Warum darf man eine Mesusah nicht desinfizieren?

Hallo ihr,

diese Woche habe ich einen Bericht gelesen, dass sich die Schweinegrippe in Israel rasant ausbreitet. Grund sind, so der Bericht, die überall angebrachten öffentlichen Mesusot. Desinfizieren dürfe man sie „aus religiösen Gründen“ nicht.

Das fragt sich doch die neugierige Leserin sofort: warum nicht?

Schöne Grüße

Petra

Hallo,

einen ‚religiösen Grund‘ weiß ich nicht, ich weiß nur, dass man sehr vorsichtig ist um das darin befindliche Pergament nicht zu schädigen. Deshalb wird es eigentlich nur trocken abgewischt und kein Reiniger darauf gesprüht, aber dass das einen religiösen Hintergrund hätte?
Bin auch mal gespannt auf weitere Antworten.

Gruß,
Nicole

Hallo.

diese Woche habe ich einen Bericht gelesen, dass sich die
Schweinegrippe in Israel rasant ausbreitet. Grund sind, so der
Bericht, die überall angebrachten öffentlichen Mesusot.

Aha, wer gibt denn diesen Grund an? Zum einen berühren nur die wenigsten die Mezusot direkt und die meisten Israelis überhaupt nicht. In diesem Sinn halte ich diese Begründung erst einmal für mehr als zweifelhaft.

Desinfizieren dürfe man sie „aus religiösen Gründen“ nicht.

Dieses bedarf alleine etwas aufwands, damit das Pergament bzw. der Text darauf nicht beschädigt wird. Hierzu macht man die Mezusa auf, entnimmt das Pergament, reinigt die Hülle, tut das Pergament hinein, schliesst die Mezusa und gut ist es.

Das fragt sich doch die neugierige Leserin sofort: warum
nicht?

Und ich frage: Wieso überhaupt?

Ich hätte bezogen auf Israel eher erwartet, dass hier ein reger Reiseverkehr weltweit vorhanden ist. Kaum eine Gesellschaft ist heutzutage so global organisiert/verteilt, wie die Jüdische.

Gruss,
Eli

Hallo Eli,

Aha, wer gibt denn diesen Grund an?

http://www.sueddeutsche.de von gestern oder vorgestern.

Zum einen berühren nur die
wenigsten die Mezusot direkt und die meisten Israelis
überhaupt nicht.

Aha, die Süddeutsche schreibt, dass sie das schon machen.

In diesem Sinn halte ich diese Begründung
erst einmal für mehr als zweifelhaft.

Wäre nicht das erste Mal, dass die Unsinn über Israel schreiben.

Desinfizieren dürfe man sie „aus religiösen Gründen“ nicht.

Dieses bedarf alleine etwas aufwands, damit das Pergament bzw.
der Text darauf nicht beschädigt wird. Hierzu macht man die
Mezusa auf, entnimmt das Pergament, reinigt die Hülle, tut das
Pergament hinein, schliesst die Mezusa und gut ist es.

Hm? Kann man nicht einfach bei Bedarf mit Desinfektionsmittel außen drüberwischen? Da passiert doch dem Pergament nichts?

Ich hätte bezogen auf Israel eher erwartet, dass hier ein
reger Reiseverkehr weltweit vorhanden ist. Kaum eine
Gesellschaft ist heutzutage so global organisiert/verteilt,
wie die Jüdische.

Wahrscheinlich ist die Schweinegrippe dort überhaupt nicht verbreiteter als anderswo. Das scheint wohl so ein typischer Schadenfreude-Beitrag zu sein: „Haha, die werden leichter krank, selber schuld“.

Manchmal frage ich mich echt, warum ich die Süddeutsche immer wieder anklicke.

Schöne Grüße

Petra

Hallo

Desinfizieren dürfe man sie „aus religiösen Gründen“ nicht.

Das fragt sich doch die neugierige Leserin sofort: warum
nicht?

Also mich hat das auch gleichmal interessiert.
Ein definitives Ergebnis war leider bis dato nicht zu finden, aber folgende Texte;

„Die Mesusa wird an allen Eingängen des Hauses, sowie an allen Toren angebracht. Im Hause oder der Wohnung selbst, wird mit Ausnahme von Badezimmer und WC , die Mesusa an allen Türen befestigt.“

http://www.judentum-projekt.de/religion/religioesegr…

„Das Mesusa-Gehäuse kann mit der Zeit verstauben. Für dessen Reinigung benutzen wir niemals Flüssigreiniger , denn sie könnten das Pergament beschädigen. Alle drei bis vier Jahre muss das Mesusa-Pergament von einem speziell geschulten Sofer auf Unversehrtheit kontrolliert werden. Mit der Zeit können Buchstaben verblassen oder die Tinte abbröckeln. Dadurch wird die Heiligkeit vermindert und die schützenden Kräfte gehen verloren.“

„Mesusot sollten zweimal in sieben Jahren überprüft werden um sicherzustellen, dass sie noch koscher sind. Im Laufe der Zeit können Wettereinflüsse, durch das Zusammenrollen des Pergamentes oder andere Mängel auftreten. Es ist empfehlenswert, Mesusot, die sich außerhalb des Hauses befinden, öfter zu kontrollieren, da sie stärker den Wettereinflüssen unterliegen.“

http://www.de.chabad.org/library/article_cdo/aid/828…

Es wird nach meinem empfinden deutlich, daß es sich um eine reine Sicherheitsvorsorge handel, um die Mesusa nicht ev. zu beschädigen. Denn nicht nur das der Gebrauch von flüssigem Reiniger explizit untersagt wird, sondern auch die Tatsache das man s.g. „Nassräume“ wie Badezimmer und WC ausspart läßt darauf schließen.

Die besondere Kontrolle der Mesusa im Eingangsbereich des Hauses scheint das zu bekräftigen, da Regen die einzige Witterung darstellt, die in eine Mesusa eindringen könnte und so beschädgigen könnte.

Da es sich um einen heiligen Gegenstand und ein Symbol der Gottesnähe handelt, wäre nach meinem dafürhalten für einen gläubigen Juden die Hemmschwelle sehr groß diese Tradition aus „gesundheitlichen“ Gründen zu vernachlässigen.

Gruß Parzival

Hallo Petra.

Aha, wer gibt denn diesen Grund an?

http://www.sueddeutsche.de von gestern oder vorgestern.

Habe den Aritkel gefunden und schon gleich am Anfang wird es merkwürdig, da die „Schweinepest“ fast nur in Deutschland so heisst. Überall sonst wird sie als „mexikanische Grippe“ geführt. Und selbst wenn, Namen sind nicht trefe.

Und Glücksbringen sind Mezusot nun wirklich gerade nicht. Hier kommt dann das zweite Vorurteil zum Spiel.

Und auch sonst findet sich im Artikel eigentlich nicht viel stichhaltiges: es wird vermutet.

Zum einen berühren nur die
wenigsten die Mezusot direkt und die meisten Israelis
überhaupt nicht.

Aha, die Süddeutsche schreibt, dass sie das schon machen.

Sicherlich kommt es dabei auch zu Berührungen, aber ich kann das nicht bestätigen.

Hm? Kann man nicht einfach bei Bedarf mit Desinfektionsmittel
außen drüberwischen? Da passiert doch dem Pergament nichts?

Nein, hier besteht, dass die Schrift auf dem Pergament durch die Nässe unbrauchbar wird. Allerdings kenne ich kein Verbot, welches ein Waschen verbietet. Vor allem kann man das Pergament im Inneren so schützen, dass es durch äusseres desinfektieren nicht geschädigt wird, nur gilt dieses eben nicht.

Wahrscheinlich ist die Schweinegrippe dort überhaupt nicht
verbreiteter als anderswo. Das scheint wohl so ein typischer
Schadenfreude-Beitrag zu sein: „Haha, die werden leichter
krank, selber schuld“.

Ich verstehe hier die Aufregung sowieso nach wie vor nicht. Bislang sterben daran weniger Menschen als an anderen Grippen und mit denen leben wir schon jahrelang, ohne das dies jemanden noch gross aufregen würde.

Gruss,
Eli

Hallop.

Dadurch wird die Heiligkeit vermindert und die schützenden
Kräfte gehen verloren."

LOL, nein, die Mezusa wird dadurch einfach unbrauchbar und die Pflicht eine solche anzubringen, ist dann nicht mehr erfüllt.

Es wird nach meinem empfinden deutlich, daß es sich um eine
reine Sicherheitsvorsorge handel, um die Mesusa nicht ev. zu
beschädigen.

Das ist richtig.

Denn nicht nur das der Gebrauch von flüssigem
Reiniger explizit untersagt wird, sondern auch die Tatsache
das man s.g. „Nassräume“ wie Badezimmer und WC ausspart läßt
darauf schließen.

Das hat damit NICHTS zu tun, hier besteht einfach keine Pflicht eine Mesusa anzubringen. So sind davon auch Abstellkammern ausgenommen und hier liegt hoffentlich kein Problem mit Nässe vor :wink:

Da es sich um einen heiligen Gegenstand und ein Symbol der
Gottesnähe handelt, wäre nach meinem dafürhalten für einen
gläubigen Juden die Hemmschwelle sehr groß diese Tradition aus
„gesundheitlichen“ Gründen zu vernachlässigen.

Ja, wobei das Berühren der Hülle keine Pflicht darstellt und sogar viele Gelehrte davor warnen, die Hülle direkt mit den Händen zu berühren.

Gruss,
Eli

1 Like

Hallo Parzival,

Also mich hat das auch gleichmal interessiert.
Ein definitives Ergebnis war leider bis dato nicht zu finden,
aber folgende Texte;

„Die Mesusa wird an allen Eingängen des Hauses, sowie an allen
Toren angebracht. Im Hause oder der Wohnung selbst, wird
mit Ausnahme von Badezimmer und WC , die Mesusa an allen
Türen befestigt.“

http://www.judentum-projekt.de/religion/religioesegr…

Pech nur, daß diese Quelle nicht kompetent ist. Da ins Internet jeder reinstellen kann, was er mag, ist eine Prüfung des Lesers nötig.
Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht.

Im inneren Bereich eines Hauses oder einer Wohnung werden an den Räumen Mesusot angebracht, in denen man auch schlafen könnte / würde, also nicht vor Badezimmern, WCs, Abstellräumen, Speisekammern etc.

Auch am Eingang von Wohnwagen orthodoxer Juden kann man eine Mesusa sehen.

Es wird nach meinem empfinden deutlich, daß es sich um eine
reine Sicherheitsvorsorge handel, um die Mesusa nicht ev. zu
beschädigen. Denn nicht nur das der Gebrauch von flüssigem
Reiniger explizit untersagt wird, sondern auch die Tatsache
das man s.g. „Nassräume“ wie Badezimmer und WC ausspart läßt
darauf schließen.

Tja, falsche Grundlage - falscher Schluß!

Viele Grüße

Iris

3 Like

Na ganz toll…

http://www.sueddeutsche.de von gestern oder vorgestern.

Habe den Aritkel gefunden und schon gleich am Anfang wird es merkwürdig…

Fand ich auch, aber teilweise aus anderen Gründen!

Da schreibselt der Mensch was von…
Auf den Kapseln, die auch an allen privaten Wohnungstüren angebracht werden, fand man Koli-, Klebsiella- und Staphylokokken-Bakterien, die unter anderem Lungenentzündungen und schwere Unterleibsentzündungen hervorrufen können

Uuh, das klingt ja jetzt so als wären Israelis die Bazillenschleudern schlechthin und religiös bedingt schon furchtbar unrein!

Aber nehmen wir das Ganze mal auseinander:

Koli - E. coli ist Teil der Darmflora. E. coli teilt sich sehr schnell (unter optimalen Bedingungen alle 20 Minuten), so dass andere Keime, die dem Körper schaden könnten, sich nicht ausbreiten können.

Klebsiella - Klebsiella-Arten leben im Boden, in Gewässern und auf Getreide. Klebsiella pneumoniae ist auch bekannt als Friedländer-Bakterium und gehört zur normalen Darmflora des Menschen
pneumoniae— wenigstens wissen wir jetzt, wie der „hoch gebildete“ Autor auf die Lungenentzündung kommt!

Staphylokokken - kommen auch in der Umwelt, einschließlich auf Lebensmitteln, vor und sind in der Regel Besiedler der Haut- und Schleimhäute ohne Krankheitsbedeutung

Allein anhand der medizinischen Relevanz seiner Aussagen, die nun glücklicherweise nicht in den Bereich des „Glaubens“, sondern des naturwissenschaftlich Bewiesenen gehen, können wir schon sehen, wie es um den Artikel als Solchen bestellt ist.

Warnung: Israelis sind habituelle DHMO Konsumenten! (SCNR)

Wahrscheinlich ist die Schweinegrippe dort überhaupt nicht verbreiteter als anderswo.

2150 Fälle sind 1/3 von dem, was NRW hat. Man könnte also sagen, Israel hat die SG ganz gut im Griff.

Das scheint wohl so ein typischer Schadenfreude-Beitrag zu sein: „Haha, die werden leichter krank, selber schuld“.

Ich persönlich rieche fast eine antisemitische Tendenz, da hier bewußt ein Element der jüdischen Glaubenspraxis als Gefahr für die öffentliche Sicherheit dargestellt wird!

Gruss,
Michael

Hallo Michael,

Uuh, das klingt ja jetzt so als wären Israelis die
Bazillenschleudern schlechthin und religiös bedingt schon
furchtbar unrein!

Ach was. Es geht doch um die gleichen Bakterien, die man wahlweise auf Erdnüssen in einer Bar, auf Türklinken oder Milchpackungen findet. Die schaden nicht - die leben halt da :wink:

Ich persönlich rieche fast eine antisemitische Tendenz, da
hier bewußt ein Element der jüdischen Glaubenspraxis als
Gefahr für die öffentliche Sicherheit dargestellt wird!

Hmm … mag sein.

Na jedenfalls weiß ich nun, dass es da keine mir bislang unbekannte rituelle Vorschrift gibt, die das Reinigen einer Mesusah von außen verbietet. Dann ist mein Weltbild ja wieder in Ordnung.

Schöne Grüße

Petra