Wann und wie wurde 'Gröfatz' Hitler Deutscher?

Hallo,

Adolf Hitler wurde 1931 oder 1932 in Braunschweig zum Regierungsrat oder Regierungsdirektor ernannt.
Dies habe ich - vermutlich - bei Fest oder Maser gelesen. Kennt jemand das genaue Datum und die näheren Zusammenhänge warum Hitler ausgerechnet in Braunschweig diesen Job bekam?

Wann und wo erhielt Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft? Als Austrianer konnte er wohl kaum deutscher Kanzler werden. Gibt es über diese Vorgänge Archive? Die Stadt Braunschweig gibt leider keine Auskunft.

thx Alex

Hallo,

Adolf Hitler wurde 1931 oder 1932 in Braunschweig zum
Regierungsrat oder Regierungsdirektor ernannt.
Dies habe ich - vermutlich - bei Fest oder Maser gelesen.
Kennt jemand das genaue Datum und die näheren Zusammenhänge
warum Hitler ausgerechnet in Braunschweig diesen Job bekam?

Wann und wo erhielt Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft?

Adolf Hitler wurde am 30. 04 1925 aus der Österreichischen Staatsbürgerschaft entlassen. (Auf Antrag).
Am 26 02. 1932 wurde ihm in Braunschweig die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannt. Grund war der Wahlkampf um die Reichspräsidentschaft. Nur ein Deutscher konnte (logischerweise) Reichspräsident werden. Es musste kein geborener Deutscher sein!

Der Freistaat Braunschweig (Ein Bundesstaat mit 500 000 Einwohnern) wurde zu dieser Zeit von einer Koalition aus einer Braunschweiger Lokalpartei und der NSDAP regiert. Der damalige Innenminister war NSDAP-Mitglied, so das die Aktion „Hitler wird Regierungsrat für eine Woche“ - und somit gleichzeitig Deutscher Staatsbürger - hier am einfachsten durchzuziehen war.

Quellen: FEST, J.C.: Hitler, 1190 p, Frankfurt/M usw 1973
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HitlerAdolf/

Wahlergebnisse Braunschweig in:
http://www.gonschior.de/weimar/Braunschweig/index.htm

Gibt es über diese Vorgänge Archive? Die Stadt Braunschweig
gibt leider keine Auskunft.

Dürfte schwierig werden, da noch offizielle Unterlagen zu finden. Ich würde als erstes mal im Landesarchiv in Hannover suchen. Sofern die Akten nicht vernichtet wurden…

Gruss
Mike

Spitze und Danke Michael.

Adolf Hitler wurde am 30. 04 1925 aus der Österreichischen
Staatsbürgerschaft entlassen. (Auf Antrag).
Am 26 02. 1932 wurde ihm in Braunschweig …

Hallo Michael,

absolute Spitze. Ich bedanke mich. Mit Copernic kam ich zwar auch zu den Links, aber irgendwie nicht an die Information. Habe ich da vieleicht die Links schluddrig durchsucht. Woher hast Du das genaue Datum? Der Hinweis auf Hannover ist Klasse.

Danke und Grüsse

Hallo!

ich habe auf Anregung meines alten Lehrers für Vermessungsgeschichte aus der TU Grazeinen Aufsatz zu diesem Thema verfaßt - hier ist er:

Dipl.- Ing. Matthias Buschek
A–4064 Oftering , Oberndorf 1

Wie Hitler Geometer wurde

Nach Adolf Hitlers Beruf vor seiner Machtergreifung zum „Führer und Reichskanzler“ gefragt, wer-den als Antworten durchwegs Bauarbeiter, (verbummelter) Studiosus, erfolgloser Kunstmaler oder Schriftsteller genannt. Daß er auch –wenn auch nur als Episode- Vermessungsbeamter, also sozusagen Geometer war, ist weniger bekannt

Adolf Hitler war Regierungsrat im Landes- Kultur- u.- Vermessungsamt Braunschweig! Er geriet also einmal in die Nähe des Vermessungswesen. Salopp ausgedrückt: Hitler war Geometer!

Diese weitgehend unbekannte und für viele überraschende Tatsache hat mit Hitlers jeweiliger Staatsangehörigkeit in den einzelnen Phasen sei-nes Werdeganges zum Reichskanzler zu tun:

1.) Der Österreicher

Hitler war Österreicher und blieb es auch in der ersten Zeit seiner Laufbahn, obwohl er der Stellungspflicht zum österreichischen Militär seit 1909 nicht Folge leistete und sich dem Militär-dienst in Österreich endgültig am 24. Mai 1913 durch seine Übersiedlung nach München entzog.
Bei Ausbruch des Krieges von 1914 meldete er sich jedoch freiwillig zum Militär und rückte als österreichischer Staatsbürger in die 1.Kompanie des 16. Bayrischen Reserve- Infantrieregimentes List ein (wo Rudolf Heß Dienstführender Unteroffizier war).
Am 14 Oktober bei Ypern durch Giftgas schwer an den Augen verletzt und vorübergehend erblin-det, erlebte er das Kriegsende -immer noch als Österreicher- im Lazarett im Pommern.

Daß Hitler nach Kriegsende seine österreichische Staasbürgerschaft nicht ablegte, mag damit zusammenhängen, daß er zunächst nicht daran glaubte, das Nachkriegs- Deutschösterreich wür-de lange überleben und die Staatsbürgerschafts-problematik würde sich ohnehin von selbst erledigen.

2.) Der Staatenlose

Erst nach dem Putschversuch vom 9. Nov.1923 und der „Haft“ in der Festung Landsberg (mit Diener und Heß als Sekretär) vom 11. Nov.1923 bis 20. Dez.1924 wurde für Hitler das Staatsbür-gerschaftsproblem wieder aktuell:
Denn zum ersten Mal am 4. Mai 1924 und ein weiteres Mal am 22. September 1924 legte die bayrische Staatspolizei dem bayrischen Innenmister Gürtler nahe, den unangenehmen Ausländer abzuschieben. Gürtler bannte diese Gefahr; die Führungseliten Bayerns waren ideologisch zum Großteil längst auf Hitlers Seite.

Bereits fest in die deutsche Innenpolitik eingebunden, ohne innere Bindung an das ungeliebte Österreich und immer die potentielle Gefahr vor Augen, vom politischen Gegner in seine österrei-chische Heimat abgeschoben zu werden, legte Hitler am 7. April 1925 die österreichische Staatsbürgerschaft nieder und war somit staatenlos.

Hatte Hitler die Gründung der NSDAP, die ersten Jahre seines Kampfes bis hin zum „Marsches zur Feldherrenhalle“ als Österreicher betrieben, so agierte er in den folgenden Jahre als Staatenloser, was niemanden störte und wenigen auffiel und Zeichen dafür ist, wie chaotisch in Deutschland (wie auch in Österreich) Politik, speziell Innenpolitik betrieben wurde. Hitler betrieb in seinen staatenlosen Jahren eine auf Wahlerfolge ausgerichtete Legalitätstaktik, hatte jedoch wenig Er-folg bei Wahlen, formte aber in dieser Zeit seine NSDAP zur straffen Kaderpartei mit schlag-kräftigen militärischen Substrukturen:

Sein „Weg der Staatslegalität“ brach jedenfalls zusammen, als im November 1931 der Skandal um die „Boxheimer Dokumente“ platzte, in denen die NSDAP zusammen mit der SS Putschpläne unter der Annahme einer drohenden kommunistischen Machtergreifung ausgearbeitet hatte. Die deutsche Führung war bereits zu schwach, gegen Hitler aktiv zu werden: Der preußische Innenminister Severing „verzichtete“ auf die Ausweisung des staatenlosen Hitlers, die ihm von der Staatspolizei vorgeschlagen wurde.

3.) Der braunschweigische Geometer

Als 1932 die Wahl des Reichspräsidenten anstand, bei der Hitler gegen den damals 84-jährigen Hindenburg anzutreten hatte, wurde es offenkundig, daß er im Falle eines Wahlsieges dieses Amt nicht ausüben könne, da seine Staatenlosigkeit dem entgegenstand:
Hitler ließ sich daher umgehend naturalisieren, wobei ihm zu Hilfe kam, daß in Braunschweig bereits eine nationalsozialistische Landesregierung installiert war, so daß sichergestellt war, daß die Staatsbürgerschaftverleihung an Hitler ohne lästige Fragen über die Bühne gehen könne. Ein deutsches Gesetz besagte, daß nur ein deutscher Staatsbürger Beamter werden könne, und daß die Vergabe einer Beamtenfunktion (an einen Aus-länder bzw. Staatenlosen) automatisch den Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft zur Folge habe:
Am 25. Februar 1932 wurde der „Schriftsteller Adolf Hitler“ als Beamter in das Landeskultur- u. Vermessungsamt Braunschweig aufgenommen, „beauftragt mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines Sachbearbeiters für wirtschaftliche Fragen des Landes Braunschweig bei der Br. Gesandtschaft in Berlin“, was im „Amtsblatt der braun-schweigischen Staatsverwaltung, 11. Jahrgang Nr. 5“ am 11. März auch kundgetan wurde.

Der Herr Regierungsrat Adolf Hitler betätigte sich nie mit dem ohnehin nur rein formell beschriebenen pseudo-Aufgabenbereich, der nicht geeignet war, ihn von seinen wahren Ambitionen abzuhalten:

Irgendwelche Spuren einer Tätigkeit für das Kultur- u. Vermessungsamt Braunschweig sind nicht aufzufinden, auch nicht in Berlin, so daß seine einzigen Aktionen als Katasterbeamter die waren, einen Diensteid abgelegt und unmittelbar darauf um Urlaub angesucht zu haben, worauf er dann zweimal noch erfolgreich seine Verlängerung urgierte.

Kaum braunschweigischer Vermessungsbeamter geworden, stürzte sich RRt. Hitler in den Wahlkampf um den Posten des Reichskanzlers und dies unter Ausnützung aller damals möglichen auch technischen Hilfsmittel: Von 1. bis zum 11. März vollführte er seinen berühmten Wahlkampf per Flugzeug, der es ihm ermöglichte, in einem Minimum an Zeit ein Maximum an Kundgebun-gen aufzusuchen. Allerdings verlor er die Wahl mit 37% der Stimmen gegen Hindenburg, der 53 % erhielt.

Die Stunde der Regierungsrates Hitlers war noch nicht gekommen!

Aufgrund der andauernden Beurlaubung Hitlers, er blieb auch nach der verlorenen Wahl von 1932 auch weiterhin beurlaubt und agitierte als Politiker, stellte die Braunschweigische Landesregierung die Auszahlung von Gehältern an Hitler ein.
Als der Regierungsrat Adolf Hitler aber sein Ziel erreicht hatte und am 30. 01. 1933 zum Reichskanzler ernannt worden war, bat er die Braunschweigische Regierung um die Entlassung aus dem Staatsdienst, was mit sofortiger Wirkung gewährt wurde.

4.) Weitere Geodäten, die Politiker wurden.

Adolf Hitler war nicht der einzige Politiker mit Kontakt zum Vermessungswesen. Die im folgenden angeführten Geodäten übten aber diesen Beruf tatsächlich aus, bevor sie in politische Funktionen wechselten:

P. Adam Schall von Bell S. J. (1591–1666) deutscher Mathematiker, Astronom und Jesuit aus Köln:
Er wurde von seinem Orden 1618 als Missionar nach China gesendet, wo er 1622 eintraf und es unter dem Namen T’ang Yo-Wang bis zum Mandarin, also zu einem hohen Regie-rungsbeamten -etwa einem Minister vergleichbar- aufstieg.

George Washington (1731–1806):
Auch der er-ster Präsident der USA war ursprünglich Land-vermesser und ebenfalls sein Assistent Benjamin Bannecker (1731–1806), das Kind eines schwar-zen Vaters und einer Engländerin.

Leonid Breschnew (1906–1982:
Sovietrussischer Ministerpräsident, studierte Vermessungswesen an der technischen Universität in Kiew und arbeitete zunächst im Komitee für Landreform. Dort „…sah er die Not der Bauern, worauf er beschloß, in die Politik zu gehen…“ (gem. der offiziellen Geschichte der KPDSU)

Heinrich Lübke (1894 –1972), deutscher Bundespräsident von 1959-1969, studierte von 1913 bis 19123 -unterbrochen durch den Mititärdienst im I. Weltkrieg- Kulturtechnik und Geodäsie. Lübke ist das deutsches Staatsoberhaupt gewesen, welches, im Gegensatz zum Regierungsrat Adolf Hitler, wirklich aus dem Vermessungswe-sen kam .

*****

Die Basisinformation zu Hitlers Braunschweig– Episode und den Auszug aus dem braunschweigischen Amtsblatt erhielt ich von meinem verehrten ehemaligen Lehrer, dem Wirklichen Hofrat i. R. Dipl-Ing. Hon.-Prof. Franz Allmer, der heute noch, obwohl schon im hohen Alter stehend, auf unkonventionelle Art die Geschichte des Vermessungswesen an der TU in Graz lehrt.

Reicht das?

Grüße:

Matthias Buschek

NS.: Gestern habe ich in „wer-weiß-was“ geschrieben, wie A.H. zum Hakenkreuz gekommen sein soll.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Vielen Dank Leute…
das wesentliche (was ich eh wusste) habe ich von der Mehrheit der Poster erfahren. Von der Minderheit habe ich Wissen erlebt.

Grüsse