Hallo Laralinda
Fangen wir mal damit an, was ein Krokodil ist. Die Krocodilier tauchen relativ früh in der Untertrias mit mehreren Unterfamilien auf. Sie werden hauptsächlich durch die Stellung des Astragalus und der geschlossenen Hüftpfanne definiert und damit von anderen Archosauriern wie Dinosauria abgetrennt. Diese ersten Krokodile sind landlebend, besitzen unter den Bauch gestellte, lange Beine und sind (wahrscheinlich) zum Galoppieren fähig (das können heute auch manche Krokodile). Der Gang ins Wasser und die Anpassung an das Leben als Lauerjäger ist mehrfach und zu verschiedenen Zeiten erfolgt. Die Vorfahren unserer heutigen Krokodilier ließen sich erst vor ca. 90 mill Jahre ins Wasser. Soweit die Fossilienlage.
Soweit ich weiß gibt es keinen einzigen Organfund bei fossilen Krokodilen, lediglich ein echter Hautabdruck ist mir von Steneosaurus bekannt. Das heißt, Dein Prof kann lediglich VERMUTEN, daß die Tiere warmblütig gewesen sind und ein vollständig gekammertes Herz hatten.
Was spricht dafür, was dagegen?
Stammesgeschichte: Die nächsten heute noch lebenden Verwandten der Krokodile sind Vögel. Sämtliche Vögel besitzen eine gleichbleibend kontrollierte Körpertemperatur von 42 - 45°C. Dies ist ein typisches Merkmal dieser Tiergruppe. Aus den nahen Verwandtschaft (Dinosauria, Pterosauria) gibt es mehrere deutliche Hinweise, daß auch bei ihnen gleichwarme Vertreter zu finden sein könnten. Wenn man vermutet, daß homöothermie nur einmal „erfunden“ wurde, dann im basalen Bereich der Dinosauriomorpha - oder vielleicht nur einen kleinen Schritt früher, bei den Archaeosauria. Und dann wären die Krokodile dabei.
Zudem haben alle Vögel ein vollständig gekammertes Herz. Es gibt einen (!) Fund eines Dinosauriers aus Italien, der Strukturen hat, die man als Herz interpretieren könnte. Dieses Herz wäre dann auch vollständig gekammert. Aber die Interpretation ist umstritten.
Palökologie: Sämtliche ursprünglichen Krokodilier sind landlebende aktive Jäger. Sie brauchen eine hohe Stoffwechselrate, um genug Reaktionsgeschwindigkeit zum Beutemachen zu erreichen. Allerdings ist die Beute in der Trias nicht übermäßig schnell (Schildkröten, Procolophonier, Sclerosaurier, Mastodonsaurier).
Morphologie: Der Knochenbau der Arm- und Beinknochen zeigt in manchen Proben Kapillare, die zur Thermoregulierung bei Vögeln und Säugern auftauchen (gebe aber zu, den genauen Zusammenhang habe ich aber nicht mehr im Kopf). Auch zeigen die Frühformen nicht die typischen Masseringe heutiger Krokodile, ausserdem gab es kleine Formen (Saltoposuchus). Allerdings gibt es auch heute noch kleine, jagende wechselwarme Tiere, andere Krokodile waren massereich (Batrachotomus)(einfachere Aufheizung durch Muskelbewegung) oder besitzen Knochensegel (Arizonasaurus, die allerdings auch mit Muskeln bepackt gewesen sein könnten).
Klimatologie: Fast auf der gesamten Erde sind Fossilien der Krokodilier gefunden worden und das durch die gesamte Erdgeschichte hindurch und in sämtlichen Ökogebieten mit vielen Anpassungen. Darin dürften auch schwierigere Klimate gelegen haben, die mit einer kontrollierten Körpertemperatur einfacher zu besiedeln waren. Allerdings war die Durchschnittstemperatur der Erde im Mesozoikum und Paleogen wesentlich ausgeglichener und höher als heute. Zudem finden sich die nördlichsten Krokodilfossilien auf Höhe Zentralalaskas und nach Süden bis Patagonien (Kontinentaldriftbereinigt). Weiter nördlich fehlen Fossilien, in der südlicheren Antarktis sind noch in der Kreide große Amphibien nachgewiesen, die als Lauerjäger die ökologische Niesche der heutigen Krokodile besetzten.
Ich persönlich glaube nicht daß die Krokodile früherer Zeiten warmblütig gewesen sind, mir spricht zuviel dagegen. Beweisen kann ich es nicht. Ebensowenig kann Dein Professor beweisen, daß sie es waren.
Gruß
Andreas