Wandern für Anfänger

Hallo,

also es ist so: ich möchte schon seit Jahren meinen ersten Wanderurlaub antreten. Allerdings habe ich keine Ahnung wie, da ich auch gerne unter freiem Himmel Zelten möchte; sehr gerne in bergigen Regionen. Was mir aber weitaus mehr sorgen macht ist, dass ich Orientierungssinntechnisch nicht so gut bedient bin, möchte aber auch nicht darauf verzichten. Das ist sicherlich auch eine Erfahrungssache und nach einer Zeit kann man sich dann auch in fremden bergigen Regionen orientieren.

Nun ist es aber so, dass ich aus dem tiefen Norden mit und überhaupt keine Ahnung von sowas habe. Auch bin ich im Bereich Camping noch nicht so erfahren. Habe bisher nur zweimal gecampt und das hat mir ultra viel spaß gemacht - allerdings waren das Campingplätze.

Einer der Gründe ist auch, dass ich Berglandschaften fotografieren möchte.

Kann man hier vielleicht jemand einen Ansatz zeigen, wie ich mein Vorhaben am Besten in Angriff nehmen kann? Es wäre für die erste(n) Reisen sicherlich gut, mit einer Gruppe zu starten. Die Angebote die ich gegooelt hatte waren aber zu teuer.

Kann mir jemand Anbieter oder Regionen empfehlen, die man eventuell auch als neuling alleine bewältigen könnte?

Ich würde dir empfehlen, erst einmal mit Tagestouren von einer Unterkunft aus zu starten und dich an die Wanderei heranzutasten.

Da ist es nicht so schlimm, wenn du dir gepäckmäßig zu viel zumutest und auch ein Ruhetag ist drin.

Region: kommt darauf an, was du dir so vorstellst, Allgäu, Südtirol fallen mir da ad hoc an, dort sind unterschiedliche Wanderungen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden möglich.

Wenn du dich dann etwas mit den Gegebenheiten und der Belastung vertraut gemacht hast, kannst du das ganze steigern. Andersrum macht imho keinen Sinn, denn im schlimmsten Fall bist du irgendwo in der Pampa und musst weiter - nicht die allerschönste Erfahrung.

Zu deinen Orientierungsproblemen: du kannst dir vllt mit einem GPS Gerät helfen, das ist genauer und braucht weniger Strom als Navi auf dem Handy.

Wenn wir mal davon ausgehen, dass für dich als Bergunerfahrenen eher die Alpen mit ihren touristisch gut erschlossenen, kartografierten und gesicherten Bergwanderwegen in Frage kommen, dann erübrigt sich zum Glück auch deine Idee mit dem Zelten, dieses ist nämlich praktisch überall in der freien Natur weder zulässig, noch nötig oder sinnvoll. Eine Berghütte findet sich da immer und dein erstes Sommergewitter in den Alpen WILLST du definitiv nicht im Zelt überleben müssen, es ist zudem völlig fraglich, OB du es überleben würdest.

Du solltest zuerst deine Kondition kritisch prüfen. Bergwandern bedeutet vor allem kräftezehrendes Aufsteigen und noch viel stärker in die Substanz gehendes Absteigen. Nutze z.B. die Bergfrühlingswochen in Grainau für diesen Test. Das Wettersteingebige ist extrem gut erschlossen, verlaufen kann man sich da eigentlich nicht, falls man eine aktuelle Karte dabei hat (und schlimmstenfalls das GPS des Mobiltelefons nutzen kann).
Mach am ersten Tag zur Eingewöhnung die Tour um den Eibsee (ab Grainau zu Fuß, einmal herum. Dann entscheide, ob du noch zurück laufen kannst - oder nimm die Bahn). Überhaupt kann man sehr viele Touren so anlegen, dass man einen Plan B hat. Sei es, dass man die lange Tour vorzeitig abbricht (und auf kurzem Wege ins Tal zurückkehrt, wo einem Bus und Bahn empfangen) oder als neues Ziel eine Bergbahnsstation wählt und ins Tal gefahren wird.

Alleine, ohne Erfahrung, mit voller Ausrüstung und Zelt durch hochalpines Gelände: Nein, nein, nein. Das kann mit dem Hubschrauber enden. Und keiner kann vorhersagen, ob du als gut verschnürte Außenladung geborgen wirst, oder ob du lebend gerettet wirst.

Bevor man mich für diesen Vorschlag geißelt:
Ich bin Stammgast in der Region. Ich kam mal mit den Gästen der Ferienwohnung nebenan ins Gespräch, diese wollten unbedingt den Lebenstraum „Zugspitze erwandern“ verwirklichen. Es war ihr erster Wanderurlaub in den Bergen. Ich empfahl genau diese Tour „zum Einlaufen der Wanderschuhe“. Geschafft haben sie die 270 Höhenmeter Anstieg und die Seeumrundung, dann waren sie platt und sind mit der Zahnradbahn heimgefahren.

Die Zugspitze (2200 Höhenmeter in zwei Tagen) haben sie sich dann doch nicht zugetraut. Sie übersteigen übrigens auch meine Kondition deutlich.

Zugspitze ist ein ganz anderes Kaliber und für Einsteiger keinesfalls geeignet: Durch das Reintal läuft man wenig, durch die Höllentalklamm ist es kein wandern sondern klettern.

Auf letzterer Route habe ich vor ein paar Jahren erlebt, wie ein Spaziergänger (nenne es jetzt einfach mal so, er war für einen Klettersteig nicht wirklich passend ausgerüstet, kam aber trotzdem irgendwie bis zum Einstieg) auf dem Höllentalferner kurz vor dem Einstieg in die Wand einen Abgang machte umd weit, weit Richtung einer Gletscherspalte rutschte. Zu seinem Glück nicht hinein…

Die Berge erfordern ausreichend Respekt

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Da war ich ewig nicht drin. Ich mag es eher lang, einsamer und gerne auch stetig leicht fallend.
Ich habe meine Freude ab Kreuzeck Bergstation, dann unterhalb der überlaufenen „Hochalm“ in weitem Bogen zur Bockhütte, dann durchs Reintal und Partnachklamm Richtung Garmisch - oder die Variante über Partnachalm. Danach kann ich mir aussuchen, ob ich noch durchs langweilige Tal zurück zur Talstation laufe, oder von der Partnachalm zum Rießersee, oder mit dem Bus ab Sprungschanzen, oder mit der Zugspitzbahn ab Hausbergbahn zurück komme.
Wenn du das im Frühsommer machst, siehst du bis Bockhütte vielleicht mal zwei andere Menschen.
Über den Königsweg zum Schachen ist auch was, was ich noch schaffe. Aber das ist dann eine Sackgasse, wo ich den selben Weg zurück muss.
(Du ahnst es - ich bin zu klein für mein Gewicht.)

Servus,

  • Stiefel einlaufen, Kondition aufbauen, an Auf- und Abstiege gewöhnen, Karten lesen lernen (ich sage bewusst: Karten - elektronische Hilfsmittel funktionieren erst richtig, wenn man zuerst gelernt hat, sich auf Papier einen Überblick zu verschaffen).
  • Abwärts gehen üben. Es ist richtig Scheiße, wenn man prima irgendwo raufgekommen ist, aber dann nicht mehr runter.
  • Umkehren, Abbrechen üben. Wetter einschätzen lernen.

Geht alles am besten mit Tagestouren, und meiner Meinung nach zum Anfangen besser im Mittelgebirge: Wenn Du dich übernimmst, ist es in den Alpen zu enttäuschend, wenn Du weit von dem vorgenommenen Ziel umkehren musst. Wenn Du aber die 380 Höhenmeter (einfach) zum Drachenfels (Pfalz) drauf hast und Dich dann auf die 800 Höhenmeter (einfach) auf den Petit Ballon gesteigert hast, kommst Du in den Alpen viel besser zurecht.

Mehrtägige Touren zuerst ohne starke Höhenunterschiede und ohne improvisierte Nachtquartiere: Rennsteig, Rothaarsteig, Rheinsteig, rund um den Bodensee usw.

Jo, und dann sollte es nicht mehr problematisch sein, auch ein bissele höher hinauf zu gehen.

Übrigens: Das Quartier in den Alpen heißt nicht Campingplatz, sondern Matratzenlager oder Hütte. Auch das geht mit ein bissele Gewöhnung und Übung viel schöner, als wenn man da „grün“ hineinstolpert.

Und wegen Empfehlungen: Ohne Kletterkenntnisse richtig nach oben kommt man relativ leicht in den französischen Alpen in der Vanoise - und richtig fotogenes, „wildes“ Hochgebirge, das sich ohne Kletterkenntnisse erschließen lässt, und dazu noch mit auf engem Raum ganz verschiedenen Gesichtern, gibt es in den Pyrenäen - im Westen eher als im Osten. Da gehst Du aber alleine erst los, wenn Du Dich in den Alpen ein bissele auskennst.

Schöne Grüße

MM

Da hast Du sehr viel gleich beim ersten Mal vor - keine gute Idee.
Fang langsamer an. Hochgebirge ist für die erste längere Wanderung suboptimal.
Wenn Du im Flachland oder Mttelgebirge 25 -35 km pro Tag mit etwa 6 -8 kg Gepäck locker zurücklegen kannst, würde ich mich ans Hochgebirge wagen.
Auch an diese Strecken musst Du Dich rantasten. Ca. 4 Wochen vor längeren Wanderungen erledige ich möglichst Alles zu Fuß. Auch Lebensmtteleinkäufe im Rucksack. Bis içh auf 20 km pro Tag mit Belastung gekommen bin. Und die mir nichts mehr ausmachen.
Man gewöhnt sich aber erstaunlich schnell daran.
Gute analoge Karten ziehe ich unverändert vor. Komme damit selber besser zurecht, kann Einheimische aber auch besser nach dem richtigen Weg fragen.
LG
Amokoma1

nanana - Rheinland-Pfalz ja, aber bis in die Pfalz ist noch ein Stück.

zumindest vom Rheinsteig sind mir doch einige Steigungen bekannt, die an ungeübte einige konditionellen Anforderungen stellen, dafür ist er aber bestens ausgeschildert. ist aber durchaus Anänger-geeignet.

Servus,

den Drachenfels bei Königswinter würde ich im oben besprochenen Zusammenhang niemals jemandem empfehlen. Den Drachenfels bei Oberstdorf kenne ich nicht näher, und ein sehr hübscher Übungsbuckel für ambitionierte Wanderer ist der Drachenfels, der ein wenig nördlich von Neidenfels nur ein wenig westlich vom Mittelpunkt der Pfalz liegt.

Der Weg ab Bahnhaltepunkt Neidenfels ist recht wenig begangen, die Blechkundschaft wälzt sich vom Saupferch her nach oben. Man kann also seinen eigenen Rhythmus beim Gehen und beim Atmen finden, ohne von anderen gedrängt oder aufgehalten zu werden - für Anfänger sehr wichtig.

Die 380 Höhenmeter Anstieg (es sind ein paar mehr, die man zwischendurch auch wieder abwärts geht) sind auf zwei Rampen am Anfang und am Ende mit jeweils zehn bis vierzehn Prozent Steigung verteilt, dazwischen ein Stück weit sanftes auf und ab, annähernd eben. Wenig Forstweg, hauptsächlich Fußpfad mit Nadelstreu. Man kann sagen: Der Drachenfels ab Neidenfels hinauf und zur Isenachquelle hinunter ist ungefähr eine halbe Tagestour in den Vogesen und ein Viertel Tagestour in den Alpen.

Und direkt unterhalb dem Südfelsen, einem nicht bloß wegen des schönen Ausblicks reizvollen Ort, kann man die Höhle von Fafnir besuchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier um das „Original“ handelt, ist wegen der Nähe zu den anderen Nibelungen-Orten und Worms selbst ziemlich groß.

Schöne Grüße

MM

ist natürlich Blödsinn. „Ein wenig östlich“ wäre richtig - ich schätze, der Mittelpunkt der Pfalz liegt ziemlich genau an der „Weltachse“ bei Waldleiningen.

Schöne Grüße

MM

  • ach, und da hammer noch was zum Appetitmachen für @B738 - Blicke vom Südfels zu verschiedenen Jahreszeiten:

Schöne Grüße

MM

Zum Thema Kondition und Gefährlichkeit ist schon einiges geschrieben und vorgeschlagen worden, dem ich zustimmen kann und keineswegs protestieren will.

Was die Vorschläge angeht hier noch einmal ein anderer Ansatz:

Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es dir primär um die Fotografie. Ich vermute weiter, dass du da eher die einsamen Motive suchst und die am Abend und am frühen Morgen. Deshalb auch die Idee mit dem Zelten.

Letzteres solltest du tatsächlich vergessen, zumindest bis auf derzeit nicht absehbarer Horizonte. Aber das, was du da potenziell willst, kannst du auch anders haben. Such dir oder frag nach schönen Hütten. Solche findest du in der Variante mit ordentlich Kondition oder da, wo es Konditionshilfe gibt und man dich ein Stück raufbringt. Dann kann man einiges auch als Höhenwanderung machen. Auf manchen - nicht auf allen! - ist die Steigung auf und ab dann nicht ganz so krass.

Wenn du auf einer (Alm-)Hütte übernachtest, kannst du selbst in Hütten deine Überraschung erleben, die mit Lift erreichbar sind. Die allermeisten sind Tageswanderer, die spätestens um 17 Uhr verschwunden sind mit dem nächsten Lift.

Dann hat man wunderbare Motive in völliger Einsamkeit mit super Lichtverhältnissen ganz ohne das enorme Risiko wilder Auf- und Abstiege und Freilandübernachtung.

Der Rest hängt auch ein wenig davon ab, ob du das alleine machen willst oder nicht. Als (kleine) Gruppe kommen auch ein paar nette Selbstversorgerhütten in Betracht. So etwas sollte man aus Sicherheitsgründen aber nicht alleine machen. Außerdem spielt die Jahreszeit eine Rolle. Gerade im Spätsommer bis Herbst ist auch, nicht nur, Südtirol bspw. eine nette Anlaufadresse. Wenn es der Almenrausch sein soll, dann eher im Juli.

Ergänzend möchte ich noch zur Hüttensuche oder Tourenplanung die website des DAV empfehlen www.alpenverein.de
Und für wildromantische, preiswerte Urlaube das Gebiet um den großen Arber, Bayerischer Wald empfehlen.