Warum gibts kaum Sonnenblumen-Öl mehr?

Hallo, ich weiss nicht aus welchem Bundesland du kommst, was mich allerdings sehr interessieren würde, aber sogar in Bayern ist Raps bekannt. In Schleswig - Holstein kannst du kilometergrosse Rapsfelder sehen ( das sind die kleinen, gelben Blumen) und es werden immer mehr, auch in NRW gibt es jede Menge Rapsfelder, vielleicht mal danach googeln, damit du überhaupt weisst wie blühender Raps aussieht.
Und dass es kein Sonnenblumenöl mehr gibt ist einfach völliger Unsinn ! Jeder Supermarkt und jeder Discounter hat
Sonnenblumenöl im Sortiment.Bei Dinkelöl sieht es anders aus, das erhält man nicht überall.
Es hat sich nur der Preis geändert, früher war Rapsöl entschieden
teurer als Sonnenblumenöl. Aber nachdem es in riesigen Monokulturen angebaut wird, ist es umgekehrt.Aber zu behaupten man sehe Raps erst quasi in Schweden…glaube nicht, dass Raps in Schweden angebaut wird.
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Servus,

und lagen damit ganz richtig: Rapssaat und damit auch das daraus gewonnene Öl enthielten seit der Domestizierung von Raps als Kulturpflanze Erucasäure und (wie viele Kreuzblütler) Glukosinolate in ziemlicher Konzentration, beides ist der Gesundheit keineswegs zuträglich. In den 1960er Jahren wurden zufällige Mutanten von Raps gefunden, die keine Erucasäure enthielten, und in der Zucht zur Erzeugung von „0-Sorten“ verwendet. Das führte ab den 1970er Jahren zu einer regelrecht explosionsartigen Ausweitung der mit Raps bestellten Ackerflächen in Deutschland, zumal die Rückstände der Ölgewinnung ein recht hübsches Proteinfutter sind. Etwa zehn Jahre später kriegte der Raps dann auch noch die Glukosinolate los, seither werden „00-Sorten“ angebaut (ja, die heißen wirklich so!). „Früher“ im Sinn von vor 1980 gab es in Deutschland tatsächlich kein Rapsöl - sehr ähnlich war das Rüböl von dem nahen Verwandte Rübsen, botanisch ebenfalls Brassica Rapa, aber das will nichts heißen: Es gibt viele verschiedene Kulturpflanzen, die botanisch alle dieser einen Art zuzuordnen sind. Aber auch Rüböl riss nie jemanden so richtig vom Hocker, mit Ausnahme von solchen Zeiten wie 1946/47, als es immerhin noch eher genießbar war als das damals beinahe einzige verfügbare Öl aus Bucheckern.

„Euer“ Schuster, in panischer Angst vor Auslandsschulden, wäre nie bereit gewesen, Saatgut aus dem nichtsozialistischen Ausland einzuführen - und der nationalen Saatgutproduktion war es nicht zuzutrauen, solche züchterischen Erfolge zu erzielen: Noch Ende der 1990er Jahre, schon eine ganze Weile nach der Ära Ceaucescu, habe ich A’s Brieffreundin in Cugir jedes Frühjahr ein Päckchen mit allen möglichen Gemüsesamen geschickt, weil sie erzählt hatte, das, was sie in Sibiu oder Alba kaufen könnte, sei immer für Überraschungen gut - insbesondere bei ähnlich aussehenden Samen wisse man vorher nie so genau, was man nachher im Beet stehen hätte: Petersilie? Karotten? Sellerie? Pastinaken?

  • An so illustren Orten wie Copșa Mică kam es allerdings, deucht mir, auf einen Löffel Rapsöl mehr oder weniger nicht an, die Lebenserwartung war so oder so nicht grandios - aber das gehört woanders hin…

Schöne Grüße

MM

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Servus,

und wenn anne Frittenbude ein Schild prangt, auf dem die Fritten als „palmölfrei zubereitet“ propagiert werden, ist kein geringerer daran schuld als das Sonnenblumenöl, das bei Metro und Konsorten in handlichen Fünflitergebinden zu haben ist. Sozusagen „bis zum Abwinken“, und demnächst kommt jemand mit einem „Ayurvedischen Seelen-Detox für die dunkle Jahreszeit“ um die Ecke, das in einer Badewannenfüllung von auf 40 °C erhitztem Sonnenblumenöl besteht. Angesichts des überaus erschwinglichen Preises gar nicht mal so ein übertriebener Luxus. Man muss bloß daran glauben.

Schöne Grüße

MM

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Neugierhalber: Warst Du in Deutschland mal weiter als 30 km von Deinem Wohnort entfernt unterwegs? In Deutschland gibt es sehr viele interessante und auch schöne Reiseziele.

Schöne Grüße

MM

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Servus,

doch doch, auch da. In den vergleichsweise milden, wenig bergigen Gebieten von Götaland und Svealand. Es geht um knapp 90.000 ha (zum Vergleich: Weizen etwa 460.000 ha, Gerste etwa 330.000 ha).

Schöne Grüße

MM.

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Danke für die Info, wusste ich nicht

Ich kauf 1 - 2 x im Jahr Öl, dann fällt es auf. Meine geliebte Marke gibts kaum noch.

Im Supermarkt gesehen: Waldhonig, Sonnenblumenhonig, Rapshonig …??? Bei mir wächst kein Raps. Wenn das so stark angebaut wird, das verdrängt doch die Sonnenblumen! :frowning:

Man sagt: nördlich vom Main, wo Südschweden anfängt. Kennt ihr den Spruch nicht?

Nein.

Sonnenblumen werden in Deutschland auf ungefähr 20.000 ha angebaut, das entspricht etwa der Fläche des Anbaus von Sojabohnen in D - beides sind Nischenproduktionen auf vergleichsweise winzigen Flächen in klimatisch sehr begünstigten Gebieten mit Weinbauklima und Ackerbauböden, außerhalb der Oberrheinischen Tiefebene muss man Sonnenblumen sehr suchen.

Zum Vergleich: Die Anbaufläche von Raps macht in D ungefähr 1,2 Mio ha aus, das sind über zehn Prozent der Ackerflächen.

Und genau in diesen recht kleinen Gebieten in Deutschland, wo Sonnenblumen gedeihen, ist es im Sommer zu heiß und zu trocken für Raps. Dort, wo die Sonnenblumen stehen, aus denen das in D verkaufte Sonnenblumenöl gemacht wird, gedeiht Raps gar nicht oder schlecht. Deutschland importiert Sonnenblumenkerne und Sonnenblumenöl vorwiegend aus Ungarn, Frankreich und Italien. 350.000 Tonnen Sonnenblumensaaten werden jährlich nach D eingeführt, der Verbrauch von Sonnenblumenöl ist fast so hoch wie der von Rapsöl, die beiden nehmen sich nicht viel.

Rapshonig bringt enorme Erträge, 50 kg von einem Bienenvolk sind nicht so ganz selten, und er ist besonders in Deutschland beliebt, wo viele Honigesser cremige, leicht kristalline Konsistenz bevorzugen (anders als etwa Franzosen, die Wert auf möglichst klaren, dünnflüssigen Honig legen, den man aus Rapstracht nicht gewinnen kann). Rapshonig hat einen netten, kräftigen Honiggeschmack, aber ihm fehlen ein wenig die subtileren Aromen.

Und nochmal der herzliche Rat: Bewege Dich doch mal weiter als 30 Kilometer von Deinem Wohnort weg, Deutschland ist ein recht interessantes und vielerorts auch schönes Reiseland. Da wirst Du viele Dinge sehen, die Du vom heimischen Küchenfenster aus nicht sehen kannst.

Schöne Grüße

MM

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Hier, in Südschweden (hahaha, das ist immer noch die Mitte Deutschlands), stelle ich das Gegenteil fest: ich sehe mehr und mehr Sonnenblumen. Auf Ackerrandstreifen, auf ganzen Feldern. Beweis:

Das ist auf meiner Joggingrunde, da wurde bis vor 2 Jahren regelmäßig das Gras gemäht (keine landwirtschaftliche Verwendung, es blieb liegen), jetzt ist dort ein wunderbarer wilder Acker, mit hunderten Sonnen-, Ringelblumen und noch ganz vielen Blumen mehr, die ich aber im vorbeilaufen nicht erkenne.

Ich war gestern beim A…:
In Sonnenblumenöl hätte ich dich ertränken können