Hallo Stefan,
Ich war auf einem Vortrag, bei dem die These aufgestellt
wurde, Waldorfschulen seien Eliteschulen. Beispielsweise wurde
ein sehr geringer Anteil an Kindern mit
Immigrationshintergrund angeführt.
was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Erstmal nichts. Das hab ich mir an der Stelle auch gedacht.
Es stimmt, daß relativ wenige Kinder mit
Immigrationshintergrund Waldorfschulen besuchen, aber das hat
andere Gründe.
Glaube ich durchaus.
Auch möglicher Rassismus an
den Schulen wurde behandelt.
Jaja, das wird dem guten Rudolf immer wieder gerne
untergeschoben.
Witzigerweise werden viele Waldis auch in die Ökoecke gestellt
(wegen Demerter & Co).
Ja… Lass uns jetzt bitte nicht darüber reden. Bei anderer Gelegenheit schau ich mal ins Archiv und stelle dazu dann nochmal spezifische Fragen.
Bezüglich der Eliteschulen? Wie wird die Qualität der Lehre
eingeschätzt? Schneiden Waldorfschüler beispielsweise im
Zentralabitur (durchschnittlich und möglichst mit Streuung)
sehr gut ab?
Wenn man in Witzeseiten nach Waldorf schaut, kommt meist so
was wie Streichelpädagogik raus.
Das hab ich mir nämlich auch erstmal gedacht.
Die Lernstruktur ist schon deutlich anders als in
Regelschulen, auch die zeitliche Abfolge von Lernstoff.
Ich habe aber (leider keine Quelle mehr) gelesen, daß
Waldorfschüler bei Pisa recht gut abgeschnitten haben.
Vielleicht schreibt Oliver vom IPN in Kiel ja etwas dazu?
Es wurde der Vergleich mit Salem gezogen… Ich frage mich ob
man das so machen kann.
Ist Salem wirklich so gut, oder ist auch dieses Konzept nur
anders (wenn auch wesentlich teurer).
Ich weiss es nicht. Für eine Schule in Mecklenburg-Vorpommern, an der eine Kommilitonin war an der ein Monat auch so um die 2.000 Euro kostete scheint das Konzept zumindest recht erfolgreich gewesen zu sein. Ich vermute erstmal, dass das auf Salem auch zutrifft. (Problematisch finde ich eindeutig die finanzielle Selektion. Gleichzeitig kenne ich auch Privatschulen auch mit Internat, die sehr schlecht sind und wenn man bedenkt, dass Chiara Ohoven (oder wie man die schreibt) an einem „Elitegymnasium“ ein gutes Abi in der Schweiz gemacht hat, dann fragt man sich schon, wie das sein kann. Durch zu gute Bewertung in der Kursstufe vermute ich)
Lernen die Kinder auf einer
Waldorfschule echt viel mehr? Es wurde gesagt, Druck werde
ausgeübt durch gruppenpsychologische Taktiken anstatt durch
Noten und dadurch werde sehr viel geübt. Stimmt das?
Das Konzept ist tatsächlich weniger auf Noten abgezielt, mehr
auf Eigenverantwortlichkeit und Einsehen. Die Waldis, die ich
kenne, gehen meist gerne in diese Schule, auch in kritischen
Zeiten wie z.B. der Pubertät.
Naja, ein Typ, der als Zuhörer bei dem Vortrag war, hatte gesagt bei ihm war es so, dass die Klasse für den einzelnen in Verantwortung genommen wurde. Also z.B. wurde der Klasse gesagt: „Lasst uns für den Rest der Stunde jetzt besonders produktiv arbeiten, weil Benni seine Hausaufgaben nicht so gründlich gemacht hat.“
Das wäre in meinen Augen eine extrem beängstigende Pädagogik.
Aber… Bevor ich meine Bildung festige will ich lieber konkrete Daten.
Ist der Qutput der Schüler…Gemessen an den „harten“ Faktoren
besser als der in staatlichen Schulen? Und wenn ja… ist das
auf die Schule zurückzuführen? Denn man müsste es ja
vergleichen mit Kindern aus vergleichbaren sozialen Schichten
auf staatlichen Schulen.
Wie willst Du das messen?
Beispielsweise an einer Kombination von Einkommen der Eltern, dem Beschäftigungsstand, der beruflichen Zusammensetzung der Elternschaft, dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern, dem zur freien Verfügung vorhanden Geld, der Anzahl der Kinder. Soziale Schichten durch Parameter zu kennzeichnen ist doch in der Soziologie nichts ganz neues.
Sagen wir es mal so.
Waldorfpädagogik ist sicher anders als die der Regelschulen,
aber ob sie besser ist, kann man sicher nicht pauschal sagen.
Das habe ich auch nicht versucht.
Solch sinistere Vorurteile gegen Waldorf pauschal sind m.E.
aber ziemlich aus der Luft gegriffen.
Es gibt sicher Einzelfälle, aber die findest DU sicher auch
anderswo.
Allerdings sind die Antroposophen ein gern genommenes Ziel für
Verschwörungstheoretiker.
Der Vorwurf, in Waldorfschulen werde flächenmäßig Rassismus propagiert, der wurde nicht erhoben. Es wurde allerdings die These vertreten, die Antroposophie sei rassistisch. Ich möchte jetzt wirklich nicht darüber diskutieren. Ich stelle auch grob in Frage, ob die Antroposophie in der Waldorfpädagogik wirklich umgesetzt wird. Allerdings, und das muss ich dazu echt sagen. Bei bestimmten Texten, die vor wenigen Jahren vom „Bund freier Waldorfschulen“ für die Lehre empfohlen wurden… Die waren im Wortlaut echt grenzwertig bezüglich Artikel 3GG. Aber darüber mach ich mich nochmal schlauer, bevor ich darüber sprechen will.
Danke auf jeden Fall für Deine Antwort, Stefan