Hallöchen,
Nach BÜRKNER wird zudem impliziert, daß auch in Regionen mit
überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum (aus hohem Anteil
dienstleistender Unternehmen) trotzdem ökonomische
Schrumpfungsphänomene auftreten können und zwar verstärkt
gerade dort, wo der vorangegangene Verlust von
Industriearbeitsplätzen bereits zu Tendenzen einer
Suburbanisierung geführt hat.
Ich hätte also nicht von einer höheren/niedrigeren
Produktivität von Industrie-/Dienstleistungsarbeitsplätzen
sprechen dürfen, sondern allenfalls von damit korrelierenden
Schrumpfungsketten, die für mich allerdings bei der
Betrachtung des o.a. Strukturwandels außer Frage stehen.
ich denke, daß man die Entwicklungen in Ost- und Westdeutschland nur
schlecht vergleichen kann. Während in den großen Industrieballungsräumen, die vom - ich greife das Wort wieder auf - Strukturwandel betroffen sind, d.h. insbesondere in NRW und im Saarland, der Vorgang über Jahrzehnte stattfand und eine gesunde (restliche) Wirtschaftsstruktur vorhanden war, kam im Osten der „Strukturwandel“ sozusagen über nacht und betraf alle Wirtschaftszweige.
Im Westen hätte daher durchaus die Möglichkeit bestanden, den Übergang von der Montanindustrie auf moderne Wirtschaftszweige fördernd zu begleiten. Darüber, wie die Sache im Osten abgelaufen ist, könnte man ganze Romane schreiben, was ich für heute mal lassen werde.
Aus diesen Unterschieden ergeben sich auch völlig verschiedene Bevölkerungsentwicklungen bzw. Reaktionen der Erwerbsbevölkerung. Hinzu kommt, daß im Osten mit Hilfe einer fragwürdigen Wirtschaftsförderung ein Flickenteppich mit moderner aber leider wenig arbeitsintensiver Industrie entstanden ist. Auch hierüber ließe sich ausführlich referieren.
So oder so lassen sich die beiden Entwicklungen eben nicht vergleichen.
Das Problem im Westen ist, daß man mit hohen staatlichen Zuschüssen bspw. den Bergbau erhalten hat, was einerseits verhinderte, daß diese Gelder sinnvoll investiert wurden und andererseits dazu führte, daß Kapital der Wirtschaft in wenig rentablen und ganz sicherlich nicht zukunftsweisenden Wirtschaftszweigen gebunden blieb. Erst in den letzten Jahren ist erkennbar, daß sich beispielsweise die RAG in andere Richtungen orientiert. Vorher dümpelten die anderen Zweige des Konzern ohne große Investitionen vor sich hin, weil das Kapital nun einmal im Bergbau gebunden war.
Besser noch: Die staatliche Förderung des Bergbaus zwang die RAG nachgerade zur stiefmütterlichen Behandlung der anderen Bereiche der Gruppe, weil die Förderung mit diversen Auflagen verbunden war, die u.a. unter anderem zum Inhalt hatten, daß man mit den anderen Zweigen wenig bis kein Geld verdienen durfte. Das sind genau die Dinge, die ich meine, wenn ich davon spreche, daß das Festhalten an alten Industrien schädliche Auswirkungen auf die Wirtschaft - und damit die Arbeitsmarktsituation - hat.
Gruß,
Christian