Warum gibt es keine "Lehrer ohne Grenzen"?

Hallo,

jeder kennt wohl die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ und ähnliche NGOs, aber in vielen Gebieten, in denen genau diese tätig sind, fehlt es Menschen auch an Bildung, die eine Chance wäre, z.B. dem Slumdasein zu entkommen. Daher frage ich mich, warum Lehrer nicht eine ähnliche Organisation gründen und Hilfe leisten? Natürlich würden die beschulten Kinder damit keine offiziellen Abschlüsse erwerben, aber Lesen können ist ja auch schon viel wert und wäre ev. auch ein Einstieg in höhere Klassen des normale Schulsystems.

Viele Lehrer haben Zeit genug und auch gute Fremdsprachenkenntnisse - das bietet sich doch an, oder?
Könnte helfen, denke ich.

Gruß,
Paran

Bildung ist Macht. Vielen Ländern und Potentaten ist ein unkontrollierbares „Bildungssystem“ suspekt. Man stelle sich vor, dass z.B. franz. Gastlehrer Mohammedkarikaturen für den Unterricht verwenden oder über Demokratie unterrichten. Nicht auszudenken.
Gruß
Rakete

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Wenn dir auffällt, dass etwas Sinnvolles fehlt, dann gründe einfach selber. Finde Mitstreiter und werbe Spenden ein. Ansonsten ist natürlich die Förderung von Bildung durchaus etwas, was von der Entwicklungshilfe betrieben wird.

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Ich glaube schon, dass es einige Organisationen gibt, die zum Beispiel (Freiwilligen-)Arbeit in Schulen entfernter Länder anbieten, aber ich wüsste auch nicht von einer so großen Organisation. Meine Tochter ist Lehrerin und viele ihrer Freundinnen/Kollegen haben schon einen Auslandsaufenthalt mit unterrichten gemacht, ist aber schon ein paar Jahre her und ich kann dir leider auch keine genaue Organisation nennen, aber vielleicht findest du etwas unter „Freiwilligenarbeit in Schulen“ oder dergleichen.

Das ist meistens keine

sondern gut bezahlter Schuldienst in den deutschen Schulen im Ausland. Die Schüler stammen auch durchweg aus der Ober- und Mittelschicht, Kinder deutscher Expatriats oder auch Einheimische aus gutbetuchtem Hause. Wenn du da irgendwo in einem Entwicklungs- oder Schwellenland, z.B. in Manila oder sonstwo, tätig wirst, kannst du dir einen üppigen Lebensstil leisten (Gated Community, Hausmädchen, Fahrer usw. ist da üblich), getreu dem alten Motto der Entwicklungshelfer:

Zuhause ein Würstchen, in der Fremde ein Fürstchen!

(… und bevor hier wieder auf mich eingeprügelt wird: ich kenne diese Verhältnisse, sowohl aus Besuchen in solchen Ländern als auch aus der Betreuung solcher Steuerfälle; den Spruch habe ich von einem Entwicklungshelfer…)

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Da gibt´s nix auf Dich einzuprügeln weil´s genau so ist wie Du´s schreibst. Alle werden nach dem deutschen Standard entlohnt und ich möchte nicht wissen was hier los wäre sollte ein Politiker mal versuchen die Lohnverhältnisse auch nur Bruchstückweise dem Einsatzland anzupassen.
Für die ganz niedrigen Ränge in Botschaften (z.B. um lästige Deutsche abzuwimmeln), Schulen und bei Hilfsorganisationen, werden dann Einheimische eingstellt die weder nach deutschem noch nach einheimischem Status besoldet werden… ramses90

Hi,

so einfach geht das nicht. Ich spreche fließend Deutsch, Englisch und Russisch und habe die Lehrbefähigung für Russisch und Englisch in der Sekundarstufe 2. Für andere Altersstufen und Fächer (inkl. Deutsch) bin ich nicht qualifiziert, also ungefähr so gut geeignet wie du. Was soll ich damit in Zentralafrika? Oder in Indien? Oder sonstwo? Die Leute, von denen Du sprichst, müssen erstmal lesen und schreiben lernen. Wie macht man das, wenn man die Sprache, die man unterrichten soll, nicht beherrscht? Ich kann übrigens auch das Leesen und Schreiben in Russisch und Englisch nicht Muttersprachlern bebringen, das funktioniert nach anderen Regeln als das Unterrichten einer Fremdsprache.
Der Auslandsschuldienst wurde bereits erwähnt, der existiert und ist schick. Auch das mit dem Einkommen stimmt, ich kann mir da einiges Ansparen, und nach dem Bezahlen von Flug und Umzug bleibt auch was übrig. Das sollte man aber nicht während des Auslandsschuleinsatzes raushängen lassen. Man fällt auf wie ein bunter Hund, nicht nur durch die Hautfarbe, und je nachdem wo man ist, treibt das die Preise hoch (auf Besuch in Kirgistan musste ich mich verstecken, während meine Gastgeberin die marschrutka - eine Art Taxi - suchte und den Preis verhandelte) oder man wird schlimmstenfalls zum Ziel für Kriminelle.
Aber ich bin durchaus motiviert und interessiert. Da die Weihnachtsferien aktuell länger sind, habe ich tatsächlich eine bis anderthalb Wochen frei, und die zweite Januarhälfte habe ich wenig Vorbereitungsarbeit und Korrekturen neben meinem Vollzeitdeputat. Wie kann ich Dir helfen, afrikanischen Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen? Ohne Scheiß ist das nämllich wirklich wichtig. Es reduziert die Kinderzahl und die Infektionsrate und schützt damit die Umwelt und trägt zuzm Frienden bei. Also, was kann ich tun?

die Franzi

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Genau so wie Franzi schreibt, ist es. Die Grundlagen der Bildung (Lesen, Schreiben, Rechnen) erfolgt normalerweise in der Muttersprache. Da spielt auch die jeweilige Kultur eine große Rolle. Frag mal einen DAF-Lehrer („Deutsch als Fremdsprache“) zu dem Problem. Das können ausländische Lehrer selten leisten.
Hier helfen nur Hilfsprojekte, die Bildung vor Ort zu fördern. Ich z.B. spende einem kleinen Verein einen Jahresbeitrag, für den ein Kind in Kamerun zur Schule gehen kann…

Beatrix

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Hallo,

ich bin weder Lehrer noch dazu befähigt und kann nicht wirklich Fremdsprachen.
Das ist keine überzeugende Basis, schätze ich.

Gruß,
Paran

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Hallo,

wäre es denn nicht trotz der nicht perfekten Sprache deinerseits immer noch besser, als wenn die Kinder gar nicht Lesen und Schreiben oder die Grundrechenarten lernen?
In vielen Ländern, in denen es an Bildungsmöglichkeiten mangelt, wird doch auch Englisch gesprochen.

Meine Muttersprache ist z.B. Plattdeutsch, ich habe trotzdem in unserer Minidorfschule bei einem des Platten nicht mächtigen Lehrer Lesen, Schreiben, Rechnen und eine Menge Deutsch gelernt.

Gruß,
Paran

Hi,

so eine Aussage kann nur von jemandem kommen, der sich nie auch nur ansatzweise über die im deutschen Schulsystem typische Fremdsprachenausbildung Englisch und Französisch hinausgewagt hat (der englische Wortschatz stammt zu 60-70% aus dem Lateinischen, das meiste davon auf dem Umweg über Französisch und hat so gut wie keine Grammatik). Platt ist ein Dialekt des Deutschen, und wir alle wachsen mit zwei Dialekten auf,dem Heimatdialekt und dem Hochdeutschen. Die meisten Sprache nder Welt unterscheiden sich viel mehr voneinander als Platt und Hochdeutsch, oder Englisch und Deutsch.
Du kannst Dir die Arbeit nicht vorstellen, die es verlangt, eine Fremdsprache zu erlernen, oder sie gar zu lehren. Muttersprachler, die lernen, ihre Sprache zu lesen und zu schreiben, haben andere Probleme und Fragen, als jemand, der die gleiche Sprache als Fremdsprache lernt. (Und jemand, der seine dritte oder vierte Sprache lernt, hat wieder andere Fragen).
Das Russische schreibt man ziemlich genaus so, wie es klingt. Auf die Vokale muss man aufpassen: nur in der betonten Silbe klingen alle Vokale so, wie sie geschrieben werden, In der Silbe un mittlbar vor der betonten Silbe wird a zu o und je zu i (genau, je ist ein Vokal und nicht zwei Buchstaben). Wenn man Russisch als Fremdsprache lernt, dann ist die korekkte Aussprache der Vokale eins der dinge, die man erst im Laufe der Zeit rauskriegt, weil sie in der Regel nicht sinnstörend ist, „nur“ einen Teil des deutschen Dialekts ausmacht. Die Schüler lernen die Schreibung des Wortes mit dem Wort, so, wie sie jedes Wort einzeln lernen müssen. Muttersprachler kennen bereits alle Wörter, die sie brauchen. Sie wollen wissen, warum sie manchmal o und manchmal a sagen, wenn da o steht. Die Regel mit der betonten Silbe hilft da wenig. Auch werden in der gesprochenen Umgangssprache die Endungen verschluckt. Der Fremdsprachenuntericht, der jedes einzelne Wort beibringt und einübt, ist da zu langsam. Bis hierher mag man es noch mit Geduld schaffen, aber das Russische (wie so ziemlich alle Sprachen außer dem Deutschen) zieht die Wörter zusammen, so wie da englische auch. Man hört keine Pause zwischen den einzelnen Wörtern. Für den Deutschen, der Englisch oder Russisch als Fremdsprache lernt, ist es kein Problem, beim Schreiben die Wörter einzeln zu schreiben. Wir haben das Problem beim Hören, wir können nur mit Mühe die gelernten Vokabeln aus dem Sprechfluss heraushören. Die Lehrbuchhörteste haben Sprecher, die extra für Lerner Pausen zwischen den Wörtern machen.
und da sind wir noch nicht mal beim eigentlichen Problem: wie soll ich jemandem in einer Sprache, die ich nur begrenzt beherrsche, die idiomatische Beherrschung seiner Muttersprache beibringen, wenn ich vielleicht nicht mal weiß, was das für ein Wort ist… jeder Deutsche sagt andauernd „Örm ja…“, aber es gehört nicht zu Schriftsprache und ist schlechter Stil. Die Russischmuttersprachler in Deutschland benutzen, wenn sie Russisch sprechen, das Adjektiv komishnaja. Niemand versteht das in Russland, weil das ein deutsches wort ist mit russischer Adjektivendung (weiblich, Nominativ Singular). Und ich warte noch auf das Schuljahr, in dem ich keinem Schüler begegne, der mir sagt „It gives in my town much shops.“ Wenn ich selbst auf diesem Niveau eine Sprache spreche, dann kann ich sie niemand anderem korrekt beibringen, und werde selbst ausgelacht. Die Muttersprachler, egal wie wenig Schulbildung sie selbst haben, kriegen das sehr schnell mit und lachen einen aus, nehmen einen nicht ernst.

die Franzi

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Hätte ich Dich früher gelesen…