Hallo zusammen,
da ich den Verdacht hatte, dass die Wände im Haus feucht sind, habe ich mir das Basetech BT-300 Materialfeuchte-Messgerät gekauft.
Im Keller zeigt das Gerät an unterschiedlichen Stellen unterschiedliche Werte an: sie schwanken zwischen 0.6% im vorderen Bereich des Kellers und „Error“ (über 2%) im hinteren Bereich des Kellers. Der hintere Bereich des Kellers kann schlecht gelüftet werden, da sich nur vorne eine Tür und ein kleines Fenster befindet.
An den Wänden im oberen Bereich des Hauses bekomme ich überall Werte um 0.6%, egal wo ich messe (Innen- oder Außenwand).
Noch hinzuzufügen: das Haus wurde 3-4 Jahre nicht bewohnt, in dieser Zeit wurde der Keller vermutlich wenig gelüftet. Ich bemühe mich seit einigen Tagen darum, den Keller ordentlich durchzulüften; mal schauen, ob das irgendwelche Resultate bringt.
Nun die Frage: Was bedeutetn die Werte? Sind die Werte im oberen Bereich des Hauses in Ordnung? Was sollte ich mit dem Keller machen?
Ausschaften und abdichten würde teuer werden, vielleicht lässt sich das vermeiden?
Meint ihr, dass es schon etwas bringen würde, hinten auch ein Fenster einzubauen? Dort war mal eine Tür, der Treppenaufgang wurde allerdings mit einer Betonabdeckung „zugedeckt“. Ich könnte die Tür aber sicher relativ leicht reaktivieren, um im hinteren Kellerbereich wieder Luftzufuhr zu schaffen. Dann würde ich entweder die Tür wieder nutzen oder an der Stelle ein Fenster einbauen lassen.
Für Ratschläge und Kommentare wäre ich dankbar.
Grüße,
okka461
Hallo!
Im Keller zeigt das Gerät an unterschiedlichen Stellen
unterschiedliche Werte an: sie schwanken zwischen 0.6% im
vorderen Bereich des Kellers und „Error“ (über 2%) im hinteren
Bereich des Kellers.
Die elektrische Kontaktierung auf Mauerwerk ist alles andere als trivial. Will man brauchbare Messergebnisse haben, z. B. für die Restfeuchte von Estrich, werden Kontakte eingegossen. Dabei erhält man nur deshalb halbwegs brauchbare Ergebnisse, weil der frische Estrich ein homogener Stoff ist, bei dem man nicht mit partiellen Salzausfällungen rechnen muss. Solche günstigen Verhältnisse liegen aber nicht vor, wenn man die Kontaktstifte eines Instruments irgendwo auf mehr oder weniger vergammeltes Mauerwerk drückt. Also vergiss das Messgerät. Wer wirklich genaue Werte braucht (brauchst Du nicht), benutzt die sog. Darr-Methode.
Bohre statt dessen ein Loch und sieh Dir das Bohrmehl an. Dann siehst Du, ob das Material feucht klebrig ist oder trocken rieselt. Ein noch so schickes Digitalinstrument mit Nachkommastellen kann dieses Ergebnis nicht liefern.
Ich bemühe mich seit einigen Tagen darum, den Keller ordentlich
durchzulüften; mal schauen, ob das irgendwelche Resultate
bringt.
Richtiges Lüften heißt, keine warme Luft von draußen in den Keller zu lassen. Lüfte also nur, wenn es draußen kühler ist als die Wandoberflächen des Kellern. Andernfalls wird der Keller durch Kondenswasser immer feuchter.
Was sollte ich mit dem Keller machen?
Ausschaften und abdichten würde teuer werden, vielleicht lässt
sich das vermeiden?
Hat man die Möglichkeit, den Keller freizulegen und von außen abzudichten, sollte man das tun. Man kann von innen mit Injektionsmethoden arbeiten, aber das sind nur dann sinnvolle Verfahren, wenn Aufgraben von außen unmöglich ist. Diese Verfahren sind nicht billig, für flächige Abdichtung sehr arbeitsintensiv und nicht so zuverlässig wie die Abdichtung von außen. Für den nachträglichen Einbau einer Sperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit sind die von innen einzusetzenden Verfahren durchaus brauchbar. Dafür sollte man aber sicherstellen, dass die unterhalb der Erdoberfläche liegenden Kellerwände keine Frostschäden haben. Heißt also auch wieder Aufgraben.
Meint ihr, dass es schon etwas bringen würde, hinten auch ein
Fenster einzubauen?
Kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Gegen schadhafte Feuchtigkeitssperren helfen zusätzliche Fenster jedenfalls nicht.
Für Ratschläge und Kommentare wäre ich dankbar.
Internetforen werden Dir kaum helfen. Am besten sieht sich ein Sachverständiger (Bauing./Statiker, keine Handwerker, keine Bautentrockner) die Sache vor Ort an.
Gruß
Wolfgang
Hallo,
danke für die umfangreiche Antwort.
Bohre statt dessen ein Loch und sieh Dir das Bohrmehl an. Dann
siehst Du, ob das Material feucht klebrig ist oder trocken
rieselt.
Habe ich mal gemacht; das, was aus dem Bohrlich kommt, rieselt zwar noch, ist aber feuchter als an trockenen Stellen des Mauerwerkes. Es pappt ein wenig. Scheint mir aber nur ein leichter Unterschied zu sein.
Gibt es eigentlich Möglichkeiten festzustellen, ob die Feuchte von „außen“ (also dem Erdboden an den Seiten des Hauses) oder von unten kommt? Es gibt natürliche ine Horizontalsperre im Mauerwerk, die aber nicht mehr besonders gut aussieht.
Ich stelle mir jetzt vor, dass es wenig bringt, wenn ich von außen aufbuddele und neu abdichte, wenn die Feuchtigkeit von unten in die Mauer aufsteigt.
Stimmt das?
Beste Grüße,
okka461
Hallo!
das, was aus dem Bohrlich kommt, rieselt
zwar noch, ist aber feuchter als an trockenen Stellen des
Mauerwerkes. Es pappt ein wenig. Scheint mir aber nur ein
leichter Unterschied zu sein.
Auf diese Weise bekommst Du sehr schnell Übung in der Beurteilung, die allemal zuverlässiger ist als die Anzeige eines auf das Gemäuer gedrückten Messinstruments. Wenn Du einen genauen Wert (brauchst Du aber nicht) für den Feuchtigkeitsgehalt haben willst, nimmst Du das Bohrmehl zur Anwendung der Darr-Methode (googeln oder Wikipedia).
Gibt es eigentlich Möglichkeiten festzustellen, ob die Feuchte
von „außen“ (also dem Erdboden an den Seiten des Hauses) oder
von unten kommt?
Solange es keine größeren Wassereinbrüche sind und die Wände nur feucht sind, kann man die Herkunft der Feuchtigkeit nicht unterscheiden. Woher das Wasser auch immer kommt, wird es sich als aufsteigende Feuchtigkeit zeigen.
Es gibt natürliche ine Horizontalsperre im
Mauerwerk, die aber nicht mehr besonders gut aussieht.
Ich stelle mir jetzt vor, dass es wenig bringt, wenn ich von
außen aufbuddele und neu abdichte, wenn die Feuchtigkeit von
unten in die Mauer aufsteigt.
Stimmt das?
Ja. Horizontal- und Vertikalabdichtung müssen intakt sein. Bei älteren Gebäuden kann man aber davon ausgehen, dass beide Dichtsysteme nicht mehr viel taugen. Der Einbau einer neuen mechanischen Dichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit ist aber aufwendig, so dass dafür ein Injektionsverfahren Vorteile bietet. Am Aufgraben führt trotzdem kein Weg vorbei. Von Frost und Wurzeln verursachte Schäden müssen beseitigt werden, dann Abdichtung gegen Erdfeuchte und ggf. drückendes Wasser, bei der Gelegenheit ist eine thermische Isolation zu empfehlen, evtl. ist eine Drainage fällig und darüber eine Verfüllung mit Kies kappilarbrechender Körnung bis oben (also kein Erdreich an die Kellerwand).
Gruß
Wolfgang