Warum gibt es keine Klänge mehr wie PinkFloyd?

Hallo Horst,

Irgendwie ist und bleibt deine Frage unklar. Meinst du nun, es
fehle an stilistischen Nachfolgern, oder geht es dir um den
Mangel an „spirit“, den heutige Musiker - im Unterschied zu PF

  • nicht mehr hätten?

Beides! Letzteres jedoch sogar noch mehr!

Die 60s waren eine Zeit der wissenschaftlichen, politischen
und künstlerischen Innovation wie nur wenige Epochen in der
Vergangenheit. Damals wurde Neuland erschlossen, auf dem wir
heute noch aufbauen können. Das hat mehrere Gründe (ich sehe
den vielleicht wichtigsten im Aufkommen der
bewusstseinserweiternden Drogen). So konnten im künstlerischen
Bereich Individualisten und Gruppen entstehen, die den „Geist
der Zeit“ verkörperten und in Kunstwerke umsetzten. Das ist
einmalig und kann nicht wiederholt werden.

Warum nicht? Du meinst, weil jenes Neuland nur einmal so und in der Art und Weise für die Menschheit erschlossen werden konnte? Tja, da stimme ich Dir zu. Wenn Du hingegen die Drogen meintest, - die könnte sich eine nicht unbegabte Band ja heute auch reinpfeifen (theoretisch)…

Welchen Sinn würde
es heute machen, wenn jemand wie Bach oder Beethoven
komponiert? Heraus kämen dabei nur höchst gekonnte Imitationen
eines vergangenen Stils, der den heutigen Zeitgeist nicht im
geringsten wiedergibt.

Ja das hast Du nochmal schön auf’n Punkt gebracht. Ein heutiger Beethoven würde wahrscheinlich Lady Gaga alike loslegen. Grins. Aber sind wir wirklich so sehr vom jeweiligen Zeitgeist gefesselt? Und von all unseren musikalischen Vorgängern? Das ist ja schlimm.

Soviel zum stilistischen Aspekt. Was den „spirit“ betrifft, so
gibt es mit Sicherheit vieles, was sich neben PF hören lassen
kann. Nimm den Goa-Stil, der viel Hochinteressantes
hervorbrachte, oder den damit verwandten Trance-Stil, der an
„Spiritualität“ hinter den vergleichbaren PF-Song nicht
zurückbleibt. Ich sehe hier sogar eine ganz klare
Weiterentwicklung des PF-Spirits.

Ich kenne GOA und Trance sehr gut. Hab früher viel dazu abgetanzt. Wahnsinn! Hammergeil! Trotzdem hat das mit PF nicht viel gemein. Also da fehlen mit wenigstens (!) der Gesang, die Gitarren, und der künstlerische Ausdruck (Aussage). Man denke nur an „Time“ oder „Money“ oder „The Wall“. Das hat künstlerische Aussage! Aber es ging ja auch letztlich mit meiner Frage nicht nur explizit um PF. Hast Du den Beitrag ERKLÄRUNGSVERSUCH auch gelesen?

Beste Grüße,
Yedi386

…kann ich Dir leider nicht zustimmen.

Hi,

Hallo Orlando,

Man kann nichts Geniales einfach so erarbeiten, wie du dauernd
behauptest.

Nicht jeder. Diejenigen, die es draufhaben hingegen schon,
behaupte ich mal.

großer denkfehler.
was „genial“ ist, ist sehr, sehr subjektiv. es fiel schon das beispiel bach. der heute so große bach wurde erst so richtig Mitte des 19. Jahrhunderts wiederentdeck. Wenn man vorher von „Bach“ redete, redete man von seinem Sohn. Solche Listen lassen sich endlos fortführen: Schubert starb total unbekannt, Nick Drake ebenso, Vashtui Bunyan war zu ihrer Zeit auch total unbekannt. Heutzutage sind sie sog. „Legenden“. Wer entscheidet das? Keine Ahnung.
Wenn in 100 Jahren Pink Floyd jedem am Arsch vorbeigehen würde, dann würde mich das nicht wundern. Und dafür sind sie in 200 vielleicht wieder total genial.

Vielleicht hat die Allgemeinheit aber auch einfach keinen Bock
auf zu außergewöhnliche und abgedrehte Sachen. Das ist dann
eher etwas für eine Hand voll Exoten.

was total „exotisch“ scheint, kann bald ganz anders scheinen.

Heute haben wir solchen Mist nicht nur auf den
hinteren Chartplätzen, sondern eben teilweise auch ganz vorne.

Nein, nein, nein… Hör dir mal alte amerikanische Schlager der 50er an, die scheinen vom Niveau auch total flach zu sein. Aber es macht Spaß sie zu hören, einfach weil sie Teil der 50er sind und damit ein Teil der Kultur von damals.
Was du heute verflacht, kommerziell, globalisiert nennst, sind einfach Sachen die passieren. Darüber zu urteilen ist schwierig.
Ich finde gar nicht dass unsere Musik verflacht. Nur, dass aufgrund verschiedenster Ursachen, die große Musikkultur sich nicht bei den großen Verkaufszahlen abspielt (Ich halte Verkaufszahlen eh nicht repräsentativ, was „Erfolg“ angeht). Sondern im Untergrund.
Und solche Sachen werden von verschiedensten Medien wahrgenommen. Vielleicht nicht von Viva und der RTL „Charts-Show“

Heute sind viele regionale Bands in ihrer

musikalischen Entwicklung, in ihrer Kreativität und in ihrer
Virtuosität weiter als viele Stars aus früheren Zeiten.

Nein, das kann ich so nicht unterschreiben.

Solltest du vielleicht. Du romantisierst die Vergangenheit! Das ist zwar durchaus gerechtfertigt (schließlich ist popmusikrezeption sowieso subjektiv), aber man vergisst dabei die musikalischen Tatsachen. Und so finde ich „Please, please me“ zum Großteil keineswegs wirklich revolutionär, sondern steckt noch sehr in den traditionellen britischen Musikstrukturen fest. Das muss man dann schon mitbetrachten.

Dieses „Überwasserhalten“ scheint unglaublich
zusammenzuschweißen und scheint heute gänzlich zu fehlen. Das
bringt unsere Konsum-, Überfluss- und Spassgesellschaft (ab
etwa 1999) nunmal so mit sich. Leider.

Ich kann dir nur raten, dass - solltest du dich ernsthaft mit der Kultur in der wir leben beschäftigen wollen - du aufhörst den Status Quo einfach zu verteufeln.
Dass ist weder angebracht, noch hilfreich

Es grüßt,
Anatol

Sicher, und sicherlich nicht!
Hallo arneana,

großer denkfehler.
was „genial“ ist, ist sehr, sehr subjektiv.

Also als Denkfehler würde ich das nicht bezeichnen. Das ist zu hart. Wenn schon, dann als Empfindungs- bzw. Ansichtsfehler. Ansichten und Empfindungen sind jedoch individuell unterschiedlich und deshalb weder richtig noch falsch. Das was Du über Genies schreibst, die arm und unbekannt starben, - sicher gibt es da einige. Und deren Verkennung lag mit Sicherheit auch an dem allg. Entwicklungsstand der Menschheit. Wie viele Fachexperten gab es denn schon z.B. 1657 für wie viele (bzw. wenige) Gebiete? Aber es gibt und gab auch jene vermeintlichen „Genies“, die zu ihren Lebzeiten schlecht und unbedeutend waren und es später und für immer blieben. Ebenso gibt es solche wie z.B. Albert Einstein. Gut das ist Physik. Und Physik ist nicht so wandelbar wie die Künste. Aber ich finde es absolut leichtsinnig zu behaupten, PinkFloyd könnten in 100 Jahren jedem am Arsch vorbeigehen und in 200 Jahren wieder angesagt sein. So etwas passiert mit anerkannten Musikern, Malern, Schriftstellern, usw. einfach nicht!!! Was gemeinhin gut und anerkannt ist, das bleibt gut! Irgendwann hat der Mensch z.B. die Banane als gut und wertvoll für sich entdeckt. Seitdem ist sie es und wird es immer bleiben.

Vielleicht hat die Allgemeinheit aber auch einfach keinen Bock
auf zu außergewöhnliche und abgedrehte Sachen. Das ist dann
eher etwas für eine Hand voll Exoten.

was total „exotisch“ scheint, kann bald ganz anders scheinen.

Nein. Wenn doch, passiert das heutzutage eher selten und zufällig. Deshalb ist unsere Welt auch ein ganzes Stück langweiliger geworden. Es ist so ziemlich alles entdeckt, erkannt, erschlossen, erfunden, entschlüsselt, usw. (außer vielleicht in der Technik und Medizin). Um 1830 gelebt zu haben muss noch richtiges Abenteuer gewesen sein.

Heute haben wir solchen Mist nicht nur auf den
hinteren Chartplätzen, sondern eben teilweise auch ganz vorne.

Nein, nein, nein… Hör dir mal alte amerikanische Schlager
der 50er an, die scheinen vom Niveau auch total flach zu sein.
Aber es macht Spaß sie zu hören, einfach weil sie Teil der
50er sind und damit ein Teil der Kultur von damals.
Was du heute verflacht, kommerziell, globalisiert nennst, sind
einfach Sachen die passieren. Darüber zu urteilen ist
schwierig.

Das ist jetzt aber ein schlechtes Argument. Nur weil Dir persönlich das Hören einiger alter Platten aus den 50’ern etwas gibt, heißt das - - - was? Gar nichts!

Ich finde gar nicht dass unsere Musik verflacht. Nur, dass
aufgrund verschiedenster Ursachen, die große Musikkultur sich
nicht bei den großen Verkaufszahlen abspielt (Ich halte
Verkaufszahlen eh nicht repräsentativ, was „Erfolg“ angeht).
Sondern im Untergrund. Und solche Sachen werden von verschiedensten :Medien wahrgenommen. Vielleicht nicht von Viva und der RTL :„Charts-Show“

Dieses Thema hatten wir hier nun bereits mehrfach und kontrovers diskutiert. Es ist jedoch äußerst fraglich, woran Du Erfolg und Genialität (als gemeingültig? oder nur für Dich?) überhaupt festmachst, wenn nicht an den Verkaufszahlen. Es ist dann auch fraglich, wie repräsentativ das Ergebnis ist.

Und so finde ich „Please, please
me“ zum Großteil keineswegs wirklich revolutionär, sondern
steckt noch sehr in den traditionellen britischen
Musikstrukturen fest. Das muss man dann schon mitbetrachten.

Das habe ich mitbetrachtet. Natürlich sind die Anfänge zumeist nicht sonderlich genial. Das war die erste Platte von Kurt Cobain auch nicht. Hingegen das Nevermind Album bezeichnet man dann aber eindeutig als revolutionär und genial. So ist das eben. Weltweit anerkannte Talente (Meister, Genies) sind vor allem eben auch solche, die ihren Erfolg ohne Mühe wiederholen können. Die allerersten Schritte eines Künstlers sind für eine solche Betrachtung vernachlässigbar.

Ich kann dir nur raten, dass - solltest du dich ernsthaft mit
der Kultur in der wir leben beschäftigen wollen - du aufhörst
den Status Quo einfach zu verteufeln.
Dass ist weder angebracht, noch hilfreich

Kannst Du diesen „Status Quo“ genauer beschreiben? Ich weiß nicht genau, was Du damit meinst. Gib mal ein konkretes Beispiel bitte.

Gruß,
Yedi386

Die Musik steckt nicht in der Sackgasse
Hi Yedi.

Meinst du nun, es
fehle an stilistischen Nachfolgern, oder geht es dir um den
Mangel an „spirit“, den heutige Musiker - im Unterschied zu PF

  • nicht mehr hätten?

Beides! Letzteres jedoch sogar noch mehr!

Die Rahmenbedingungen haben sich irreversibel verändert. Einerseits gibt es spirituelle Strömungen (wenn auch nicht so intensiv wie in den 60s), andererseits ist durch Medienpräsenz und Globalisierung die „reine“ Spiritualisierung der Musik nicht mehr möglich wie zu PF´s Zeiten. Es könnte heute gar keine PF geben, aus dem einfachen Grund, weil sie heute dem allesdurchdringenden Marketing unterworfen wären. Im MTV wären sie eingeschoben zwischen Klingelton-Werbeblöcke - wäre doch komisch, oder?

Ja das hast Du nochmal schön auf’n Punkt gebracht. Ein
heutiger Beethoven würde wahrscheinlich Lady Gaga alike
loslegen. Grins.

Ich bewundere die Gaga, aber ich denke, dass Ludwig Van eher im Trancebereich aktiv wäre :smile:

Aber sind wir wirklich so sehr vom jeweiligen
Zeitgeist gefesselt?

Es ist jedem unbenommen, auf Bach oder Chopin zu machen. Aber die Leute wollen tanzen. In den Clubs laufen harte Beats. Die Musik ist sexualisiert, versinnlicht worden. DAS ist der Zeitgeist - „und das ist auch gut so“.

Nimm den Goa-Stil, der viel Hochinteressantes
hervorbrachte, oder den damit verwandten Trance-Stil, der an
„Spiritualität“ hinter den vergleichbaren PF-Song nicht
zurückbleibt.

Ich kenne GOA und Trance sehr gut … Trotzdem hat das mit PF nicht
viel gemein. Also da fehlen mir wenigstens (!) der Gesang, die
Gitarren, und der künstlerische Ausdruck (Aussage). Man denke
nur an „Time“ oder „Money“ oder „The Wall“. Das hat
künstlerische Aussage!

Ich bezog mich bei der Parallelisierung mehr auf den Spirit-Aspekt, aber auch stilistisch (spacige Pads usw.) gibt es Ähnlichkeiten. Die Hits, auf die du anspielst, identifiziere ich nicht so sehr mit PF, eher ihre rein psychedelischen Sachen.

Es gibt aber auch Stile, die sich gehalten haben! Und das verstehe ich noch nicht so ganz. So ist z.B. der „Ragtime“ recht schnell so gut wie untergegangen beziehungsweise hat sich weiterentwicklet, - wird kaum noch gehört oder gespielt und wohl nur noch sehr extrem selten komponiert. Hingegen hält sich „Pop“ nun munter schon bald 50 Jahre und erfreut sich weltweiter Beliebtheit.

Ich denke, Ragtime und „Pop“ sind grundverschiedene Kategorien. Pop ist kein Stil, sondern eine Gattung, in der diverse Unter-Stile zusammengefasst sind. Aus anderer Sicht könnte man Ragtime aber auch als Vorläufer der Popmusik betrachten.

Nun könnte man sagen, okay das hat damals die Barockmusik (ca. 1600 bis 1750) in der Epoche/Kategorie der Klassik auch geschafft.

Die Barockmusik ging aber fließend und allmählich in die Klassik über, über Stationen wie Mannheimer Schule und Carl Philipp Emmanuel Bach usw. Das dauert Jahrzehnte. Diese Entwicklung ging parallel zur philosophischen Entwicklung - im 18. Jhd. kam zunehmend der Aspekt des Subjekts (des selbständigen Individuums) ins Spiel, und das schlug sich in der Musik nieder (Höhepunkt Beethoven).

Wo ich aber noch mal drauf hinaus will, ist diese gespürte Sackgasse, in der wir heute stecken und auf die ich wohl auch eigentlich mit meiner Frage hier bei WWW anspielte.

Nein, es gibt keine Sackgasse, es gibt nicht mal einen Abfall des Niveaus. Die Musik, die wir heute haben, ist verdammt gut, verglichen mit den Produkten der 60s sogar viel, viel besser.

Gruß

Horst

Also als Denkfehler würde ich das nicht bezeichnen. Das ist zu
hart. Wenn schon, dann als Empfindungs- bzw. Ansichtsfehler.
Ansichten und Empfindungen sind jedoch individuell
unterschiedlich und deshalb weder richtig noch falsch. Das was
Du über Genies schreibst, die arm und unbekannt starben, -
sicher gibt es da einige. Und deren Verkennung lag mit
Sicherheit auch an dem allg. Entwicklungsstand der Menschheit.

das wort verkennung ist gerade in dem zusammenhang falsch.
was ich dir versucht habe nahe zu bringen ist, dass die bzeichnung „genie“ total vom zeitgeist abhängig ist. und nicht vom entwicklungsstand.
denn es gibt kein richtig und falsch in der kultur. die tatsache, dass schubert unbekannt starb liegt nicht daran, dass die leute damals zu doof waren. sondern daran, dass es die leute nicht schätzten. so wie wir heute anderes nicht schätzen, was in 50 jahren vielleicht ganz anders sein wird.

wenn du solche phänomene betrachtest ist es unglaublich wichtig, dass du deinen eigenen standpunkt verlässt.
denn:

Was gemeinhin gut und anerkannt ist, das bleibt gut! Irgendwann
hat der Mensch z.B. die Banane als gut und wertvoll für sich
entdeckt. Seitdem ist sie es und wird es immer bleiben.

Genau da ist dein Fehler. Um dein Beispiel mit der Banane fortzuführen, behaupte ich mal kühn: In 50 jahren wird ma sagen, Bananen sind scheiße. Man muss sie schälen, die Schale kann man nicht mitessen, (wie bei jeder anderen Frucht in 50 jahren). Außerdem ist ihre Form unpraktisch und erinnert doch ein wenig zu sehr an das männliche Geschlechtsorgan. Natürlich ist das Blödsinn, aber dass die Banane für den Rest der Menschheitsgeschichte bleiben wird ist mindestens genauso Blödsinn. Wieso sollte sie denn?
In dem Zusammenhang muss ich jetzt an den Film Sonnenalle denken: Onkel Heinz will über die Grenze zur DDR wird angehalten und muss den Koffer aufmachen. Der DDR-Grenzpolizist schaut rein und sieht Lychees. Er schüttelt den Kopf und sagt: „Lychees…was ihr im Westen jetzt schon alles essen müsst…“
Perfektes Beispiel: Zwei verschiedene Gesellschaften treffen aufeinander, der eine amg Lychees, der andere nicht.
Vielleicht mag man in 50 Jahren keine Bananen mehr…

Die Geschichte ist nicht ein Lauf von Strängen, der im Heute endet.
Weiter im Text:

Es ist so ziemlich alles entdeckt,
erkannt, erschlossen, erfunden, entschlüsselt, usw. (außer
vielleicht in der Technik und Medizin). Um 1830 gelebt zu
haben muss noch richtiges Abenteuer gewesen sein.

Nein. Erinnerst du dich an vor 10 Jahren? Vielleicht hättest du da genauso gedacht. Um diese Nachricht zu posten, hättest du dich aber 5 Minuten lang durch ein arschlangsames Modem einwählen müssen, das komisch quietschende Geräsche macht.
Es ist überhaupt nicht alles erkannt, erschlossen, erfunden, entschlüsselt.
Letztens haben es Forscher geschafft mit einem Mikrochip einen Käfer zu steuern. Das ist die Zukunft. Und nicht mit Käfern. (Das klingt jetzt ein wenig bösartig, ich weiß)
Vielleicht wirst du in 100 Jahren, wenn du ein Kind willst, dir vorher die Haarfarbe aussuchen können. Und dann werden sie in geschichte uns auslachen wie wir es nicht fertig gebaracht haben auf den Mars zu fliegen.

Die Geschichte ist nicht ein Lauf von Strängen, der im Heute endet.

Heute haben wir solchen Mist nicht nur auf den
hinteren Chartplätzen, sondern eben teilweise auch ganz vorne.

Nein, nein, nein… Hör dir mal alte amerikanische Schlager
der 50er an, die scheinen vom Niveau auch total flach zu sein.
Aber es macht Spaß sie zu hören, einfach weil sie Teil der
50er sind und damit ein Teil der Kultur von damals.
Was du heute verflacht, kommerziell, globalisiert nennst, sind
einfach Sachen die passieren. Darüber zu urteilen ist
schwierig.

Das ist jetzt aber ein schlechtes Argument. Nur weil Dir
persönlich das Hören einiger alter Platten aus den 50’ern
etwas gibt, heißt das - - - was? Gar nichts!

Ich meine, dass diese Platten damals in den 50ern auch ganz vorne in den Charts waren, und die Musikkritiker auch vielleicht dachten, „Mensch, was ist das denn für eine gequirlte Scheisse?“

Es ist jedoch äußerst fraglich, woran
Du Erfolg und Genialität (als gemeingültig? oder nur für
Dich?) überhaupt festmachst, wenn nicht an den Verkaufszahlen.
Es ist dann auch fraglich, wie repräsentativ das Ergebnis ist.

Erfolg und Genialität sind, das musst man mal zu allererst sagen beides nicht wirklich allgemeingültige Fakten.
Vor 40 Jahren, okay, da kann man das grob an den Verkaufszahlen festmachen. Heute laden die Menschen sich die Musik runter. Zählen kann man das nciht, gehört wird die Musik aber trotzdem. Und vielleicht häufiger als das was vorne in den Charts gehört wird.

Beispiel Deichkind: Ich bin mal so kühn und behaupte, sie sind eine der erfolgreichsten deutschen Livebands momentan. Ihr Album mit dem sie den Durchbruch als Liveband gschafft haben war „Aufstand im Schlaraffenland“ von 2006. Beste Chartsplazierung: „nur“ 68
Lve sind sie trotzdem Headliner auf so ziemlich jedem Festival.
Das meine ich mit der Unmessbarkeit von Erfolg durch Plattenverkäufe.

Mit der Genialität ist das wie mit der Objektivität. Man nimmt es as Faktum an und behauptet gerne: „Ja, das ist halt so“. Ist leider nicht so einfach.
Ich bin da der Meinung, dass da 2 Sachen dahinterstecken:

  1. Authoritäten
  2. die Masse
    Machen wir das mal bei der Musik: Authoritäten wären in dem Fall, Plattenbosse, PR-Agenten, Programmdirektoren, Musikkritiker.
    Wer da wieviel macht ist unterschiedlich. Eine sog. „geniale“ Band wie Pink Floyd, entsteht nicht aus dem Nichts. Da sind Leute dafür zuständig die dafür sorgen, dass diese Bands Auftritte kriegt, dass sie veröffentlicht wird, und heute sind es vor allem Musikjournalisten, die immer und immer wieder sagen: „Das war eine hammer Band!“
    Die Masse sind Menschen wie du und ich, die das dann auch hinhören und vor allem kaufen. Denn die Musiklandschaft ist ein Markt, das darf man nicht vergessen. Denn was nicht gekauft wird, wird nur sehr schwer „genial“ heutzutage.

Sagen wir mal, jemand findet in einem alten Archiv ein Paar Noten von einem total unbeaknnte Komponisten aus dem frühen 19. jahrhudnert, der nie gespielt wurde und den nie jemand kannte, nenen wir ihn Franz. Dann braucht man gewisse Leute, die das Werk von Franz a) beurteilen können nd in die Zeit einordnen können(historische Musikwissenschaftler) b) der Öffentllichkeit verfügbar machen können (Verleger) und c) der Öffentlichkeit zeigen (Journalist), bis dann endlich gesagt wird „mmmh, ja das war irgendwie ein Genie“ (Das macht dann meistens auch ein Journalist.)

Ein „Genie“ zu sein, das ist eher ein Doktortitel, den man bekommt und nicth eine genetische Veranlagung wie „Mann“, „Frau“, „blond“.

Das war die erste Platte von Kurt Cobain auch nicht. Hingegen das :Nevermind Album bezeichnet man dann aber eindeutig als revolutionär :und genial.

In dem Fall ist das nichtmal eindeutig… Ich zum Beispiel bin da ganz anderer Meinung (und ich bin nicht allein). Das zeigt ja schon wie subjektiv das „genie“ ist. Ich habe nur nicht die Autorität am Titel „Genie“ von Kurt Cobain zu rütteln.
Habe das auch nicht vor, ich will ja niemandem meine Meinung aufpressen (es geht ja hier immer um meinungen!).

Kannst Du diesen „Status Quo“ genauer beschreiben? Ich weiß
nicht genau, was Du damit meinst. Gib mal ein konkretes
Beispiel bitte.

Mit Status Quo meine ich die aktuelle Situation der Musik.
Die zu beschreiben, das wäre die Arbeit einer Habilitation und nicht eines www-Threads. Und selbst diese Habilitation wäre schon nach wenigen Jahren nciht mehr aktuell.
Ein paar Punkte:

  • Wandelbarkeit (Fokus auf „Trends“, immer wieder neue Genrebezeichnungen, etc.)
  • Demokratisierung des Musikmachens (jeder kann Musik machen, nicht wie im 16. Jahrhundert)
  • Industrialisierung der Musik (es wird aber nur veröffentlicht, was sich verkauft)
    usw. usf.

Das sind Punkte, die zu unserem aktuellen Kulturgeschehen dazu gehören und vor allem Punkte, die unser heutiges Kulturgeschehnis von dem von früher untershceidet.
Das dann als „Apokalypse der Kultur“ verkaufen zu wollen, ist heute zwar die Tendenz, aber keinswegs angemessen und richtig.

Ich hoffe du konntest meine Punkte etwas anchvollziehen…

Lieber Gruß,
Arne

Okay, okay… - trotzdem
…das ist Deine Meinung. Ich will da gar nicht mehr so viel dagegen setzen, weil ich das Gefühl habe, dass es ab einem bestimmten Punkt nix mehr bringt. Jeder hat eben seine Ansichten, Auffassungen und Standpunkte. Trotzdem hier noch ein paar Anmerkungen von mir:

Die Rahmenbedingungen haben sich irreversibel verändert.
Einerseits gibt es spirituelle Strömungen (wenn auch nicht so
intensiv wie in den 60s), andererseits ist durch Medienpräsenz
und Globalisierung die „reine“ Spiritualisierung der Musik
nicht mehr möglich wie zu PF´s Zeiten.

Möglich ist sie generell und prinzipiell auch heute noch. Jedoch nicht mehr so, wie zu PF’s Zeiten. Das stimmt leider sehr wahrscheinlich.

Es ist jedem unbenommen, auf Bach oder Chopin zu machen. Aber
die Leute wollen tanzen. In den Clubs laufen harte Beats. Die
Musik ist sexualisiert, versinnlicht worden. DAS ist der
Zeitgeist - „und das ist auch gut so“.

Ich bezweifle, ob das wirklich „gut so“ ist. Und es gibt auch heute noch ein unwahrscheinlich großes internationales Publikum für die Klassik. Diese Leute wollen keine harten Beats hören.

Die Barockmusik ging aber fließend und allmählich in die
Klassik über, über Stationen wie Mannheimer Schule und Carl
Philipp Emmanuel Bach usw. Das dauert Jahrzehnte. Diese
Entwicklung ging parallel zur philosophischen Entwicklung - im
18. Jhd. kam zunehmend der Aspekt des Subjekts (des
selbständigen Individuums) ins Spiel, und das schlug sich in
der Musik nieder (Höhepunkt Beethoven).

Das ist interessant! Und bestätigt direkt die These: „Musik ist auch immer mit ein Ausdruck von dem Entwicklungsstand der Menschheit“.

Nein, es gibt keine Sackgasse, es gibt nicht mal einen Abfall
des Niveaus. Die Musik, die wir heute haben, ist verdammt gut,
verglichen mit den Produkten der 60s sogar viel, viel besser.

Da lasse ich Dich mit Deiner Meinung allein! Denn Deine Aussage trifft - auch unter vielen verschiedenen Aspekten betrachtet - höchstens teilweise zu, wie ich finde. Ist aber wohl Ansichts- und Geschmackssache.

Gruß,
Yedi386

Alles Banane
Hi arneana,

das wort verkennung ist gerade in dem zusammenhang falsch.
was ich dir versucht habe nahe zu bringen ist, dass die
bzeichnung „genie“ total vom zeitgeist abhängig ist. und nicht
vom entwicklungsstand.

Ähem, beides vielleicht?

denn es gibt kein richtig und falsch in der kultur. die
tatsache, dass schubert unbekannt starb liegt nicht daran,
dass die leute damals zu doof waren. sondern daran, dass es
die leute nicht schätzten. so wie wir heute anderes nicht
schätzen, was in 50 jahren vielleicht ganz anders sein wird.

Okay, - aber warum schätzten sie es damals nicht? Weil sie keinen Geschmack hatten? Nein! Sondern weil sie kulturell noch nicht so weit entwickelt (gebildet) waren. Einen Künstler aber, der seiner Zeit weit voraus war/ist, im Nachhinein als Genie zu bezeichnen, sofern seine klanglichen Exkursionen sich später als zutreffend erwiesen, mag ich wohl durchgehen lassen. Aber großen Erfolg wird ein solcher Künstler dennoch nicht haben. Weder früher noch später. Oder kannst Du mir ein Fallbeispiel nennen, das mich eindeutig eines Besseren belehrt?

Stell Dir mal vor, „The Wall“ hätte es nie gegeben. Und heute erscheint es als Neuerscheinung. Klanglich vielleicht nicht ganz zeitgemäß - aber der Song ist genial, hat künstlerischen Ausdruck (Aussage) und wird nicht zuletzt deshalb weltweit zum Riesenhit! Mit Zeitgeist bzw. Zeitgeschmack hätte das Null zu tun. Vielmehr wäre es unser Entwicklungsstand, der uns den Song als genial erkennen lässt. Und zu einem Entwicklungsstand gehören natürlich u. a. auch Erfahrungen, Erkenntnisse, Erfindungen, Wissen und Gewohnheiten (z.B. Hörgewohnheiten).

Genau da ist dein Fehler. Um dein Beispiel mit der Banane
fortzuführen, behaupte ich mal kühn: In 50 jahren wird ma
sagen, Bananen sind scheiße. Man muss sie schälen, die Schale
kann man nicht mitessen, (wie bei jeder anderen Frucht in 50
jahren). Außerdem ist ihre Form unpraktisch und erinnert doch
ein wenig zu sehr an das männliche Geschlechtsorgan. Natürlich
ist das Blödsinn, aber dass die Banane für den Rest der
Menschheitsgeschichte bleiben wird ist mindestens genauso
Blödsinn. Wieso sollte sie denn?

Um ersetzt zu werden bräuchte es einen Ersatz. Und nur wenn dieser Ersatz in allen relevanten Punkten besser ist als die Banane, kommt es zum Ersetzen. Wenn nicht, kommt es zum Erweitern unserer Früchtepalette um eine neue Frucht. Dies auf die Musik übertragen, dürfte klar sein. Oder?

Die Geschichte ist nicht ein Lauf von Strängen, der im Heute
endet.

Na ja, also so krass hab ich es auch nicht dargestellt.

Weiter im Text:

Es ist so ziemlich alles entdeckt,
erkannt, erschlossen, erfunden, entschlüsselt, usw. (außer
vielleicht in der Technik und Medizin). Um 1830 gelebt zu
haben muss noch richtiges Abenteuer gewesen sein.

Nein. Erinnerst du dich an vor 10 Jahren? Vielleicht hättest
du da genauso gedacht. Um diese Nachricht zu posten, hättest
du dich aber 5 Minuten lang durch ein arschlangsames Modem
einwählen müssen, das komisch quietschende Geräsche macht.
Es ist überhaupt nicht alles erkannt, erschlossen, erfunden,
entschlüsselt.

Wie ich sagte: AUSSER MEDIZIN UND TECHNIK (von mir aus, nehmen wir noch Teilgebiete der Biologie hinzu. Und: Richtig, das Universum ist auch noch nicht vollständig entdeckt)

Letztens haben es Forscher geschafft mit einem Mikrochip einen
Käfer zu steuern. Das ist die Zukunft. Und nicht mit Käfern.
(Das klingt jetzt ein wenig bösartig, ich weiß)
Vielleicht wirst du in 100 Jahren, wenn du ein Kind willst,
dir vorher die Haarfarbe aussuchen können. Und dann werden sie
in geschichte uns auslachen wie wir es nicht fertig gebaracht
haben auf den Mars zu fliegen.

Wie ich sagte: AUSSER MEDIZIN UND TECHNIK (von mir aus, nehmen wir noch Teilgebiete der Biologie hinzu. Und: Richtig, das Universum ist auch noch nicht vollständig entdeckt)

Ich meine, dass diese Platten damals in den 50ern auch ganz
vorne in den Charts waren, und die Musikkritiker auch
vielleicht dachten, „Mensch, was ist das denn für eine
gequirlte Scheisse?“

Ja, aber das ist doch typisch für Kritiker. Die einen schreiben gute Kritiken und die anderen schlechte Kritiken. Das sagt so gut wie nix aus, denn auch die Geschmäcker von Kritikern sind bekanntlich unterschiedlich.

Erfolg und Genialität sind, das musst man mal zu allererst
sagen beides nicht wirklich allgemeingültige Fakten.

Falsch. Denkfehler! Zumindest was den Erfolg betrifft. Bei diesem handelt es sich um eine fließende Größe, die sowohl subjektiv beurteilt werden kann, als aber auch allgemeingültigen Einheiten und Einordnungen folgen kann (z.B. Erfolg von Sportlern).

Vor 40 Jahren, okay, da kann man das grob an den
Verkaufszahlen festmachen. Heute laden die Menschen sich die
Musik runter. Zählen kann man das nciht, gehört wird die Musik
aber trotzdem. Und vielleicht häufiger als das was vorne in
den Charts gehört wird.

Downloads kann man nicht zählen? Klicks kann man nicht zählen? Das wäre mir völlig neu. Es sei denn Du sprichst von den illegalen Downloads. Ja stimmt. Illegale Kopien von einer CD werden aber auch nicht mitgezählt…

Beispiel Deichkind: Ich bin mal so kühn und behaupte, sie sind
eine der erfolgreichsten deutschen Livebands momentan.

Oh, Mann! Nicht mein Geschmack, aber dachte mir schon, dass Du in der Richtung liegst…

Ihr
Album mit dem sie den Durchbruch als Liveband gschafft haben
war „Aufstand im Schlaraffenland“ von 2006. Beste
Chartsplazierung: „nur“ 68
Lve sind sie trotzdem Headliner auf so ziemlich jedem
Festival.
Das meine ich mit der Unmessbarkeit von Erfolg durch
Plattenverkäufe.

Das bezeichne ich hingegen als Deine subjektive Wahrnehmung. Du persönlich findest sie genial und machst das an etwas fest. Platz 68 bleibt aber Platz 68.

Mit der Genialität ist das wie mit der Objektivität.

Denn was nicht gekauft wird, wird nur sehr schwer „genial“ :heutzutage.

Sagen wir mal, jemand findet in einem alten Archiv ein Paar
Noten von einem total unbeaknnte Komponisten aus dem frühen
19. jahrhudnert, der nie gespielt…

Du meinst die Macher und die Masse. Nun, die Macher machen Scheiße (nicht immer). Und die Masse folgt der Schwerkraft, hab ich neulich hier irgendwo gelesen. Zwinker^^ Dennoch: Die Masse ist nicht doof und lässt sich nur bedingt manipulieren. Preisen die Medien z.B. ein neues Auto als supergut an und es ist tatsächlich nur ein Haufen Scheiße, so wird die Masse das bemerken und in den schlechten Verkaufszahlen wiedergeben.

Ein „Genie“ zu sein, das ist eher ein Doktortitel, den man
bekommt und nicth eine genetische Veranlagung wie „Mann“,
„Frau“, „blond“.

Stimmt. Hab nix Gegenteiliges behauptet.

Mit Status Quo meine ich die aktuelle Situation der Musik.
Die zu beschreiben, das wäre die Arbeit einer Habilitation und
nicht eines www-Threads. Und selbst diese Habilitation wäre
schon nach wenigen Jahren nciht mehr aktuell.
Ein paar Punkte:

  • Wandelbarkeit (Fokus auf „Trends“, immer wieder neue
    Genrebezeichnungen, etc.)

Na gut. Aber die Wandelbarkeit an sich hab ich nicht verteufelt. Es wäre doch langweilig, wenn Musik immer gleichblieb. Genauso langweilig und stupide wird es aber auf Dauer, geradezu zwanghaft immer wieder etwas Neues erfinden zu müssen/wollen. Das funktioniert nicht. Ist völlig widernatürlich. Genau wie z.B. Merkels Propaganda: „Wachstum, Wachstum, Wachstum“ als Allheilmittel der Wirtschaft. Es kann nicht unendliches Wachstum geben und gibt es auch nicht. Zack! Da ist die Blase der großen Illusion geplatzt und die Rezession setzt ein…

  • Demokratisierung des Musikmachens (jeder kann Musik machen,
    nicht wie im 16. Jahrhundert)

Du vergisst die Ärmsten der Armen. Oder empfiehlst Du denen Skiffle Musik auf Utensilien, die sie auf der Müllkippe im Slum gefunden haben?

  • Industrialisierung der Musik (es wird aber nur
    veröffentlicht, was sich verkauft)

Das hat aber einen großen Haken: Denn wie will man objektiv wissen, was sich gut verkauft, wenn man es zuvor nicht veröffentlicht? Da wären wir wieder bei den Machern.

Das sind Punkte, die zu unserem aktuellen Kulturgeschehen dazu
gehören und vor allem Punkte, die unser heutiges
Kulturgeschehnis von dem von früher untershceidet.
Das dann als „Apokalypse der Kultur“ verkaufen zu wollen, ist
heute zwar die Tendenz, aber keinswegs angemessen und richtig.

Mag sein. Mag sein. Mag sein… es liegt nur so ein kollektives, globales Gefühl in der Luft, das sich überall widerspiegelt. Umh? Oder war das jetzt wiederum nur subjektiv von mir so wahrgenommen? Grins.

Grüße,
Yedi386

Hi arneana,

denn es gibt kein richtig und falsch in der kultur. die
tatsache, dass schubert unbekannt starb liegt nicht daran,
dass die leute damals zu doof waren. sondern daran, dass es
die leute nicht schätzten. so wie wir heute anderes nicht
schätzen, was in 50 jahren vielleicht ganz anders sein wird.

Okay, - aber warum schätzten sie es damals nicht? Weil sie
keinen Geschmack hatten? Nein! Sondern weil sie kulturell noch
nicht so weit entwickelt (gebildet) waren.

Nein! Das versuche ich dir ja zu erklären.
Wenn du kulturell gebildet bist, heißt das, dass du vieles kennst und über vieles reden kannst. Nicht aber, dass du dir etwas bestimmtes gefällt.
Ein Haufen Leute waren vor 200 Jahren kulturell wesentlich gebildeter, als wir heute. Schubert hat seine Kunstlieder Goethe geschickt. Goethe fand das scheisse. Heißt dass das Goethe „kulturell ungebildet“ war?

Wenn du dir rezeptionsästhetisch anschaust WAS WANN gemocht wird, dann ist das nicht eine Entwicklung weg von der Dummheit hin zur Bildung. Sondern einfach ein Abbild des kulturellen Geschmacks. So plump.

Und wenn die Leute Schubert nicht mochten, dann ist das in erster Linie eine Frage des Geschmacks und nicht der Bildung. Sie mochten Schubert aus einigen Gründen nicht, aber nicht weil sie zu dumm waren.

Stell Dir mal vor, „The Wall“ hätte es nie gegeben. Und heute
erscheint es als Neuerscheinung. Klanglich vielleicht nicht
ganz zeitgemäß - aber der Song ist genial, hat künstlerischen
Ausdruck (Aussage) und wird nicht zuletzt deshalb weltweit zum
Riesenhit! Mit Zeitgeist bzw. Zeitgeschmack hätte das Null zu
tun.

Aber hallo! Mit was denn sonst?
Wenn wir uns vorstellen Woodie Guthrie hätte es nie gegeben. Und nun kommt er auf die Welt und singt „This Land is Your Land“. Wer nimmt den denn ernst? Damit kann er sich in der U-Bahn vielleicht 1, 2 Euro am Tag verdienen. Aber zur Hymne einer Nation wird das nicht. Vor 60, 70 Jahren konnte er das. Das hat natürlich mit dem Zeitgeist zu tun.

Vielmehr wäre es unser Entwicklungsstand, der uns den
Song als genial erkennen lässt. Und zu einem Entwicklungsstand
gehören natürlich u. a. auch Erfahrungen, Erkenntnisse,
Erfindungen, Wissen und Gewohnheiten (z.B. Hörgewohnheiten).

Eben: Es sind vor allem die Gewohnheiten, mit denen wir das Lied hören. Aber unsere Gewohnheiten haben nichts, aber auch gar nichts mit unserer Intelligenz, oder nennen wir es „kulturellem Horizont“, „kultureller Bildung“ zu tun.
Ob „uns“ etwas gefällt ist keine einheitliche Sache! Du kannst ein Lied nicht auseinander nehmen, wie eine Mathegleichung mit dem Ergebnis: Das ist genial.
Beispiel Nirvana: Ich finde es hat selten eine unnötigere Band gegeben.
Du hälst es für „genial“. Wer hat recht?
Beide.

Musik ist - gerade in modernen Zeiten - ein extrem subjektives Ding. Und was genial ist, das wird nie einheitlich gesagt.

Genau da ist dein Fehler. Um dein Beispiel mit der Banane
fortzuführen, behaupte ich mal kühn: In 50 jahren wird ma
sagen, Bananen sind scheiße. Man muss sie schälen, die Schale
kann man nicht mitessen, (wie bei jeder anderen Frucht in 50
jahren). Außerdem ist ihre Form unpraktisch und erinnert doch
ein wenig zu sehr an das männliche Geschlechtsorgan. Natürlich
ist das Blödsinn, aber dass die Banane für den Rest der
Menschheitsgeschichte bleiben wird ist mindestens genauso
Blödsinn. Wieso sollte sie denn?

Um ersetzt zu werden bräuchte es einen Ersatz. Und nur wenn
dieser Ersatz in allen relevanten Punkten besser ist als die
Banane, kommt es zum Ersetzen. Wenn nicht, kommt es zum
Erweitern unserer Früchtepalette um eine neue Frucht. Dies auf
die Musik übertragen, dürfte klar sein. Oder?

Ist insofern nicht klar, weil dein These nicht stimmt.
Was wir mögen, mögen wir doch nicht solange bis es ersetzt wird.
Es handelt sich doch da nicht um ein Schuhregal, wo man alte Schhe wegwirft und neue reinstellt.
Natürlich kommt es vor, dass wir einfach aufhören zu rauchen. Das wird doch nicht gleich durch eine andere Beschäftigung ersetzt.

Wie ich sagte: AUSSER MEDIZIN UND TECHNIK (von mir aus, nehmen
wir noch Teilgebiete der Biologie hinzu. Und: Richtig, das
Universum ist auch noch nicht vollständig entdeckt)

Ja, okay, dann war das vielleicht nicht stichhaltig von mir.
Aber: Musik ist nicht ein Fach, dass es zu „entdecken“ gilt. Daher kann ich auch nicht den Terminus einer „kulturellen Bildung“ richtig nachvollziehen.

Downloads kann man nicht zählen? Klicks kann man nicht zählen?
Das wäre mir völlig neu. Es sei denn Du sprichst von den
illegalen Downloads. Ja stimmt. Illegale Kopien von einer CD
werden aber auch nicht mitgezählt…

Ja eben. Deswegen ist der Erfolg nicht zu messen. Und der Erfolg hat nichts mit der Legalität des Anhörvorgangs zu tun. Das musst du natürlich miteinbeziehen.

Beispiel Deichkind: Ich bin mal so kühn und behaupte, sie sind
eine der erfolgreichsten deutschen Livebands momentan.

Oh, Mann! Nicht mein Geschmack, aber dachte mir schon, dass Du
in der Richtung liegst…

Ich halte Deichkind ehrlich gesagt für eher stumpfsinnig. Darüberhinaus ist bei dem Punkt meine persönliche Meinung total irrelevant.

Ihr Album mit dem sie den Durchbruch als Liveband gschafft haben
war „Aufstand im Schlaraffenland“ von 2006. Beste
Chartsplazierung: „nur“ 68
Lve sind sie trotzdem Headliner auf so ziemlich jedem
Festival.
Das meine ich mit der Unmessbarkeit von Erfolg durch
Plattenverkäufe.

Das bezeichne ich hingegen als Deine subjektive Wahrnehmung.
Du persönlich findest sie genial und machst das an etwas fest.
Platz 68 bleibt aber Platz 68.

Nochmal: Nein ich persönlich hatte sie nicht für genial.
Und nein ich mache ihren Erfolg an keinem subjektiven Faktor fest. (Hast du überhaupt gelesen, was ich geschrieben habe?)
Ich versuche lediglich ihren Erfolg irgendwie zu definieren. Zum Beispiel an der Tatsache, dass zu jedem Deichkind-Konzert 10.000 Menschen kommen. Und, dass ihr Lieder deutschlandweit von extrem vielen Leuten gehört werden. Wenn auch illegal. Das muss man als Erfolgs-Faktum anerkennen.
(Und mit Erfolg meine ich nicht Qualität!)
Stellt man diese Tatsache der Tatsache gegenüber, dass sie nicht soviel Platten verkaufen, wie andere (was vor allem daran liegt, dass das Deichkind-Klientel keine CDs kauft), dann weist das für mich daraufhin, dass CD-Verkäufe kein Maßstab für Erfolg mehr sind.

Mit der Genialität ist das wie mit der Objektivität.

Denn was nicht gekauft wird, wird nur sehr schwer „genial“ :heutzutage.

Sagen wir mal, jemand findet in einem alten Archiv ein Paar
Noten von einem total unbeaknnte Komponisten aus dem frühen
19. jahrhudnert, der nie gespielt…

Du meinst die Macher und die Masse. Nun, die Macher machen
Scheiße (nicht immer).

Lass ich mal unkommentiert.

Dennoch: Die Masse ist nicht doof und lässt sich nur bedingt
manipulieren.
Preisen die Medien z.B. ein neues Auto als supergut an und es
ist tatsächlich nur ein Haufen Scheiße, so wird die Masse das
bemerken und in den schlechten Verkaufszahlen wiedergeben.

Es geht hier doch nicht dadrum die Massen zu manipulieren! Sondern der Masse das zu servieren, was sie will. Weswegen Experten auf einem gewissen Gebiet sicherlich die Hände über dem Kopf zusammenschlugen und -schlagen.

Außerdem: Musik ist kein Auto. Weil Musik nicht funktionieren muss, wie ein Auto. Ein Auto ist ein Werkzeug, Musik ein Medium. Da gibt es schon Unterschiede.

Ein „Genie“ zu sein, das ist eher ein Doktortitel, den man
bekommt und nicth eine genetische Veranlagung wie „Mann“,
„Frau“, „blond“.

Stimmt. Hab nix Gegenteiliges behauptet.

Kommt aber so rüber.

Na gut. Aber die Wandelbarkeit an sich hab ich nicht
verteufelt. Es wäre doch langweilig, wenn Musik immer
gleichblieb.

Ich habe ja nicht gesagt, dass du die Wandelbarkeit verteufelst. Sondern einfach die momentane kulturelle Situation. Und das halte ich für falsch.

Genauso langweilig und stupide wird es aber auf
Dauer, geradezu zwanghaft immer wieder etwas Neues erfinden zu
müssen/wollen. Das funktioniert nicht.

Natürlich. Aber das ist ja auch nicht der Punkt.

Ist völlig widernatürlich. Genau wie z.B. Merkels Propaganda: :„Wachstum, Wachstum, Wachstum“ als Allheilmittel der Wirtschaft. Es
kann nicht unendliches Wachstum geben und gibt es auch nicht. Zack!
Da ist die Blase der großen Illusion geplatzt und die
Rezession setzt ein…

  1. Propaganda definiert sich anders.
  2. Die Frage nach dem „unendlichen Wachstum“ ist eine sehr, sehr schwierige wirtschaftswissenschaftliche Frage, die nicht einfach so mit einem „kann es nicht geben“ abgefertigt werden kann.
  3. ist man sich unter Experten recht einig, dass Rezessionen zum Verlauf der Wirtschaft dazugehören. Auch zum sog. „unendlichen Wachstum“.
  4. Der Ruf nach „Wachstum, Wachstum, Wachstum“ hat die böse Krise nicht ausgelöst, sondern ist ein Versuch aus ihr wieder herauszukommen.

Aber ich will hier weder Frau Merkel verteidigen, noch den Wirtschaftsexperten spielen. Ist ja auch nicht das Thema.

  • Demokratisierung des Musikmachens (jeder kann Musik machen,
    nicht wie im 16. Jahrhundert)

Du vergisst die Ärmsten der Armen. Oder empfiehlst Du denen
Skiffle Musik auf Utensilien, die sie auf der Müllkippe im
Slum gefunden haben?

Unfug. Die Ärmsten der Armen (und da du von Müllkippen in sprichst, nehme ich an du meinst Arme Leute ind er 3. Welt) sind - so schroff es auch klingt - nicht Teil usneres Kultursystems. Und damit für das Kulturgeschehen vollkommen irrelevant.
Sprichst du von den Ärmsten der Armen hier in Deutschland, dann halte ich a) das Gerede von Müllkippen und selbstgebauten Instrumenten für etwas sehr dramatisch und weise b) darauf hin, dass es durchaus Möglichkeiten gibt für sozial schwache Musik zu machen.
Und auch wenn nicht JEDER Musik machen kann, so doch wesentlich mehr als vor 400 Jahren.

  • Industrialisierung der Musik (es wird aber nur
    veröffentlicht, was sich verkauft)

Das hat aber einen großen Haken: Denn wie will man objektiv
wissen, was sich gut verkauft, wenn man es zuvor nicht
veröffentlicht? Da wären wir wieder bei den Machern.

Objektiv kann man das nicht wissen. Aber einschätzen bis zu einem gewissen Grade schon.

Andersherum
Hi arneana,

es macht Spass mit Dir zu diskutieren. Dennoch glaube ich, dass es so nur noch wenig Sinn macht, weiter zu diskutieren. Was Du schreibst muss nicht richtiger und nicht fälschlicher sein, als das was ich schreibe. Es ist aber beim Schreiben leider so, dass man nie ganz genau und zu 100 Prozent das ausdrücken kann, was man meint und wie man etwas meint. Du kannst auch nicht alles zu dem Thema schreiben was Du weißt oder nicht weißt. Aber nur weil Du etwas nicht erwähnst, kann ich daraus doch nicht folgern, dass Du jenes von Dir Unerwähnte etwa nicht wüsstest. Hinzu kommt, dass beim Lesen immer Fehlinterpretationen ins Spiel kommen. Bis zu einem gewissen Punkt können beide Diskussionspartner noch etwas dazugewinnen und haben Aha-Erlebnisse. Es ist auch möglich, hier oder dort Einsichten oder Änderungen zu erlangen. Wenn dieser Punkt aber überschritten ist, dann bringt es irgendwann nix mehr. Und dabei meine ich nicht, ich zwinge Dir meine Meinung auf und Du mir Deine. Nein. Aber irgendwann kommt man einfach nicht mehr weiter (was nicht bedeutet, dass einer der beiden Diskussionspartner nichts mehr entgegenzusetzen hätte). Verstehst Du? Wir könnten das hier noch Ellenlang fortführen… ich finde jedoch, dass wir dabei zunehmend vom eigentlichen Thema abkommen und dass wir nur noch versuchen, uns gegenseitig klarzumachen, wer wie was gemeint hat. - - - Also ich schreib Dir hier unten noch mal ein paar Zeilen zu Deinem Geschriebenem. Es kann von mir aus auch ruhig noch ein paar Mal hin- und hergehen, aber wie gesagt bringt es irgendwann einfach nix mehr.

denn es gibt kein richtig und falsch in der kultur. die
tatsache, dass schubert unbekannt starb liegt nicht daran,
dass die leute damals zu doof waren. sondern daran, dass es
die leute nicht schätzten. so wie wir heute anderes nicht
schätzen, was in 50 jahren vielleicht ganz anders sein wird.

Okay, - aber warum schätzten sie es damals nicht? Weil sie
keinen Geschmack hatten? Nein! Sondern weil sie kulturell noch
nicht so weit entwickelt (gebildet) waren.

Nein! Das versuche ich dir ja zu erklären.
Wenn du kulturell gebildet bist, heißt das, dass du vieles
kennst und über vieles reden kannst. Nicht aber, dass du dir
etwas bestimmtes gefällt.

Nicht unbedingt. Was ich vor allem meinte, ist, dass eine Kultur erst entstehen muss und sich etablieren muss (z.B. die Popkultur). Erst dann kann sie auch den Menschen gefallen. Hätte jemand vor Entstehung der Popkultur schon früh Popmusik gemacht (was instrumental so schon mal gar nicht drin gewesen wäre, aber egal), so hätte es den Menschen wohl nicht unbedingt gefallen. Und warum nicht? Weil sie kulturell noch nicht so weit entwickelt (gebildet) waren. UND NICHT ETWA, WEIL SIE KEINEN GESCHMACK FÜR POPMUSIK GEHABT HÄTTEN. Natürlich spielt hier der Zeitgeschmack (Zeitgeist) eine ebenso große Rolle, denn sonst könnte sich Musik als ein mediales, kulturelles Phänomen ja gar nicht verändern. Aber das hatte ich doch schon 3 Antworten zuvor eingeräumt.

Siehe hier: [Auszug]

das wort verkennung ist gerade in dem zusammenhang falsch.
was ich dir versucht habe nahe zu bringen ist, dass die
bzeichnung „genie“ total vom zeitgeist abhängig ist. und nicht
vom entwicklungsstand.

Ähem, beides vielleicht?

[Auszug Ende]

Trotzdem können wir schonmal feststellen, dass wir beide den Begriff „Genie“ an völlig unterschiedlichen Kriterien festmachen. Hier wird es weder eine Lösung geben, noch ein Richtig oder Falsch.

Und wenn die Leute Schubert nicht mochten, dann ist das in
erster Linie eine Frage des Geschmacks und nicht der Bildung.
Sie mochten Schubert aus einigen Gründen nicht, aber nicht
weil sie zu dumm waren.

Das Wort „dumm“ hast übrigens allein Du verwendet. Und das Wort Bildung stand bei mir allenfalls in Klammern. Gemeint war vordergründig „Entwicklung“. Und dies ist vielfältig auszulegen. Leider hast Du mangelnde Entwicklung (auch zeitlich, epochal) allein mit Bildungsarmut und Dummheit übersetzt.

Stell Dir mal vor, „The Wall“ hätte es nie gegeben. Und heute
erscheint es als Neuerscheinung. Klanglich vielleicht nicht
ganz zeitgemäß - aber der Song ist genial, hat künstlerischen
Ausdruck (Aussage) und wird nicht zuletzt deshalb weltweit zum
Riesenhit! Mit Zeitgeist bzw. Zeitgeschmack hätte das Null zu
tun.

Aber hallo! Mit was denn sonst?

Wie ich schrieb: Mit künstlerischen Ausdruck (Aussage). Liest Du überhaupt was ich schreibe? Zudem war das Beispiel völlig hypothetisch (das „The Wall“ so in der klanglichen Form von damals erst heute erstmalig als Neuerscheinung auf den Markt kommt).

Wenn wir uns vorstellen Woodie Guthrie hätte es nie gegeben.
Und nun kommt er auf die Welt und singt „This Land is Your
Land“. Wer nimmt den denn ernst? Damit kann er sich in der
U-Bahn vielleicht 1, 2 Euro am Tag verdienen. Aber zur Hymne
einer Nation wird das nicht. Vor 60, 70 Jahren konnte er das.
Das hat natürlich mit dem Zeitgeist zu tun.

Ja, das hat eindeutig mit Zeitgeist (Zeitgeschmack) zu tun.

Vielmehr wäre es unser Entwicklungsstand, der uns den
Song als genial erkennen lässt. Und zu einem Entwicklungsstand
gehören natürlich u. a. auch Erfahrungen, Erkenntnisse,
Erfindungen, Wissen und Gewohnheiten (z.B. Hörgewohnheiten).

Eben: Es sind vor allem die Gewohnheiten, mit denen wir das
Lied hören. Aber unsere Gewohnheiten haben nichts, aber auch
gar nichts mit unserer Intelligenz, oder nennen wir es
„kulturellem Horizont“, „kultureller Bildung“ zu tun.

Da täuscht Du Dich aber ganz gewaltig!!! Hast Du eigentlich schon einmal davon gehört, dass die Musik, die wir im Alter zwischen 12 und 20 hören, besonders prägend ist? Und dass uns genau diese Musik auch später immer wieder ganz besonders berührt, wie es keine andere je vermag? Es muss sich dabei nicht einmal um aktuelle Musik handeln. Ein heute 16 Jähriger könnte z.B. PinkFloyd hören und es als eine seiner Lieblingsmusiken einordnen. Es wird ihn prägen. Auch wenn er später 32 Jahre alt ist und andere Musik hört. Hörgewohnheiten und Einfluss entwickeln sich eben auch individuell. Deshalb meine ich mit Entwicklungsstand auch nicht zwingend und alleinig den zeitlich epochalen.

Ob „uns“ etwas gefällt ist keine einheitliche Sache! Du kannst
ein Lied nicht auseinander nehmen, wie eine Mathegleichung mit
dem Ergebnis: Das ist genial.

Na ja, etliche Kritiker und Fachleute, Musiker, Komponisten und „professionelle Hörer“ tun genau das.

Beispiel Nirvana: Ich finde es hat selten eine unnötigere Band
gegeben.
Du hälst es für „genial“. Wer hat recht?
Beide.

Schwer zu sagen. Vermutlich würde demjenigen „Recht“ gegeben werden, der mit seiner Ansicht die größere Mehrheit weltweit hinter sich hat.

Musik ist - gerade in modernen Zeiten - ein extrem subjektives
Ding. Und was genial ist, das wird nie einheitlich gesagt.

Stimme ich zu. Nix Gegenteiliges behauptet.

Genau da ist dein Fehler. Um dein Beispiel mit der Banane
fortzuführen, behaupte ich mal kühn: In 50 jahren wird ma
sagen, Bananen sind scheiße. Man muss sie schälen, die Schale
kann man nicht mitessen, (wie bei jeder anderen Frucht in 50
jahren). Außerdem ist ihre Form unpraktisch und erinnert doch
ein wenig zu sehr an das männliche Geschlechtsorgan. Natürlich
ist das Blödsinn, aber dass die Banane für den Rest der
Menschheitsgeschichte bleiben wird ist mindestens genauso
Blödsinn. Wieso sollte sie denn?

Um ersetzt zu werden bräuchte es einen Ersatz. Und nur wenn
dieser Ersatz in allen relevanten Punkten besser ist als die
Banane, kommt es zum Ersetzen. Wenn nicht, kommt es zum
Erweitern unserer Früchtepalette um eine neue Frucht. Dies auf
die Musik übertragen, dürfte klar sein. Oder?

Ist insofern nicht klar, weil dein These nicht stimmt.
Was wir mögen, mögen wir doch nicht solange bis es ersetzt
wird.

Das habe ich auch nicht behauptet. Deine Auslegungen grenzen manchmal schon an Unterstellungen und/oder Verdrehungen! Es ging hier darum, dass Du kühn als Beispiel behauptet hattest: „In 50 jahren wird man sagen, Bananen sind scheiße.“ Und darauf hab ich erwidert: „Nur, wenn man einen vollwertigen und adäquaten Ersatz dafür findet“. Da es das nicht gibt und nicht geben wird (ebenso in der Musik), wird die Palette höchstens erweitert. Und genau das passiert in der Musik mit dem ganzen Müll heutzutage in hunderten von Kategorien und Unterkategorien.

Es handelt sich doch da nicht um ein Schuhregal, wo man alte
Schhe wegwirft und neue reinstellt.
Natürlich kommt es vor, dass wir einfach aufhören zu rauchen.
Das wird doch nicht gleich durch eine andere Beschäftigung
ersetzt.

Auch das ist nicht ganz korrekt. Viele Raucher benötigen eben genau einen Ersatz (zunächst vielleicht Nikotinpflaster).

Wie ich sagte: AUSSER MEDIZIN UND TECHNIK (von mir aus, nehmen
wir noch Teilgebiete der Biologie hinzu. Und: Richtig, das
Universum ist auch noch nicht vollständig entdeckt)

Ja, okay, dann war das vielleicht nicht stichhaltig von mir.
Aber: Musik ist nicht ein Fach, dass es zu „entdecken“ gilt.

Das dürften vor allem die Musikwissenschaftler ganz anders sehen. Viele Musiker aber wohl auch.

Downloads kann man nicht zählen? Klicks kann man nicht zählen?
Das wäre mir völlig neu. Es sei denn Du sprichst von den
illegalen Downloads. Ja stimmt. Illegale Kopien von einer CD
werden aber auch nicht mitgezählt…

Ja eben. Deswegen ist der Erfolg nicht zu messen. Und der
Erfolg hat nichts mit der Legalität des Anhörvorgangs zu tun.
Das musst du natürlich miteinbeziehen.

Da stimme ich zu. Aber sag doch mal endlich, woran Du Erfolg festmachst! Vor allem, wenn niemand etwas zählen kann, wie will dann irgendjemand etwas wissen? Allein an den Konzertbesuchen beurteilt, oder wie? Schön und gut, aber Nirvanas Konzerte waren auch ausverkauft (übrigens mehr als 10.000 Leute). Dann waren demzufolge Deiner Auslegung nach Nirvana zwar erfolgreich, aber nicht genial. Hhhhmmmm… okay, das gibt’s. So würde ich z.B. Robbie Williams einstufen.

Es geht hier doch nicht dadrum die Massen zu manipulieren!
Sondern der Masse das zu servieren, was sie will. Weswegen
Experten auf einem gewissen Gebiet sicherlich die Hände über
dem Kopf zusammenschlugen und -schlagen.

Außerdem: Musik ist kein Auto. Weil Musik nicht funktionieren
muss, wie ein Auto. Ein Auto ist ein Werkzeug, Musik ein
Medium. Da gibt es schon Unterschiede.

Dann meinst Du also, die Macher und Medien könnten der Masse flache Scheißmusik vorsetzen, und die Masse würde es hier nicht merken (weil es sich um kein Auto handelt). Sicher ist jedenfalls, dass es heutzutage für so gut wie jeden Müll ein Publikum gibt. Das bringt die Größe der Masse mit sich. Dies lässt aber leider auch ungute Rückschlüsse auf die Masse zu. Ich behaupte mal, viele Menschen hören heute nicht nur Mehr (und differenzierter) weil es immer mehr gibt, sondern auch, weil sie gar keinen Musikgeschmack haben. Eigentlich ist es ihnen so gut wie gleich, was sie hören wollen - nur aktuell muss es sein. Im Übrigen klingt heute auch Vieles einfach nur noch nach Mainstream.

Ein „Genie“ zu sein, das ist eher ein Doktortitel, den man
bekommt und nicth eine genetische Veranlagung wie „Mann“,
„Frau“, „blond“.

Stimmt. Hab nix Gegenteiliges behauptet.

Kommt aber so rüber.

Ja und zu 100 Prozent wollte ich mich da auch nicht festlegen. Denn es gibt tatsächlich genetische Dispositionen oder auch „psychische Anomalien und Erkrankungen“, zudem auffällig hohe EQ und/oder IQ, die ein Genie eben ausmachen.

Na gut. Aber die Wandelbarkeit an sich hab ich nicht
verteufelt. Es wäre doch langweilig, wenn Musik immer
gleichblieb.

Ich habe ja nicht gesagt, dass du die Wandelbarkeit
verteufelst. Sondern einfach die momentane kulturelle
Situation. Und das halte ich für falsch.

Was ich vor allem verteufelt habe, ist, dass heute niemand mehr so eine schöne und geniale Musik in der Art von PF, Beatles oder MJ macht. Auch nicht einmal ansatzweise. Betrachte doch nur einmal den künstlerischen Ausdruck (Aussage) von „Beat It“. Das waren noch richtige Songs! Und heute? Nickelback vielleicht? Deichkind? Die würde ich nicht einmal als Künstler bezeichnen.

  1. Propaganda definiert sich anders.

Weiß ich doch.

  1. Die Frage nach dem „unendlichen Wachstum“ ist eine sehr,
    sehr schwierige wirtschaftswissenschaftliche Frage, die nicht
    einfach so mit einem „kann es nicht geben“ abgefertigt werden
    kann.

So lange es Ressourcen und Märkte gibt… Übrigens: Die Population kann auch nicht unendlich wachsen. Wetten? Aber das wusstest Du sicherlich auch schon.

  1. ist man sich unter Experten recht einig, dass Rezessionen
    zum Verlauf der Wirtschaft dazugehören. Auch zum sog.
    „unendlichen Wachstum“.

Weiß ich doch.

  1. Der Ruf nach „Wachstum, Wachstum, Wachstum“ hat die böse
    Krise nicht ausgelöst, sondern ist ein Versuch aus ihr wieder
    herauszukommen.

Weiß ich doch. Funktioniert aber nicht (höchstens künstlich).

Aber ich will hier weder Frau Merkel verteidigen, noch den
Wirtschaftsexperten spielen. Ist ja auch nicht das Thema.

Genau.

Und auch wenn nicht JEDER Musik machen kann, so doch
wesentlich mehr als vor 400 Jahren.

Zugestimmt.

  • Industrialisierung der Musik (es wird aber nur
    veröffentlicht, was sich verkauft)

Das hat aber einen großen Haken: Denn wie will man objektiv
wissen, was sich gut verkauft, wenn man es zuvor nicht
veröffentlicht? Da wären wir wieder bei den Machern.

Objektiv kann man das nicht wissen. Aber einschätzen bis zu
einem gewissen Grade schon.

Das nennt man dann wohl Marketing, Analysen, Statistiken. Was bei Musik eigentlich der größte Müll überhaupt ist. Die Wurzel allen Übels. Aber so sind sie eben, die großen Macher der Musik und der Masse. Der Kapitalismus diktiert die heutigen Klänge auch ein großes Stück mit. Leider.

Gruß,
Yedi386

@ arneana
Hi arneana,

mir ist da gerade noch etwas zum Thema Genialität eingefallen. Genial kann ein Song z.B. sein wegen:

  • künstlerischem Ausdruck (Aussage)

  • klanglicher Vielfalt (auch mehrstimmig, die Spuren sind gemeint)

  • instrumentale Vielfalt

  • gute Konstruktion/Komposition

  • rhythmische Variationen

  • usw., usf.

Und? Hören wir uns einen Song von z.B. „Juli“ an: Einfache, billige Akkorde, einfache Strukturen, niedrigste kompositorische Kenntnisse und Fähigkeiten, künstlerischer Ausdruck fast bei Null, instrumentaler Einheitsbrei, und die Klänge bieten keine Vielfalt, die Spuren ebensowenig. Selbst die Rhythmen sind langweilig, gleich, monoton. Wo ist denn heuige Musik genial, bitteschön? Jetzt mal an dem Handwerkszeug der Musiker/Komponisten/Texter gemessen. Da bin ich aber gespannt auf Deine Antwort…

Gruß,
Yedi386