Wann schmecken Suppen am Besten?

Hallo,

Fleisch in der Suppe: Krautsuppe, Blumenkohlsuppe, Gemüsesuppe, sogar die Nudelsuppe.
Warum schmecken diese Suppen kurz vorm gammelig werden am besten?

Gerade Krautsuppe oder Gemüsesuppe mit Fleisch drin, zwei Tage stehenlassen und die sind super! Frisch im Vergleich kaum geniesbar. Reine fleischlose Suppen sind immer lecker, sind aber auch länger haltbar.

Habe ich den falschen Geschmack oder ist es wirklich so, das gewisse Bakterienkulturen beim Fleisch das Essen schmackhafter machen? Oder ist es der Gammel, leicht angegangenes Fleisch, was den Geschmack bildet, mal historisch gesehen. Ok, ich bin ein Fleischesser, niemals ein Vegetarier. Hat man denn früher nicht für umsonst Fleisch lange hängen lassen vor der Zubereitung?

LG Selorius

Hallo Selorius,

ebenso bei vegetarischen Suppen (also nicht nur ohne erkennbares Fleisch, sondern auch ohne Fleischbrühe) kann ich dir sagen:
Nochmal aufgewärmt, also vom Vortag, schmecken sie vielen (und mir auch) besser.
Ich bewahre die Suppe dann aber im Kühlschrank auf, worin sie theoretisch noch ein paar Tage länger stehen könnte; in Richtung „gammelig“ geht das somit nicht.
Auch bei Suppen, die zwischenzeitlich eingefroren wurden, beobachte ich den selben Effekt.
Es scheint wohl mit dem erneuten Aufwärmen und einer somit längeren Garzeit zu tun zu haben, die für ein Besseres Durchziehen sorgt.

In die selbe Richtung geht sicherlich auch die „ewige Suppe“, die vor allem in China noch weit verbreitet ist: In einem großen Kessel garen verschiedenste Zutaten; die entnommenen Portionen werden täglich durch die Zugabe neuer Zutaten ausgeglichen, was über Jahre hinweg stattfinden kann.

Viele Grüße,
Nina

Hallo,

es liegt daran, dass die Gewürze, Aromen und ätherischen Öle ordentlich ‚durchgezogen‘ sind. Ein ähnlicher Effekt stellt sich bei anderen ‚Eintopf‘-Gerichten ein, wie z.B. Gulasch, aber auch Braten.

LG von Suse

Betreff Abhängen
Hallo Selorius,

ich habe gehört, dass man früher das Fleisch, nur sofern es sich um Wildbret handelte bis zu einem fortgeschrittenen Stadium der Verwesung hängen lassen musste, weil man es schlicht vorher nicht beissen konnte.

Denn vor der Erfindung von Jagdgewehren wurde das Wild zu Tode gehetzt und die Stresshormone, die nach diesem qualvollen Ableben im Fleisch verblieben waren, machten es in frischer Form ungeniessbar.

Ob das nun stimmt oder nur eine Finte der Veggie-Fraktion ist, weiss ich nicht hundertprozentig. Aber hört sich plausibel an, finde ich.

Beste Grüße

Annie

Hallo Annie,

Denn vor der Erfindung von Jagdgewehren wurde das Wild zu Tode
gehetzt und die Stresshormone, die nach diesem qualvollen
Ableben im Fleisch verblieben waren, machten es in frischer
Form ungeniessbar.

Ob das nun stimmt oder nur eine Finte der Veggie-Fraktion ist,
weiss ich nicht hundertprozentig. Aber hört sich plausibel an,
finde ich.

es ist sicherlich keine Finte der Veggie-Fraktion - ich bin selbst Vegetarierin, und widerspreche obiger Erklärung :smile:

Vielmehr scheint es mir deutlich plausibler, dass gerade früher auch so manches alte, zähe Stück Wild erlegt und auf den Teller gebracht wurde; um das essbar zu bekommen, wurde es abhängen gelassen.
Träfe die Sache mit den Stresshormonen (die sicherlich ausgeschüttet werden, aber meiner Meinung nach eben nicht das Fleisch zäh machen) zu, müsste auch das Fleisch von Zuchttieren, die nach Tiertransporten geschlachtet werden, arg zäh sein. Man lässt aber, meines Wissens nach, nicht das Fleisch aller Tiere abhängen, schon gar nicht so lange.

Übrigens wird in manchen Ländern auch das Gegenteil obiger Behauptung, bei der Jagd ausgeschüttete Stresshormone machten das Fleisch zäh, verbreitet: Dort wurden und teils noch werden gezüchtete Tiere vorm/beim Schlachten misshandelt und einem stundenlangen Todeskampf unterzogen, mit der Begründung, so werde das Fleisch durch die Stresshormone erst richtig weich

Viele Grüße,
Nina

Servus,

müsste auch das Fleisch von Zuchttieren, die nach Tiertransporten geschlachtet werden, arg zäh sein.

In welchem Umfang Masttiere auf den Transport reagieren, hängt von der Rasse und von den Bedingungen ab. In der Zeit ca. 1970 - 1990, als in der Schweinemast und damit einhergehend auch in der Schweinezucht eine sehr schnelle Entwicklung stattfand, hatten die Züchter u.a. mit den Aufgaben zu kämpfen, die zwei bei den ersten Hochzuchtrassen verbreiteten Fleischfehler PSE und DFD züchterisch zu bearbeiten. PSE = pale, soft, exsudative; DFD = dark, firm, dry. Letzterer entsteht als Reaktion auf den Stress vor der Schlachtung bei dafür sensiblen Tieren.

Das in Spanien als Spezialität geführte Fleisch von Stieren, die in der Arena getötet worden sind, hat ebenfalls DFD-Qualitäten; nur bei diesem gelten die nicht als Fehler.

Kurzer Sinn: Den Effekt, daß Fleisch durch Streßhormone eine sehr feste Konsistenz annimmt, gibt es schon.

Schöne Grüße

MM

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Hallo Martin,

danke für die Info :smile:

Kurzer Sinn: Den Effekt, daß Fleisch durch Streßhormone eine
sehr feste Konsistenz annimmt, gibt es schon.

Ist dir zufälligerweise bekannt, wie es da bzgl. Wildtieren (verschiedenster Arten, oder auch Vergleich WildschweinHausschwein) aussieht?
Ist dieser „Fleischfehler DSF“ allgemein bei Schlachttieren weit verbreitet (also, salopp gesagt, „geradezu typisch für Nutztiere und Jagdwild, sofern nicht nachträglich weggezüchtet“), oder erst durch die Zucht dieser Hochleistungsrassen entstanden?

Viele Grüße,
Nina

Stress bei Mastschweinen
Servus,

in mehr oder weniger bedeutendem Ausmaß gibts diesen Effekt immer. Beide Ausprägungen PSE (zu viel Milchsäure im Schlachtkörper, wie bei Muskelkater) und DFD (zu wenig Milchsäure im Schlachtkörper), die bei Schweinefleisch ein Problem darstellte, weil das Fleisch kaum noch genießbar war (hat auch mit dem Abhängen zu tun, das im Gegensatz zu Rind bei Schwein nicht mit dem Fleisch, sondern erst mit der Worschd - je nach Typ - passieren sollte, dann „Reifen“ heißt und ein bissel anders funktioniert), waren hauptsächlich eine Folge der Zucht. Die von Handel und Verbrauchern ab den 1960er Jahren gewünschten mageren, fleischreichen Schweine und auch Rassen, die einseitig auf sehr hohe Tageszunahmen gezüchtet werden, sind viel stärker stressanfällig als die alten Rassen wie das Deutsche Edelschwein oder das seit einiger Zeit als Rasse für „Premium“-Qualität wieder populäre Schwäbisch-Hällische Landschwein, die beide kein besonders mageres Fleisch bringen und daher für das „tägliche Schnitzel“ ungeeignet sind, seit die Leute, die es auf dem Teller haben, Angst vor Fett haben.

Heute spielt DFD-Fleisch bei Hähnchen und Puten noch eine Rolle, bei Schwein kaum mehr; PSE ist bei Schweinen immer noch zu finden, das ist z.B. das Gulasch, das sich nicht anbraten lässt, weil es sofort im eigenen Wasser schwimmt, sobald es in den heißen Topf kommt. PSE lässt sich an der bleichen Färbung auch roh ziemlich leicht erkennen, DFD nicht so auf einen Blick.

Eine relativ einfache Methode, die Disposition für Stressanfälligkeit zu vermindern, ist die Aufstellung von „Gebrauchskreuzungen“ zur Mast: Ferkel von Eltern aus zwei Reinzuchtlinien, die sich relativ stark unterscheiden, z.B. Mutter Deutsche Landrasse, Vater Piétrain, sind in der Regel viel vitaler, robuster und weniger stressanfällig als Nachkommen von Reinzuchtlinien (die Reinzucht ist dabei für die Erzeugung der Elternlinien trotzdem wichtig, weil es diesen Effekt nur bei der ersten, eben der Gebrauchskreuzung gibt; es würde nichts bringen, sozusagen beliebig querbeet zu verpaaren).

Wenn sich der Transport nicht grad bei Hochsommerwetter über viele hundert Kilometer Autobahn hinzieht, ist die Fahrt selber nicht so ein großes Problem, eher das Verladen. Da kann man durch geeignete Gestaltung der Wege von den Boxen zum LKW, Gestaltung der Rampen und ruhiges Arbeiten sehr viel erreichen - die Wutz, die auf dem Hof gemetzget wird und dabei in heller Aufregung zuerst dreimal ums Haus gejagt wird, bevor man sie im Griff hat, erlebt vor ihrem Tod hie und da größere Abenteuer als im großen Maßstab gehaltenes Schlachtvieh, wenns auf den LKW Richtung Schwarzwald oder Parma verladen wird.

Von einem nur noch mit viel gutem Willen und aus Höflichkeit gegenüber den Gastgebern essbaren Hähnchen erzählt mein Bruder, zu dessen Ehren bei der Verwandtschaft in der dominikanischen Republik ein Giggel geschlachtet wurde. Da dortselbst die Klappe am Hühnerstall unbekannt ist, die bei uns im traditionellen Hühnerstall nicht bloß z.B. vor Mardern schützt, sondern es auch möglich macht, an der Klappe Obacht zu geben, bis das ausersehene Opfer herauskommt, und es dann mit einem schnellen Griff beim Schlawittchen zu kriegen, wurde das Tier in großer Aktion von mehreren Leuten längere Zeit mit Steinschleudern im Hof herum gejagt, bis es einer mit einem Treffer am Kopf niederstrecken konnte. Auf dem Teller hatte es dann etwa die Farbe eines Fasans mit ein paar tausend Flugstunden und die Bißfestigkeit von Pemmikan.

  • Da gibts zum Thema Transport noch eine hübsche Sache am Rande: Im 19. Jahrhundert galt in Paris das „Boeuf de Hohenlohe“ als Nonplusultra beim Rindernen, dem heimischen Charolais und Limousin noch überlegen. Die Herden wurden vor dem Bau der nötigen Eisenbahnlinien aus dem Erzeugungsgebiet im Fußmarsch nach Paris getrieben. Ob die berühmte Qualität damit zusammenhing, daß die Tiere vor dem Schlachten auf etwa 650 km Fußmarsch ordentlich durchtrainiert waren, so daß sich kaum Schwierigkeiten mit dem Glykogenabbau im Muskelfleisch ergeben haben sollten, weiß ich nicht - es wäre aber einleuchtend. Heute scheint mir dieser Effekt wesentlich für die hohe Qualität von Rind aus reiner Weidemast zu sein, obwohl das Futter bei dieser Mastform natürlich auch eine Rolle spielt.

Nungut - ich hoffe, all dieser Verzäll aus der Welt der Aasesser ist Dir nicht zu nahe gegangen…

Schöne Grüße

MM

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Hallo Martin,

Nungut - ich hoffe, all dieser Verzäll aus der Welt der
Aasesser ist Dir nicht zu nahe gegangen…

nein, es ist mir nicht zu nahe gegangen; wie Tiere geschlachtet werden, und wie’s dabei manchmal (und früher noch häufiger) zugeht, ist mir bekannt, habe dabei auch schon mehr als nur einmal zugesehen, bin damit aufgewachsen - ich komme vom Dorf :wink:

Es ging mir hier eher ums Biochemische bzw. wie typisch das PSE ist, und das hast du ja auch erklärt.

Von daher: Danke! Auch fürs erzählerische Drumherum.

Viele Grüße,
Nina

Die Milchsäure-Muskelkater-Theorie ist jetzt erstmals untersucht und widerlegt. Es sind feinste Faserrisse.

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Servus,

das ist interessant. In welchem Zusammenhang genau? DFD? PSE? Wodurch/Wobei reißen welche Fasern?

Und wie ist das mit den messbaren pH-Werten in Einklang zu bringen?

Kannst Du näheres zu der Untersuchung sagen (durch wen/wo veröffentlicht)?

Nicht, daß ich Dir nicht trauen würde, aber auf den ersten Blick kommt mir das völlig unplausibel vor - daher täte ichs schon gerne genauer nachlesen.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,
ich bereue, die Quelle nicht gespeichert zu haben. Die Übersäuerung bleibt uneingeschränkt eine Tatsache und könnte durchaus auch die Mikrofissuren mitverursachen. Unmittelbarer Schmerzauslöser ist aber eine gewebliche Veränderung.
Das Problematische an der Recherche könnte sein, das vieles, das im Stadium der These durch millionenfaches Abschreiben zum Lehrsatz wurde, aus Eitelkeit der Koryphäen und Gewinnsucht der Pharmazeuten als solcher mit unfairen Mitteln verteidigt wird. Aber die Untersuchung wird wohl, im Gegensatz zu den Dissertationen unserer Kanzler (die ihren Titel also gar nicht führen dürften) noch da sein. Falls du suchst, berichte mal.
Bumi

Muskelkater
Servus,

jetzt komm ich glaube ich von der Leitung runter: Dieses:

Unmittelbarer Schmerzauslöser ist aber eine gewebliche Veränderung.

deutet darauf hin, daß Du vom „Muskelkater“ und nicht in erster Linie vom PSE-Fleisch bei geschlachteten Schweinen redest. Seh ich das richtig?

Schöne Grüße

MM

bingo
und gruß vom freund des besseren lebens

Hi,

aber (um wieder auf die Ausgangsfrage zurückzukommen): Abhängen muss das Fleisch ja wohl doch, oder? Egal ob mit oder ohne Fehler gewachsen…

die Franzi

Hi Franzi,

nein, Schweinernes nicht. Das sollte möglichst frisch verarbeitet und verzehrt werden. Eine ausgedehnte Reifezeit ist gut für Würste vom Typ Salami, Bratwurst, Mettwurst, Stracke etc. - aber Kesselfleisch, Braten, Haxen etc. etc., auch Schäufele und Ripple, soweit sie nicht gepökelt werden, gehen am besten direkt vom Schlachten in der Waschküche in die Küche hinüber.

Wobei „möglichst frisch“ nur bedingt „schlachtwarm“ heißt: Schlachtwarmes Schweinemett hat keine Handbremse, und wenn man es nicht mit dem zum Hausschlachten gehörigen Quantum Korn, Rossler oder Obstwasser verzehrt, geht es ausnahmslos jedem, der sich nicht warnen lässt, hundsgranatenmäßig elend davon.

Schöne Grüße

MM