Darüber, was die Motivation Russlands ist und wo man die Ursachen dafür vermuten kann, hatte ich mich vor über einem Jahr lang und breit ausgelassen. Aber bei allem Verständnis für das allgemeine Unwohlsein Russlands ist es halt unverändert so, dass der Angriff auf die Ukraine völkerrechtswidrig und der Krieg ganz allein Russlands schuld ist.
Es ist mir ein Rätsel, wie man heute noch auf den Gedanken kommen kann, so etwas ernsthaft irgendwo hinzuschreiben, wo es andere lesen können.
Die Ukraine ist ein souveräner Staat und kann und darf deswegen ganz alleine entscheiden, an wen sie sich vertraglich binden möchte. Ganz genau so, wie das die vielen anderen Ostblockländer gemacht haben, die sich eben nicht für eine erneute Annäherung an Russland entschieden.
Die Ukraine hat niemanden geschlagen. Die Ukraine ist ein souveräner Staat, der nicht nur vom allgemeinen Völkerrecht geschützt wird, sondern auch durch ein Abkommen, in dem Russland selbst die Integrität der Unterzeichnerstaaten und den Verzicht auf Gewalt und noch einiges andere garantierte. Es steht also völlig außer Frage, wer hier gegen Recht verstößt und wer die Schuld am Angriff trägt. Weiterhin ist auch klar, welchen Wert irgendwelche Abkommen mit Putin-Russland haben, was man dann getrost auf irgendwelche potentiellen Friedensverhandlungen und -Verträge übertragen kann, die von dem ein oder anderen gefordert werden. Das einzige, was vor dem Hintergrund zielführend ist, ist eine militärische Niederlage Russlands.
Das Gerede davon, dass der Westen oder gar die Ukraine selber „irgendwie auch Schuld am Krieg tragen“ erinnert mich im übrigen an die reflexhafte Arschlochreaktion auf eine Vergewaltigung „aber die hatte einen kurzen Rock an, hat den Täter vorher angelächelt und sogar ein Bier mit ihm getrunken.“
Für eine derartige Täter-Opfer-Umkehr hatte ich noch nie Verständnis und dieses ist ganz sicher nicht größer geworden, seit meine Tochter 12 ist, die an gewissen Stellen Rundungen aufweist und deren Klamotten immer enger und kürzer werden.