Waldorf-Pädagogik. . .?!

Hallo alle zusammen,
was haltet Ihr grundsätzlich von der Waldorfpädagogik, den Erziehungsansichten, dem Kindergarten und dem Schulprinzip.

In meiner Familie, geht ein Kind auf eine Waldorfschule und scheint sich da recht wohl zu fühlen. . .

Wie steht Ihr zum Thema Waldorf?

Danke schon mal im vorraus, für Eure Antworten!

Gruss
Ben

Nachdem Du ja Meinungen hören willst:
Ich glaube, dass es wesentlich besser ist, Kinder in ihrer Kreativität und in ihrem freiwilligen Wissensdrang zu fördern als sie in das übliche Leistungskorsett zu zwingen. Allerdings hängt in dieser Form der Pädagogik natürlich auch viel ab von der Motivation der Kinder und deren Eltern.
Ich persönlich muss sagen, dass die Menschen aus meinem Bekanntenkreis, die auf einer Waldorf-/ Rudolf-Steiner-/ etc, Schule waren alle sehr frei denkende, kreative und mit sich und ihren Fähigkeiten recht ausgeglichene Personen sind.
Also von meiner Seite (mit ein paar Einschränkungen, aber wesentlich weniger als beim staatlichen Schulsystem): Eine gute Sache.

Hi!

Ich halte es für bedenklich, sich auf ein starres Konzept ohne jegliche Offenheit in andere Richtungen zu beschränken! Ich bezeichne diese Art der Pädagogik immer als „Scheuklappenpädagogik“!

Warumm sollte man nicht die durchaus guten Ansätze der Waldorf-Pädagogik mit den guten Ansätzen von Montessori und Was-Weiß-Ich mischen und sehen, worauf das einzelne Kind am besten „anspringt“?

Nicht jedes Kind ist kreativ sehr begabt, einige mögen halt eher Mathematik als Kunst und Musik, und vor allem: Einige Kinder wollen geführt und angeleitet werden!

Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Absolventen von Waldorfschulen bei Eignungstests für Berufe gnadenlos schlecht abschneiden!
Das mag regional begrenzt sein, allerdings rede ich hier von der Region „gesamtes Ruhrgebiet“ - also durchaus schon etwas größer als manches Bundesland…

Just my 2 cents

Liebe Grüße
Guido

Hallo,

das Konzept ist in Ordnung und wird auch gelegentlich mit anderen pädagogischen Richtungen gemischt. Allerdings hängt es nicht nur von den Schülern und Eltern ab (das wurde ja schon gesagt), sondern zu einem Großteil auch von den Lehrern bzw. Erziehern. Unter Umständen sind die nämlich genauso fähig oder unfähig, wie das an staatlichen Schulen ist. Daher ist es auch hier sehr wichtig, sich die Leute, mit denen man es vielleicht über Jahre zu tun haben wird, genau anzusehen, um die „Pädagogen“ von den Pädagogen zu unterscheiden (ich hoffe, du verstehst, was ich meine).

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo,

die Grundkonzeption ist sicher für viele Kinder, die mit ihren besonderen Fähigkeiten an anderen Schulformen nicht so optimal bedient werden, eine Überlegung wert. Was mich immer stört ist der ideologische Unterbau bei dem ich nie weiß, ob ich drüber lachen oder teilweise auch angewiedert den Kopf abwenden soll. Ganz wichtig ist aber die Betrachtung der einzelnen Schule, denn so eine klare, einheitliche, qualitätsgesicherte Einheitsschule gibt es bei Waldorf, Montessori, … eben nicht, auch wenn man einen einheitlichen Namen hat. Dahinter steht eben nicht ein einheitliches „Unternehmen“ sondern hinter jeder Schule ein eigener bunt gemischter Verein, auf dessen individuelle es einzig und alleine ankommt, wie gut oder schlecht die einzelne Schule ist. Da gibt es Schulen, die nur noch einige Grundbegriffe aus dem Waldorfkonzept kennen und ansonsten auch für andere pädagogische Ansätze offen sind und insbesondere auch die Außenwelt nicht ignorieren (Absolventen müssen nun mal nach der Schulzeit wieder dort klarkommen) und eben auch Hardliner.

Gruß vom Wiz

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Hallo,

mal eine Ansicht eines ehemaligen Schülers, der seine Kinder heute in die Waldorfschule schickt.

Ich bin von der Schule überzeugt sonst wäre ich ja kein „Wiederholungstäter“. Für mich ist der Ansatz, die Kinder aus einer ganzheitlichen Betrachtung als Mensch zu unterrichten (im Gegenzug zu einer Teilbetrachtung einzelner Aspekte) finde ich ausgesprochen positiv und fruchtbar. Die Kinder lernen ohne Leistungsstress, was aber keineswegs heißt, daß sie keine Führung erfahren - ganz im Gegenteil, ich würde die Waldorfpädagogik eher als autoritär bezeichnen, da ist also nichts mit laissez-faire.

Ich kann mich dem anschließen, was unten gesagt wird: die Qualität der Schulen ist unterschiedlich und wird entscheidend von den Lehrern geprägt. Dennoch kannst du dir auf einer Waldorfschule sicher sein, daß sich die Eltern zumindest schon mal Gedanken über die Erziehung ihrer Kinder gemacht haben - was nicht auf jeder Schule selbstverständlich ist; häufig muß man sich da nicht nur mit den Kindern oder Lehrern, sondern auch mit anderen Eltern herumplagen, die völlig unterschiedliche Vorstellungen haben.

Daß ein ideologischer Unterbau da ist, sehe ich als ein Vorteil, weil man einigermaßen davon ausgehen kann, daß die Lehrer alle an einem Strang ziehen und sich nicht gegenseitig mit unterschiedlichen Ansätzen bekriegen, die an den Kindern ausprobiert werden. Sicher sind Steiners Theorien nicht jedermanns Sache, aber für mich zählt vor allem eins: das Ergebnis. Meine Kinder gehen noch nach Jahren gern in die Schule, sie lernen viel und haben Spaß daran - wer kann das heutzutage woanders behaupten?

Schönen Gruß

Sancho

Hallo Ben,

was haltet Ihr grundsätzlich von der Waldorfpädagogik, den
Erziehungsansichten, dem Kindergarten und dem Schulprinzip.

eins vorweg, meine Kinder gehen in einen Waldorfkindergarten, mithin kannst Du Dir schon ausrechnen, daß ich der Waldorfpädagogik gegenüber positiv gestimmt bin.
Meine Jungs gehen gerne in den KiGa und das Umfeld (Räumlichkeiten, Personal, Mitkinder, Miteltern) ist für mich sehr ansprechend.
Allerdings kommt ein Gutteil der Eltern eher aus der ‚Müslifraktion‘, schließlich ist ‚Demeter‘ ein Begriff, der mit der Antroposophie eng verbunden ist.
In ‚unserem‘ KiGa (wie sehr viele dieser Einrichtungen eine Elterninitiative) ist die Ideologie nicht so dominant und man wird nicht gekreuzigt, wenn man andere Meiungen vertritt, was aber auch anders ablaufen kann.

Wie steht Ihr zum Thema Waldorf?

Alles in allem positiv.
Die Kinder werden sehr aufmerksam behandelt und fühlen sich sehr wohl. Wenn ich wieder vor der Entscheidung stünde, würde ich sie immer wieder in einen Waldorf KiGa geben.
Leider ist die nächste Waldorfschule indiskutabel weit weg (@Thomas jaja, ländliche Gegend), sodaß wir die Kinder auf eine Regelschule geben werden (müssen).

Gandalf

Hallo an alle,
Was die Waldorf-Päd. angeht, bin ich sehr gespalten, da ich in meiner Erzieherausbildung auch damit Kontakt hatte.
Aber wie schon mehrmals hier geschrieben, hängt es stark von den Eltern ab, wie mit dieser Pädagogik umgegangen wird und inwiefern sich diese neuen Erkenntnissen nicht verschliessen.
Im Folgenden nun die negativen Aspekte, soweit ich mich noch erinnern kann :

  • Ernährungsplan : Es gibt an gleichen Wochentagen das Gleiche zu essen, z.B. jeden Montag Quark mit… , jetzt wollte ich Kartoffeln schreiben, aber die sind ja nicht erlaubt, dito Tomaten und sonstige Nachtschattengewächse, jeden Dienstag Fischstäbchen und so weiter. Ziel ist es , Kindern einen geregelten Tagesablauf beizubringen. Dies kann man m.E. aber auch anders regeln. Meiner Meinung sollten gerade Kinder, egal welchen Alters mit vielen verschiedenen Nahrungsmitteln „konfrontriert“ werden, um ihren Geschmack zu schulen. Ansonsten sehe ich die Gefahr, daß sie dem Sprichwort „Was der Bauer nicht kennt,…“ entsprechen. Und was machen wir dann mit unseren leckeren Brettern Esskultur und Kochen, wenn der Nachwuchs fehlt? :smile:))

  • Sexualität : Steiner unterteilt das Leben eines Menschen in verschiedene „Zyklen“ bzw. Abschnitte. Bis zum Erreichen des 17./18. Lebensjahr (2. oder 3. Abschnitt) wird das Vorhandensein jeglicher Sexualität ignoriert bzw. schlichtweg abgesprochen. Also braucht es auch keine Aufklärung. Bei einem Praktikum konnte ich eine Frau kennenlernen, die im Waldkindergarten arbeite. Laut Dienstvorschrift mussten Frauen Röcke und Männer Hosen tragen, damit die Kinder die Geschlechtsunterschiede lernen könnten. Lieber kein Kommentar

Noch kurz, ist eh schon wieder länger geworden, ein Auszug aus einem Gespräch mit einem 16-jährigen Waldorfschüler, der bei einer von mir begleiteten Sommerfreizeit dabei war. Auch er berichtete von einem fast totalen Fernseh-und anderen Medienverbot. Bei einem Tagesausflug hätten die Lehrer mitgeführte Walkman’s einfach aus dem Zugfenster geschmissen. Hallo Rechtsbrett !

Jetzt ruft wieder die Arbeit, mal schauen, was für Kommentare noch kommen

Sabine

  • Sexualität
    Praktikum konnte ich eine Frau kennenlernen, die im
    Waldkindergarten arbeite. .

Ich meine natürlich einen Waldorfkindergarten. Ein Waldkindergarten ist eine ganz andere Pädagogik, zur Zeit die einzige Arbeit, wo ich gerne wieder in meinem alten Beruf arbeiten würde.

Sabine

Hallo Sabine,

jetzt wollte ich
Kartoffeln schreiben, aber die sind ja nicht erlaubt, dito
Tomaten und sonstige Nachtschattengewächse

worin liegt der Grund dafür?
Würde mich einfach mal interessieren!

Der Anbau von Kartoffeln, Tomaten… ist ja nicht umweltschädlicher als der Anbau von Karotten, Gurken, Salat…
Wenn es um Nahrungsmittel ginge, die sehr aufwändig/umweltschädlich produziert werden, oder importiert werden müssen (viele Südfrüchte), wäre das zumindest ein Grund.

Fragende Grüße,
Nina

Re^3: geisttötende Kartoffeln :wink:
Hallo Nina,

Der Anbau von Kartoffeln, Tomaten… ist ja nicht umweltschädlicher als der Anbau von Karotten, Gurken, Salat…Wenn es um Nahrungsmittel ginge, die sehr aufwändig/umweltschädlich produziert werden, oder importiert werden müssen (viele Südfrüchte), wäre das zumindest ein Grund.

Die Ernährungsgrundsätze der Waldorfschulen fußen auf der Lehre Rudolf Steiner. Steiner verfaßte seine Schriften bzw. Vorträge zur Ernährung in den 20er Jahren. Wichtig ist für Steiner, was Kartoffel und Tomate im Menschen auslösen bzw. blockieren. Zitat:

Und unter demjenigen, was die Menschen und Tiere seit der Erfindung des Kartoffelbaus in Europa materialistisch gemacht hat, ist gerade der übertriebene Kartoffelgenuß. Der Kartoffelgenuß darf nur so weit gehen, daß er in uns anregt das Gehirnmäßige, das Kopfmäßige. Aber man darf gerade den Kartoffelgenuß nicht übertreiben. Rudolf Steiner, Das Wesen der Fütterung.

So daß es also so ist, daß mit dem Kartoffelessen die Menschen in Europa ihren Kopf, ihr Gehirn vernachlässigt haben. Diesen Zusammenhang sieht man erst, wenn man Geisteswissensschaft treibt. Da sagt man sich: Seit in Europa diese Kartoffelnahrung immer mehr und mehr überhand genommen hat, seit der Zeit ist der Kopf der Menschen unfähiger geworden. Rudolf Steiner, Naturgrundlagen der Ernährung.

Zur Tomate findet sich ähnliches. Zur Ernährung des Kindes vgl.
Rudolf Steiner, Die gesunde Entwicklung des Menschenwesens. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik. Fünfzehnter Vortrag, Dornach, 6. Januar 1922 http://www.anthroposophie.net/lexikon/db.php?id=183&…

Mehr zu Steiner, Anthroposophen & Waldorfpädgogik siehe hier http://www.anthroposophie.net/default.htm

Viele Grüße
Diana

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Hi,

Was die Waldorf-Päd. angeht, bin ich sehr gespalten, da ich in
meiner Erzieherausbildung auch damit Kontakt hatte.

Welche Art von Kontakt? Warst du, auch zeitweise, in einer Waldorf-Einrichtung, oder hast du nur Berichte gehört?

  • Ernährungsplan : Es gibt an gleichen Wochentagen das Gleiche
    zu essen, z.B. jeden Montag Quark mit… , jetzt wollte ich
    Kartoffeln schreiben, aber die sind ja nicht erlaubt, dito
    Tomaten und sonstige Nachtschattengewächse, jeden Dienstag
    Fischstäbchen und so weiter.

Das kann ich nicht nachvollziehen: zum Vergleich siehe den Speiseplan der Frankfurter Waldorfschule, der auch selbstverständlich Tomaten und Kartoffeln enthält: http://www.waldorfschule-frankfurt.de/kueche/speisep…

Ziel ist es , Kindern einen
geregelten Tagesablauf beizubringen.

OK, du sprichst vom Kindergarten. Da gibt es tatsächlich einen fest definierten Speiseplan, der aber mit dem Ablauf zu tun hat: die Kinder bereiten ihr Frühstück selbst, unter anderem mahlen sie z.B. am Mittwoch Weizen, und aus diesem Mehl backen sie donnerstags Brötchen.

Meiner Meinung sollten gerade Kinder, egal
welchen Alters mit vielen verschiedenen Nahrungsmitteln
„konfrontriert“ werden, um ihren Geschmack zu schulen.

Völlig einverstanden.

  • Sexualität : Steiner unterteilt das Leben eines Menschen in
    verschiedene „Zyklen“ bzw. Abschnitte. Bis zum Erreichen des
    17./18. Lebensjahr (2. oder 3. Abschnitt) wird das
    Vorhandensein jeglicher Sexualität ignoriert bzw. schlichtweg
    abgesprochen. Also braucht es auch keine Aufklärung.

Das ist eine sehr gewagte Aussage. Es stimmt zwar durchaus, daß Waldorfs eher lustfeindlich daherkommen; daß Steiner die Sexualität ignoriert hätte (oder abgesprochen) stimmt schlichtweg nicht. Auf unserer Schule gibt es einen, wie ich finde, recht ordentlichen Aufklärungsunterricht.

Bei einem
Praktikum konnte ich eine Frau kennenlernen, die im
Waldkindergarten arbeite. Laut Dienstvorschrift mussten Frauen
Röcke und Männer Hosen tragen, damit die Kinder die
Geschlechtsunterschiede lernen könnten. Lieber kein Kommentar

Sicher gibt es das, aber das wirst du auch auf erzkatholischen Schulen Einrichtungen auch vorfinden. Bei uns tragen einige Erzieherinnen Hosen.

Noch kurz, ist eh schon wieder länger geworden, ein Auszug aus
einem Gespräch mit einem 16-jährigen Waldorfschüler, der bei
einer von mir begleiteten Sommerfreizeit dabei war. Auch er
berichtete von einem fast totalen Fernseh-und anderen
Medienverbot. Bei einem Tagesausflug hätten die Lehrer
mitgeführte Walkman’s einfach aus dem Zugfenster geschmissen.
Hallo Rechtsbrett !

Nun ja. Ich habe mal mit einem Schüler gesprochen, der behauptete… lassen wir das.

Gruß

Sancho

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Hai, Ben,

grundlegend sind die Ideen nicht schlecht (wenn man mal von einigem ideologischem Rest-Müll absieht) - viel wichtiger ist es aber, meiner Meinung nach, was aus den Ideen gemacht wird.

Um also beurteilen zu können, ob eine bestimmte Schulform gut ist, muß man sich nicht nur die Theorie ansehen, sondern in erster Linie, was daraus gemacht wird und was daraus dann als Ergebnis resultiert.

Es gibt im Süden Deutschlands mindestens eine Waldorf-Schule, die irgendwas entschieden falsch macht, was, weiß ich nicht, aber ich hab niemals so lahmarschige, lebensuntüchtige Weicheier erlebt, wie die Abgänger dieser Schule…womit ich nicht gesagt habe, daß diese Leute irgendwie mangelhaft gebildet wären, sie scheinen nur massive Probleme damit zu haben, wenn die „normale“ Welt keine Rücksicht auf ihre Befindlichkeiten nimmt und ein wenig Ellenbogeneinsatz (oder doch wenigstens Rückgrad) von Nöten wäre.

Auch, wenn ich weiß, daß nicht alle Waldorf-Schulen (eher wohl die wenigsten) derartig unfähige Erwachsene produzieren, hat mir das „Erlebnis“, diese Leute kennen zu lernen, doch einen ziemlichen Dämpfer verpasst, was meine Begeisterung für das Waldorf-Prinzip in der Erziehung betrifft.

Das zum Thema Meinung
Gruß
Sibylle