Wirtschaftsförderung
Die *Loslösung von den alten Industrien* ist eine theoretische
Pauschalforderung (sicherlich jedoch eine notwendige), die
praktisch allerdings nicht 1:1 in den Regionen umsetzbar ist,
denen exakt diese Industrien als Standort entzogen wurden.
Es muß nämlich berücksichtigt werden, daß für die genannte,
fehlende Entwicklung in den Städten und Stadtregionen (und
damit sogar einzelner Länder) früherer Industriehochburgen
eben genau die geforderte Expansion von
Dienstleistungsarbeitsplätzen *verantwortlich* ist, die in der
Regel eine geringere Produktivität aufweisen als
Industriearbeitsplätze.
Was ist denn für Dich Produktivität? Und ich sage gleich, daß nach allen Definitionen die ich kenne, die „Produktivität“ bei Dienstleistern im Schnitt deutlich höher ist.
Desweiteren ist es fahrlässig, die durch den Rückzug der
*Schwerindustrie* entstandenen Schäden zu übergehen.
Beispiel Dortmund: Die Post-Hoesch-Ära hat im wahrsten Sinne
des Wortes für einen Kahlschlag im Stadtbild gesorgt. Wer die
immensen Brachen z.B. in Berghofen oder Derne (früher sogar
als *Dortmund-Hoesch* in Stadtplänen genannt!) sieht, vermag
sich leicht vorzustellen, daß diese *Gelände* auch in den
kommenden Jahren weder gewerblich noch als Wohnraum
*aufzufüllen* sind, nachdem sie bereits bis dato jahrelang
ungenutzt blieben.
Ja, ein gesunder Fatalismus ersetzt Phantasie und Mut. Erstaunlicherweise gab es in anderen Städten durchaus auch große Industriebrachen, auf denen dann ganze Stadtteile neu entstanden. Dafür braucht es natürlich einen umtriebigen Wirtschaftsförderer, der seine Arbeit nicht darin erschöpft sieht, mit dem IHK-Direktor alle zwei Wochen mal mittags essen zu gehen.
Die *neuen* Unternehmen, vornehmlich im Umfeld der Dortmunder
Universität und dem angeschlossenen Technologiezentrum
angesiedelt, sind kaum die Adressaten für jene
Arbeitsplatzsuchenden, die als mittelbare und unmittelbare
Opfer eines ganzen Industrieuntergangs unverschämterweise die
Statistiken versauen und analog dazu andere, diesbezüglich
virgile Regionen ach so glänzend dastehen lassen.
Duisburg hat es geschafft, innerhalb kürzester Zeit zu einem der deutschen Zentren für Call Center zu werden. Geheimnis des Erfolges: Kurze und flexible Genehmigungswege. Oberhausen hat das Centro auf die Brachen gesetzt und damit die eigene Innenstadt verödet.
Der alte Düsseldorfer Hafen ist zum Zentrum für Medien, Kultur und Gastronomie geworden und schmiegt sich inzwischen an das alte Arbeiterviertel Düsseldorf-Bilk. Das alte Bahngelände im Norden der Düsseldorfer Innenstadt an der Hauptstrecke zwischen Duisburg und Düsseldorf wird derzeit erschlossen. Es handelt sich dabei um ein Areal von rd. 35 Hektar, wo in einigen Jahren über 1000 Wohnungen und 300.000 qm Büro- und Gewerbefläche entstehen werden, so daß dort 7000 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Derartige Stadtbauprojekte gibt es hier derzeit an jeder zweiten Ecke. Industriebrachen werden beseitigt und mit vernünftigen Konzepten entstehen Wohn,- Gewerbe- oder Mischflächen.
Mir ist schon klar, daß Düsseldorf als Landeshauptstadt ein lohnenderes Investitionsziel als viele andere Städte darstellt, dennoch bin ich der Ansicht, daß der Einsatz und Einfallsreichtum, der hier an den Tag gelegt wird, auch in anderen Städten Erfolge haben würde. Ich bin in den vergangenen Jahren nicht nur einem Wirtschaftsförderer begegnet und darf behaupten, daß es da durchaus Unterschiede gibt. Der eine hält den Gewerbesteuerhebesatz für das zentrale Element der Wirtschaftsförderung, der andere reist durch die halbe Weltgeschichte auf der Suche nach Investoren, spricht also potentielle Interessenten aktiv an, anstatt darauf zu warten, daß die Leute ihm die Bude einrennen.
In diesem Sinne: Die SPD ist schuld - vor allem am schlechten
Wetter dieses Sommers…
Die SPD ist für das Wetter dieses Sommers ganz sicher nicht verantwortlich, denn das fand ich großartig.
Gruß,
Christian