Hallo !
Wenn er das gesagt hat, wird es schon stimmen.
Man hat viel Schlimmeres dokumentiert. Man hat kleine Kinder auf der Strasse sterben lassen und davon Filmaufnahmen gemacht.
Dann - der eigenliche Sinn dieser Aufnahmen, hat man die vorbeigehenden Passanten dazu gefilmt. Es sah so aus, als wenn diese gedankenlos an den sterbenden Kindern vorbeigingen. Vielleicht war es so. Vielleicht waren die Einwohner des Gehttos so abgestumpft, dass sie nichts mehr wahrnahmen. Vielleicht auch nicht. Aber, die deutsche Bevölkerung hat diese Filme als Wochenschauausschnitte gesehen und man wollte ihnen damit zeigen, wie degeneriert und verkommen der Jude doch ist. Nicht lebenswert!
Ich habe oft mit ehemaligen deutschen Soldaten gesprochen, die man in einen Bus gesteckt hatte und durch das Ghetto gekarrt hat. Damit sie selbst sehen, wie es bei den Juden zugeht. Und die meisten haben diese Szenen, die sie sahen, verallgemeinert. Man erzählte ihnen, so lebt der Jude, so ist er. Das Elend war echt, nichts war bei diesen Sightseeingtouren durch das Ghetto gestellt. Nach so einem erlebnisreichen und interessantem Tag im Ghetto zurück an die Front und es machte wieder richtigen Spaß, Juden zu jagen.
Nicht alle deutschen Soldaten fielen darauf herein, aber die meisten. Sie hatten oft monatelang an der vordersten Front gestanden. Hatten nichts anderes erlebt, als Kämpfe und Schmutz, Dreck und Tod. Da prägte sich eine Besichtigung des Ghettos so richtig schön ein.
Ich habe es schon mal geschrieben, auch in der „Heimat“ wurden die Deutschen dazu veranlaßt, in den Juden nur Dreck zu sehen.
Wenn die Kinder heute in der Nase bohren und dann den „Popel“ herausholen, so sagten wir dazu Jude". Das war ganz normal und wir Kinder wußten natürlich nicht, was ein Jude ist. Aber der heutige „Popel“ war in ganz Deutschland ein „Jude“.
Uns Kindern wurde gesagt, einen Juden erkennt ihr an den angewachsenen Ohrläppchen. Da machte das Judensuchen echt Spaß und viele Arier wurden von uns Kindern erstmal zum Juden gemacht.
Als dann nach dem Krieg die Vertriebenen aus dem Osten in Massen zu uns kamen, sahen wir uns erstmal die Ohren an.
Oder - man beobachtete Fahrradfahrer. Ein Jude setzte seinen Fuß nämlich nicht so edel auf die Pedale, wie ein Ariere, nämlich mit den zehen, dem Vorderfuß. Nein, der Jude war faul und hatte seine Plattfüße einfach mittig auf der Pedale ruhen. Die Hacke an der Pedale.
Kindern treibt man solche Dinge, die man ihnen jahrelang anerzogen hatte, nicht vom 7. bis zum 8.Mai aus. Und so schwebten unsere Eltern noch monatelang in Angst und Schrecken. Vor allem, wenn wir einen englischen Soldaten mit erhobener Hand und Hitlergruß „Heil Htler“ begrüßten. Da kamen schon einige Eltern für ein paar Tage in den Knast.
mfgConrad