km - aber größere Beben gab es seit Beginn der Aufzeichnungen auch nicht.
Bzgl. der Wahrscheinlichkeit gleichzeitig oder aufeinanderfolgender Erdbeben: es kommt darauf an - vor allem auf das wo. Wenn man es aber genau wüßte, dann könnte man Erdbeben aber auch vorhersagen - und das scheitert bis dato grandios. Es gibt Fälle, wo sich größere Beben durch kleinere Vorbeben ankündigen; das funktioniert als Indikator aber besser für Vulkanausbrüche (wenn bei und in der Nähe von Vulkanen angewandt) als für Erdbeben. Viele größere Beben ziehen kleinere Nachbeben in der Region entlang der Verwerfung, wo sie auftraten nach sich.
Auch wenn i.A. angenommen wird, dass Erdbeben in einer Region nicht komplett voneinander unabhängig sind, so ist häufig die Annahme gerechtfertigt, dass sie eine gewisse Wahrscheinlichkeit für ihr auftreten haben - reziprok dazu spricht man auch von Wiederkehrintervall, sprich es tritt ein Beben der Stärke XX hier alle YY Jahre auf - und diese Wahrscheinlichkeit relativ unabhängig von der aktuellen Geschichte ist. Sprich: es könnte morgen wieder ein solches Beben passieren. Auch wenn tatsächlich es vermutlich eine gewisse Zeit braucht, bis sich wieder genügend Spannung aufgebaut hat, dass es wieder einen großen „Ruck“ tun kann - man kennt die Verhältnisse im Untergrund nicht genug, um sagen zu können „das war’s jetzt erstmal“ - denn evtl. hat ein großes Beben die Spannungen relativ nahe dieses Bebens so vergrößert, dass dort ein weiteres großes Beben bevorsteht. So gibt es bspw. Ort, wo man erwartet, dass „demnächst“ ein größeres Beben auftritt, weil in der Vergangenheit entlang einer bestimmten Verwerfung die großen Beben sich immer mit einem gewissen Versatz entlang dieser Verwerfung in eine bestimmte Richtung bewegt haben. Ein „schönes“ Beispiel dafür ist die anatolische Verwerfung bei der man erwartet, dass das nächste größere Beben in der Nähe von Istanbul stattfinden wird (in der Vergangenheit sind die Beben von Osten her gen Istanbul „gewandert“).
Im übrigen kann man die Wahrscheinlichkeit gewichtet mit der erwarteten Zerstörungskraft in sogenannten Risikokarten „seismic hazard maps“ darstellen: http://neic.usgs.gov/neis/bulletin/neic_rja6_w.html - allerdings fließt bei der Erstellung solcher Grafiken immer eine Portion eigener Bewertung der historischen Daten ein.
Gruß,
Ingo
Wenn nun in Haiti eine Stärke von 7.0 gemessen wurde, so kommt
dieses Beben eventuell mit 4.0 in Punta Cana an. Das ist eine
Stärke, die auch in Deutschland im Oberrheingraben, der Eifel
oder auf der Schwäbischen Alb mal vorkommen kann.
Nein, das ist so nicht richtig. Du wirst hier Intensität und Magnitude (was die Angabe 7.0 aussagt) durcheinander.
Das Beben in Haiti hatte eine Stärke von 7.0 auf der Momenten-Magnituden-Skala. Dieser Wert entspricht der freigesetzten Energie bei diesem Beben und dieser Wert ist immer gleich, egal ob du das in Haiti, Punta Cana oder sonst wo misst.
Und davon abgesehen sind die Auswirkungen eines Bebens einer bestimmten Magnitude noch lange nicht gleich den Auswirkungen eines anderen Bebens gleicher Stärke.
Selbst direkt am Epizentrum hängen die Zerstörungen nicht allein von der Magnitude ab, sondern auch von der Tiefe des Epizentrums, von der Beschaffenheit des Untergrundes und von der Dauer des Bebens.
Durch diese weiteren Parameter kann ein Beben mit geringer Magnitude sogar stärkere Zerstörungen hervorrufen. Genauso müssen die stärksten Zerstörungen nicht mal im Epizentrum vorkommen, sondern können auch erst weiter entfernt auftreten.
Das Beben hatte eine Stärke von etwa 7.0, es gehört damit in
der Geschichte wahrscheinlich nicht mnal zu den 1000
stärksten. In Kalifornien oder Japan hätte es vielleicht „nur“
100 Menschenleben gekostet und größeren Sachschaden
verursacht.
Wie kommst du zu dieser Behauptung? Das Beben im japanischen Kobe hatte 1995 eine Stärke von 6.9 auf der Moment-Magnituden-Skala und es fand in einer ähnlichen Tiefe und Entfernung, ist also zumindest grob vergleichbar. Bei dem Beben kamen mehr als 6500 Menschen ums Leben, rund 45.000 wurden zum Teil schwer verletzt.
Ergänzend:
Sieh Dir die Gegend mal in GoogleEarth an und laß Dir die Erdbeben anzeigen. Zwischen Port-au-Prince und Petit Goave findest Du in einem Bereich von 70km Durchmesser eine Häufung, die im Umkreis von mehreren 1000km einzigartig ist. Alle Beben dort mit Magnitude >4,2, vor Puerto Rico liegt noch ein Herd mit Beben geringere Stärke.
Das nächste Beben kommt bestimmt, und wahrscheinlich wieder genau dort und mit einer nicht geringen Stärke. Eine Vorhersage wann und wie stark ist derzeit nicht möglich.
Gruß
Cassius
Hallo deconstruct,
Das Beben hatte eine Stärke von etwa 7.0, es gehört damit in
der Geschichte wahrscheinlich nicht mnal zu den 1000
stärksten. In Kalifornien oder Japan hätte es vielleicht „nur“
100 Menschenleben gekostet und größeren Sachschaden
verursacht.Wie kommst du zu dieser Behauptung? Das Beben im japanischen
Kobe hatte 1995 eine Stärke von 6.9 auf der
Moment-Magnituden-Skala und es fand in einer ähnlichen Tiefe
und Entfernung, ist also zumindest grob vergleichbar. Bei dem
Beben kamen mehr als 6500 Menschen ums Leben, rund 45.000
wurden zum Teil schwer verletzt.:
Gab es nicht erst am 10.1. ein Beben in Kalifornien mit Stärke 6.5, das prinzipiell ohne Personenschäden verlief?
Das war mir jetzt in Erinnerung, wenn das Beben auch in einem schwächer besiedelten Gebiet lag.
Das Kobe-Beben hatte ich jetzt total verdrängt.
Die Differenz zwischen 6500 und 100000 Opfern bei einem vergleichbaren Beben ist aber immer noch sehr auffällig und lässt Rückschlüsse auf die Infrastruktur der betroffenen Länder gut zu.
Begannen die Japaner nicht erst nach dieser Kobe-Katastrophe noch erdbebensicherer zu bauen, so dass ein neuerliches Beben ähnlicher Stärke dort glimpflicher ausginge?
Gruß
Lawrence
Gab es nicht erst am 10.1. ein Beben in Kalifornien mit Stärke
6.5, das prinzipiell ohne Personenschäden verlief?
Ja, und?
Nochmal: Nur aus der Magnitude eines Erdbebens kannst du nicht auf die Zerstörung schließen.
Ein Beben mit gleicher Stärke kann in Kalifornien auch katastrophale Auswirkungen haben.
Die Differenz zwischen 6500 und 100000 Opfern bei einem
vergleichbaren Beben ist aber immer noch sehr auffällig und
lässt Rückschlüsse auf die Infrastruktur der betroffenen
Länder gut zu.
Sicher sind die Opferzahlen niedriger, wenn man entsprechend gebaute Infrastruktur besitzt. Aber bei einem Beben mit hoher Intensität gibt es auch in einem modernen Land wir Japan oder den USA tausende von Toten.
Begannen die Japaner nicht erst nach dieser Kobe-Katastrophe
noch erdbebensicherer zu bauen, so dass ein neuerliches Beben
ähnlicher Stärke dort glimpflicher ausginge?
Sie werden sicher nicht angefangen haben, weniger erdbebensicher zu bauen. Dennoch hätte ein vergleichbares Erdbeben dort wieder vergleichbare Folgen. Die Anzahl der Todesopfer hängt ja alleine auch schon von der Uhrzeit ab. Wenn in Los-Angeles ein Beben nachts kommt, wo die meisten Leute daheim in ihren Holzhäusern liegen, dann sind die Opferzahlen vermutlich kleiner, als wenn es tagsüber passiert und ein paar Schulen, Fabriken oder Hochhäuser einstürzen…
Du solltest dich von deiner Praxis verabschieden, dass du kleinere Magnituden pauschal mit einer geringen Zahl an Opfern in Verbindung bringst. Das funktioniert nämlich so nicht…
Beben treten bei Störungen/Subduktionszonen auf in diesem Fall eine Transversalstörung bei diesem Typ kann man das einigermaßen sagen, hier treten die Beben entlang dieser Störung auf, es ist eher zu erwarten dass die nächsten Beben weiter westlich stattfinden weil die Platte jetzt „nachrutscht“ und sich eben weiter westlich Spannungen aufbauen. Bei Subduktionszonen ist das wesentlich schwerer zu sagen da man eine abwärtsgerichtete Bewegung hat.