Hallo KamikazeKatze
für ein Kind, das selbständig,neugierig, aufgeschlossen und wissensdurstig ist, ist ein Waldorfkindergarten eher nicht geeignet.
Mal abgesehen davon, dass solche Allgemeinplätze wohl grundsätzlich eher mit Vorsicht zu genießen sind:
In einer Menge Regelkindergärten, die ich kenne, nimmt zunehmend die Verschulung zu. Aus falsch verstandenem Bildungsbestreben jagt ein Förderangebot das nächste, und ohne den Sinn und Unsinn mancher Angebote grundsätzlich diskutieren zu wollen, bleibt unterm Strich kaum noch Zeit für die Kinder, sich wirklich selbstbestimmt im Freispiel zu beschäftigen.
Abhängig davon, wie die Kinder gebracht und abgeholt werden, kommt es nicht selten vor, dass die Kinder am Vormittag maximal 30 Minuten haben, um einfach zu spielen, ohne dabei in irgendeiner Form pädagogisch belästigt zu werden.
Gerade selbstständige, wissensdurstige Kinder haben somit kaum Gelegenheit, für sich herauszufinden, was sie interessiert, da sie wenig eigene Erfahrungen machen können.
Stattdessen wird ihnen aufgezwungen, was sie zu interessieren hat - nicht zuletzt deswegen, weil es sich Eltern gegenüber auch gut verkaufen lässt.
Damit will ich keineswegs sagen, dass Angebote nicht gut wären - wenn es denn ANGEBOTE wären und keine Pflichtveranstaltungen, bei denen mal wieder die Erzieherin weiß, was die Kinder brauchen.Das Wecken von Lernfreude und Neugier sieht anders aus.
Ich persönlich bin übrigens keine Waldorf-Verfechterin, da mir der esoterische Überbau nicht liegt. Kreative und experimentierfreudige Kinder erlebe ich dennoch sehr häufig gerade in diesen Einrichtungen sehr viel stärker und häufiger als in vielen Regelkindergärten.
Und was Montessori betrifft: In „reiner Schule“ (die man glücklicherweise selten findet) bleibt den Kindern für Freispiel (nicht zu verwechseln mit Freiarbeit) ebenfalls kaum Gelegenheit. Der Umgang mit dem Material unterliegt strengen (und durchaus sinnvollen) Regeln, lässt aber für Kreativität, Rollenspiele u.ä. wenig Platz. Gerade im Vorschulbereich erscheint mir das als echter Verlust. Als großes Plus empfinde ich dort allerdings ganz uneingeschränkt das Bestreben, die Kinder wirklich beim Selbsttun zu unterstützen.
Schöne Grüße,
Jule