Hallo Rolf,
Du willst begründen, warum Du ironisch auf Sylvias Fragen reagiert hast und führst dazu Sylvias Fragen auf. Ich finde, daß Sylvia ein (in meinen Augen völlig berechtigtes) Unbehagen zum Ausdruck bringen wollte, das sie hat angesichts von Wort gegen Tat der Kirchen.
Warum hat die Kirche als Institution eine große Macht?
Damit meint sie - vermute ich jedenfalls mal, denn das geht
aus dem Duktus des Übrigen hervor - nicht die Macht über die
Mitarbeiter, die jeder Arbeitgeber hat.
Ja, die Kirche hat diese Macht, weil die Menschen fürchten mußten, im ewigen Höllenfeuer zu brennen, wenn sie sich der Kirche und ihren Dogmen widersetzen, oder wenn sie nicht im kirchlichen Sinne gläubig sind, oder wenn sie die Hilfe der Kirche ablehnen …Und aus dieser moralisch-spirituellen Macht ( der größten denkbaren. Man denke daran, was Sekten mit derselben Macht schon bewirken konnten) wurde im Lauf der Jahrhunderte auch eine materielle Macht( nicht zufällig …) und eine faktische über Menschen als Arbeitnehmer z.B…
Wie kam es dazu, daß sie die Menschen einschüchtern und mit
Leib und Leben bedrohten konnte?
Wo könnte die Kirche heute noch Menschen an Leib und Leben
bedrohen?
Sylvia benutzte das Imperfekt „konnte“. Hast Du das überlesen? Zur Beantwortung ihrer Frage ist geeignet, was ziemlich zuletzt im Brett dazu geschrieben wurde - die Angst der Menschen ( vor Tod und Verdammnis). - Heute kann die Kirche Menschen nicht an Leib und Leben bedrohen. In diesem historischen Augenblick kann sie es nicht.Aber wie jeder Arbeitgeber durch Entlassung/Arbeitslosigkeit. Nur, anders als sonst im Arbeitsleben üblich, den Schutz durch Betriebsräte, den haben kirchliche Arbeitnehmer nicht. Da ist es umso verblüffender zu erfahren, daß die Kirchen nichtsdestotrotz die Menschen zu Betriebsratswahlen ermutigen. Nur bei sich selbst nicht. Obwohl es die Mitarbeiter der Einrichtungen in den neuen Bundesländern, die die Kirchen übernommen haben und die nicht kirchlich gebunden sind, dringend brauchten. Man kann dort sehen, was mit Macht geschieht.
Hier kommt der Ausdruck „durchdrungen“, auf den ich mich in
meiner Frage bezog.
Das Ganze erscheint mir wie eine Karikatur der Kirche: ich
kann meine Kirche und meine Gemeinde in dieser Beschreibung
nicht wiederfinden.
Deswegen meine Frage an Sylvia, was denn die Kirche sei.
Aber glaubst Du, die Kirche sei nur Deine Gemeinde? Was ist mit der Kirchenleitung? Den Finanzspezialisten? Wer hatte etwas zu den unfreiwilligen „Mitarbeitern“ der Kirche, den Kriegsgefangenen im Hitlerreich zu sagen? Und wann geschah das? Wann wurden die entschädigt? Mund halten damals war das eine ( nicht alle und nicht viele waren in der Bekennenden Kirche) - mitmachen das andere. Kapitel zuklappen, vergessen, nur noch in der eigenen Gemeinde und am Kirchentag Augen öffnen? Das kanns doch auch nicht sein. Und wenn da eine Sylvia mit all ihren Fragen, Zweifeln und ihrem Unbehagen kommt, dann sieht man genau, wer „draußen“ steht ( und die Augen offen hat) und wer „drinnen“ ist.Durchdrungen von einem bestimmten Verständnis der Kirche und des Glaubens. Aber in des Vaters Haus sind viele Wohnungen.
Gibt es eine Möglichkeit, sich der Macht zu entziehen und
etwas dagegen zu setzen? Gibt es eine Gemeinschaft, die das
Christentum lebt? Ohne den anderen beeinflussen oder
unterdrücken zu wollen? Das klingt provokativ.
Das klingt überhaupt nicht provokativ. Das klingt sehnsüchtig. Seit es Christentum gibt, gab es immer wieder Menschen und Gruppen, die ihr Leben dafür zu geben bereit waren, ein reines und liebevolles Christentum leben zu dürfen. Die Katharer … z.B…
Persönliche Weiterentwicklung und Entfaltung sind wichtig. :Nachdenken, informieren und eigene
Meinungen bilden. Warum untersützt das die Kirche nicht? Warum
sind wir nur beschäftigt, von anderen abzugrenzen und besser
darzustellen. Wir schlagen uns gegenseitig die Köpfe ein. Das
war die Kirche verkündet, hat wenig mit Religion zu tun.
Was dieser letzte Absatz will oder soll, ist mir platterdings
nicht klar: Nachdenken. informieren, eigene Meinungen bilden -
all das tut die Kirche, tut die Gemeinde, in der ich lebe und
in der mitarbeite.
Ja, Deine Gemeinde. Vielleicht sollte sie die ( wie ich vermute, protestantische?) Kirche Deutschlands leiten. Schon da dürften erheblixche Probleme auftreten: wie immer, wenn es um faktische Macht geht nämlich. Und dann erst in der katholischen Kirche. Man sehe jetzt ( betr. Sylvias Meinungen) bloß mal, was puncto Ökumene geschieht. Nein, derzeit geht es nicht direkt um „Köpfe einschlagen“ - aber schon ums unbeirrbare Streiten mit Recht(=Macht)behalten-wollen; derzeit seitens der katholischen Kirche.
Wo lebt Sylvia denn? Im Landkreis Miesbach, in Tuntenhausen?
Wann war sie zuletzt in einem Gottesdienst, in einer
Bibelstunde, in einem Frauenkreis oder was auch immer?
wenn das nicht provokant ist. Vielleicht lebt Sylvia in Berlin.
Andere werfen der Kirche vor, sie verwalte die Religion, und
nun kommt Sylvia und sagt, die Kirche habe mit Religion nichts
zu tun. Ja, was denn nun?
wenn das nicht provokant ist. Was hat Sylvia mit der Meinung anderer zur Kirche zu tun? Sie hat ihre eigene hingeschrieben.
Ich lege immer noch Wert darauf, daß dieses Forum „Wer weiß
was“ heißt und nicht „Wer meint was?“
Also ich bin da etwas tumb, scheint mir. Ich dachte, es ginge schon auch um eigene Meinungen? Ich las, das einfache Repetieren von Nachrichten oder Infos, außer man beantwortet eine Frage, sei unerwünscht?
Und dennoch halte
ichs immer noch mit Ludwig Wittgenstein, dessen
(möglicherweise letzter) Anhänger ich bin: „Was man sagt, kann
man deutlich sagen“, man kann auch deutlich fragen.
Und worüber man nicht reden kann, soll man schweigen, sprach Wittgenstein.
Ich bin der Meinung - darf ich das schreiben, obwohl hier das www ist??? - daß bezüglich eines Glaubens, in dem es vorkommt, daß die Geschöpfe sogar mit ihrem Schöpfer kämpfen und ringen und an ihm zweifeln - Jakob, Hiob, sogar Jesus - es möglich sein muß, daß sich von innen oder von außen jemand herantraut und es wagt, kritische Fragen zu stellen. Es ist die Bibel, die sagt: „…mehr Freude über einen Sünder, der umkehrt, als über tausend Gerechte.“ (Gleichnis vom verlorenen Sohn). Und die Kirche selbst sollte nicht umkehren dürfen und bereuen, was sie je getan hat??? Und zu Sylvia sagen: ja, das sind schwere Fragen und Probleme, komm laß uns sprechen.Und trauern. Gruß, I.